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. . Was … hat das zu bedeuten? Ich stehe erstarrt hier, an diesem Fleck und weiß nicht was genau in meinem Kopf vorgehen soll. Da ist Castiel und er liegt bei dem Menschen, der vor über einem halben Jahr spurlos verschwunden ist. Ist das ein Scherz? Soll er das wirklich sein? Soll dieser Mensch, der da am Baum sitzt, wirklich Harmony sein? Ich spüre, wie nichts mehr an mir funktionieren mag. Mein Körper ist erstarrt, mein Kopf arbeitet auf Hochtouren und bringt doch keine Antwort hervor, mein Herz dröhnt so sehr, dass es droht aus mir heraus zu springen und mein Atem hält an. Meine Augen haben sich weit geöffnet, ungläubig und fast schon hoffend, dass das nur ein böser Traum ist. J-Ja genau, das muss es sein, das und nichts anderes. Es kann nur ein schlechter, wirklich, wirklich schlechter Traum sein. Harmony … Harmony! Bist du es wirklich? Kannst du es denn sein? Würdest du dich wirklich trauen nach so langer Zeit … ohne ein Wort … ohne uns, mich anzusehen … n-nein … Doch! Genau das ist Harmony. Er macht sich keine Gedanken über so etwas. Er tut es einfach und doch habe ich noch immer irgendwo die Hoffnung, dass er es nicht ist. Er sieht so anders aus, komplett verändert. Er ist so groß geworden, größer als Castiel, den er erst noch im Arm gehalten hat. Die ganzen Farben sind aus seinem Haar verschwunden. Er ist brünett, so wie ich es vor langer Zeit einmal vermutet hatte und sein Haar ist nachgewachsen. Er trägt ganz normale Sachen, eine enge, blaue Jeans, die natürlich Risse in sich tragen muss und ein schwarzes Top, ein schwarzes, hautnahes Top, wie er es so oft trug. Er sieht so normal aus und doch so unnormal. Bei dem, was er eben tut, trägt er eine Brille auf seiner Nase und nicht mal Kontaktlinsen hat er in seinen Augen. Er zeigt Castiel seine natürlichen Augen, so wie er zur Welt kam. Castiel … er darf das sehen, was sonst noch keiner gesehen hat oder zumindest fast keiner. Sie sind weiß, farblos, wie auch immer man das bezeichnen soll. Er trägt einfach keine Farbe darin. Am wunderlichsten ist aber noch immer das, was er da tut,. Er liest. Es verwirrt mich ihn so zu sehen. Er ist ein ganz anderer Mensch geworden, spricht normal, beschäftigt sich mit so etwas normalen wie Lesen und sieht so normal aus. Ich kann nicht glauben, dass das Harmony sein soll aber als er Lächelt, als er mal ganz kurz Lächelt und ich so einen Blick auf seine Zahnlücke, auf seinen Vampirzahn erhasche, bin ich mir ganz sicher. Er ist es. Auch wenn sich alles an ihm verändert hat, so sind sein Lächeln und seine Stimme gleich geblieben. Mein Herz … es zerreißt, es zerspringt, es weiß nicht, was es von diesem Anblick halten soll. Alles, was in diesem halben Jahr passiert ist, ist nur passiert, weil er … und jetzt steht er wieder hier, sitzt und tut so als wäre nichts. Weiß er denn nicht, was er angerichtet hat, als er einfach spurlos verschwunden ist?! O Gott … Da sind so viele Fragen, tausende Fragen die sich mir stellen. Herz, Kopf, Körper, all das will in mir zerspringen, zerspringen, zerspringen. Ich könnte in diesem Moment alles um mich herum zerreißen und ich will schreien, einfach nur schreien, so laut und so lange ich kann. Der Druck in mir, die Wut, alle Regungen, die zu lange brauchen würden um sie aufzuzählen, wollen in einem lauten Aufschrei aus mir platzen und doch stehe ich nur starr da. So starr wie alle anderen auch. Ich sehe es ihnen an, sie glauben es genauso wenig, wollen es vielleicht auch nicht wahr haben. Niemand kann der Realität vor seinen Augen glauben schenken. Als sich alles nur noch mehr anfängt zu drehen, die ganzen Fragen wieder und wieder aufgewirbelt werden und ich kurz davor bin diese Realität für einen kompletten Irrsinn zu verkaufen, ist es Tyron der mich wie so oft erinnern lässt, dass all das hier wirklich echt ist. Er hat nach meiner Hand gegriffen, leicht, fast unmerklich und sieht mich von unten her an. Er sagt nicht mal etwas, sondern schaut nur. Seine Blicke reichen völlig aus, um mich etwas herunter zu bringen und doch sehe ich nicht zu ihm zurück. Ich weiß einfach, dass er zu mir auf sieht und allein das reicht. Ich selbst kann mich nicht lösen, nicht von diesem Anblick vor mir lösen und mustere jede Neuheit und jede aufkommende Bewegung derer die unter dem Baum sitzen. Ich muss einfach hinsehen. Ich muss. Sobald Castiel eingeschlafen ist, legt Harmony das Buch auch schon wieder zur Seite. Er liest nicht weiter ohne dass Castiel zuhören könnte. Er packt es diesmal selbst ein, ruhig und leise, um ihn nicht zu wecken. Anschließend steht er auf, hält Castiel dabei fest und schnaubt belustigt, als er sein genervtes Murren hört. Mehr als das passiert aber nicht bei Castiel. Er lässt es sich gefallen. Er lässt sich hoch heben, auf den Rücken des anderen nehmen und hält sich nicht mal von selbst fest. Harmony schafft das alles ohne ihn zu wecken. Er geht so behutsam mit ihm um, viel zu … viel zu gut. Er weiß wirklich nicht, wie sehr ich ihn in dem halben Jahr habe hassen gelernt. Was fällt ihm überhaupt ein, sich all das hier zu erlauben!!!
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