Man gewöhnt sich mit der Zeit tatsächlich daran hinter der Theke zu stehen. Ach ja, ganz vergessen zu erwähnen aber seit etwa einem Monat habe ich es wirklich geschafft einen Job zu finden und noch viel wichtiger, zu behalten!
Der Mann, der mir damals geholfen hat, hatte wirklich recht. Ich habe mir über Sally ihr Handy den Weg raus gesucht und musste feststellen, dass es von der Schule aus gar nicht so weit weg war. Es ist nur ein kleiner Laden, ziemlich versteckt. Man muss schon genau hinsehen, wenn man ihn finden will. Auf dem kleinen, runden Schild an der Wand steht nur: Tec-Rep. Es klang so seltsam nach 20 jährigem Jungunternehmer, dass ich irgendwie lachen musste, als ich hinein trat und da ein etwas pummeliger, älterer Mann hinter einem Tresen saß. Er lächelte mich an und stellte sofort fest, dass ich ich sei. Nein im ernst, dieser Mann, sein Sohn muss ihm schon davon erzählt haben. Er hat mir ein Probetag angeboten und ich durfte sofort ausprobieren, ob mir das alles hier überhaupt liegt. Ich musste feststellen, dass ich keine Ahnung hatte, was alles Technik umfassen kann. Er hat mir erklärt, dass er sich mehr auf Ersatzteile für Computertechnik spezialisiert hat. Seine Kunden fragen ziemlich speziell nach einzelnen Teilen. Er hat alle Kartons beschriftet und das nicht meinetwegen! Sie waren schon so, ehrlich! „Mein Sohn kam anfangs auch nicht mit den ganzen Teilen zurecht. Mache dir keine Sorgen deswegen, das lernst du schon noch mit der Zeit.“, hatte er mir damals erklärt. Es bräuchte nur etwas Interesse und Lernwilligkeit. Nachdem der Tag oder besser gesagt Abend vorbei war, hat er sich zum ersten Mal nach meinem Alter erkundigt. „16.“, hatte ich ganz knapp und viel zu schnell geantwortet. Er lächelte, doch wurde ernster: „Lügen bei einer neuen Angestellten sind nicht wirklich positiv zu bewerten.“ Er hatte recht und konnte es mir sofort ansehen. Am Ende habe ich zugegeben, dass ich noch ein Jahr jünger bin. Danach dann auch noch die Frage nach der Schule, welche ich auch nicht gerne beantwortet habe. Er hat mir sofort erklärt, was er gerne tun würde und wie er das mit seinem Sohn gehandhabt hatte. Der Plan erschien mir sehr gut und als ich unsere Klassenlehrerin darauf ansprach, hat sie sofort einen Termin mit dem Mann des Ladens ausgemacht, um sich alles selber anzusehen. Es gibt nun eine Sonderregelung. Ich darf nicht jeden Tag aushelfen, nur dann, wenn keine größeren Hausaufgaben oder Tests anstehen. Also steht im bindenden Vertrag 2-3 mal die Woche und Wochenends bei viel Betrieb, sozusagen auf Abruf. Er hat so gut wie nie zu viel Betrieb, vielleicht mal 3 Leute auf einmal aber nichts, womit man nicht klar kommen würde. Bei Reparaturen muss immer der Chef ran. Davon habe ich keine Ahnung und würde mich da auch nie ran getrauen. Eben gerade befindet er sich wieder im kleinen Raum hinten und bastelt an irgendetwas herum. Ich darf ihn dann eher selten stören kommen. Fast wie bei einem Künstler. Dann muss ich immer direkt hinter dem Tresen sitzen, auf dem kleinen Hocker und auf Kundschaft warten. Solange keiner kommt, darf ich auch kleinere Hausaufgaben machen. Ab und an kommt auch mal sein Sohn vorbei. Er spielt dann immer wieder mit seinen Augen und Augenbrauen, doch damit komme ich irgendwie nicht klar. Keine Ahnung was er von mir will. Jetzt gerade geht die Tür auch wieder auf. Ich bin noch auf die kleine Matheaufgabe fixiert und reagiere ein paar Sekunden später, wie die Glocke über der Tür läutet. „Naaa, ist man unaufmerksam gegenüber der Kunden?“ Ich blicke auf und schaue ihn mit schmalen Augen an: „Als ob … “ Er lehnt sich auf den Tresen und sieht mich an. „Schnurrende Mietzen gefallen mir mehr als fauchende Kätzchen. Bist du denn immer noch so zu deinen Kunden?“ „Nein, nur zu dir. Rate mal, woran das wohl liegen mag.“, fauche ich ihn weiter an, lächle dabei unecht, viel zu hochgezogen. „Dann rate du mal, weshalb du keine Freunde hast!!!“, fängt nun auch er an zu knurren. Ich sage lieber nichts mehr, atme nur einmal tief durch und packe meine Sachen für den morgigen Unterricht wieder ein. Keine Sekunde später taucht auch der Chef auf. „Ahhh, da bist du ja. Hast du die neuen Teile mitgebracht?“ Er erhebt sich endlich wieder, sodass ich ihn nicht länger anschauen muss und übergibt dem Mann einen Beutel. Ich bekomme keinen Blick hinein, was mich irgendwie neugierig werden lässt. Andererseits … andererseits fällt mir wieder ein, was das letzte Mal passiert ist, als ich neugierig war. Kopfschüttelnd stehe ich auf und gehe mal wieder im Laden herum. Das soll ich ab und zu tun, die Kartons wieder ordentlich einreihen und mir merken wo was steht. Die Zwei tuscheln irgendetwas miteinander - dumme Neugierde aber auch. Ich höre nicht hin, ich höre überhaupt nicht hin! Lieber summe ich irgendetwas vor mich her und versuche so das Wispern der Beiden zu übertönen. Nach ein paar Minuten kommt der junge Mann zu mir: „Vater sagt, du kannst heute ruhig schon gehen. Dein erster Monat wäre voll und du hättest deine Arbeit bisher gut gemacht.“ „Und das sollst du mir sagen?“, ziehe ich ungläubig eine Augenbraue hoch. Er atmet durch, als wäre er frustriert und sieht mich eindringlicher an: „Nein. Ich sollte dir nur sagen, dass du gehen kannst. Wenn du nicht willst, bleibe ruhig. Vater sagt da eh nichts gegen, solange er hinten arbeitet.“ „A-Also sollte das eben ein Kompliment sein?“, hake ich rot werdend nach und gehe das Sortiment im Regal vor mir fast schon zwanghaft durch. Ich merke, wie er Luft holt, um zu neuen Worten anzusetzen aber nicht dazu kommt. Die Tür geht schon wieder auf, klingelt in einem hellen, angenehmen Ton. Niemand sagt etwas, was schon seltsam ist in so einem kleinen Laden. Ich merke nur, wie der junge Erwachsene neben mir Blicke mit dem anderen austauscht, strenge Blicke, bevor er sich doch ihm zuwendet. „J-Ja, was kann ich für Sie tun?“ Ein selten unsicherer Ton ziert seine Stimme. Neugierde … alles in mir schreit nach Neugierde. Der Zweite im Laden scheint ihm etwas zu übergeben. Grummelnd gibt der Kunde von sich: „Mit den Rädern stimmt etwas nicht, könnt ihr mal schnell nachsehen?“ Mir jagt es sofort einen Schauer über den Rücken und ich zucke. Diese Stimme … als wenn ich die so einfach vergessen könnte! Gleich darauf folgt die Übelkeit, welche ich mir verkrampft unterdrücke. Kaum darauf liegen seine Blicke, arroganten Blicke, in meinem Nacken. Er schaut nur etwas zur Seite. „Hast du es denn eilig?“, fragt der ehemalige Mitarbeiter nach. Ich bin mir sicher, dass es der Kunde gehört hat, er reagiert aber nicht darauf. Viel mehr werden Schritte hörbar, immer lauter hörbar. „Ä-Ähm n-nein … tut mir leid. Sie soll sich noch einarbeiten. Komm mit.“, fordert er seinen Kunden auf, woraufhin nur ein eingebildetes Zischen erklingt. „Ja klar! Zwar nur von hinten aber dich vergesse ich schon nicht so schnell!“, knurrt derjenige hinter mir und es ist nicht an den eigentlichen Kellner/ Barkeeper gerichtet. „Was ist … ihr kennt euch?“, hakt genau dieser nach. Ich selbst will auch nicht erst darauf warten, dass mir jemand an die Schulter packt und mich zu sich umdreht. Also mache ich es selbst und trete ihm mit festen Blicken gegenüber. „Und was willst du hier? Das hier ist ein Technik-Laden! Bring deine Räder hmm, hmmhm …“ Er hat mir noch beim sprechen den Mund zu gehalten, ist mir ziemlich nahe gekommen und sieht mich fast schon verträumt an. „Ach, du kleines Kind hast wohl wirklich GAR keine Ahnung, hmm?“ Ich reiße ihm einfach die Hand von meinem Mund und entgegne ihm: „Immerhin hast das diesmal festgestellt BEVOR irgendetwas passieren konnte!“ Er schreckt sichtlich zurück bei so viel Gegenwehr, bekommt große Augen und nimmt seine Hand herunter. „Tzzz, vielen Dank auch!“, zischt er mich wieder an und wendet sich dann von mir ab. Fragend blickt der dritte in der Runde ihn oder vielleicht sogar uns Beide an: „Ihr kennt euch wohl wirklich schon.“ „Zwangsweise.“ „Unglücklicherweise!“, korrigiere ich ihn sofort. Mein Mundwerk hält heute wirklich nicht still, selbst wenn ich eigentlich gar nichts mehr sagen will. Die Ansage eben hat mich schon vollstens zufrieden gestimmt. Das lag mir schon sehr lang auf dem Herzen. Wieder zischt der vor mir und der am anderen Ende des Ladens lacht leise. Er deutet schon eine Weile über seine Schulter, in den hinteren Bereich des Ladens. „Vater hat gerade etwas Zeit. Lege sie ihm vor.“ Bedankend nickt er ihm zu. Sobald er verschwunden ist, kommt der Kellner auf mich zu. „Du kennst Seroll? Wirklich? Er ist gut oder?“ „Keine Ahnung und … wen?“, murre ich verwundert. „Ich dachte nur … ihr habt euch so seltsam unterhalten. Ich meine, er ist der Fourth, einer der besten Slider.“ Mir dreht sich schon wieder der Schädel. „Lass mich damit ja in Ruhe! “, drohe ich verzweifelnd. „Eigenschuld, wenn man mitmacht ohne es jemals vorher probiert zu haben!“, werde ich schon gleich darauf wieder angeknurrt. „Nicht ICH denke mir solche Bestrafungen aus! Und frage dann nicht mal nach, ob Grundwissen vorhanden ist!!! Abgesehen davon habe ich damals nicht zum Spaß mitgemacht und das solltest du wissen!“, kommt mit genauso spitzer Zunge zurück. Der Barkeeper steht nach wie vor zwischen uns. Sieht, wie sich der Oberschüler stöhnend an den Kopf greift und durchatmet. Er schaut mehrfach zwischen uns hin und her, bis er den Jungen fragt: „Du hast da doch letztens von so einem Mädchen erzählt.“ Von wem? Der Kellner kommt weiter auf mich zu, sieht mich grinsend an: „Ich wusste nicht, dass du auch fährst? Das hätte ich Vater erzählt, dann hättest du auch bestimmt länger arbeiten können oder Rabatte rausschlagen können. Du sollst …“ „Sie fährt nicht!“, übertönt eine Stimme das, was ich auch eben gesagt habe. Was soll ich? Was meinte der Barkeeper wohl? Und wieso unterbricht dieser andere Typ diese Frage? „A-Ach nicht? Ich dachte nur … weil Seroll so etwas mal erwähnt hatte.“, spricht mir der Halberwachsene so zu, dass ich wieder halbwegs ruhig werde. Der Schauer in meinem Nacken hat sich gelegt. Und ich habe auch mal kurz durchgeatmet. „Dann meinte er wohl das eine Mal, als dieses Dings Explodiert ist und diese anderen Dinger da nicht gepasst haben und ich nur durch die Gegend gejagt wurde und …“ „Sag's doch ganz klar: Du hast keine Ahnung!“, traut sich dieser King-sama auch wieder näher. Seine Stimme hat sich genauso gelegt. „Das weiß ich inzwischen auch.“ Woher? „Willst du gar nicht wissen woher?“ Ich antworte dem King lieber nicht. Neugierde kann sich immer mehr aufbauen und dann irgendwann nicht mehr aufhören, wenn ich einmal anfange nachzufragen. „Ich war unter der Woche deine Schwester besuchen.“ „Meine Schwester …“, wiederhole ich ungewollt, leise. „Ja. Sie gehört in meinen Bezirk, also muss ich auf sie aufpassen.“ Mir dreht sich schon wieder der Schädel. Erschöpft lasse ich meine Schultern sinken. „Lass mich mit diesem Quatsch bitte endlich in ruhe.“, jammere ich. „Wieso überhaupt Quatsch? Du versuchst es ja nicht mal!“ Stimmt, tue ich nicht und das ist auch besser so. Was ich aber versuche: Ich versuche ihn anzusehen. Mir ist an seiner Stimme irgendetwas komisch vorgekommen, als mir endlich auffällt, dass er nur eine halbe Maske trägt. Sie lässt Mund und Nase offen, nur der Rest ist verdeckt. „Hmmm … will ich auch nicht.“ „A-Aber du sollst das unheimlich gut gemacht haben. Du wärst bestimmt schnell in der S-Klasse und wenn dir das alles mal ruhig erklärt wird und du nicht einfach hineingeworfen wirst, dann würdest du das bestimmt verstehen. Ist wie mit der Arbeit hier. Du hast doch gar keine Ahnung von Technik aber weißt inzwischen welche Teile wofür zu nutzen sind.“, argumentiert der Sohn des Ladenbesitzers eigentlich gar nicht mal so schlecht. Wieder kann ich kaum antworten, denn eben genau der Ladenbesitzer kommt aus seiner Kammer hervor, von der ich endlich verstehe, warum ich sie nicht betreten darf. Er ignoriert, dass ich noch da bin und zuhören kann, scheint ihn auch gar nicht mehr zu stören. „Also gut. Nachdem ich sie jetzt mal auseinander schrauben konnte, muss ich dir leider sagen, dass es die Räder getroffen hat.“ Die Mimik des vor mir verändert sich. Er wirkt nun niedergeschlagen. „Wie schlimm? Kann man sie einfach reparieren?“, hakt er ungewohnt kindlich nach. So habe ich ihn irgendwie noch nicht gesehen … oder? Ich bin mir nicht ganz sicher. Alle Erinnerungen sind wohl doch noch nicht zurück. Mein Chef verneint ihm: „Tut mir leid, sie sind direkt am Stahlrahmen gerissen und schon zum Teil heraus gebrochen.“ Ich kapiere nicht, wo das Problem liegt. „Kaufe dir einfach neue.“, schlage ich skeptisch vor. Sarkastisch antwortet er: „Ja klaaar, ich nehme bitte für beide neue Rollen. Das macht dann bitte wie viel? 1200€ pro Seite?“ „J-Ja, so in etwa liegt der Preis für diese Räder noch.“, stimmt ihm der Barkeeper zu. Ich bekomme den Mund kaum noch zu. Warum? Warum sind die so teuer? N-Nein … das interessiert mich nicht. Soll er doch bezahlen, ist ja auch nicht meine Schuld oder so! „Warum nutzt du überhaupt deine alten wieder? Wurdest du inzwischen nicht modifiziert?“, fragt der ehemalige Mitarbeiter genauso skeptisch nach. Mi-Mo-modifi … was? Nnnhhhaa … mein Kopf platzt schon wieder! Angestrengt greife ich mir mit einer Hand an den Hinterkopf und versuche das Klopfen darin zu unterdrücken. „Ja stimmt aber seit … einer Weile … stimmt mit den Points etwas nicht. Ich habe auf die alten Scates zurückgegriffen.“ Ahhh ja … bevor hier noch weiter geredet wird, tapse ich an den 3 männlichen Personen vorbei, schnappe mir fließend meinen Rucksack und gehe dann endlich, wie ich es eh schon längst hätte tun sollen. Leise rede ich immer wieder vor mich her: „Das hier ist gar nicht passiert. Das hier ist gar nicht …“, bis die Tür schon fast hinter mir zu ist. Aber eben nur fast. Lauter als zuvor spricht der King-sama: „Sie funktionieren nicht mehr, weil ich es vor einem Monat weit übertrieben hatte und das nur, weil da 2 dämliche Kinder vom Himmel gefallen sind und nicht wussten, wie sie sich hätten retten sollen!!!“ Ich halte sofort inne, denke für einen Moment nach. Meine Hand sinkt schon von ganz allein und ich gehe einfach nur noch. Die Tür bleibt offen stehen. Irgendetwas fühlt sich in mir schwer an. Bisher habe ich wirklich jeglichen Gedanken an diese Nacht versucht zu unterdrücken aber … er scheint da ja so einiges riskiert zu haben. Mir war nicht klar, dass diese Aktion auch für ihn anstrengend gewesen sein könnte … und dann hat er auch noch Sally gerettet. Ich kann mir nicht helfen aber irgendwie erscheint mir die Geschichte so aus einem völlig anderen Winkel. Was er wohl alles riskiert hat? Seinen Titel, das war mir vorher schon klar aber … was stand wohl noch alles auf dem Spiel? Ob er sich dabei auch hätte schwerer verletzen können? Ich meine … er hätte Sally nicht retten müssen und dieser Kerl … der, der mich mitgenommen hat, der hätte das auch nicht tun müssen. Warum haben sie es also getan? Mir haben diese ganzen Gedankenfetzen in letzter Zeit einfach gereicht. Eigentlich lege ich es nicht so oft auf Streitereien an aber dieses Mädchen … die reizt mich, ständig und so wie es aussah nicht nur mich. Dieser Kerl hier ist eigentlich auch eher einer von der ruhigen Sorte. Okay, er flirtet gern mit allem was nicht sofort flüchtet aber sich mit anderen anlegen? Mit Mädchen anlegen? Niemals! Okay, ich hätte damals fragen sollen, das weiß ich inzwischen doch aber … daran lässt sich jetzt doch nichts mehr ändern. First hat mich immer mal auf dem laufenden gehalten, was ihre Fähigkeiten anging. Er glaubt, so wie sie, dass sie das nicht aus eigener Kraft geschafft hat. Es musste etwas mit Séox Fähigkeiten zu tun haben, die sich durch die Gen's irgendwie auf sie übertragen haben. Das klingt plausibel … aber ist es wirklich nur das? Mein Gefühl beim scaten trübt eher selten. Wer weiß, vielleicht bin ich einfach nur noch von den Tricks damals geblendet. Es fällt mir schwer das ganze Thema sachlich zu behandeln, ganz einfach, weil wir so eine Situation noch nicht hatten – ich noch nicht hatte. Es ist doch selbstverständlich, dass sie sauer auf mich ist und vielleicht auch irgendwie Angst hat, wenn sie nicht mal mehr die Möglichkeit dazu hat, es nochmal zu probieren. Ach was, was denke ich denn da? Sie will es doch auch gar nicht. Ihre Schwester hat mir das genauso versichert. Sie glaubt an das Versprechen ihrer Jüngeren. Andererseits … Andererseits könnte es ihr doch egal sein. Vielleicht nicht, dass es ihr Angst gemacht hat aber Wut … woher kommt denn diese Wut? Weshalb muss man wütend sein, wenn man eh nichts davon wissen will? Sie hatte schließlich kein einziges Mal nachgefragt, was ich mit den ganzen Details meine. „Haaallooo?! Noch anwesend oder bist du ihr innerlich nachgerannt?!“, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Was? Red' nicht, ich laufe keinem nach!“, versuche ich cool zu wirken aber gleich nachdem ich das gesagt habe, hätte ich es wohl doch lieber getan. Es hört sich schlimmer an als es ist. Kein so jämmerliches nachlaufen wie bei Verknallten oder so. Ich würde nur gerne … eine ehrliche Meinung zu dem hören, was sie da erlebt hat. Wenn sie die ganze Angst und Verwirrung mal wegnimmt … bleibt dann noch etwas übrig? Etwas anderes? „Nun komm, es gibt da noch eine andere Lösung, eine, die dich nicht gleich arm macht.“, schlägt mir der Ladenbesitzer vor. Ich soll ihm nach hinten folgen und er sieht sich mal die erst schon angesprochene kaputte Einheit an. Wenn die Points wieder funktionieren, dann kann ich auch wieder bei den Spielen mitmachen und genug Geld sammeln, um mir die neuen Räder leisten zu können. Er braucht eine Weile. In diesem kleinen Hinterzimmer bemerkt man gar nicht, wie es draußen langsam dunkel wird. Hier drinnen scheint immer das selbe Licht, grell, gelb. Ich schließe ein wenig meine Augen und lege mich hin. Obwohl dieses Kind alles nur wieder aufgewühlt hat, kann ich nun doch besser einschlafen als die gesamten letzten 4 Wochen. Ich wache auch dann nicht auf, wenn das herum fummeln an meinen Beinen mich eigentlich hätte wecken müssen - einfach völlig weggetreten. Herrlich, diese Ruhe, auch diese innere Ruhe … zumindest beinahe. 2 Stunden später wache ich völlig automatisch wieder auf, weil plötzlich doch irgendetwas gefehlt hat. Ich wache genau dann auf, als der Mann fertig wird. Die Zwei lächeln mich irgendwie schräg an. Ich reagiere besser gar nicht erst darauf, zahle, was er fordert und gehe dann endlich. Ich habe lang genug meine Zeit vertrödelt. Als ich gerade heraus trete und schon testen will, ob alles wieder funktioniert, höre ich aus einer eher dunklen Gasse Schritte. Sie sind ganz leise und kommen doch auf mich zu. Als ich mich dahin umdrehe, steht da wieder dieses Mädchen vor mir. Diesmal wirkt sie anders. Nervös und entschlossen gleichermaßen. Ich sage diesmal nichts, ich glaube, das erwartet und hofft sie irgendwie auch. Sie hält beide Hände vor ihr Herz, sieht mehr den Boden als mich an und spricht ziemlich leise: „E-Er-Erkläre mir bitte, was … worum … einfach … diese Sportart.“
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