Diese Schule wäre ein so viel besserer Ort, wäre dieser Idiot nicht noch hier. Ich kann nur hoffen, dass es nicht noch mehr von denen hier geben wird, zumindest nicht so lange ich hier als Schülervertreter arbeiten muss. Diese ständigen Entschuldigungen und diese ständigen Fehlstunden … warum kann er nicht einfach wie jeder andere normale Mensch zur Schule gehen? Obwohl … dann müsste ich ihn ja nur noch länger ertragen. Es reichen schon immer ein paar Stunden am Tag … wenn nicht sogar Minuten.
„Nathaniel? Castiel will die Zettel nicht unterschreiben. Er meinte, er hätte einfach keine Lust darauf.“, wird mir auch schon wieder berichtet. „Bitte Misami, kannst du ihn nicht nochmal fragen? Nur etwas energischer? Auf dich hört er vielleicht ja. Außerdem … außerdem kannst ihm auch sagen, dass wenn er ein Mann wäre, er diese Zettel einfach unterschreiben könnte.“ „Okay, ich mach's … aber nur, weil du es bist.“, lässt sie sich zum Glück noch einmal überreden. Sobald ich mich wieder meinen Unterlagen zuwende, ist sie auch schon wieder aus dem Raum draußen. Ich hoffe, nein flehe innerlich, dass sie es diesmal schafft. Ich fürchte, wenn ich mich doch noch darum kümmern muss, dass das mächtig schief gehen wird. Na ja, dann wende ich mich mal lieber wieder den Akten zu. Es kommen schon wieder bald neue an, deren Akten ich alle noch durchgehen muss. Name, Vorname, Geburtstag, Geschlecht, Adresse, etc. … Ich weiß wirklich nicht, wie es alle schaffen irgendwelche Fehler in so einfache Formulare zu bauen. Manchmal habe ich echt das Gefühl, als würden mich alle ärgern wollen. Ich komme durch ganze drei Akten durch, eh die Blondine wieder vor mir steht. Sie hat die Zettel bei sich, sieht aber unzufrieden aus. Prustend erhebe ich mich hinter dem Schreibtisch und frage, „Was hat er diesmal gesagt?“ „Diesmal meinte er wenn – wenn du ein Mann wärst, würdest du dich selber darum kümmern. Tut mir leid Nath, ich hab's echt versucht.“, entschuldigt sie sich wehleidig bei mir. Nur ungern nehme ich die Papiere zurück aber da lässt sich wohl nichts machen. Er hat es ja nicht anders gewollt. Nun – nun kümmere ich mich darum! „Habe trotzdem vielen Dank Misa. Ich weiß deine Mühe und Hilfe wirklich zu schätzen. Wir sollten lieber gehen, der Unterricht geht bestimmt bald weiter.“ Ich begleite sie zurück ins Klassenzimmer. Gerade als wir die Tür schließen, drängt sich noch schnell jemand dazwischen. Verwundert sehen wir über unsere Schultern. „Alexy? Warum denn heute so spät? U-Und dein Bruder auch oder wie?“, entfliehen mir die Worte völlig automatisch. „Sorry aber habe heute fast verschlafen. Armin hat mich geweckt.“ Gleich darauf strahlt er uns ganz offen an. Er scheint sich über irgendetwas zu freuen. Na ja, wenigstens einer hat einen guten Tag erwischt. Zugegeben, sobald man Alexy sieht, kann man sich nur mit ihm freuen. Irgendwie ist das so sein Charakter. Mir ist es wirklich lieber ihn jeden Morgen als erstes zu sehen, als einen gewissen Schulschwänzer. … Manchmal frage ich mich aber auch, worüber ich mir hier den Kopf zerbreche. Ich denke tatsächlich darüber nach welcher der beiden Jungs mir besser gefällt … also wirklich!!! Am liebsten würde ich mir jetzt mit beiden Händen auf meine Wangen schlagen, um mich selber wieder wach zu rütteln, doch vor so vielen Leuten … nein, das muss nicht sein. Also setzen Misa und ich uns auf die dritte Bank der Wandreihe. Ja, wir sitzen zusammen und gerade als wir uns setzen wollen, klingelt es auch schon. Die beiden Zwillinge tuscheln sich noch kurz irgendetwas zu, eh sich Armin hinter uns setzt und Alexy seinen Platz im Mittelfeld aufsucht. Was er nur plötzlich hat? Seine ganze Energie ist verschwunden und er lässt sich frustriert fallen. Lustlos holt er seine Federtasche heraus, dazu Block, Zeichenblock und los geht der Unterricht – für uns alle. Nach der dritten Stunde ist es dann wohl für mich soweit. Erneut schlage ich den Weg zur Schülervertretung ein, hole die Papiere, die dieser Idiot unterschreiben soll und mache mich dann auf den Weg nach draußen. Ich weiß ganz genau, dass er sich vor dem Eingang verschanzt hat und warte dennoch darauf, dass das Halbzeitklingeln ertönt. Das wurde hier so eingeführt, damit wirklich alle Schüler auf den Hof kommen. Die Mittelschüler die ersten 15 Minuten und die Oberschüler die anderen 15 Minuten. In der jeweils anderen Zeit bleiben die Klassen in ihren Räumen oder auf den Gängen. Beim fliegenden Wechsel bekomme ich die Gelegenheit mich zwischen den anderen hindurch zu schlängeln und vor das Schultor zu treten. Ich sehe ihn nicht mal richtig, da ertönt auch schon seine Stimme und meine Laune wird unweigerlich noch schlechter. „Wohoo, wen haben wir denn da? Der werte Herr Schülervertreter getraut sich nach draußen!“ „Sei still, ich bleibe bestimmt nicht lange. Unterschreibe jetzt endlich die Entschuldigungen. Du weißt genauso gut wie ich, dass du eh nicht fliegen wirst. Also hör auf 'rum zu jammern.“ „Du bist echt lustig. Getraust dich raus in meine Ecke und gibst dann auch noch solche Worte von dir. Für wen genau hältst du dich eigentlich?!“ „Und du? Bist du etwa besser? Sei mal etwas erwachsener und unterschreibe einfach oder hast du etwa angst davor?!“, werden unsere Worte immer hitziger, bis ich meinen letzten Verdacht zu deutlich von mir gegeben habe. Der mir gegenüber packt mich mit beiden Händen am Kragen und zieht mich an sich, doch nur, damit er mich an seinen Platz rücken kann. Er presst mich mit aller Kraft, mich am Kragen haltend, gegen die Wand hinter mir. Ich bekomme durch den Aufprall zwar kaum noch Luft aber das hält mich nicht davon ab mich gegen ihn zu wehren. Castiel scheint nicht damit gerechnet zu haben, dass auch ich aushole und drauf und dran bin ihm ein Veilchen zu verpassen, als … „Aus dem Weg kiddies! Daddy brauch' Platz!!!“, knurrt es mit tiefer Stimme und eh uns eine Chance gelassen wird hinzusehen, drängt sich schon eine Gestalt zwischen uns beide hindurch. Er reißt uns einfach auseinander, ohne irgendwelche Probleme damit zu haben. Er macht sich nicht mal Gedanken darüber, dass er sich hier in etwas einmischen könnte und zu allem Überfluss macht er das in binnen so weniger Sekunden, dass wir beide Mühe haben, dem überhaupt folgen zu können. Am Ende greift der Rotschopf nicht nochmal an. Er schaut dem Kerl nur hinterher, so wie ich auch. Die einzige Frage in unser beider Köpfe: „Wer ist das?!“
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