Kapitel 6: Eine gezwungene Antwort
Ihre Mutter war wirklich noch wach. Als er sie sicher da abgab, reagierte sie trotzdem noch böse. Vor den Augen eines anderen schlug sie ihre Tochter. Misami sagte nichts dazu und Castiel regte sich nicht. „Was glaubst du eigentlich, was ich mir für Gedanken gemacht habe?! Du kannst doch nicht so einfach verschwinden! Dir hätte sonst was passiert sein können und das weißt du auch.“ sie widersprach nicht mal, sonder ließ es sich gefallen.
Castiel verließ sprachlos, unsichtbar das Feld. Die nächsten drei Tage hörten sie nichts von ihr. Sie war zwar in der Schule und auch ein paar mal bei Nathaniel, aber das war es auch schon. Es fiel ihr erst nach diesen Tagen auf, Lysander war sogar in der gleichen Klasse wie sie. Noch verwundernder war das plötzliche auftauchen Castiels im Unterricht. In den Pausen sah er sie immer fragend an, er starrte schon fast.
Sie bekam immer Gänsehaut und verließ lieber das Zimmer. Diesmal folgte ihr Amber. Er wusste sofort was daraufhin passieren würde. Amber hielt mit strammen Schritten auf sie zu. „Du! Ich wette du hast meinen Spind besprüht. Jetzt versuchst du es auch noch bei Castiel?!“ reagierte sie wie eine wild gewordene Furie. Misa konnte nicht mal so schnell realisieren was geschah, da holte sie auch schon aus und Castiel drängte sich dazwischen.
„Amber, du wolltest doch wohl nicht gerade meine Freundin schlagen oder?“ Misa merkte sofort wo er ihr hinfasste. Sie lief so rot an, dass man sie nicht mehr hätte mit den seinen Haaren unterscheiden können. So schnell konnte sie gar nicht reagieren, da zischte die blonde Tussi auch schon wieder ab. „F-F-Freundin? Wie kommst du denn auf die Idee?“ „Hä wovon sprichst du eigentlich? Das war doch nur so dahingeredet.“
„War natürlich auch reiner Zufall, dass du hier draußen aufgekreuzt bist.“ meinte sie sarkastisch. „Reg dich mal wieder ab, sicher nicht. Ich will endlich mal eine Antwort.“ Die Blondine stöhnte genervt. „Mama hat gesagt, ich solle es lieber lassen. Ich werde also nicht mit bei euch mitmachen.“ „Warum hörst du so sehr auf das was dir deine Mutter sagt? Bist ja noch n'richtiges Kind, was!“ ärgerte er wieder.
Sie drückte wieder ihre Knie durch und meckerte ihn an. „Natürlich nicht, sie weiß halt nur was besser für mich ist, was sicherer ist. Ihr würdet das eh nicht verstehen, keiner kann das! Außerdem will ich Mama nicht nochmals verletzen, nicht nochmal.“ regte sie sich langsam ab. Sie sah ihn nicht mehr an, es wirkte als wäre sie traurig. „Aber sie darf dich schlagen, ja?!“ „Das ist nur ein kleiner Preis für das was damals passiert ist, denn … ach egal!“ regte sie sich wieder auf.
„Ich kann einfach nicht, sucht euch jemand anderes! Es gibt sicher tausende die das gern machen würden und eine viel bessere Stimme haben.“ versuchte sie ihn leise loszuwerden. Noch bevor er reagieren konnte, lief sie einfach wieder aus der Schule, direkt auf den Hof. „Ich wünschte ich könnte mitmachen, ich will nichts lieber als das, aber … Mutter, wir wissen beide, dass es unmöglich ist. Ich will den Jungs nicht auch noch weh tun, niemandem mehr.“ flüsterte sie verletzter den je.
Nur aus Zufall hörte Lysander alles mit. Er wollte eigentlich nur etwas Ruhe haben und verkroch sich in einer ruhigen Ecke. Die Fragen in seinem Kopf überschlugen sich inzwischen. „Wir werden uns wohl oder übel jemand anderes suche müssen.“ gab er sich damit ab. Er schlug sein Buch auf und schrieb wieder irgendetwas hinein. Seine Texte konnte man ähnlich lesen wie ein Tagebuch.
Jeder musste sich irgendwie damit abfinden, dass es keine Chance geben würde. …
Kapitel 7: einleuchtendes Gespräch
Als sich das Katzenmädchen beruhigte, ging sie einfach wieder nach drinnen. Natürlich war Castiel auch wieder weg. „So war das also.“ murmelte sie verträumt vor sich hin. Iris und die anderen Mädchen aus ihrer Klasse, redeten fast den ganzen Tag mit ihr. Sie fanden ihre Aktion mit Amber sehr riskant, aber irgendwie auch richtig cool und vor allem taff.
Gleich nach dem Unterricht sollte sie wieder mit in die Musik-AG. Sie übten weiterhin am Flügel und an ihren anderen Instrumenten. Es gab auch eine Sängerin, doch sie stand eher auf ruhige Songs. Am meisten mussten sie noch immer die Schulhymne üben, denn diesen Club gab es nicht um sonst. Sie mussten immer mal wieder auf Schulfesten und -veranstaltungen spielen und die Leute unterhalten.
Gleich als es vorbei war, schwirrte Ken wieder um sie herum. „Du kannst so toll Spielen. Was hältst du davon, wenn ich dir dafür ein paar Kekse gebe?“ wollte er wissen. In seinen Augen waren förmlich Herzen zu sehen. Misami hätte kotzen können. „Tut mir leid, ich habe noch etwas zu erledigen.“ redete sie sich raus und verschwand durch die Tür. Ihre Ausrede war noch nicht mal gelogen, denn sie wollte sich mit Nathaniel unterhalten.
Bei ihm, erzählte sie ihm alles was passiert ist. Eigentlich sollte sie ja keinem davon etwas sagen, doch er wusste es ja eh schon. Viel mehr erzählte sie auch von dem was mit ihr in der Nacht passierte. „Das ist doch gut, dass du einen Blackout ohne große Folgen hattest. Meinst du nicht, du solltest vielleicht trotzdem mitmachen. Es scheint dir wirklich gut zu tun.“ fiel ihm auf.
„Es macht ja auch Spaß und das Gefühl aus der Trance, aus meinen Blackouts, aufzuwachen, ohne dass jemand tot ist, ist wirklich wunderbar. Trotzdem mache auch ich mir meine Gedanken. Wer sagt denn, dass das immer so bleibt?! Ich möchte nicht noch mehr Menschen verletzen oder gar …“ jammerte sie hin und her gerissen. „Ich glaube, ich verstehe dich sehr gut. Du hast ihnen jetzt schon abgesagt, oder? Dann lässt sich auch nichts mehr daran ändern, meinst du nicht?“
Ihre Blicke fielen auf den Boden. „Ich weiß, aber es fühlt sich so schrecklich an, so falsch! Ich wünsche es mir wirklich. Beim singen kann ich alles vergessen und einfach nur frei sein. Es ist wirklich toll, viel viel besser als diese AG!“ Der Blick ihres Gegenüber wurde noch sanfter, wärmer, freundlicher als sonst schon immer.
„Hast du da denn nicht deine Antwort? Es wäre sicher richtig es auszuprobieren. Ich weiß wie vorsichtig du bist. Es geht sicher nicht schief.“ „Danke für deine Hilfe, ich werde es mir nochmal überlegen. Vielleicht gibt es ja wirklich eine Chance.“ Trotzdem zweifelte sie noch. Sie liebte das singen, es befreite sie von aller Schuld und allem Leid, was ihr und ihrer Familie jemals zugefügt wurde.
Kapitel 8: Lass die Seiten tanzen!
Mehr oder weniger erleichtert umarmte sie Nathaniel bedankend. Stillschweigend verließ sie den Raum. Sie wollte nochmals das Stück für die AG üben, denn sie bekam es nicht wirklich auf die Reihe. Sie nahm sich ihre Gitarre und versuchte es weiter. Ständig verspielte sie sich oder verlor den Faden. Sie hatte auch viel zu wenige Parts um ein einheitliches Spiel daraus machen zu können.
Dabei dachte Misa wieder an die letzte Nacht. Es wurde fair aufgeteilt, ohne Regeln ohne Hemmungen. Sie spielten einfach und hatten ihren Spaß. Castiel sah so erleichtert, befreit aus. Er hörte einfach nur auf seine innere Stimme. Die ganze Zeit über hatte er ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Sie bekam dieses Bild einfach nicht mehr aus ihrem Kopf. Auch der Drummer und Bassist, genauso wie Lysander, sie alle hatten zwar ihre festgeschriebenen Noten und Texte aber konnten sich frei bewegen.
Ihre Adern pulsierten immer mehr bei ihren Gedankengängen. In ihr stieg der Wunsch immer mehr einfach wieder frei und vollen Herzens singen zu können. Es ist ja nicht nur, dass es mir Spaß macht, sondern die Tatsache, dass trotz des Blackouts alles heil blieb. Es ist als könnte ich all mein Energie und all meine Gefühle freilassen. Sie musste sich irgendwie ablenken. Noch etwa eine viertel Stunde probierte sie es weiter, dann gab sie auf und ging.
Sie versuchte nochmals ihre Mutter zu überreden. Es zeigte einfach keine Wirkung. Die Jungs waren noch immer in der Schule. Sie hörten sich ein paar Mädchen an, doch sie kamen einfach nicht an das heran was sie jetzt gewohnt waren. „Wie wäre es denn mit der Sängerin der Musik-AG?“ schlug der Bassist vor. „Nein, die quietscht auch nur.“ „Lys hat Recht, das ist schlimmer als Katzengejammer!“ regte sich Castiel auf. „Vielleicht sollten wir ihr noch etwas Zeit geben, sie könnte sich ja doch noch um entscheiden.“ hoffte der Drummer.
Der Rothaarige schüttelte nur mit seinem Kopf. „Es hörte sich endgültig an, sie wird nicht für uns singen. Warum brauchen wir eigentlich ein Mädchen in der Band?“ wollte er mal wieder wissen. „Du wirst lachen aber das habe ich mich anfangs auch gefragt, doch jetzt könnte ich es mir nicht mehr weg denken.“ So sehr er vor den Worten des weißhaarigen Sängers auch scheute, er hatte recht.
Die nächsten drei Tage blieb Misa immer länger in der Schule. Sie wollte unbedingt mit der Gitarre umgehen können. Dabei wuchs jedoch der Wunsch zur Band zu gehören. Nach zwei verzweifelten, weggeworfenen Tagen, hielt sie es einfach nicht mehr aus. Dieses Lied war einfach nichts was irgendetwas in sich trug, keine Leidenschaft, keine Gefühle oder irgendetwas anderes.
Energisch, mit Tränen in den Augen, stand sie auf. Sie griff einmal heftig in die Seiten, bis daraus die Melodie eines derer Lieder entstand, welches den Jungs gebührte. „Ich hasse diese Hymne, soll sie doch verrotten!“ meckerte sie. Dabei fielen noch ganz andere Worte. „Sie kann mit der Gitarre umgehen als würde sie es schon immer tun.“ murmelte eine Stimme an der Tür. Sie bekam es gar nicht mit.
Sie wollte nur noch das dröhnen der Seiten hören, nur noch mitschwingen und sich lebendig und befreit fühlen. Sie schaute an die Decke, als könne sie den Himmel sehen. Sie fühlte sich so frei, als könne sie fliegen und nichts würde sie wieder runter holen können. Ein paar kleine Tränen flossen ihre Wange hinunter. Der Junge an der Tür stand regungslos da. Inzwischen wand sie sich von deren Stücken ab und spielte die der Winged Skull.
„Sie kann tatsächlich die Riffs der Winged Skulls. Das fällt ja selbst mir schwer.“ murmelte er weiter. Es war nicht nur das, sie konnte auch die Texte auswendig und sang aus vollem Herzen mit. „Was ist Casi? Warum stehst du da so rum?“ wollte Lysander wissen. Er nannte ihn immer so um ihn zu ärgern. „Sei bloß still und sieh es dir selbst an.“ Auch die anderen aus deren Band wurden neugierig, also...
Kapitel 9: Lass den Himmel entscheiden
… also schauten sie ebenfalls durch den kleinen Spalt in der Tür. Sie wurden genauso sprachlos wie er es war. „Was kann sie denn noch alles? Flügel, Gitarre, was kommt als nächstes?“ fragte sich der Sänger laut genug das es die anderen auch verstanden. „Am Flügel kann sie auch spielen?“ „Wie kein zweiter, glaube mir Castiel.“ Sie hörten ihr alle zu, das Lied war schon fast am Ende.
„fly up high …“ Zu euch, zu allen Zurückgelassenen! „...as high as you can!…“ Damit ihr es auch wirklich hört, damit ihr mir verzeiht.„...hear me...“ Damit ihr wisst, dass ich euch niemals vergessen habe. Damit ihr wisst, wie sehr ich euch vermisse und euch um Vergebung bitte. „…hear this song!“ endete das Lieb.
Sie hielt inne und versuchte ihre Tränen zu vermeiden. Damit ihr auch wisst, dass ich für euch bete. Für alle die, die ich da hinauf geschickt habe. Für alle, angefangen mit meinem Vater und meinem geliebten großen Bruder. Es befreit mich, es befreit mich von aller Schuld, von allem Leid. Wenn ein Blackout nur nicht immer solche Folgen nach sich ziehen würde!
Ihre Verzweiflung machte sich im ganzen Raum breit. Sie legte die Gitarre zur Seite und ging zum Fenster. Sie stützte sich mit ihren Armen auf dem Fensterbrett ab und sah nach unten. Misa verschloss ihre Augen so fest sie nur konnte. „Bitte … bitte vergebt mir, für alles was ich euch angetan habe. Ich … ich wollte das alles nicht. Ich will euch niemals vergessen, niemanden von euch, aber am wenigsten meinen geliebten Bruder und meinen leiblichen, ebenso geliebten Vater. Verzeiht mir für all die Sünden und lasst mich für euch singen. Ihr sollt es alle hören, ihr sollt wissen, dass ich euch nicht vergessen habe!“ flehte, betete sie sie an.
Natürlich bekam sie keine Antwort von den Verstorbenen. Die Tür ging auf und schloss sich anschließend auch gleich wieder, diesmal ganz. „Spielst und singst du deswegen nicht, weil du glaubst deine Mutter spricht für die beiden?“ wollte er nun wissen. Sie drehte sich geschockt um. Er stand direkt vor ihr. Sie versuchte noch die Tränen los zu werden, doch er war schneller. Er legte seine Hand sanft auf ihre Wange und wischte die Tränen aus ihren Augen und vom ganze Gesicht.
„C … Castiel?! Hast du zugehört?!“ erschrak sie sich. „Du warst ja auch laut genug kleine Neue!“ machte er sich wieder lustig. „Du benimmst dich wie ein kleines Kind! Nimm die Sachen wie sie sind und tu das was du willst.“ „Ich bin nicht so wie du!“ regte sie sich wie ein kleines Kind darüber auf. Seine Grimasse verzog sich wieder ins negative. „Tja, nochmal fragen wir sicher nicht.“ Er ging einfach wieder. Sie schaute ihm verwirrt nach.
Sie wollte singen, um jeden Preis. Nun stand es fest. Sie befürchtete nur, dass es bereits zu spät sei. Sie suchte mehr oder weniger noch ein paar Minuten, dann gab sie bereits auf. „Sie sind sicher Heim gegangen. Wäre ja auch nur zu auffällig, wenn sie hier geblieben wären.“ Auch sie wollte schon gehen, doch dann zog sich der Himmel zu, die Sonne versteckte sich hinter vielen dunklen Wolken. Sie kam nicht mal bis auf den Hof, da schüttete es auch schon aus Eimern. Innerhalb von Sekunden war sie von oben bis unten nass. Es hörte gar nicht mehr auf. „Soll das wohl ein nein sein?“ fragte sie sich. Misami lief lieber wieder zurück zur Schule und wartete da bis es aufhörte. Sie wartete vergeblich.
Kapitel 10: Musik ist mein Leben
Inzwischen war es stockdunkel und sie konnte kaum noch die Hand vor Augen sehen. Ungern wollte sie jetzt gehen. Ihre Sachen waren noch immer von oben bis unten nass. Sie verzog sich wieder in das Musikzimmer. Da stand eine Couch. Diese hätte sie zum schlafen nutzen können, doch eigentlich sehnte sie sich nach ihrer Gitarre. Sie nahm sie nur kurz zur Hand und verspürte schon den Drang auf ihr zu spielen. Es durchströmte sie wie ein Rhythmus.
Die Lage erschien hoffnungslos, doch …
-Die Jungs standen wieder in ihrem Raum in der Schule. Sie haben aus Zufall den Wetterbericht mitbekommen und warteten daher gleich in der Schule. Sie spielten sich etwa eine Stunde lang ein, da ihnen langweilig war. Es machte nicht mehr so viel Spaß wie sonst immer. Unter ihnen war nun auch wieder ein Mädchen. Man sah ihr an, dass sie voll auf Lysander stand, deswegen tat sie das alles auch.
Ihre Stimme war nicht schlecht, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie gut sei. Etwas anderes blieb ihnen nicht übrig. Sie mussten sich sehr an sie gewöhnen. Sie wollte auch einige Passagen ändern, doch das bekam sie nicht durch. „Carla, es geht langsam zu weit. Versuche mal deine Stimme zu halten!“ regte sich Lysander etwas auf. Dabei behielt er seine edlen Gesichtszüge bei. Sie lief einfach nur rot an und quietschte etwas. Sie war in Gedanken schon wieder ganz woanders. Den Jungs ging es jedoch nicht wirklich anders. Sie wünschten sich, dass die Stunden endlich vorbei gehen würden.
Plötzlich drehten sich alle erschrocken um. Sie hielten inne, es herrschte totenstille im Raum. Nur aus dem Nebenraum erklang ein greller Ton, gefolgt von einem sehr bekannten Riff. Sie sahen sich alle an und lächelten erleichtert, ja, selbst Castiel!-
… doch sie versuchte ihr Glück ein letztes mal. So schnell wollte sie nicht nochmal aufgeben. Sie nahm sich ihre Gitarre mit und lief nach unten. Beim ersten mal im Keller entdeckte sie eine zweite Tür. Diese war zwar abgeschlossen, doch mit einer kleinen Haarspange konnte sie das Schloss locker knacken.
Viel zu lange überlegte sie, wie ihre Gitarre hätte laut genug sein können, damit die anderen es hörten. Als sie jedoch neben dem Tisch stand, unsicherer den je, entdeckte sie ein Kabel, welches mit dem Verstärker verbunden wurde. Sie griff es sich und stöpselte ihr Instrument daran. Als das Mädchen nebenan anfing zu singen, fuhr sie zusammen als wenn sie jemand erschreckt hätte. Ja, so eine schlechte Stimme hört man nur selten. Da können die Jungs wohl machen was sie wollen, aus einer solchen Stimme kann man nicht viel machen! belustigte sie sich etwas daran.
Nochmals tief durchgeatmet und schon sausten ihre Finger über die Seiten. Sofort wurde es Still im Nebenraum. Misami verdeckte, durch eine leichte Kopfbewegung nach unten, ihre Augen und spielte einfach weiter. Sie wirkte so erleichtert wie noch nie. Sie sah jedoch nicht wie die anderen darauf reagierten.
Auch in ihnen stieg endlich wieder die Wohllust zu spielen und zu singen. Lysander griff sich das zweite Mikro, welches keinen Ständer hatte, und schielt es ein. Zur gleichen Zeit fühlte der Drummer den Rhythmus. Er stieg als erster ein. Castiel sah Carla grimmig an, als sie Angst bekam, rückte Lysander sie nur vom Mikro. „Tut mir leid aber dieser Platz gehört nicht dir.“ verlegte er seine Maske kurz.
Daraufhin schauten sich die anderen beiden Gitarristen an. Auch sie spürten den Beat und stiegen ebenfalls ein, bis Lysander endlich anfing zu singen. Misami selbst überlegte zu stark, sie wurde wieder hin und her gerissen.
Singen, ja, ich liebe es aber … die Risiken darf ich nicht vergessen. Ich bin mir nicht sicher, ob es richtig ist zu singen aber manchmal … ja, manchmal muss man auch Dinge tun, die nicht immer vernünftig oder richtig sind!
Ihre Augen wurde rot und sie trat aus dem einem Raum in den anderen. Diesmal kam es nicht zum Blackout, diesmal nicht. Trotz ihrer sichtlichen Veränderung wusste sie genau was sie tat. Als hätte sie sich mit der Bestie in sich abgefunden.
Eine richtige Sängerin erkennt man immer erst, wenn sie sich auf jede Situation einstellen können. Mal schauen ob mir das wirklich liegt! Es wurde ihr egal ob sie jemand sah oder nicht, die Jungs, die Stimme, die Musik, der Rhythmus, alles zog sie einfach magisch an. Sie stellte sich vor das zweite Mikro und sang als gäbe es keinen Morgen mehr.Umso offener sie sangen und spielten, umso mehr verschwand der Regen. Darunter kroch der leuchtende Sternenhimmel hervor. Alles funkelte und zeigte seine volle Kraft, als würden sie sich darüber freuen.
Vielen Dank … Papa! Bruderherz!
Ihre Mutter war wirklich noch wach. Als er sie sicher da abgab, reagierte sie trotzdem noch böse. Vor den Augen eines anderen schlug sie ihre Tochter. Misami sagte nichts dazu und Castiel regte sich nicht. „Was glaubst du eigentlich, was ich mir für Gedanken gemacht habe?! Du kannst doch nicht so einfach verschwinden! Dir hätte sonst was passiert sein können und das weißt du auch.“ sie widersprach nicht mal, sonder ließ es sich gefallen.
Castiel verließ sprachlos, unsichtbar das Feld. Die nächsten drei Tage hörten sie nichts von ihr. Sie war zwar in der Schule und auch ein paar mal bei Nathaniel, aber das war es auch schon. Es fiel ihr erst nach diesen Tagen auf, Lysander war sogar in der gleichen Klasse wie sie. Noch verwundernder war das plötzliche auftauchen Castiels im Unterricht. In den Pausen sah er sie immer fragend an, er starrte schon fast.
Sie bekam immer Gänsehaut und verließ lieber das Zimmer. Diesmal folgte ihr Amber. Er wusste sofort was daraufhin passieren würde. Amber hielt mit strammen Schritten auf sie zu. „Du! Ich wette du hast meinen Spind besprüht. Jetzt versuchst du es auch noch bei Castiel?!“ reagierte sie wie eine wild gewordene Furie. Misa konnte nicht mal so schnell realisieren was geschah, da holte sie auch schon aus und Castiel drängte sich dazwischen.
„Amber, du wolltest doch wohl nicht gerade meine Freundin schlagen oder?“ Misa merkte sofort wo er ihr hinfasste. Sie lief so rot an, dass man sie nicht mehr hätte mit den seinen Haaren unterscheiden können. So schnell konnte sie gar nicht reagieren, da zischte die blonde Tussi auch schon wieder ab. „F-F-Freundin? Wie kommst du denn auf die Idee?“ „Hä wovon sprichst du eigentlich? Das war doch nur so dahingeredet.“
„War natürlich auch reiner Zufall, dass du hier draußen aufgekreuzt bist.“ meinte sie sarkastisch. „Reg dich mal wieder ab, sicher nicht. Ich will endlich mal eine Antwort.“ Die Blondine stöhnte genervt. „Mama hat gesagt, ich solle es lieber lassen. Ich werde also nicht mit bei euch mitmachen.“ „Warum hörst du so sehr auf das was dir deine Mutter sagt? Bist ja noch n'richtiges Kind, was!“ ärgerte er wieder.
Sie drückte wieder ihre Knie durch und meckerte ihn an. „Natürlich nicht, sie weiß halt nur was besser für mich ist, was sicherer ist. Ihr würdet das eh nicht verstehen, keiner kann das! Außerdem will ich Mama nicht nochmals verletzen, nicht nochmal.“ regte sie sich langsam ab. Sie sah ihn nicht mehr an, es wirkte als wäre sie traurig. „Aber sie darf dich schlagen, ja?!“ „Das ist nur ein kleiner Preis für das was damals passiert ist, denn … ach egal!“ regte sie sich wieder auf.
„Ich kann einfach nicht, sucht euch jemand anderes! Es gibt sicher tausende die das gern machen würden und eine viel bessere Stimme haben.“ versuchte sie ihn leise loszuwerden. Noch bevor er reagieren konnte, lief sie einfach wieder aus der Schule, direkt auf den Hof. „Ich wünschte ich könnte mitmachen, ich will nichts lieber als das, aber … Mutter, wir wissen beide, dass es unmöglich ist. Ich will den Jungs nicht auch noch weh tun, niemandem mehr.“ flüsterte sie verletzter den je.
Nur aus Zufall hörte Lysander alles mit. Er wollte eigentlich nur etwas Ruhe haben und verkroch sich in einer ruhigen Ecke. Die Fragen in seinem Kopf überschlugen sich inzwischen. „Wir werden uns wohl oder übel jemand anderes suche müssen.“ gab er sich damit ab. Er schlug sein Buch auf und schrieb wieder irgendetwas hinein. Seine Texte konnte man ähnlich lesen wie ein Tagebuch.
Jeder musste sich irgendwie damit abfinden, dass es keine Chance geben würde. …
Kapitel 7: einleuchtendes Gespräch
Als sich das Katzenmädchen beruhigte, ging sie einfach wieder nach drinnen. Natürlich war Castiel auch wieder weg. „So war das also.“ murmelte sie verträumt vor sich hin. Iris und die anderen Mädchen aus ihrer Klasse, redeten fast den ganzen Tag mit ihr. Sie fanden ihre Aktion mit Amber sehr riskant, aber irgendwie auch richtig cool und vor allem taff.
Gleich nach dem Unterricht sollte sie wieder mit in die Musik-AG. Sie übten weiterhin am Flügel und an ihren anderen Instrumenten. Es gab auch eine Sängerin, doch sie stand eher auf ruhige Songs. Am meisten mussten sie noch immer die Schulhymne üben, denn diesen Club gab es nicht um sonst. Sie mussten immer mal wieder auf Schulfesten und -veranstaltungen spielen und die Leute unterhalten.
Gleich als es vorbei war, schwirrte Ken wieder um sie herum. „Du kannst so toll Spielen. Was hältst du davon, wenn ich dir dafür ein paar Kekse gebe?“ wollte er wissen. In seinen Augen waren förmlich Herzen zu sehen. Misami hätte kotzen können. „Tut mir leid, ich habe noch etwas zu erledigen.“ redete sie sich raus und verschwand durch die Tür. Ihre Ausrede war noch nicht mal gelogen, denn sie wollte sich mit Nathaniel unterhalten.
Bei ihm, erzählte sie ihm alles was passiert ist. Eigentlich sollte sie ja keinem davon etwas sagen, doch er wusste es ja eh schon. Viel mehr erzählte sie auch von dem was mit ihr in der Nacht passierte. „Das ist doch gut, dass du einen Blackout ohne große Folgen hattest. Meinst du nicht, du solltest vielleicht trotzdem mitmachen. Es scheint dir wirklich gut zu tun.“ fiel ihm auf.
„Es macht ja auch Spaß und das Gefühl aus der Trance, aus meinen Blackouts, aufzuwachen, ohne dass jemand tot ist, ist wirklich wunderbar. Trotzdem mache auch ich mir meine Gedanken. Wer sagt denn, dass das immer so bleibt?! Ich möchte nicht noch mehr Menschen verletzen oder gar …“ jammerte sie hin und her gerissen. „Ich glaube, ich verstehe dich sehr gut. Du hast ihnen jetzt schon abgesagt, oder? Dann lässt sich auch nichts mehr daran ändern, meinst du nicht?“
Ihre Blicke fielen auf den Boden. „Ich weiß, aber es fühlt sich so schrecklich an, so falsch! Ich wünsche es mir wirklich. Beim singen kann ich alles vergessen und einfach nur frei sein. Es ist wirklich toll, viel viel besser als diese AG!“ Der Blick ihres Gegenüber wurde noch sanfter, wärmer, freundlicher als sonst schon immer.
„Hast du da denn nicht deine Antwort? Es wäre sicher richtig es auszuprobieren. Ich weiß wie vorsichtig du bist. Es geht sicher nicht schief.“ „Danke für deine Hilfe, ich werde es mir nochmal überlegen. Vielleicht gibt es ja wirklich eine Chance.“ Trotzdem zweifelte sie noch. Sie liebte das singen, es befreite sie von aller Schuld und allem Leid, was ihr und ihrer Familie jemals zugefügt wurde.
Kapitel 8: Lass die Seiten tanzen!
Mehr oder weniger erleichtert umarmte sie Nathaniel bedankend. Stillschweigend verließ sie den Raum. Sie wollte nochmals das Stück für die AG üben, denn sie bekam es nicht wirklich auf die Reihe. Sie nahm sich ihre Gitarre und versuchte es weiter. Ständig verspielte sie sich oder verlor den Faden. Sie hatte auch viel zu wenige Parts um ein einheitliches Spiel daraus machen zu können.
Dabei dachte Misa wieder an die letzte Nacht. Es wurde fair aufgeteilt, ohne Regeln ohne Hemmungen. Sie spielten einfach und hatten ihren Spaß. Castiel sah so erleichtert, befreit aus. Er hörte einfach nur auf seine innere Stimme. Die ganze Zeit über hatte er ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Sie bekam dieses Bild einfach nicht mehr aus ihrem Kopf. Auch der Drummer und Bassist, genauso wie Lysander, sie alle hatten zwar ihre festgeschriebenen Noten und Texte aber konnten sich frei bewegen.
Ihre Adern pulsierten immer mehr bei ihren Gedankengängen. In ihr stieg der Wunsch immer mehr einfach wieder frei und vollen Herzens singen zu können. Es ist ja nicht nur, dass es mir Spaß macht, sondern die Tatsache, dass trotz des Blackouts alles heil blieb. Es ist als könnte ich all mein Energie und all meine Gefühle freilassen. Sie musste sich irgendwie ablenken. Noch etwa eine viertel Stunde probierte sie es weiter, dann gab sie auf und ging.
Sie versuchte nochmals ihre Mutter zu überreden. Es zeigte einfach keine Wirkung. Die Jungs waren noch immer in der Schule. Sie hörten sich ein paar Mädchen an, doch sie kamen einfach nicht an das heran was sie jetzt gewohnt waren. „Wie wäre es denn mit der Sängerin der Musik-AG?“ schlug der Bassist vor. „Nein, die quietscht auch nur.“ „Lys hat Recht, das ist schlimmer als Katzengejammer!“ regte sich Castiel auf. „Vielleicht sollten wir ihr noch etwas Zeit geben, sie könnte sich ja doch noch um entscheiden.“ hoffte der Drummer.
Der Rothaarige schüttelte nur mit seinem Kopf. „Es hörte sich endgültig an, sie wird nicht für uns singen. Warum brauchen wir eigentlich ein Mädchen in der Band?“ wollte er mal wieder wissen. „Du wirst lachen aber das habe ich mich anfangs auch gefragt, doch jetzt könnte ich es mir nicht mehr weg denken.“ So sehr er vor den Worten des weißhaarigen Sängers auch scheute, er hatte recht.
Die nächsten drei Tage blieb Misa immer länger in der Schule. Sie wollte unbedingt mit der Gitarre umgehen können. Dabei wuchs jedoch der Wunsch zur Band zu gehören. Nach zwei verzweifelten, weggeworfenen Tagen, hielt sie es einfach nicht mehr aus. Dieses Lied war einfach nichts was irgendetwas in sich trug, keine Leidenschaft, keine Gefühle oder irgendetwas anderes.
Energisch, mit Tränen in den Augen, stand sie auf. Sie griff einmal heftig in die Seiten, bis daraus die Melodie eines derer Lieder entstand, welches den Jungs gebührte. „Ich hasse diese Hymne, soll sie doch verrotten!“ meckerte sie. Dabei fielen noch ganz andere Worte. „Sie kann mit der Gitarre umgehen als würde sie es schon immer tun.“ murmelte eine Stimme an der Tür. Sie bekam es gar nicht mit.
Sie wollte nur noch das dröhnen der Seiten hören, nur noch mitschwingen und sich lebendig und befreit fühlen. Sie schaute an die Decke, als könne sie den Himmel sehen. Sie fühlte sich so frei, als könne sie fliegen und nichts würde sie wieder runter holen können. Ein paar kleine Tränen flossen ihre Wange hinunter. Der Junge an der Tür stand regungslos da. Inzwischen wand sie sich von deren Stücken ab und spielte die der Winged Skull.
„Sie kann tatsächlich die Riffs der Winged Skulls. Das fällt ja selbst mir schwer.“ murmelte er weiter. Es war nicht nur das, sie konnte auch die Texte auswendig und sang aus vollem Herzen mit. „Was ist Casi? Warum stehst du da so rum?“ wollte Lysander wissen. Er nannte ihn immer so um ihn zu ärgern. „Sei bloß still und sieh es dir selbst an.“ Auch die anderen aus deren Band wurden neugierig, also...
Kapitel 9: Lass den Himmel entscheiden
… also schauten sie ebenfalls durch den kleinen Spalt in der Tür. Sie wurden genauso sprachlos wie er es war. „Was kann sie denn noch alles? Flügel, Gitarre, was kommt als nächstes?“ fragte sich der Sänger laut genug das es die anderen auch verstanden. „Am Flügel kann sie auch spielen?“ „Wie kein zweiter, glaube mir Castiel.“ Sie hörten ihr alle zu, das Lied war schon fast am Ende.
„fly up high …“ Zu euch, zu allen Zurückgelassenen! „...as high as you can!…“ Damit ihr es auch wirklich hört, damit ihr mir verzeiht.„...hear me...“ Damit ihr wisst, dass ich euch niemals vergessen habe. Damit ihr wisst, wie sehr ich euch vermisse und euch um Vergebung bitte. „…hear this song!“ endete das Lieb.
Sie hielt inne und versuchte ihre Tränen zu vermeiden. Damit ihr auch wisst, dass ich für euch bete. Für alle die, die ich da hinauf geschickt habe. Für alle, angefangen mit meinem Vater und meinem geliebten großen Bruder. Es befreit mich, es befreit mich von aller Schuld, von allem Leid. Wenn ein Blackout nur nicht immer solche Folgen nach sich ziehen würde!
Ihre Verzweiflung machte sich im ganzen Raum breit. Sie legte die Gitarre zur Seite und ging zum Fenster. Sie stützte sich mit ihren Armen auf dem Fensterbrett ab und sah nach unten. Misa verschloss ihre Augen so fest sie nur konnte. „Bitte … bitte vergebt mir, für alles was ich euch angetan habe. Ich … ich wollte das alles nicht. Ich will euch niemals vergessen, niemanden von euch, aber am wenigsten meinen geliebten Bruder und meinen leiblichen, ebenso geliebten Vater. Verzeiht mir für all die Sünden und lasst mich für euch singen. Ihr sollt es alle hören, ihr sollt wissen, dass ich euch nicht vergessen habe!“ flehte, betete sie sie an.
Natürlich bekam sie keine Antwort von den Verstorbenen. Die Tür ging auf und schloss sich anschließend auch gleich wieder, diesmal ganz. „Spielst und singst du deswegen nicht, weil du glaubst deine Mutter spricht für die beiden?“ wollte er nun wissen. Sie drehte sich geschockt um. Er stand direkt vor ihr. Sie versuchte noch die Tränen los zu werden, doch er war schneller. Er legte seine Hand sanft auf ihre Wange und wischte die Tränen aus ihren Augen und vom ganze Gesicht.
„C … Castiel?! Hast du zugehört?!“ erschrak sie sich. „Du warst ja auch laut genug kleine Neue!“ machte er sich wieder lustig. „Du benimmst dich wie ein kleines Kind! Nimm die Sachen wie sie sind und tu das was du willst.“ „Ich bin nicht so wie du!“ regte sie sich wie ein kleines Kind darüber auf. Seine Grimasse verzog sich wieder ins negative. „Tja, nochmal fragen wir sicher nicht.“ Er ging einfach wieder. Sie schaute ihm verwirrt nach.
Sie wollte singen, um jeden Preis. Nun stand es fest. Sie befürchtete nur, dass es bereits zu spät sei. Sie suchte mehr oder weniger noch ein paar Minuten, dann gab sie bereits auf. „Sie sind sicher Heim gegangen. Wäre ja auch nur zu auffällig, wenn sie hier geblieben wären.“ Auch sie wollte schon gehen, doch dann zog sich der Himmel zu, die Sonne versteckte sich hinter vielen dunklen Wolken. Sie kam nicht mal bis auf den Hof, da schüttete es auch schon aus Eimern. Innerhalb von Sekunden war sie von oben bis unten nass. Es hörte gar nicht mehr auf. „Soll das wohl ein nein sein?“ fragte sie sich. Misami lief lieber wieder zurück zur Schule und wartete da bis es aufhörte. Sie wartete vergeblich.
Kapitel 10: Musik ist mein Leben
Inzwischen war es stockdunkel und sie konnte kaum noch die Hand vor Augen sehen. Ungern wollte sie jetzt gehen. Ihre Sachen waren noch immer von oben bis unten nass. Sie verzog sich wieder in das Musikzimmer. Da stand eine Couch. Diese hätte sie zum schlafen nutzen können, doch eigentlich sehnte sie sich nach ihrer Gitarre. Sie nahm sie nur kurz zur Hand und verspürte schon den Drang auf ihr zu spielen. Es durchströmte sie wie ein Rhythmus.
Die Lage erschien hoffnungslos, doch …
-Die Jungs standen wieder in ihrem Raum in der Schule. Sie haben aus Zufall den Wetterbericht mitbekommen und warteten daher gleich in der Schule. Sie spielten sich etwa eine Stunde lang ein, da ihnen langweilig war. Es machte nicht mehr so viel Spaß wie sonst immer. Unter ihnen war nun auch wieder ein Mädchen. Man sah ihr an, dass sie voll auf Lysander stand, deswegen tat sie das alles auch.
Ihre Stimme war nicht schlecht, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie gut sei. Etwas anderes blieb ihnen nicht übrig. Sie mussten sich sehr an sie gewöhnen. Sie wollte auch einige Passagen ändern, doch das bekam sie nicht durch. „Carla, es geht langsam zu weit. Versuche mal deine Stimme zu halten!“ regte sich Lysander etwas auf. Dabei behielt er seine edlen Gesichtszüge bei. Sie lief einfach nur rot an und quietschte etwas. Sie war in Gedanken schon wieder ganz woanders. Den Jungs ging es jedoch nicht wirklich anders. Sie wünschten sich, dass die Stunden endlich vorbei gehen würden.
Plötzlich drehten sich alle erschrocken um. Sie hielten inne, es herrschte totenstille im Raum. Nur aus dem Nebenraum erklang ein greller Ton, gefolgt von einem sehr bekannten Riff. Sie sahen sich alle an und lächelten erleichtert, ja, selbst Castiel!-
… doch sie versuchte ihr Glück ein letztes mal. So schnell wollte sie nicht nochmal aufgeben. Sie nahm sich ihre Gitarre mit und lief nach unten. Beim ersten mal im Keller entdeckte sie eine zweite Tür. Diese war zwar abgeschlossen, doch mit einer kleinen Haarspange konnte sie das Schloss locker knacken.
Viel zu lange überlegte sie, wie ihre Gitarre hätte laut genug sein können, damit die anderen es hörten. Als sie jedoch neben dem Tisch stand, unsicherer den je, entdeckte sie ein Kabel, welches mit dem Verstärker verbunden wurde. Sie griff es sich und stöpselte ihr Instrument daran. Als das Mädchen nebenan anfing zu singen, fuhr sie zusammen als wenn sie jemand erschreckt hätte. Ja, so eine schlechte Stimme hört man nur selten. Da können die Jungs wohl machen was sie wollen, aus einer solchen Stimme kann man nicht viel machen! belustigte sie sich etwas daran.
Nochmals tief durchgeatmet und schon sausten ihre Finger über die Seiten. Sofort wurde es Still im Nebenraum. Misami verdeckte, durch eine leichte Kopfbewegung nach unten, ihre Augen und spielte einfach weiter. Sie wirkte so erleichtert wie noch nie. Sie sah jedoch nicht wie die anderen darauf reagierten.
Auch in ihnen stieg endlich wieder die Wohllust zu spielen und zu singen. Lysander griff sich das zweite Mikro, welches keinen Ständer hatte, und schielt es ein. Zur gleichen Zeit fühlte der Drummer den Rhythmus. Er stieg als erster ein. Castiel sah Carla grimmig an, als sie Angst bekam, rückte Lysander sie nur vom Mikro. „Tut mir leid aber dieser Platz gehört nicht dir.“ verlegte er seine Maske kurz.
Daraufhin schauten sich die anderen beiden Gitarristen an. Auch sie spürten den Beat und stiegen ebenfalls ein, bis Lysander endlich anfing zu singen. Misami selbst überlegte zu stark, sie wurde wieder hin und her gerissen.
Singen, ja, ich liebe es aber … die Risiken darf ich nicht vergessen. Ich bin mir nicht sicher, ob es richtig ist zu singen aber manchmal … ja, manchmal muss man auch Dinge tun, die nicht immer vernünftig oder richtig sind!
Ihre Augen wurde rot und sie trat aus dem einem Raum in den anderen. Diesmal kam es nicht zum Blackout, diesmal nicht. Trotz ihrer sichtlichen Veränderung wusste sie genau was sie tat. Als hätte sie sich mit der Bestie in sich abgefunden.
Eine richtige Sängerin erkennt man immer erst, wenn sie sich auf jede Situation einstellen können. Mal schauen ob mir das wirklich liegt! Es wurde ihr egal ob sie jemand sah oder nicht, die Jungs, die Stimme, die Musik, der Rhythmus, alles zog sie einfach magisch an. Sie stellte sich vor das zweite Mikro und sang als gäbe es keinen Morgen mehr.Umso offener sie sangen und spielten, umso mehr verschwand der Regen. Darunter kroch der leuchtende Sternenhimmel hervor. Alles funkelte und zeigte seine volle Kraft, als würden sie sich darüber freuen.
Vielen Dank … Papa! Bruderherz!