Kapitel 6: kleiner Unfall
Es machte der Kleinen Spaß in einer neuen Schule sein zu dürfen. Alle fanden gefallen an der Neuen. Es war nur seltsam, dass man nicht normal mit ihr sprechen konnte. So kam es aber auch, dass einige verletzte Seelen zu ihr kamen und sich ausweinten. Sie würde ja eh nichts ausplaudern. Ziemlich oft jedoch ging sie zur Schülervertretung. Immer wieder geriet er dadurch fast in Panik. Eigentlich arbeitete er lieber allein oder manchmal auch mit Melody, einer Freundin. Warum musste auch ständig die Thronfolgerin bei ihm sein?
Trotzdem, nach gewisser Zeit fand er Gefallen daran. Sie arbeiteten zusammen die Akten durch und räumten etwas den Raum auf. Ihr schien das alles irgendwie Spaß zu machen. Vielleicht verstanden die beiden sich ja auch deswegen so gut, selbst ohne Worte. Doch auch er schüttete manchmal seine Probleme bei ihr aus. Meist tat er das, wenn es wieder Probleme mit dem Rothaarigen gab. Amai fand es sehr schade, dass der Raucher sich so abnabelte. Sie waren immerhin alle eine Klasse und als solche sollte man zusammenhalten.
Jetzt bekam sie sogar den Auftrag ihn zu suchen, weil er einen Zettel unterschreiben sollte. So wie es aussah einen Zettel, weil er mal wieder Schule schwänzte. Ganz zaghaft hob sie ihren Schirm vom Stuhl an. So ließ sie ihn auch aufschnippen. Sie achtete wirklich auf jede Bewegung die sie machte. Mit dem Zettel in der anderen Hand machte sie sich auf die Suche.
Doch wieder kreuzten sich ihre Blicke mit denen der drei Mädchen. Sie wirkten noch fieser als beim letzten mal. Mehr oder weniger schnell zog sie an ihnen vorüber, doch die drei waren schneller. Direkt vor ihr blieben sie stehen. Die Weißhaarige ließ vor Schreck ihren Schirm fallen. Die Blonde legte ein Lachen auf, welches einer Krähe zum verwechseln ähnlich klang. Auch die anderen beiden gackerten mit. „Lass deine Pfoten von meinem Bruder. Und vor allem von Castiel, er gehört mir! Hast du das verstanden?“ Es kam einfach keine Antwort. „Nein, hast du nicht?! Dann hilft dir das ja vielleicht beim nachdenken!“ Sie nahm ihre volle Coladose und schüttete ihr diese direkt über den Kopf.
Wie ein begossener Pudel stand sie nun da und wartete noch immer, dass sie hätte weiter gehen können. Sie wollte sich nicht rächen oder so, sie wartete einfach nur. Die drei Mädchen fühlten sich natürlich ganz toll. Mit einem lauten Gelächter zogen sie ab. Amai kümmerte sich nicht weiter darum. Sie lief einfach nach draußen. Ihr erster Blick fiel in den Himmel. Dadurch konnte ihr Lächeln standhalten. Jedoch machte ihr die Höhe der Sonne angst. Es brannte auf ihrer Haut. Das Mädchen ignorierte es so gut sie nur konnte. Dann blickte sie trübe auf den Zettel. Dieser war vollkommen mit Cola besudelt. „Hey Prinzess'chen, hast du mal wieder nicht aufgepasst?!“ machte sich eine wohl bekannte Stimme auch schon darüber lustig.
Er saß gemütlich unter einem Baum und starrte wieder in den Himmel, so wie er es immer tat.Von Sekunde zu Sekunde ging es ihr schlechter. Sofort lief sie zu ihm rüber, dabei blieben ihre Schritte leicht, so wie immer! Vor ihm hockte sie sich ruhig hin. Sie sah ihn ziemlich verängstigt an. Es blieb ihr nicht mal die Chance ihm den Zettel zu zeigen.
Es schien ihr nicht sehr gut zu gehen, bis sie richtig zusammen brach. Der Rothaarige setzte sich auf und drehte sie zu sich. Behutsam hielt er sie in seinen Armen. Sie glühte am ganzen Körper. An einigen Stellen konnte man eindeutig Dampf sehen und es roch ein wenig nach verbranntem Fleisch. Trotzdem versuchte sie ihr grinsen beizubehalten, selbst ohne Bewusstsein. Er zog sofort seine Jacke aus und legte diese über ihren Körper. Ganz vorsichtig, als wäre sie ein wichtiges Juwel, hob er sie hoch. Er versuchte schnell aber auch in einer fließenden Bewegung nach drinnen zu kommen.
Kapitel 7: genauso kleine Rache
Da brachte er sie zuerst in die Krankenstation. Nathaniel musste wohl oder übel davon erfahren. Sie wurde nur in ein Bett gelegt. Prinzess'chen sollte sich ausruhen. „Hey Castiel, was hast du jetzt schon wieder angestellt?“ wollte er sofort wissen. Er reagierte genauso verdrossen darauf. „Willst du jetzt mir die Sache anhängen! Sie ist einfach vor mir zusammen gebrochen, mehr nicht. Frage mal lieber deine kleine Schwester. Ich vermute mal, dass die etwas damit zu tun hat!“ Beide hielten inne und sahen nochmals nach ihr.
„Castiel, ich glaube sie schläft nicht mal.“ zugleich setzten sich beide. „War das wirklich meine Schwester, also das mit der Cola?“ „Ja, ich habe es erst von Iris gehört und die hat es natürlich gleich Peggy erzählt.“ berichtete Casi. Nath konnte nur enttäuscht mit seinem Kopf schütteln. „Hey Amai, bist du wach?“ versuchte es der blonde Junge nun mal. Ganz leicht öffnete sie ihre trägen Augenlider. Doch aus bestimmten Gründen schloss sie diese auch gleich wieder. Dann jedoch setzte sie sich erschrocken auf. Krampfhaft hielt sie sich den Kopf. „Bleib lieber liegen oder geht es dir wieder gut?“ kam diesmal von Castiel.
Sie suchte anscheinend etwas. Etwa eine Minute lang wühlte sie im Bett herum, bis sie es fand. Er lag die ganze Zeit über neben ihr, nicht nur der Zettel den Castiel unterschreiben sollte, sondern auch einen Anhänger, der ihr sehr wichtig zu sein schien. Sie lächelte wieder nichtssagend aber man spürte die Erleichterung in ihr. Sie nahm den Anhänger in beide Hände und hielt diesen ganz nah an ihre Brust. Der Arzt kam jetzt ebenfalls dazu. „Sie sollten sich noch ein wenig ausruhen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich noch nie so eine Art von Sonnenbrand gesehen. Einige Stellen an Ihrem Körper sind wirklich verbrannt. Das wird mit Sicherheit Narben hinterlassen.“
Als der Doktor wieder ging, hörte sie sofort auf ihn. Wie auf Kommando schlief sie ein. Die Jungs gingen einfach. Dabei geriet der Zettel in Vergessenheit, Glück für Castiel, Pech für Nathaniel. Am späten Nachmittag wachte Amai dann endlich wieder auf. All die Wunden waren weg. Die Vermutung des Arztes stimmte also nicht. Ganz vorsichtig setzte sie ihre Füße am Rand des Bettes auf. Ruhig stand sie auf und lief auf ihren dürren Beinen nach draußen.
Sie öffnete gerade die Tür, da sichtete sie auch schon die liebe, kleine Schwester vom Schülersprecher. Diese öffnete gerade ihren Spint. Die Weißhaarige reagierte schneller als das Mädchen. Obwohl sie wie immer langsam und konzentriert ihnen Weg fortsetzte, so war sie rechtzeitig da, um Amber vom Spint zu zerren. Irgendjemand schien da eine Konstruktion dran gebastelt zu haben, wodurch auch ihr etwas über den Kopf geschüttet werden sollte. Es sah aus wie Öl.
Perplex wusste die Blondine nicht was sie sagen sollte. Das Mädchen aus edlem Hause lief einfach weiter. Dabei hob sie ihren Schirm vom Gang auf. „Warum hast du sie weg gedrängt?“ dröhnte ihr eine zornige Stimme ins Ohr. Sie kam von Castiel. Er lehnte wie immer gegen die Mauer. Doch diesmal sah er nicht in den Himmel, sondern durchbohrte sie mit seinem stechendem Blick. Ignorierend lief sie an ihm vorbei, zumindest dachte er das. Denn direkt neben ihm hielt sie kurz. „...nicht nett...“ „Oh das Prinzess'chen kann ja doch sprechen!“ ertönte nochmals seine Stimme. Doch für sie war diese bereits weit entfernt.
Castiel wollte eigentlich bereits gehen, da hörte er doch nochmal das gejaule einer ihm sehr bekannten Zicke. Da schien noch jemand ihr einen Streich spielen zu wollen, doch dieser war harmlos. Ein paar kleine Gummispinnen und schon dreht sie durch. „Guter Scherz aber soetwas sollte man lieber mir überlassen Nathaniel!“ machte er sich über ihn lustig. Gleich darauf landete das inzwischen dunkel gefärbte Blatt in seinem Gesicht. „Unterschreib das endlich!“ vergriff er sich abermals im Ton.
Keiner von beiden ließ sich so einen Umgang gefallen …
Kapitel 8: nicht alle sind gleich
Es artete zu einer großen Rauferei aus. Am Ende brachte nur das gejammer Nathaniel's Schwester sie wieder auseinander. Castiel's Lederjacke war an viele Stellen gerissen und er hatte ein blaues Auge. Nathaniel sah aber nicht besser aus, eher schlimmer. Er hatte eine riesige Beule und ebenfalls ein blaues Auge, unzählige Schirfwunden und weiteres. Sie hatten beide Schmerzen, doch keiner ließ es sich anmerken. Inzwischen tat es Nath leid, was er da machte. Seine Schwester war deswegen fix und fertig.
Castiel verkrümelte sich einfach wieder auf das Dach. Wieder blieb er bis es dunkel wurde, dann ging er mit seinem Hund. Diesmal blieb er fast drei Stunden draußen. Vor Wut warf er den Stock bis auf die Straße. Aus Unachtsamkeit übersah er den riesigen Laster, der gerade vorbei fuhr. Naja, eigentlich sah er nicht mehr so viel auf dem Auge was blau war. Sein Hund lief dem Stock sofort nach.
Er dachte schon, er würde seinen Hund für immer verlieren. Etwas in Panik lief er ihm nach, doch er war zu spät. Noch eh er sich versah, stand der Laster. Dieser hatte eine riesige Delle. Das hielt nicht mal die Stoßstange aus. Er sah zuvor nur einen eisblauen Streifen, welcher wie ein Blitz daran vorbei schoss. Es war ihm eigentlich egal was das war, wichtig war nur, dass sein Hund noch lebte. Sofort pfiff er ihn zurück. Er fiel ihm erleichtert um den Hals und kraulte ihn. Der Riese wusste gar nicht was mit seinem Herrchen plötzlich los war.
Seine verträumten, schwarzen Knopfaugen durchbohrten ihn fragend. Genau wegen soetwas liebte er seinen Hund. Ständig hatte er diesen Hundeblick bei dem selbst er schmolz, aber wenn es darauf ankäme, wurde er zur Bestie. So ähnlich war auch sein eigener Charakter wie man heute sehen konnte. Beruhigt liefen sie weiter. Ab da an passte er viel mehr auf was er machte. Natürlich führte die Strecke wieder an der Villa vorbei.
Diesmal jedoch war alles aus, kein Licht brannte mehr. „Anscheinend hat sie doch ein leichtes Leben. Ich glaube, sie darf es bestimmen, ob sie lernt oder nicht. Ihr muss es furchtbar gut gehen da oben. Wenn nur jeder so ein Leben haben könnte!“ fing selbst er an sie zu beneiden. Auf der Straße begegnete er noch mehreren Hunde, bekannten Gesichtern und vielen Straßenmusikern. Einer davon stand in einer Ecke. Dieser spielte E-Gitarre und das nicht unbedingt schlecht. Ein anderer hantierte mit einer Geige rum, wieder ein anderer mit einem Cello. Stur lief er an allen vorbei. Es interessierte ihn nicht wirklich.
Irgendwann blieb er einfach stehen. Er ließ sich gelangweilt auf eine Bank fallen. Da schlief er fast ein. Sein Hund tobte ein wenig selbst herum. Irgendwann gab er keine Geräusche mehr von sich, da sah der Rotschopf doch lieber mal nach. Seinen Hund entdeckte er nicht, dafür aber die Weißhaarige. Mitten auf der Straße lief sie herum. Durch den Vollmond heut Nacht wirkte ihre Haut noch heller. Ihr silber weißes Haar schimmerte wie Fische im Wasser. Etwas erschrocken setzte er sich richtig auf, bis er sich vor Neugierde hinstellte. „Und ich dachte sie schläft...“
Das junge Fräulein kam direkt auf den Rothaarigen zu. Ganz ruhig wie immer lief sie da entlang, doch irgendetwas erschien ihm trotzdem anders. Er kam einfach nicht darauf, was das hätte sein können. Noch immer starrte er ihr in ihre weißen, ebenfalls schimmernden Augen, auf ihre vollen, unbenutzten Lippen und ihre weiche, zarte Haut. Er konnte seine Blicke nicht abwende. Jetzt fiel es ihm auf, ihr lächeln erschien ihn diesmal anders. Es war nicht so ausdruckslos. Er hätte fast geglaubt, sie würde ihn besorgt oder bemitleidend ansehen.
Sie kam ihm immer näher. Das war nicht das Mädchen aus der Schule, sie sah nur so aus. Ob sie wohl doch nicht so ist, wie er glaubte? So einfältig, lieb und vor allem gehorsam. Alles traf zu 100% zu. Also musste es etwas anderes sein, denn sie kam ihm nicht vor wie ein Roboter. Nicht so leblos wie die anderen aus seiner Schule. Inzwischen stand sie unmittelbar vor ihm. Eine Hand legte sie auf seine Wange. Entgeistert wartete er ab was sie wohl vor hätte.
Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und kam ihm nun mit ihren Lippen näher. Er machte bereits einen Schritt zurück, doch das angenehme kribbeln in seiner Magengegend ließ keine weitere Bewegung mehr zu. Seine Wangen nahmen eine leicht rote Farbe an. Sie berührte ihn mit ihren rosigen Lippen nur ganz leicht an seiner Wange. Jetzt konnte er sich befreien. Er drehte sich sogar von ihr weg, doch das darauf folgende Gefühl bereitete ihm Schmerzen. Als hätte er etwas falsches getan.
Kapitel 9: alles eine Frage der Zeit
Als er sich wieder aufrichtete, saß er nur in einem Bett. Ziemlich verschwitzt und vor allem fassungslos sah er sich um. Es war sein Bett, er schlief nur. Ein Glück! Er stand auf, doch das angenehme kribbeln im Bauch verharrte selbst jetzt noch. Erstmal stieg er unter die Dusche. Frisch gewaschen fühlte er sich gleich besser. Dann machte er sich seine Haare, doch bei einem Blick in den Spiegel fiel ihm sein Auge auf. Verwirrt tastete er darauf herum, doch das blaue Auge war weg, genauso wie alle andere Kratzer.
Gleich darauf sah er lieber mal nach seinem Hund. Es ging ihm bestens. Er lag in seinem Körbchen und rekelte sich hin und her, bis er auf seinem Rücken verharrte. So versuchte er sein Herrchen anzuschauen. Castiel musste nur lachen. „Du bist echt albern Demon!“ schmunzelte er. Zum Frühstück gab es Cornflakes und Milch für beide. Nun wurde er aber wirklich neugierig. Noch nie ging er so gern in die Schule wie heute, doch er wollte wissen, was mit Nathaniel war. Ob er wohl noch die gleichen Wunden hätte wie am Vortag?
Da angekommen saß schon das Mädchen auf der Bank. Zögernd aber gemütlich setzte er sich dazu. Wieder wurde er rot, obwohl sie doch nur dieses nichtssagende Lächeln und diese ausdruckslosen Augen hatte. Sie wirkte wie ewige Leere, Stille und Einsamkeit. Genau, vielleicht war es ja genau das, was ihn so beeindruckte. Sie blieb immer tapfer und stark, obwohl sie doch so allein sein musste. Sie hatte nicht mal einen Hund, nur sich selbst und diese Lehrer. Aber die waren ja auch nur da, damit sie ihr Geld bekamen.
Sie hielt ihren weißen Schirm. Abwechselnd trug sie mal ein weißes, mal ein lichtblaues Kleid. Das gleich galt für ihren Schlapphut und ihre langärmligen Handschuhe. Es war alles wie immer. Sie gehörte schon fast hier her. Ein Außenstehender würde meinen, sie passt nicht dazu, doch die Schüler gewöhnten sich schon so sehr an sie, dass man meinte, sie wäre wie sie. Sie war alles andere als das gleiche wie diese Schüler. Sie kannte wahrscheinlich besser als jeder andere was es hieß leben zu wollen.
Plötzlich sah das Fräulein ihn an. Anscheinend merkte sie seine starrenden, kalten Blicke. Er nahm einen Stecker seines Headsets heraus. „Ist was?!“ Keine Antwort. „Sag mal, kannst du überhaupt sprechen?“ Diesmal zuckte sie mit ihren Schultern. „Hast du es nie probiert?“ fing er sich doch an dafür zu interessieren. „Ein ...bisschen...“ quälte sie aus sich heraus. Dabei sah sie ihn schon lang nicht mehr an.
„Also ein bisschen, hmm?! Was kannst du denn alles sagen?“ Nur ungern gab sie es von sich, doch dann ..
..„Sterne ganz nah,
Himmel weit oben,
jetzt bist du da,
im finstrem verborgen …“
„Soll das ein Gedicht sein? Das ist doch nur die erste Strophe oder? Kannst du noch mehr?“ Mehrmals schüttelte sie ihr Köpfchen. Bei so vielen Fragen wusste sie gar nicht wie sie reagieren sollte. „Wo sind eigentlich deine Narben hin? Sind sie schon geheilt?“ Diesmal nickte sie. Ziemlich hastig bewegte sie ihren Kopf zur Seite. Nathaniel kam gerade auf dem Hof an. Wie erwartet hatte auch er keine Verletzungen mehr. Hatten sie sich überhaupt geprügelt?
„Na, gut geschlafen?“ fragte er in die heit're Runde. Castiel murrte nur etwas rum. Sobald der blonde Junge auftauchte bekam er schlechte Laune. Amai hingegen lächelte. „Wie kommt es eigentlich, dass du immer die erste bist?“ belächelte Nath die Tatsache. Seltsam, sie ist immer die erste und die letzte. Wo blieb da die Zeit für Schlaf? Jedenfalls ging Nathaniel gleich mal nach drinnen. Auch Castiel stand auf. Obwohl sie sich wieder langsam bewegte, so war er nicht schnell genug, um ihrem Griff auszuweichen.
Ganz leicht hielt sie seine Jacke fest. „Was noch!“ reagierte er genervt. Sie starrte nur weiterhin geradeaus. „Z … Z- Zettel...“ stotterte sie vor sich hin. „Er will eh nur, dass ich von der Schule fliege … Nyaaa, okay! Aber wenn ich fliege, ist das deine Schuld.“ gab er sich entnervt geschlagen und ging nach drinnen. Sie jedoch blieb starr sitzen.
Irgendetwas an diesem Bild störte ihn, irgendetwas! Diesmal wurde er zum lieben Schüler, der alles machte was man ihm sagte, und sie schaute zu, wie alle Schüler brav nach drinnen liefen. „Es ist als könnte sie wirklich jeden steuern, beeinflussen!“ murmelte der Rothaarige vor sich hin. Es sollte das erste und einzige mal sein, dass jemand ihn zu etwas zwang. Wobei, sie zwang ihn ja nicht dazu. Sie sagte nur ein einziges Wort, mehr nicht.
Kapitel 10: einen ganzen Tag Schule
Sie hatten heute mal wieder Kunst, Musik und auch Sport. Es waren auch früher immer ihre Lieblingsfächer, aber sie durfte oder konnte nicht. So musste sie sich mit Mathe, Englisch, Deutsch und anderem zufrieden geben. Doch auf dieser Schule war es ihnen egal. In Kunst mussten alle nach draußen. Sie mussten ein Stillleben zeichnen. Amai sah dabei einen Schmetterling auf einer Blume. Sie nahm sich alle Farben die dazu passten und fing an.
Castiel machte wie immer nicht mit, doch aufmerksam wurde er trotzdem. Er sah sich immer wieder die Bilder der anderen an und machte sich darüber lustig. Außer bei seinem Kumpel Lysander. Da wusste er, wenn er ihn zu sehr ins lächerliche zog, könnte er wütender werden als es der Rothaarige jemals sein könnte. Jedoch ließ er seine Witze bei Nathaniel raus.
Irgendwann fühlte sich selbst Amai genervt davon. Man merkte es ihr kaum an, denn sie stand eher ruhig, gelassen und locker auf. Ihre leichten Schritte hörte man nicht mal, erst als sie sich zwischen die beiden stellte. Der kleine Schirm stellte soetwas wie eine Mauer da, denn beide hielten inne. Das Prinzess'chen verzog zum ersten mal ihre Mundwinkel.
Nathaniel setzte sich wieder und machte weiter. Castiel hingegen verschwand zum nächsten Bild. Dazu jedoch fiel ihm leider nichts ein. Außerdem sah er den Zeichner nicht mal. Als sie zu ihrem Werk zurück lief, stand der Rotschopf davor. Sie setzte lieber wieder ihr stilles lächeln auf. „Ist das deines?“ wollte er irritiert wissen. Sie setzte sich einfach und zeichnete weiter. Wieder verschwand er wortlos. Nicht weil es wirklich unhöflich wäre, sondern eher, weil er sprachlos war. Ihm fiel nichts schlechtes dazu ein und bewundern wollte er es auch nicht.
Auch zu Viola sagte er nichts, denn sie war genauso gut. Naja, sie zeichnete ja auch wirklich pausenlos, da war das kein Wunder. Danach hatten sie Mathe. Als er vorher verschwinden wollte, hielt sie ihn wieder fest, da sie genau an der Tür hockte. Wieder gab er sich geschlagen. Das reiche Mädchen musste ihm nur in die Augen schauen.
Mitten im Unterricht übten sie pärchenweise. Jeder sollte sich einen Partner suchen, immer ein guter und ein schlechter. Jedoch gab es mehr schlechte als gute. Sie bekamen also alle zwei oder drei schlechte Schüler aufgehalst. Und wer hätte das gedacht? Castiel wurde dem weißhaarigen Mädchen unterteilt. „Wie soll die denn helfen können? Sie kann ja nicht mal sprechen!“ murmelte er eingeschnappt vor sich hin. Amai hingegen nahm die Herausforderung gern an sich. Am Ende der Stunde kamen alle nur mit Kopfschmerzen heraus. Die guten, weil sie alles doppelt und dreifach erklären mussten, und die schlechten, weil sie es nicht verstanden.
Nur noch ein Pärchen saß im Raum. Es war die gesamte Gruppe um Amai herum. Sie wollten immer mehr wissen, damit sie es auch wirklich verstanden. Sie musste nur die Bücher durchwühlen und ihnen die wichtigen Stellen zeigen. Dann rechnete sie vor und die anderen probierten es selbst. Auf Fehler konnte sie natürlich auch hinweisen und sie korrigieren. Da sie die nächste Stunde eh gleich nochmal Mathe hatten, machten sie gleich durch. Ja, selbst Castiel blieb im Raum und arbeitete FREIWILLIG mit. Es machte zwar seinen Ruf ein wenig zunichte aber seine Noten besser.
Den Ruf würde er spätestens in der nächsten Pause wieder herstellen können, indem er Nathaniel und diesem anderen Kerl, Ken, fleißig piesackte. Dabei flog Ken meist im hohen Bogen in die nächste Mülltonne. Für ihren Fleiß bekam jeder seine verdiente eins. Sie durften dann auch zehn Minuten eher schluss machen, das kam ihnen gerade recht. Nach so viel Kopfarbeit brauchte Castiel wieder eine Zigarette. Sofort verschwand er um die nächste Ecke.
Amai blieb wieder im Raum. Als keiner mehr eine Frage hatte, gingen alle nach draußen, sie verharrte in ihrer geraden Haltung bis wieder jemand ankam. Es dauerte nicht gerade lange. Noch dazu war es Nathaniel. „Hey Amai hast du etwas Zeit?“ Sie drehte sich zu ihm und nickte, also setzte er sich. Fragend sah sie zu ihm rüber. Verlegen kratze er sich am Hinterkopf, doch fragte dann, „Was hältst du von meinem Bild?“ Sie blinzelte ein paar mal irritiert, bis sie wusste worum es ging. Seine Noten in Kunst waren wirklich nicht die besten.
Als sie aufstand, dachte er schon sie könnte ihm nicht helfen. Er blieb vorerst sitzen. Sie hingegen lief in den Kunstraum und suchte unter den vielen Leinwände die seine heraus. Er mochte es nicht, dass Castiel sich über soetwas lustig machen konnte, aber in dem Falle konnte Amai auch nicht anders. Sie nahm eine Hand vor ihren Mund und kicherte ein wenig. Riss sich aber schnell wieder zusammen. Es sollte einen Baum darstellen aber wirkte eher wie Unkraut. Sie nahm sich einen Zettel und schrieb da etwas drauf.
Mit diesem lief zu zu ihrem blonden Freund zurück und übergab ihn an ihn. '16Uhr Rosengasse 12' stand nur darauf. Er laß es und nickte erleichtert. Dann kamen auch schon die anderen wieder. Der Rotschopf sah erst jetzt auf den Plan. „Englisch, bitte nicht noch so ein Fach!“ regte er sich auf und drehte schon wieder um. Wieder wurde er festgehalten. „Das willst du mir jetzt aber nicht auch noch aufzwingen oder?!“ Das Mädchen sah nur neben sich. Der Platz war frei. Genervt tat er wieder das was sie wollte. Da schwand er wieder der schlechte Ruf und das noch schneller als beim letzten mal. Seine Klasse machte sich langsam Sorgen wegen ihm.
Sie sollten sich auf eine Klassenarbeit vorbereiten. Genervt ließ sich Cas in seine Lehne zurück fallen. Er blickte zur Decke und fuhr sich mit einer Hand durch sein rotes Haar. Er ließ nur einen Blick zu ihr schweifen. Sie sah wie immer nach vorn an die Tafel. „Wieder Unterricht?!“ wollte er genervt wissen. Erst dann drehte sie sich leicht zu ihm … und nickte. „Du machst mich echt fertig Prinzess'chen!“ regte er sich mürrisch auf, doch setzte sich dann wieder 'ordentlich' hin. Warum tat er das überhaupt? Er verstand sich selbst nicht mehr.
Dann hatten sie noch eine Stunde Physik. Er versuchte erst gar nicht zu gehen, sie würde ihn eh wieder aufhalten. Außerdem lernte er in diesem Fach etwas über Technik, das konnte in manchen Stunden schon interessant sein. Sie freute sich richtig, dass er da freiwillig mitarbeitete. Trotzdem verließ er den Klassenraum als hätte er drei Tage lang gesoffen. Sein Schädel rauchte förmlich. Er lief wieder auf den Hof und machte das gleiche wie sein Kopf, rauchen!
Doch diesmal wurde er nach etwa 5 Minuten aufgesucht. „Willst du mir das jetzt auch noch verbieten?!“ wurde er langsam aggressiv. Sie ließ den Schirm sinken, trotz der Hitze, und nahm ihren Rücksack nach vorn. in diesem wühlte sie kurz herum, bis sie einen Zettel in der Hand hielt. Diesen gab sie ihm. Es war eine Essensmarke für heute. Schnell schloss sie den Rucksack, damit sie ihren Schirm behutsam aus dem Gras heben konnte. Amai lief einfach allein nach drinnen. Er konnte sich also überlegen, ob er essen wollte oder nicht.
Leicht mit den Nerven am Ende schaute er doch mal vorbei. Als er den Raum nur betrat, versteckte sich Ken hinter seinem Tablett. Er reagierte wirklich panisch darauf und machte sofort den Platz vor sich frei. Also kam Castiel noch zeitiger dran. Heute gab es ein schönes Nackensteak mit Beilage und einem Nachtisch. Da bekam er doch gleich richtig Hunger.
Er setzte sich an einen schattigen Platz. Alle Schüler starrten ihn irritiert an. Er sah nur an ihnen vorbei, zum weißhaarigem Mädchen. Sie hatte lediglich einen frischen Salatteller. Gemütlich und voller Genuss biss sie in jedes Stück hinein. Es schien sie zu freuen. Ob er wohl ihre Portion bekam? Das war ihm jetzt auch egal. Wenn er es einmal hatte, dann aß er es auch gleich. Die Blicke der anderen lösten sich langsam und sie redeten wild durcheinander. Amai lächelte mal wieder, erfreut über seine Entscheidung.
Als nächstes hatten sie Sport. Ein Fach für ihn. Er spielte gern Basketball. Zum Glück kam genau das heute dran. Amai saß wieder nur am Rand. Sie sah ihnen bewundernd zu, das fing den Jungs an zu gefallen. Die anderen Mädchen setzten sich zu ihr. Alle fingen an zu reden. Sie fragten auch sie oft nach ihrer Meinung, ob sie die Jungs auch süß fände in ihren Hemden oder sogar Oberkörper frei. Sie nickte einfach nur, damit sie sich freuen konnten. Die Mädchen quietschten richtig und feuerten sie an.
In dieser Stunde zog ein ganz anderer Schüler die Aufmerksamkeit auf sich, zumindest für die Weißhaarige. Er saß ebenfalls am Rand. Sie stand auf und lief einfach über das Feld. Dabei sah sie nicht nach links oder nach rechts. Die Mädchen fingen an sich Sorgen zu machen. Meist passten die Jungs nämlich nicht auf wo sie hinliefen. Das störte Amai kein Stück. Sie hatte wieder ihr lächeln auf den Lippen, ihren starren und doch liebenswürdigen Blick und ihre aufrechte Haltung. So kam sie ohne Probleme durch. Die Mädchen klatschten vor Begeisterung nun ihr Beifall. Sie verstand nicht mal warum.
Der Junge vor ihr hatte ebenfalls weißes Haar. Sie setzte sich nur. Er reagierte kein Stück. Es war ihm vollkommen egal. Irgendwann jedoch meinte er, „Du fängst an mir zu gefallen.“ er hauchte es nur, damit es auch ja kein anderer hörte. Sie sah ein wenig nach unten, damit ihr Schlapphut ihre Augen und Wangen verdeckte, denn sie wurde leicht rot. Fragte sich aber, warum? Sie musste nichts tun oder sagen, um es ihm zu entlocken. „Du hast Castiel ziemlich gut im griff. Das schaffe nicht mal ich. Soetwas gefällt mir. Ich bin Lysander. Castiel meinte du heißt Amai?“ wieder stieg ihr eine leichte Röte ins Gesicht. Sie umspielte ihre Gedanken und nickte einfach.
Endlich die letzte Stunde. Jetzt hatten sie Musik. Noch ein Fach was auch ihm auf die Nase passte. „Hey Lysander, könnt ihr denn nicht mal wieder etwas singen.“ „Ihr könnt so gut spielen, selbst zu zweit.“ „Castiel ist der beste Gitarrist den ich kenne.“ feuerten alle sie an. Diesmal sagten sie zu. Vielleicht gefiel es ja der Neuen. Der Musikraum war wirklich riesig. Überall standen die Instrumente herum und es gab sogar eine kleine Bühne. Diese war eigentlich für die Schulband gedacht und nicht für irgendwelche Bands.
Ab und zu spielten sie trotzdem. Eigentlich wurde sie im geheimen von jedem genutzt. Die Stuhlreihen davor waren für die Zuschauer. Jeder suchte sich einen Platz. Gespannt warteten sie ab, bis sie dann hinauf gingen. So nett wie beide waren ließen sie die Klasse trotzdem nochmal kurz warten. Dann kamen noch zwei andere Jungs dazu. Endlich fingen sie an. Der Drummer leitete ein, dann setzten die Gitarristen mit ein und zuletzt sang auch Lysander. Die menge tobte vor Begeisterung. Es gab schon nach einer Minute keinen mehr der saß oder?
Es machte der Kleinen Spaß in einer neuen Schule sein zu dürfen. Alle fanden gefallen an der Neuen. Es war nur seltsam, dass man nicht normal mit ihr sprechen konnte. So kam es aber auch, dass einige verletzte Seelen zu ihr kamen und sich ausweinten. Sie würde ja eh nichts ausplaudern. Ziemlich oft jedoch ging sie zur Schülervertretung. Immer wieder geriet er dadurch fast in Panik. Eigentlich arbeitete er lieber allein oder manchmal auch mit Melody, einer Freundin. Warum musste auch ständig die Thronfolgerin bei ihm sein?
Trotzdem, nach gewisser Zeit fand er Gefallen daran. Sie arbeiteten zusammen die Akten durch und räumten etwas den Raum auf. Ihr schien das alles irgendwie Spaß zu machen. Vielleicht verstanden die beiden sich ja auch deswegen so gut, selbst ohne Worte. Doch auch er schüttete manchmal seine Probleme bei ihr aus. Meist tat er das, wenn es wieder Probleme mit dem Rothaarigen gab. Amai fand es sehr schade, dass der Raucher sich so abnabelte. Sie waren immerhin alle eine Klasse und als solche sollte man zusammenhalten.
Jetzt bekam sie sogar den Auftrag ihn zu suchen, weil er einen Zettel unterschreiben sollte. So wie es aussah einen Zettel, weil er mal wieder Schule schwänzte. Ganz zaghaft hob sie ihren Schirm vom Stuhl an. So ließ sie ihn auch aufschnippen. Sie achtete wirklich auf jede Bewegung die sie machte. Mit dem Zettel in der anderen Hand machte sie sich auf die Suche.
Doch wieder kreuzten sich ihre Blicke mit denen der drei Mädchen. Sie wirkten noch fieser als beim letzten mal. Mehr oder weniger schnell zog sie an ihnen vorüber, doch die drei waren schneller. Direkt vor ihr blieben sie stehen. Die Weißhaarige ließ vor Schreck ihren Schirm fallen. Die Blonde legte ein Lachen auf, welches einer Krähe zum verwechseln ähnlich klang. Auch die anderen beiden gackerten mit. „Lass deine Pfoten von meinem Bruder. Und vor allem von Castiel, er gehört mir! Hast du das verstanden?“ Es kam einfach keine Antwort. „Nein, hast du nicht?! Dann hilft dir das ja vielleicht beim nachdenken!“ Sie nahm ihre volle Coladose und schüttete ihr diese direkt über den Kopf.
Wie ein begossener Pudel stand sie nun da und wartete noch immer, dass sie hätte weiter gehen können. Sie wollte sich nicht rächen oder so, sie wartete einfach nur. Die drei Mädchen fühlten sich natürlich ganz toll. Mit einem lauten Gelächter zogen sie ab. Amai kümmerte sich nicht weiter darum. Sie lief einfach nach draußen. Ihr erster Blick fiel in den Himmel. Dadurch konnte ihr Lächeln standhalten. Jedoch machte ihr die Höhe der Sonne angst. Es brannte auf ihrer Haut. Das Mädchen ignorierte es so gut sie nur konnte. Dann blickte sie trübe auf den Zettel. Dieser war vollkommen mit Cola besudelt. „Hey Prinzess'chen, hast du mal wieder nicht aufgepasst?!“ machte sich eine wohl bekannte Stimme auch schon darüber lustig.
Er saß gemütlich unter einem Baum und starrte wieder in den Himmel, so wie er es immer tat.Von Sekunde zu Sekunde ging es ihr schlechter. Sofort lief sie zu ihm rüber, dabei blieben ihre Schritte leicht, so wie immer! Vor ihm hockte sie sich ruhig hin. Sie sah ihn ziemlich verängstigt an. Es blieb ihr nicht mal die Chance ihm den Zettel zu zeigen.
Es schien ihr nicht sehr gut zu gehen, bis sie richtig zusammen brach. Der Rothaarige setzte sich auf und drehte sie zu sich. Behutsam hielt er sie in seinen Armen. Sie glühte am ganzen Körper. An einigen Stellen konnte man eindeutig Dampf sehen und es roch ein wenig nach verbranntem Fleisch. Trotzdem versuchte sie ihr grinsen beizubehalten, selbst ohne Bewusstsein. Er zog sofort seine Jacke aus und legte diese über ihren Körper. Ganz vorsichtig, als wäre sie ein wichtiges Juwel, hob er sie hoch. Er versuchte schnell aber auch in einer fließenden Bewegung nach drinnen zu kommen.
Kapitel 7: genauso kleine Rache
Da brachte er sie zuerst in die Krankenstation. Nathaniel musste wohl oder übel davon erfahren. Sie wurde nur in ein Bett gelegt. Prinzess'chen sollte sich ausruhen. „Hey Castiel, was hast du jetzt schon wieder angestellt?“ wollte er sofort wissen. Er reagierte genauso verdrossen darauf. „Willst du jetzt mir die Sache anhängen! Sie ist einfach vor mir zusammen gebrochen, mehr nicht. Frage mal lieber deine kleine Schwester. Ich vermute mal, dass die etwas damit zu tun hat!“ Beide hielten inne und sahen nochmals nach ihr.
„Castiel, ich glaube sie schläft nicht mal.“ zugleich setzten sich beide. „War das wirklich meine Schwester, also das mit der Cola?“ „Ja, ich habe es erst von Iris gehört und die hat es natürlich gleich Peggy erzählt.“ berichtete Casi. Nath konnte nur enttäuscht mit seinem Kopf schütteln. „Hey Amai, bist du wach?“ versuchte es der blonde Junge nun mal. Ganz leicht öffnete sie ihre trägen Augenlider. Doch aus bestimmten Gründen schloss sie diese auch gleich wieder. Dann jedoch setzte sie sich erschrocken auf. Krampfhaft hielt sie sich den Kopf. „Bleib lieber liegen oder geht es dir wieder gut?“ kam diesmal von Castiel.
Sie suchte anscheinend etwas. Etwa eine Minute lang wühlte sie im Bett herum, bis sie es fand. Er lag die ganze Zeit über neben ihr, nicht nur der Zettel den Castiel unterschreiben sollte, sondern auch einen Anhänger, der ihr sehr wichtig zu sein schien. Sie lächelte wieder nichtssagend aber man spürte die Erleichterung in ihr. Sie nahm den Anhänger in beide Hände und hielt diesen ganz nah an ihre Brust. Der Arzt kam jetzt ebenfalls dazu. „Sie sollten sich noch ein wenig ausruhen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich noch nie so eine Art von Sonnenbrand gesehen. Einige Stellen an Ihrem Körper sind wirklich verbrannt. Das wird mit Sicherheit Narben hinterlassen.“
Als der Doktor wieder ging, hörte sie sofort auf ihn. Wie auf Kommando schlief sie ein. Die Jungs gingen einfach. Dabei geriet der Zettel in Vergessenheit, Glück für Castiel, Pech für Nathaniel. Am späten Nachmittag wachte Amai dann endlich wieder auf. All die Wunden waren weg. Die Vermutung des Arztes stimmte also nicht. Ganz vorsichtig setzte sie ihre Füße am Rand des Bettes auf. Ruhig stand sie auf und lief auf ihren dürren Beinen nach draußen.
Sie öffnete gerade die Tür, da sichtete sie auch schon die liebe, kleine Schwester vom Schülersprecher. Diese öffnete gerade ihren Spint. Die Weißhaarige reagierte schneller als das Mädchen. Obwohl sie wie immer langsam und konzentriert ihnen Weg fortsetzte, so war sie rechtzeitig da, um Amber vom Spint zu zerren. Irgendjemand schien da eine Konstruktion dran gebastelt zu haben, wodurch auch ihr etwas über den Kopf geschüttet werden sollte. Es sah aus wie Öl.
Perplex wusste die Blondine nicht was sie sagen sollte. Das Mädchen aus edlem Hause lief einfach weiter. Dabei hob sie ihren Schirm vom Gang auf. „Warum hast du sie weg gedrängt?“ dröhnte ihr eine zornige Stimme ins Ohr. Sie kam von Castiel. Er lehnte wie immer gegen die Mauer. Doch diesmal sah er nicht in den Himmel, sondern durchbohrte sie mit seinem stechendem Blick. Ignorierend lief sie an ihm vorbei, zumindest dachte er das. Denn direkt neben ihm hielt sie kurz. „...nicht nett...“ „Oh das Prinzess'chen kann ja doch sprechen!“ ertönte nochmals seine Stimme. Doch für sie war diese bereits weit entfernt.
Castiel wollte eigentlich bereits gehen, da hörte er doch nochmal das gejaule einer ihm sehr bekannten Zicke. Da schien noch jemand ihr einen Streich spielen zu wollen, doch dieser war harmlos. Ein paar kleine Gummispinnen und schon dreht sie durch. „Guter Scherz aber soetwas sollte man lieber mir überlassen Nathaniel!“ machte er sich über ihn lustig. Gleich darauf landete das inzwischen dunkel gefärbte Blatt in seinem Gesicht. „Unterschreib das endlich!“ vergriff er sich abermals im Ton.
Keiner von beiden ließ sich so einen Umgang gefallen …
Kapitel 8: nicht alle sind gleich
Es artete zu einer großen Rauferei aus. Am Ende brachte nur das gejammer Nathaniel's Schwester sie wieder auseinander. Castiel's Lederjacke war an viele Stellen gerissen und er hatte ein blaues Auge. Nathaniel sah aber nicht besser aus, eher schlimmer. Er hatte eine riesige Beule und ebenfalls ein blaues Auge, unzählige Schirfwunden und weiteres. Sie hatten beide Schmerzen, doch keiner ließ es sich anmerken. Inzwischen tat es Nath leid, was er da machte. Seine Schwester war deswegen fix und fertig.
Castiel verkrümelte sich einfach wieder auf das Dach. Wieder blieb er bis es dunkel wurde, dann ging er mit seinem Hund. Diesmal blieb er fast drei Stunden draußen. Vor Wut warf er den Stock bis auf die Straße. Aus Unachtsamkeit übersah er den riesigen Laster, der gerade vorbei fuhr. Naja, eigentlich sah er nicht mehr so viel auf dem Auge was blau war. Sein Hund lief dem Stock sofort nach.
Er dachte schon, er würde seinen Hund für immer verlieren. Etwas in Panik lief er ihm nach, doch er war zu spät. Noch eh er sich versah, stand der Laster. Dieser hatte eine riesige Delle. Das hielt nicht mal die Stoßstange aus. Er sah zuvor nur einen eisblauen Streifen, welcher wie ein Blitz daran vorbei schoss. Es war ihm eigentlich egal was das war, wichtig war nur, dass sein Hund noch lebte. Sofort pfiff er ihn zurück. Er fiel ihm erleichtert um den Hals und kraulte ihn. Der Riese wusste gar nicht was mit seinem Herrchen plötzlich los war.
Seine verträumten, schwarzen Knopfaugen durchbohrten ihn fragend. Genau wegen soetwas liebte er seinen Hund. Ständig hatte er diesen Hundeblick bei dem selbst er schmolz, aber wenn es darauf ankäme, wurde er zur Bestie. So ähnlich war auch sein eigener Charakter wie man heute sehen konnte. Beruhigt liefen sie weiter. Ab da an passte er viel mehr auf was er machte. Natürlich führte die Strecke wieder an der Villa vorbei.
Diesmal jedoch war alles aus, kein Licht brannte mehr. „Anscheinend hat sie doch ein leichtes Leben. Ich glaube, sie darf es bestimmen, ob sie lernt oder nicht. Ihr muss es furchtbar gut gehen da oben. Wenn nur jeder so ein Leben haben könnte!“ fing selbst er an sie zu beneiden. Auf der Straße begegnete er noch mehreren Hunde, bekannten Gesichtern und vielen Straßenmusikern. Einer davon stand in einer Ecke. Dieser spielte E-Gitarre und das nicht unbedingt schlecht. Ein anderer hantierte mit einer Geige rum, wieder ein anderer mit einem Cello. Stur lief er an allen vorbei. Es interessierte ihn nicht wirklich.
Irgendwann blieb er einfach stehen. Er ließ sich gelangweilt auf eine Bank fallen. Da schlief er fast ein. Sein Hund tobte ein wenig selbst herum. Irgendwann gab er keine Geräusche mehr von sich, da sah der Rotschopf doch lieber mal nach. Seinen Hund entdeckte er nicht, dafür aber die Weißhaarige. Mitten auf der Straße lief sie herum. Durch den Vollmond heut Nacht wirkte ihre Haut noch heller. Ihr silber weißes Haar schimmerte wie Fische im Wasser. Etwas erschrocken setzte er sich richtig auf, bis er sich vor Neugierde hinstellte. „Und ich dachte sie schläft...“
Das junge Fräulein kam direkt auf den Rothaarigen zu. Ganz ruhig wie immer lief sie da entlang, doch irgendetwas erschien ihm trotzdem anders. Er kam einfach nicht darauf, was das hätte sein können. Noch immer starrte er ihr in ihre weißen, ebenfalls schimmernden Augen, auf ihre vollen, unbenutzten Lippen und ihre weiche, zarte Haut. Er konnte seine Blicke nicht abwende. Jetzt fiel es ihm auf, ihr lächeln erschien ihn diesmal anders. Es war nicht so ausdruckslos. Er hätte fast geglaubt, sie würde ihn besorgt oder bemitleidend ansehen.
Sie kam ihm immer näher. Das war nicht das Mädchen aus der Schule, sie sah nur so aus. Ob sie wohl doch nicht so ist, wie er glaubte? So einfältig, lieb und vor allem gehorsam. Alles traf zu 100% zu. Also musste es etwas anderes sein, denn sie kam ihm nicht vor wie ein Roboter. Nicht so leblos wie die anderen aus seiner Schule. Inzwischen stand sie unmittelbar vor ihm. Eine Hand legte sie auf seine Wange. Entgeistert wartete er ab was sie wohl vor hätte.
Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und kam ihm nun mit ihren Lippen näher. Er machte bereits einen Schritt zurück, doch das angenehme kribbeln in seiner Magengegend ließ keine weitere Bewegung mehr zu. Seine Wangen nahmen eine leicht rote Farbe an. Sie berührte ihn mit ihren rosigen Lippen nur ganz leicht an seiner Wange. Jetzt konnte er sich befreien. Er drehte sich sogar von ihr weg, doch das darauf folgende Gefühl bereitete ihm Schmerzen. Als hätte er etwas falsches getan.
Kapitel 9: alles eine Frage der Zeit
Als er sich wieder aufrichtete, saß er nur in einem Bett. Ziemlich verschwitzt und vor allem fassungslos sah er sich um. Es war sein Bett, er schlief nur. Ein Glück! Er stand auf, doch das angenehme kribbeln im Bauch verharrte selbst jetzt noch. Erstmal stieg er unter die Dusche. Frisch gewaschen fühlte er sich gleich besser. Dann machte er sich seine Haare, doch bei einem Blick in den Spiegel fiel ihm sein Auge auf. Verwirrt tastete er darauf herum, doch das blaue Auge war weg, genauso wie alle andere Kratzer.
Gleich darauf sah er lieber mal nach seinem Hund. Es ging ihm bestens. Er lag in seinem Körbchen und rekelte sich hin und her, bis er auf seinem Rücken verharrte. So versuchte er sein Herrchen anzuschauen. Castiel musste nur lachen. „Du bist echt albern Demon!“ schmunzelte er. Zum Frühstück gab es Cornflakes und Milch für beide. Nun wurde er aber wirklich neugierig. Noch nie ging er so gern in die Schule wie heute, doch er wollte wissen, was mit Nathaniel war. Ob er wohl noch die gleichen Wunden hätte wie am Vortag?
Da angekommen saß schon das Mädchen auf der Bank. Zögernd aber gemütlich setzte er sich dazu. Wieder wurde er rot, obwohl sie doch nur dieses nichtssagende Lächeln und diese ausdruckslosen Augen hatte. Sie wirkte wie ewige Leere, Stille und Einsamkeit. Genau, vielleicht war es ja genau das, was ihn so beeindruckte. Sie blieb immer tapfer und stark, obwohl sie doch so allein sein musste. Sie hatte nicht mal einen Hund, nur sich selbst und diese Lehrer. Aber die waren ja auch nur da, damit sie ihr Geld bekamen.
Sie hielt ihren weißen Schirm. Abwechselnd trug sie mal ein weißes, mal ein lichtblaues Kleid. Das gleich galt für ihren Schlapphut und ihre langärmligen Handschuhe. Es war alles wie immer. Sie gehörte schon fast hier her. Ein Außenstehender würde meinen, sie passt nicht dazu, doch die Schüler gewöhnten sich schon so sehr an sie, dass man meinte, sie wäre wie sie. Sie war alles andere als das gleiche wie diese Schüler. Sie kannte wahrscheinlich besser als jeder andere was es hieß leben zu wollen.
Plötzlich sah das Fräulein ihn an. Anscheinend merkte sie seine starrenden, kalten Blicke. Er nahm einen Stecker seines Headsets heraus. „Ist was?!“ Keine Antwort. „Sag mal, kannst du überhaupt sprechen?“ Diesmal zuckte sie mit ihren Schultern. „Hast du es nie probiert?“ fing er sich doch an dafür zu interessieren. „Ein ...bisschen...“ quälte sie aus sich heraus. Dabei sah sie ihn schon lang nicht mehr an.
„Also ein bisschen, hmm?! Was kannst du denn alles sagen?“ Nur ungern gab sie es von sich, doch dann ..
..„Sterne ganz nah,
Himmel weit oben,
jetzt bist du da,
im finstrem verborgen …“
„Soll das ein Gedicht sein? Das ist doch nur die erste Strophe oder? Kannst du noch mehr?“ Mehrmals schüttelte sie ihr Köpfchen. Bei so vielen Fragen wusste sie gar nicht wie sie reagieren sollte. „Wo sind eigentlich deine Narben hin? Sind sie schon geheilt?“ Diesmal nickte sie. Ziemlich hastig bewegte sie ihren Kopf zur Seite. Nathaniel kam gerade auf dem Hof an. Wie erwartet hatte auch er keine Verletzungen mehr. Hatten sie sich überhaupt geprügelt?
„Na, gut geschlafen?“ fragte er in die heit're Runde. Castiel murrte nur etwas rum. Sobald der blonde Junge auftauchte bekam er schlechte Laune. Amai hingegen lächelte. „Wie kommt es eigentlich, dass du immer die erste bist?“ belächelte Nath die Tatsache. Seltsam, sie ist immer die erste und die letzte. Wo blieb da die Zeit für Schlaf? Jedenfalls ging Nathaniel gleich mal nach drinnen. Auch Castiel stand auf. Obwohl sie sich wieder langsam bewegte, so war er nicht schnell genug, um ihrem Griff auszuweichen.
Ganz leicht hielt sie seine Jacke fest. „Was noch!“ reagierte er genervt. Sie starrte nur weiterhin geradeaus. „Z … Z- Zettel...“ stotterte sie vor sich hin. „Er will eh nur, dass ich von der Schule fliege … Nyaaa, okay! Aber wenn ich fliege, ist das deine Schuld.“ gab er sich entnervt geschlagen und ging nach drinnen. Sie jedoch blieb starr sitzen.
Irgendetwas an diesem Bild störte ihn, irgendetwas! Diesmal wurde er zum lieben Schüler, der alles machte was man ihm sagte, und sie schaute zu, wie alle Schüler brav nach drinnen liefen. „Es ist als könnte sie wirklich jeden steuern, beeinflussen!“ murmelte der Rothaarige vor sich hin. Es sollte das erste und einzige mal sein, dass jemand ihn zu etwas zwang. Wobei, sie zwang ihn ja nicht dazu. Sie sagte nur ein einziges Wort, mehr nicht.
Kapitel 10: einen ganzen Tag Schule
Sie hatten heute mal wieder Kunst, Musik und auch Sport. Es waren auch früher immer ihre Lieblingsfächer, aber sie durfte oder konnte nicht. So musste sie sich mit Mathe, Englisch, Deutsch und anderem zufrieden geben. Doch auf dieser Schule war es ihnen egal. In Kunst mussten alle nach draußen. Sie mussten ein Stillleben zeichnen. Amai sah dabei einen Schmetterling auf einer Blume. Sie nahm sich alle Farben die dazu passten und fing an.
Castiel machte wie immer nicht mit, doch aufmerksam wurde er trotzdem. Er sah sich immer wieder die Bilder der anderen an und machte sich darüber lustig. Außer bei seinem Kumpel Lysander. Da wusste er, wenn er ihn zu sehr ins lächerliche zog, könnte er wütender werden als es der Rothaarige jemals sein könnte. Jedoch ließ er seine Witze bei Nathaniel raus.
Irgendwann fühlte sich selbst Amai genervt davon. Man merkte es ihr kaum an, denn sie stand eher ruhig, gelassen und locker auf. Ihre leichten Schritte hörte man nicht mal, erst als sie sich zwischen die beiden stellte. Der kleine Schirm stellte soetwas wie eine Mauer da, denn beide hielten inne. Das Prinzess'chen verzog zum ersten mal ihre Mundwinkel.
Nathaniel setzte sich wieder und machte weiter. Castiel hingegen verschwand zum nächsten Bild. Dazu jedoch fiel ihm leider nichts ein. Außerdem sah er den Zeichner nicht mal. Als sie zu ihrem Werk zurück lief, stand der Rotschopf davor. Sie setzte lieber wieder ihr stilles lächeln auf. „Ist das deines?“ wollte er irritiert wissen. Sie setzte sich einfach und zeichnete weiter. Wieder verschwand er wortlos. Nicht weil es wirklich unhöflich wäre, sondern eher, weil er sprachlos war. Ihm fiel nichts schlechtes dazu ein und bewundern wollte er es auch nicht.
Auch zu Viola sagte er nichts, denn sie war genauso gut. Naja, sie zeichnete ja auch wirklich pausenlos, da war das kein Wunder. Danach hatten sie Mathe. Als er vorher verschwinden wollte, hielt sie ihn wieder fest, da sie genau an der Tür hockte. Wieder gab er sich geschlagen. Das reiche Mädchen musste ihm nur in die Augen schauen.
Mitten im Unterricht übten sie pärchenweise. Jeder sollte sich einen Partner suchen, immer ein guter und ein schlechter. Jedoch gab es mehr schlechte als gute. Sie bekamen also alle zwei oder drei schlechte Schüler aufgehalst. Und wer hätte das gedacht? Castiel wurde dem weißhaarigen Mädchen unterteilt. „Wie soll die denn helfen können? Sie kann ja nicht mal sprechen!“ murmelte er eingeschnappt vor sich hin. Amai hingegen nahm die Herausforderung gern an sich. Am Ende der Stunde kamen alle nur mit Kopfschmerzen heraus. Die guten, weil sie alles doppelt und dreifach erklären mussten, und die schlechten, weil sie es nicht verstanden.
Nur noch ein Pärchen saß im Raum. Es war die gesamte Gruppe um Amai herum. Sie wollten immer mehr wissen, damit sie es auch wirklich verstanden. Sie musste nur die Bücher durchwühlen und ihnen die wichtigen Stellen zeigen. Dann rechnete sie vor und die anderen probierten es selbst. Auf Fehler konnte sie natürlich auch hinweisen und sie korrigieren. Da sie die nächste Stunde eh gleich nochmal Mathe hatten, machten sie gleich durch. Ja, selbst Castiel blieb im Raum und arbeitete FREIWILLIG mit. Es machte zwar seinen Ruf ein wenig zunichte aber seine Noten besser.
Den Ruf würde er spätestens in der nächsten Pause wieder herstellen können, indem er Nathaniel und diesem anderen Kerl, Ken, fleißig piesackte. Dabei flog Ken meist im hohen Bogen in die nächste Mülltonne. Für ihren Fleiß bekam jeder seine verdiente eins. Sie durften dann auch zehn Minuten eher schluss machen, das kam ihnen gerade recht. Nach so viel Kopfarbeit brauchte Castiel wieder eine Zigarette. Sofort verschwand er um die nächste Ecke.
Amai blieb wieder im Raum. Als keiner mehr eine Frage hatte, gingen alle nach draußen, sie verharrte in ihrer geraden Haltung bis wieder jemand ankam. Es dauerte nicht gerade lange. Noch dazu war es Nathaniel. „Hey Amai hast du etwas Zeit?“ Sie drehte sich zu ihm und nickte, also setzte er sich. Fragend sah sie zu ihm rüber. Verlegen kratze er sich am Hinterkopf, doch fragte dann, „Was hältst du von meinem Bild?“ Sie blinzelte ein paar mal irritiert, bis sie wusste worum es ging. Seine Noten in Kunst waren wirklich nicht die besten.
Als sie aufstand, dachte er schon sie könnte ihm nicht helfen. Er blieb vorerst sitzen. Sie hingegen lief in den Kunstraum und suchte unter den vielen Leinwände die seine heraus. Er mochte es nicht, dass Castiel sich über soetwas lustig machen konnte, aber in dem Falle konnte Amai auch nicht anders. Sie nahm eine Hand vor ihren Mund und kicherte ein wenig. Riss sich aber schnell wieder zusammen. Es sollte einen Baum darstellen aber wirkte eher wie Unkraut. Sie nahm sich einen Zettel und schrieb da etwas drauf.
Mit diesem lief zu zu ihrem blonden Freund zurück und übergab ihn an ihn. '16Uhr Rosengasse 12' stand nur darauf. Er laß es und nickte erleichtert. Dann kamen auch schon die anderen wieder. Der Rotschopf sah erst jetzt auf den Plan. „Englisch, bitte nicht noch so ein Fach!“ regte er sich auf und drehte schon wieder um. Wieder wurde er festgehalten. „Das willst du mir jetzt aber nicht auch noch aufzwingen oder?!“ Das Mädchen sah nur neben sich. Der Platz war frei. Genervt tat er wieder das was sie wollte. Da schwand er wieder der schlechte Ruf und das noch schneller als beim letzten mal. Seine Klasse machte sich langsam Sorgen wegen ihm.
Sie sollten sich auf eine Klassenarbeit vorbereiten. Genervt ließ sich Cas in seine Lehne zurück fallen. Er blickte zur Decke und fuhr sich mit einer Hand durch sein rotes Haar. Er ließ nur einen Blick zu ihr schweifen. Sie sah wie immer nach vorn an die Tafel. „Wieder Unterricht?!“ wollte er genervt wissen. Erst dann drehte sie sich leicht zu ihm … und nickte. „Du machst mich echt fertig Prinzess'chen!“ regte er sich mürrisch auf, doch setzte sich dann wieder 'ordentlich' hin. Warum tat er das überhaupt? Er verstand sich selbst nicht mehr.
Dann hatten sie noch eine Stunde Physik. Er versuchte erst gar nicht zu gehen, sie würde ihn eh wieder aufhalten. Außerdem lernte er in diesem Fach etwas über Technik, das konnte in manchen Stunden schon interessant sein. Sie freute sich richtig, dass er da freiwillig mitarbeitete. Trotzdem verließ er den Klassenraum als hätte er drei Tage lang gesoffen. Sein Schädel rauchte förmlich. Er lief wieder auf den Hof und machte das gleiche wie sein Kopf, rauchen!
Doch diesmal wurde er nach etwa 5 Minuten aufgesucht. „Willst du mir das jetzt auch noch verbieten?!“ wurde er langsam aggressiv. Sie ließ den Schirm sinken, trotz der Hitze, und nahm ihren Rücksack nach vorn. in diesem wühlte sie kurz herum, bis sie einen Zettel in der Hand hielt. Diesen gab sie ihm. Es war eine Essensmarke für heute. Schnell schloss sie den Rucksack, damit sie ihren Schirm behutsam aus dem Gras heben konnte. Amai lief einfach allein nach drinnen. Er konnte sich also überlegen, ob er essen wollte oder nicht.
Leicht mit den Nerven am Ende schaute er doch mal vorbei. Als er den Raum nur betrat, versteckte sich Ken hinter seinem Tablett. Er reagierte wirklich panisch darauf und machte sofort den Platz vor sich frei. Also kam Castiel noch zeitiger dran. Heute gab es ein schönes Nackensteak mit Beilage und einem Nachtisch. Da bekam er doch gleich richtig Hunger.
Er setzte sich an einen schattigen Platz. Alle Schüler starrten ihn irritiert an. Er sah nur an ihnen vorbei, zum weißhaarigem Mädchen. Sie hatte lediglich einen frischen Salatteller. Gemütlich und voller Genuss biss sie in jedes Stück hinein. Es schien sie zu freuen. Ob er wohl ihre Portion bekam? Das war ihm jetzt auch egal. Wenn er es einmal hatte, dann aß er es auch gleich. Die Blicke der anderen lösten sich langsam und sie redeten wild durcheinander. Amai lächelte mal wieder, erfreut über seine Entscheidung.
Als nächstes hatten sie Sport. Ein Fach für ihn. Er spielte gern Basketball. Zum Glück kam genau das heute dran. Amai saß wieder nur am Rand. Sie sah ihnen bewundernd zu, das fing den Jungs an zu gefallen. Die anderen Mädchen setzten sich zu ihr. Alle fingen an zu reden. Sie fragten auch sie oft nach ihrer Meinung, ob sie die Jungs auch süß fände in ihren Hemden oder sogar Oberkörper frei. Sie nickte einfach nur, damit sie sich freuen konnten. Die Mädchen quietschten richtig und feuerten sie an.
In dieser Stunde zog ein ganz anderer Schüler die Aufmerksamkeit auf sich, zumindest für die Weißhaarige. Er saß ebenfalls am Rand. Sie stand auf und lief einfach über das Feld. Dabei sah sie nicht nach links oder nach rechts. Die Mädchen fingen an sich Sorgen zu machen. Meist passten die Jungs nämlich nicht auf wo sie hinliefen. Das störte Amai kein Stück. Sie hatte wieder ihr lächeln auf den Lippen, ihren starren und doch liebenswürdigen Blick und ihre aufrechte Haltung. So kam sie ohne Probleme durch. Die Mädchen klatschten vor Begeisterung nun ihr Beifall. Sie verstand nicht mal warum.
Der Junge vor ihr hatte ebenfalls weißes Haar. Sie setzte sich nur. Er reagierte kein Stück. Es war ihm vollkommen egal. Irgendwann jedoch meinte er, „Du fängst an mir zu gefallen.“ er hauchte es nur, damit es auch ja kein anderer hörte. Sie sah ein wenig nach unten, damit ihr Schlapphut ihre Augen und Wangen verdeckte, denn sie wurde leicht rot. Fragte sich aber, warum? Sie musste nichts tun oder sagen, um es ihm zu entlocken. „Du hast Castiel ziemlich gut im griff. Das schaffe nicht mal ich. Soetwas gefällt mir. Ich bin Lysander. Castiel meinte du heißt Amai?“ wieder stieg ihr eine leichte Röte ins Gesicht. Sie umspielte ihre Gedanken und nickte einfach.
Endlich die letzte Stunde. Jetzt hatten sie Musik. Noch ein Fach was auch ihm auf die Nase passte. „Hey Lysander, könnt ihr denn nicht mal wieder etwas singen.“ „Ihr könnt so gut spielen, selbst zu zweit.“ „Castiel ist der beste Gitarrist den ich kenne.“ feuerten alle sie an. Diesmal sagten sie zu. Vielleicht gefiel es ja der Neuen. Der Musikraum war wirklich riesig. Überall standen die Instrumente herum und es gab sogar eine kleine Bühne. Diese war eigentlich für die Schulband gedacht und nicht für irgendwelche Bands.
Ab und zu spielten sie trotzdem. Eigentlich wurde sie im geheimen von jedem genutzt. Die Stuhlreihen davor waren für die Zuschauer. Jeder suchte sich einen Platz. Gespannt warteten sie ab, bis sie dann hinauf gingen. So nett wie beide waren ließen sie die Klasse trotzdem nochmal kurz warten. Dann kamen noch zwei andere Jungs dazu. Endlich fingen sie an. Der Drummer leitete ein, dann setzten die Gitarristen mit ein und zuletzt sang auch Lysander. Die menge tobte vor Begeisterung. Es gab schon nach einer Minute keinen mehr der saß oder?