Ich kann und will nicht glauben, was mir Castiel eben gesagt hat aber warum flüchtet er? Er wirkte so komisch. Seine Atmung ging so schnell, als wäre er eben erst dran gewesen. Seine Sachen und sein Haar saßen aber wie immer. Mir hat nichts davon verraten, dass er eben mit meinem Freund geschlafen hätte. Warum sollte das Castiel überhaupt tun? Er steht doch überhaupt nicht auf so was.
Harmony hat mir schon erzählt, dass wenn man erst mal mit jemandem geschlafen hat, man auch wesentlich öfter das verlangen danach hat. Wenn es schlimm genug wird, würde man sich dann auch auf einen Kerl einlassen? Ich hatte wirklich noch nie, selbst wenn er mich immer wieder anmacht und mein Körper darauf reagiert, schaffe ich es immer mich davon abzubringen. Ob das richtig ist? Bestimmt nicht aber ich mache es trotzdem. Und was ist mit Nath? Würde er denn … hat er denn schon mal? Ich kann mir das bei ihm noch weniger vorstellen als bei mir. Es ist so verwirrend, wenn man nie Bescheid weiß. In jedem anderen Jungen sieht man Konkurrenz und weil ich nicht weiß, ob er wirklich nur andere Kerle nimmt, muss ich auch Mädchen als Konkurrenz betrachten. Wenn Castiel nun Recht hat, sollte ich dann nicht … Ich stehe gerade schon vor der Tür und will eben auf machen, als hinter mir mein Bruder auftaucht. „Was wird das? Willst du heute noch länger in der Schule bleiben? Ich weiß ja, dass ihr euch gestritten hattet aber ich dachte auch, alles wäre wieder in Ordnung. Länger wegbleiben als nötig ist da bestimmt nicht hilfreich!“ Ich sage nichts dazu. Meine Schultern lockern sich endlich wieder etwas und ich gehe mit meinen Bruder. Er hat zumindest in einem Recht: Noch länger weg bleibe, noch länger nachsitzen, nur weil ich nicht jetzt auftauche, wäre grauenhaft. Ich hätte noch weniger Zeit mit meinem Harm und er könnte auch noch sauer werden. Bevor ich wieder in diesem Thema versinke und mir wieder zu viele Sorgen und Gedanken mache, wechselt Armin das Thema, für mich, vielleicht unbewusst aber er tut es. „Und? Was genau war nun wichtiger als dein Freund?“ Gut, vielleicht auf einem echt miesen Weg aber was soll's. „Na ja … Viola eben.“ „Ja, schon klar, habe ich zur Abwechslung mal mitbekommen. Was wollte sie?“ „Wusstest du es? Ich meine … wenn sogar Castiel es bemerkt hat, der der nie zum Unterricht kommt, wusstet ihr alle es?“, piepse ich nervös. Armin schweigt, also ja. Ich könnte im Erdboden versinken. Verzweifelnd jammere ich, während wir Beide uns setzen: „Warum habe ich es nicht bemerkt? Ich versteh's echt nicht.“ „Lexy, du stehst eben auf Kerle. Warum sollte man dann bemerken, wenn ein Mädchen auf einen steht? Vor allem Viola, die die eh nie etwas sagt. Was würde Harm wohl sagen? Chill mal, komm runter.“ „Ganz genau und jetzt seid endlich still oder ich muss euch auseinander setzen! Wo bleibt Castiel nur? Er handelt sich nur wieder ärger ein, unverbesserlich dieser Junge.“, hat sich Herr Faraize direkt vor unseren Platz gestellt und spricht mehr mit sich selbst als mit allen anderen. Wir selbst grinsen uns daraufhin nur gegenseitig an und konzentrieren uns dann auf den verloren gegangenen Stoff der ersten drei Stunden. Ich bin echt froh einen Bruder wie Armin zu haben. Ich muss mich einfach öfter daran erinnern, dass man Harmony vertrauen kann. Ich weiß auch nicht warum ich das in letzter Zeit immer wieder vergesse. Außerdem – Außerdem kann ich ihm doch jede Frage stellen, die ich ihm stellen mag. Richtig, auch schon wieder vergessen. Ich fühle mich langsam als wäre ich schon 8o, so oft wie mir die Dinge entfallen. Der Gedanke zaubert mir ein schmales Lächeln auf die Lippen. Damit vergehen die Stunden fast wie im Flug. Als wir dann endlich raus dürfen, bin ich so froh wieder das Sonnenlicht zu sehen, dass ich vor Freude fast platzen könnte. Ich strecke mich einmal der Sonne entgegen, bis meine eingeschlafenen Knochen knacken und sich dann wieder entspannen. „Was meinst du, ist er wohl noch bei Nathaniel?“, versuche ich so zu klingen, als würde es mir egal sein. „Denke nicht Lexy. So lange braucht nun wirklich keine Anmeldung, selbst wenn er provoziert.“ Und wenn er ihn während allem anderen auch noch … ? Dann würde er sicher so lange brauchen … oder auch nicht, wenn er gleich vor der Schule an der Mauer lehnt und die Abendsonne genießt. „Armin?“, spreche ich ihn von der Seite an. Er sieht auf und gleich darauf wieder auf sein Spiel: „Ja ja, schon verstanden. Viel Spaß euch Beiden!“ Harmony bekommt nicht mit, dass Armin an ihm vorbei läuft. Er bemerkt nicht mal mich, als ich mich neben ihn stelle. Es wirkt, als würde er da stehen und schlafen. Meine Laune heute war noch nicht mal wirklich schlecht und trotzdem spüre ich sofort eine Besserung und ich weiß, wie es noch besser werden kann! Ich stelle mich direkt vor ihn, so dass er keine Sonne mehr abbekommen kann. Eh er seine Augen richtig offen hat, habe ich auch schon meine Lippen auf die seinen gelegt. Ich habe seine Augen selten so offen gesehen und schon im nächsten Moment stößt er mich weg und hält mich auf Abstand. „W-W-Was? Wer … ach du! Erschrecke mich doch nicht so!“, flucht er ganz offen. Warum habe ich mir überhaupt Gedanken gemacht? Er hat mich weggestoßen … weil er dachte, ich wäre jemand anders. Das sagt zumindest für mich mehr als genug aus. Harmony greift sofort mit beiden Händen nach meiner Jacke und zieht mich wieder an sich. Ich beuge mich sofort und vertiefe mich immer mehr im Kuss. Er ist heute mit so viel Leidenschaft dabei. Einen seiner Arme legt er mir um den Kopf, um mich noch näher an sich zu zwingen. Mit der anderen Hand verkrallt er sich in meiner Jacke hinten am Schulterblatt. Mein Herz zerspringt bei so viel Liebe. Meine Atmung ist ihm völlig egal, Hauptsache seine Lippen auf meinen. Nur in einem Moment löst er sich, gefühlt schon ein Moment zu viel aber er musste. Er musste sich lösen, um mir sagen zu können: „Heb' mich hoch und an die Wand! Sofort!“ Ich weiß eh, dass ich nichts zu sagen habe, also mache ich, was er will. Mit ihm gibt es echt jeden Tag etwas neues für mich. Er ist nicht nur kleiner als ich sondern auch so leicht wie er aussieht. Er hält sich aber auch extrem stark an mir fest, hat seine Beine um meinen Oberkörper geschlungen und hinter meinem Rücken überkreuzt. Wir stehen Minuten nur so da, ohne ein Wort zu sagen. Vor meinen Augen tauchen schon schwarze und weiße Punkte auf, so sehr vergesse ich Luft zu holen. Mein Körper regt sich der Hitze zwischen uns völlig automatisch aber erst so richtig, als ich seinen Unterleib ganz genau an meinem Bauch spüre. Es macht mich immer so sehr an … so sehr, dass ich manchmal gerne … Verdammt. Ich habe mich echt nicht im Griff. Er schafft es einfach viel zu leicht mich zu erregen. Mit allem an sich, jeder Bewegung, jedem Lächeln könnte ich verfallen. Als er spürt, wie eigenständig mein Körper schon wieder handelt, gibt er mir etwas Luft zurück. Er grinst mich viel zu breit an, nur um mich daraufhin weiter küssen zu können. Er zieht meinen Kopf nah an sich heran, so dass er in mein Ohr hauchen kann: „Kannst du so denn noch stehen?“ Ich schaffe es nicht mir dabei auf die Unterlippe zu beißen. Mir entflieht unweigerlich ein leises Stöhnen und er hat erreicht, was er erreichen wollte. Mir sind meine Beine noch nie schwach geworden beim küssen, nicht auf diese Art und um es noch weiter auf die Spitze zu treiben, legt er sogar seine Lippen an und fährt mit seiner Zunge immer wieder über die Außenseite meines Ohres. Doch erst als er zubeißt, muss ich ihn loslassen. Verdammt … so eigenständig … dieser Körper. Er hat seine Beine um mich sofort gelöst und dafür gesorgt, dass ich nicht einfach nur zu Boden gehe. Er hält mich fest und gleitet an der Wand zu mir zu Boden. Mein Brustkorb bebt, mein Herz rast und ich kann kaum die Luft aufholen, die ich eben vergessen habe einzuatmen und trotzdem … trotzdem will er diesmal weiter machen. Er nimmt meinen Kopf zwischen seine Hände, damit ich mich ja nicht allzu lange ausruhen kann. Mein Hirn hat soweit ausgeschaltet, dass ich noch vorher spreche, ohne daran gedacht zu haben. „Was – Was ist denn? So warst du ja noch nie. Stimmt … stimmt es etwa?“ Er unterbricht den Kuss, antwortet sofort: „Was stimmt? Was hast du? Du jammerst schon wieder.“ Seine Stimme ist so ungewohnt ruhig und auch von stockendem Atem durchzogen, dass ich völlig automatisch weiter rede. „Na das – das du mit Nathaniel …“ Er fängt sofort an zu lachen, schon nur wegen des Namens. Seine Zahnlücke ist mal wieder zu sehen und sein Vampirzahn. „Ehrlich? Mit dem? Warum …“, seine Stimme senkend zieht er mich seine Stimme senkend zieht er mich wieder das Stück an sich, welches er sich eben durch sein Gelächter entfernt hat. So ruhig und leicht wie jetzt, hat er mir noch nie seine Lippen aufgelegt, „ … wofür brauche ich den denn, wenn ich dich habe?“, schnurrt er. In dem Moment kann ich einfach nicht anders als nachzugeben: „Ich will … Ich will mehr Harm, bitte, mehr, wirklich mehr!“ Das ist das erste Mal, dass mein Körper über mich gewonnen hat. Er wird es für sich ausnutzen, er muss. Wer würde es nicht tun? Doch Irrtum, sobald ich es ausgesprochen habe, senkt er meinen Kopf zwischen seinen Händen und drückt mir nur noch einen Kuss auf die Stirn. Mein Körper sagt mir nur noch deutlicher, dass ich mehr von ihm haben will aber er gibt es mir nicht. Wie quälend. „Hier ganz bestimmt nicht und außerdem … außerdem kann 'mehr' echt alles mögliche bedeuten. Hilf nach, sonst nehme ich mir alles!“ Schon nur als er das sagt, fahre ich heftig zusammen. Er schmunzelt schon wieder darüber. „Ich will … ich will vor allem endlich – endlich deine Zahnlücke spüren und den Zahn.“ „Tja, dafür kann ich dich auch beißen. Etwas mehr als sonst und du spürst sicher beides, dann komme ich auch auf meine Kosten!“ Sein Lächeln wird noch breiter und sein Gelächter ebenso. Ich jedoch halte diese Spielchen gerade echt nicht aus. Wenn er es unbedingt so will, dann muss es wohl sein. Meinen Kopf hebe ich von seinem Brustkorb und ich halte mich an seinem dünnem Unterhemd fest. „Ich will … Ich will … man Harm, Liebling … es – es tut langsam echt weh, ich meine …“ „Ahaaahaha! Du kannst so etwas echt nicht sagen oder? Bei mir brauchst du echt um nichts drum herum reden, das bringt doch nichts. Dir platzen die Eier, ganz einfach! Und wie weit? Ich weiß, eigentlich bin ich voll aktiv aber die Grenzen musst trotzdem du legen und das bitte vorher.“ Je mehr er redet, desto weiter vergrabe ich mich wieder in seinem Brustkorb, mit glühendem Kopf! „Ich … keine Ahnung …“, presst sich nur noch schwer zwischen meinen Lippen hervor. Schweigend reagiert er nicht mal mehr. Er starrt mich nur an, das spüre ich. „H-Harm, Schatz … sage bitte was. Das ist nicht so …“ „Ja ja, schon gut Großer. Ich denke … lass das erst mal egal sein.“ An allem worüber wir gerade reden fällt mir am meisten auf, wie vernünftig er plötzlich spricht, also so halbwegs vernünftig. So ganz ohne seine Sprüche und Offenheit geht es eben nicht, muss ja auch nicht … und ja, seine Worte sind vollkommen korrekt. Sie platzen bestimmt bald aber dass ich es nicht schaffe ihm zu sagen wie weit, ist ziemlich beängstigend für mich. Wenn wir Heim sind, wird er sich bestimmt einfordern, was ich eben gesagt habe. Na toll, jetzt will ich zwar etwas weiter gehen aber habe trotzdem noch Angst davor … wie lange hält so etwas wohl an? Wovon keiner etwas ahnen konnte … wir hatten die ganze Zeit über einen Zuschauer … oder besser gesagt zwei …
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