Toyo und ich unterhalten uns wieder, während wir auf dem Weg zur Schule sind. Es geht um gestern, doch er lenkt schnell ab. Er will wissen, ob ich wieder auf ihn gewartet habe. Natürlich antworte ich mit nein, doch er bemerkt die Lüge sofort und entschuldigt sich, dass es so spät wurde. Doch mich interessiert nur, ob es ihm gut geht. Er versinkt daraufhin in seinen Gedanken.
Ja richtig, egal was ich mache, Misami sorgt sich immer um mich. Es ist toll, wenn man so eine Schwester hat. Dafür muss ich mich aber auch anstrengen und sie beschützen. Auch wenn sie nicht weiß wovor, so glaube ich, dass sie es sehr schätzt … meine kleine Schwester! „Hey ihr zwei, wartet doch mal!“ verwundert drehen wir uns beide zur Stimme um. „Shindo, wo kommst du denn her?“ „Du passt wirklich nie auf oder Toyo? Ist dir noch nie aufgefallen, dass ich nur zwei Stockwerke unter euch wohne?“ „Ach echt?“, ist er wirklich verwundert. Shindo nickt nur und wendet sich dann an mich. „Ich habe sogar mitbekommen, wie Misami letztens die Regenrinne hinauf geklettert ist. Ihr müsst ja sofort Freundschaft geschlossen haben, bei so viel Blut!“ hört sich eher an als würde er darüber klagen, als sich belustigen. Dafür aber kann ich mich darüber belustigen. Er denkt genauso wie ich, wer hätte das erwartet? Leise muss ich kichern. Dabei halte ich mir lieber eine Hand vor den Mund. „Was meint ihr eigentlich immer von wegen Freundschaft und Blut und diesem Schwachsinn?“ will Toyo endlich mal wissen. Noch bevor ich meine Hand runter nehme, überlege ich, ihm endlich zu zeigen was passiert ist. Ich schaue zögernd auf meine Handfläche, da packt mein Bruder auch schon misstrauisch danach. Sie haben heute früh wieder angefangen zu bluten. „Schau mich nicht so an Toyo. Bei den ersten Versuchen bin ich eben runter gefallen und habe mir die Hände und Beine ein wenig aufgerissen. Es tut auch gar nicht weh. Sieht viel schlimmer aus als es ist.“ berichte ich ihm wehleidig und hoffe, dass er es genauso sieht wie ich. „Du bist doch total irre oder! Du hast da wohl etwas verwechselt. Es ist schlimmer als es aussieht! Wieso bist du überhaupt die Rinne rauf geklettert? Das ist doch gar nicht möglich!“ Dann mischt sich auch noch Shindo mit ein. „Ich glaube, das war noch das geringste Problem.“ „Wieso?“ Toyo wirkt streng, doch er muss nachhaken, damit sein Freund weiter spricht. „Zwischen Rohr und Fenster sind 3m Abstand. Ich wüsste zu gern, wie du die überwinden konntest.“ Wie soll ich es ihnen am günstigsten erklären, ohne das es total verrückt klingt? Ich hab's!„Also, eigentlich wollte ich nur mit Toyo sprechen. Mehr wollte ich gar nicht. Das Zimmer war zu, also habe ich einen anderen Weg gesucht. Wie man sieht, habe ich es ja auch überlebt!“ betone ich den letzten Satz etwas zu sehr. Sie wissen sofort, dass das sehr knapp war. „Wie tief ist das?“ Als er die Frage stellt, ziehe ich meine Hand sofort zurück. So kann er gar nicht erst nachsehen. „Na gut, dann eben nicht aber mehr will ich wahrscheinlich auch gar nicht wissen! Du gehst dann gefälligst zum Arzt, verstanden!“ beschwert mein Bruder sich. Er ist wirklich böse deswegen. „Toyo, bleib ruhig!“ warnt Shindo ihn eindringlich. „Schon gut Shindo! Ist ja nicht so, als wüsste ich von nichts!“ „Toyo!“ wird sein neuer Freund laut. „Streitet euch doch bitte nicht, ja. Auch wenn ich denke, dass es absolut nicht nötig ist, werde ich zur Ärztin gehen, okay.“ Die Stimmung meines Bruder wird wieder besser und so entspannt sich auch Shindo. „Brave Schwester!“ lobt er mich. Wenn ich dann noch rechtzeitig zum Unterricht kommen möchte, sollte ich mich jetzt beeilen. Den Kuss vergesse ich dabei aber nicht. Gleich als ich vorn weg laufe, sprechen die zwei wieder miteinander. „Na los Toyo, heute übernimmst du mal. Verstanden!“ befiehlt der Blauäugige meinem Bruder. Die Art und Weise wie sie miteinander umgehen, wenn ich nicht in der Nähe bin, ist viel strenger und ernster. Ohne zu zögern folgt er seinem Befehl. Gleich in der nächsten Gasse verschwindet er. Shindo lässt sich Zeit, um zum Unterricht zu kommen. Er denkt viel nach. An dem Abend, als die Kleine zu ihrem Bruder klettern musste … Es war wieder zu spüren und die Angriffe werden immer häufiger. Toyo kann es nicht gewesen sein, wohingegen seine Schwester … Aber sie ist viel zu jung und es gab bis jetzt nur eine oder zwei Frauen unter uns. Wenn sie allerdings doch eine von uns ist … Toyo, der kann einem echt leid tun. Er wollte sie doch eigentlich vor alle dem beschützen und ich … ich wünsche ihr das alles einfach nicht. Sie mag stark sein und eine große Willensstärke haben aber das … das wäre zu viel, selbst für sie! Außerdem ist sie ja, wie bereits gesagt, viel zu jung dafür. Warum kann ich es dann nicht sein lassen, sie zu beobachte? Muss ich wirklich erst auf Nummer Sicher gehen? Toyo werde ich vorerst lieber nichts davon sagen. In seinem Kopf herrscht große Unruhe. Mit einem Kopfschütteln versucht er alles zu verdrängen und es funktioniert. In der Schule schaut er wie immer in seinen Spind. Vorher achtet er darauf, dass keiner etwas sehen kann, denn darin liegt ein Ei. Nicht irgendein Ei, es ist groß, sehr groß. Man kann es mit einem Straußenei vergleichen, nur dass es viel härter ist. Es ist nichts passiert, also kann meine Vermutung auch nicht richtig sein! vermutet er. Als dann schon die Glocke läutet, macht er sich auf den Weg zum Unterricht. Ich sitze währenddessen schon eine gefühlte Ewigkeit bei der Ärztin. Ich hetze sie richtig, damit sie fertig wird. Sie verbindet meine Hände oder versucht es zumindest, denn so wuschig wie ich sie mache, macht sie viele Fehler. Endlich fertig, auch mit den Knien und Beinen, entschuldige und bedanke ich mich gleichzeitig bei ihr und verschwinde. In Windeseile husche ich die Treppen hinauf. Ich bekomme gar nicht mit, wie sich alles um mich herum in Zeitlupe bewegt. Ich habe es wohl nicht bemerkt. Ich will einfach nur schnell da sein. Wenn man zu spät kommt, richtet sich alle Aufmerksamkeit immer auf einen. So etwas ist vermeidbar, wenn man sich beeilt. Mein Klassenzimmer sehe ich schon vor mir. Davor bleibe ich stehen, um mögliche überanstrengende Atmung zu vermeiden. Doch es fühlt sich auch nicht so an, als wäre es anstrengend gewesen. Also gehe ich gleich hinein. Ich soll Herr Kusaka einen Zettel geben, von der Ärztin aus. Er schaut darauf und anschließend auf meine Hände und dann wieder auf den Zettel. Er scheint sich zu wundern, warum ich vom schreiben befreit bin. Kurz darauf weist er mich an, mich zu setzen. Sehr eigenartig. Der Unterricht hat noch gar nicht angefangen. In der Pause suche ich Toyo. Seine Freunde wissen auch nicht, wo er ist, bis ihnen auffällt, dass auch Shindo fehlt. Wie eigenartig, beide sind weg ohne etwas zu sagen, niemandem. Ich suche in der Turnhalle, in den Fitnessräumen, in der Kantine, auf dem Hof und in den verschiedensten Schulclubs, ja sogar beim Schachclub und in der Bibliothek. Obwohl ich ja daran zweifle, dass die zwei solche Orte überhaupt kennen. Außer Atem vom ganzen suchen, setzte ich mich auf eine Bank etwas Abseits vom Schulhof. Deprimiert atme ich tief durch. „Schwänzen die beiden etwa? Warum sollte sie das tun? Ich frage mich sowieso schon die ganze Zeit, wie die zwei Freunde geworden sind. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie sehr er sich mal über ihn aufgeregt hat, über seine Arroganz und darüber, wie beliebt er doch sei. Irgendetwas muss sich zwischen den beiden geändert haben. Man wird schließlich nicht von heute auf morgen von Erzfeinden zu besten Freunden. Warum kann ich all diese Puzzelteile nicht zusammen setzen.“ pruste ich. Nur kurz lasse ich meine Schultern hängen. Mit neu aufkommender Kraft stehe ich sprunghaft auf und suche weiter. Das ist es. Das ist es. Das ist es! ungeachtet von jedem, bewegt sich das Ei ein wenig, als würde es sich freuen. Dem Unterricht kann ich trotzdem gut folgen. Große Sorgen lasse ich dabei nicht zu. In den Pausen schaue ich immer im Klassenraum vorbei und suche anschließend weiter. Meine Hausaufgaben mache ich sofort im Unterricht. Eigentlich darf ich ja nicht schreiben aber wenn ich es mache, hält mich auch nur keiner auf. Nach der Schule suche ich gleich weiter. Ich laufe quer durch die Stadt. Doch all meine Bemühungen sind um sonst. Da getraue ich mich schon mal in die Innenstadt Tokios und dann finde ich keinen. Sehr enttäuschend. Zu Hause setze ich mich daran, etwas zu Abend vorzubereiten. Mir ist inzwischen egal wann Toyo zurück kommen würde, Hauptsache er kommt zurück. „Warum mache ich mir eigentlich solche Sorgen? Er kommt doch ständig so spät zurück, also warum?“ frage ich mich und schlafe dabei schon fast ein. Ich beschließe sofort schlafen zu gehen. Um mich abzulenken höre ich noch etwas Musik. In dieser Nacht kann ich nur unruhig schlafen. Es liegt nicht mal zwangsweise an Toyo. Ich bekomme unvorstellbare Schmerzen oberhalb meines linken Schlüsselbeins. Es fühlt sich an wie Nadelstiche und es fühlt sich so real an. Einen Schrei kann ich gekonnt unterdrücken. Nur ein kleines quietschen presst sich zwischen meinen Lippen hervor. Am Morgen jedoch glaube ich, dass ich mir das alles nur eingebildet habe. Gleich nach dem aufstehen sorge ich wie immer für Essen auf dem Tisch. Alles andere räume ich auf, dabei schalte ich den Fernseher auch noch aus. Erst dann wage ich mich vorsichtig in Toyo's Zimmer. Er schläft tief und fest, um die Uhrzeit. Sollte ich ihn wirklich wecken? Vorsichtig nähere ich mich ihm. Vor seinem Bett hocke ich mich hin und streiche ihm sanft durch sein Haar, um ihn wach zu bekommen. „Bitte nicht Misami. Nur noch 5 Minuten!“ bettelt er verschlafen. Komisch, dass mir erst jetzt dieser Geruch in der Nase sticht. „Sage bloß, du hast getrunken?“ „Wie kommst du denn darauf?“ Das Gespräch wird zumindest für mich ernst. „Also ja. Kannst du denn aufstehen?“ „N-Nein … ich glaube nicht.“ „Na immerhin bist du ehrlich.“ Sein Zimmer verlassend, hole ich ihm sein Frühstück, ein Glas Wasser, eine Tablette gegen Kopfschmerzen und einen Eimer mit Wasser. Alles zusammen stelle ich an sein Bett und auf seinen Nachttisch. „Hey Toyo, hör mal. Du bleibst heute zu Hause. Ich melde dich in der Schule krank, okay?“ Er nickt mir leicht zu und schläft sofort wieder ein. Ich schnappe mir nur noch mein Schulzeug und stapfe zwei Stockwerke tiefer. Lautstark poche ich gegen seine Tür. Wer mir öffnet? Natürlich Shindo. Er lehnt sich lässig gegen seine Tür und schaut verschlafen zu mir runter. „Hey, lass mich schlafen. Ich habe heute die erste frei.“, erst dann bemerkt er meinen gereizten Gesichtsausdruck. „O je, du hast ihn also doch … “ „Du etwa auch!“ unterbreche ich ihn streng. „Was ich auch? Du meinst, ob ich auch etwas getrunken habe? Nein, natürlich nicht. Ich habe ihn gestern stundenlang gesucht.“ Meine Wut löst sich langsam in Luft auf. „A-Ach echt? … na dann … also danke. A-Aber weißt du vielleicht warum?“ „Es war ihm anscheinend etwas zu viel, mehr weiß ich auch nicht.“ Unkonzentriert lasse ich zu, dass er sieht wie sehr ich mir Sorgen mache. „Keine Angst, das wird schon wieder. Ich werde heute auch zu Hause bleiben und auf ihn aufpassen.“ „D-Danke.“ Ich hätte nie gedacht, dass er so etwas tun würde. „Also dann, ab in die Schule mit dir.“ weist er mich freundlich an. Der Schultag ist unerträglich langweilig. Ich kann mich kaum konzentrieren. All meine Gedanken drehen sich nur noch um Toyo. In der vierten Stunde ist es so weit, dass ich mich nur noch nach Hause wünsche. Ich schließe meine Augen und langsam ergibt sich ein Bild. Es sind Shindo und Toyo. Er liegt noch immer im Bett. Die Tablette war weg, vom Wasser fehlt auch etwas und das Frühstück hat er komplett verschlungen. Shindo sitzt bei ihm. „Mensch Toyo du Idiot! Du wolltest deine Schwester doch beschützen! Glaubst du echt, so kannst du das? Wohl eher kaum! Ganz im Gegenteil! Du weißt wovon ich spreche!“, ermahnt er ihn streng. „Hör auf Shindo, hör doch bitte auf!“ jammert er erschöpft. „Du weißt hoffentlich, dass das die dümmste Idee war, die du je hattest!“ „Ja ich weiß aber … aber ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten!“ „Und nur deswegen rennst du in die nächstbeste Kneipe und besäufst dich, ja?“ „N-Nein!“ „Schon gut Toyo. Mache es einfach nicht nochmal!“ befiehlt sein Freund ihm. „J-Ja.“ Als ich meine Augen öffne, schaue ich mich verwirrt um. Wo bin ich? Wie? Was? Ich bin immer noch in der Klasse aber es fühlte sich so echt an! „Was war das eben? Ob das wirklich passiert ist?“, murmle ich zu mir selber. Wieder, in seinem Spind, das Ei, es bewegt sich wieder und ändert dabei seine Farbe. Hell aufleuchtend verschwinden die schwarzen Punkte und es legt sich eine reine, weiße Schicht darüber. Erst als das leuchten aufhört, erkennt man die Veränderung. Ich weiß nicht, ob ich glauben soll, was ich da gehört habe. Es ist doch unvorstellbar, an zwei Orten gleichzeitig zu sein aber heißt das auch, dass es unmöglich ist? Ob ich ihn vielleicht darauf ansprechen soll? Aber was habe ich denn davon? Er wird mich für verrückt erklären. Bis zur siebten Stunde hänge ich nur noch auf meiner Bank. Mit gesenktem Kopf, fällt er mir schon bald direkt auf den Tisch. Dann endlich, ertönt die erlösende Glocke. Sofort werde ich wieder wach und springe förmlich auf. „Na endlich!“ stöhne ich. Endlich kann ich nach Hause gehen. Das stelle ich mir nur einfacher vor als es am Ende ist. Es kostet mich viel Zeit um anzukommen. In meinem Kopf dreht sich alles. „Ich bin vielleicht müde. In letzter Zeit habe ich wirklich wenig geschlafen aber das passiert doch nicht zum ersten mal. Früher habe ich ständig die Nächte durch gemacht um Toyo zu beruhigen.“ Ich begebe mich in den Wald, den ich nachts so fürchte. Als kleines Kind habe ich hier durch mal eine kleine Abkürzung nach Hause gefunden. Ich fühle mich zunehmend schwächer und schwächer. Zwischen zwei großen Büschen reicht dann meine Kraft nicht mehr aus zum weiter gehen. Ich breche zusammen und schlafe einfach an Ort und Stelle bis spät abends ein. Als ich aufwache, gehe ich sofort weiter, als wäre nichts passiert. Unterwegs, aus einem Augenwinkel heraus, glaube ich Toyo im Wald gesehen zu haben. Doch das ist vollkommener Unsinn. Die Tatsache, dass er und Shindo zusammen auf dem Sofa eingeschlafen sind, bestätigt mir das nur. Beiläufig werfe ich mal einen Blick auf meine Armbanduhr. 22 Uhr, dafür ist es aber noch angenehm warm und hell draußen. Jetzt muss ich noch Hausaufgaben machen und dann kochen … heute anscheinend für drei. Ich nähere mich dem Sofa nur ein paar Meter und erlaube mir ein kleines schmunzeln. Durch den aufkommenden, leckeren Geruch von gebratenem Fleisch, welcher unweigerlich aus der Küche zu kommen scheint, wachen beide langsam auf. „Wie spät haben wir es?“ Shindo versucht einen klaren Blick zu bekommen. Er blinzelt verschlafen und wirft anschließend einen Blick auf seine Uhr. „Gott, schon kurz vor 23 Uhr.“ „Essen ist fertig!“ lasse ich es aus der Küche ertönen. Natürlich kommt Toyo sofort herüber und setzt sich. Shindo nimmt auch platz. Gleich nach dem verspätetem Abendessen, setzt sich mein Bruder nochmal für eine Weile vor den Fernseher. Der Blauäugige will sich eigentlich auch sofort dazu setzen aber dann sieht er mich, wie ich allein am Abwasch stehe und mich darum kümmere, dass alles sauber wird. Er schnappt sich einfach ein Tuch und trocknet damit das saubere Geschirr ab. Ich sehe ihn verwundert an, fasse mich aber schnell wieder. „Das musst du doch nicht machen Shindo.“ „Das sehe ich anders. Ich bin ja schon zum essen geblieben … “ „Ja eben! Heute bist du unser Gast und außerdem muss ich mich doch noch für heute bedanken.“ will ich ihn nicht mal aussprechen lassen. „Nichts zu danken. Das war doch selbstverständlich. Außerdem ist Toyo ja auch mein Freund.“ „Eigentlich komisch. Ihr konntet euch anfangs doch gar nicht leiden und jetzt seit ihr die besten Freunde. Ich will ja gar nicht sagen, dass ich das nicht toll finde aber … “ „Schon gut. Ich verstehe was du meinst.“ unterbricht er plötzlich mich. „Wie soll ich es nur am besten beschreiben. Sagen wir mal, er und ich haben mehr Gemeinsamkeiten als wir anfangs dachten.“ „Ach so. ich glaube, ich weiß, was du meinst.“ „Du weißt es also? Hat er dir davon erzählt?“, wird er ernster. „Nein hat er nicht. Es ist sein Geheimnis. Ich nehme an, du kennst dieses Geheimnis!“ „J-Ja, so könnte man das ausdrücken.“ „Kannst du mir dann ein gefallen tun? Pass bitte auf ihn auf.“ Er kann kaum glauben, dass ich das wirklich sage und antwortet lediglich mit einem, „J-Ja klar doch.“ Ihm wird das alles zu viel. Bevor wir uns weiter über das Thema unterhalten können, lenkt er lieber ab. „Sage mal, wo sind denn eigentlich eure Eltern?“ „Ach die? Die … die sind arbeiten. Manchmal sind sie tagelang weg. So haben wir beide unsere eigenen Zimmer.“, denke ich mir schnell aus. Er bemerkt, dass das sicherlich toll sei. Danach ist erst mal Ruhe. „Ich kann den Rest auch allein Übernehmen.“, bietet er mir an. Nochmal erschrecke ich mich über die Hilfe. „Was? Wieso?“ Er grinst kurz, erstickt es aber im Keim. „Ganz einfach, weil ich nicht will, dass du im stehen einschläfst!“ „Ach ist schon gut. Ist ja nicht mehr viel. Das schaffe ich schon noch.“ Er gibt sich ohne Wiederworte geschlagen. Nach 5 Minuten gebe ich ihm den letzten Teller in die Hand. Wie gesagt, nicht mehr lange. Er nimmt mir sanft den Lappen aus der Hand und lächelt mich von oben an. Eigentlich habe ich gerade vor auf ihn zu hören und mich hinzulegen, da spricht er mich nochmal an. „Hör mal Misa, wenn du mal irgendwann mit jemand anderen reden willst außer mit Toyo, dann weißt du ja, wo du mich finden kannst.“ „Danke. Das weiß ich zu schätzen. Gute Nacht.“ Ich höre noch, wie Toyo wütend in die Küche stapft, dann bin ich im Bad. „Was sollte das denn eben werden?“ „Was denn?“ „Na diese Frage! Das geht dich nichts an!“ „Da magst du vielleicht Recht haben aber es schien sie nicht großartig zu stören.“, bleibt sein Freund ganz ruhig. „Und was hat dein letzter Satz zu bedeuten? Ich bin nicht zurück geblieben! Also, was hast du vor?“ „Vielleicht will ich mich einfach nur mit ihr anfreunden!“ Toyo kann nicht unterscheiden ob er das ernst meint oder nicht. Automatisch fängt er wieder an zu knurren. Er spricht meinen Bruder beruhigend an, doch der lässt sich nicht so leicht darauf ein. Also gibt Shindo ein Geräusch von sich, welches einer Katze gleicht. Er weiß, dass Toyo das hasst. Automatisch muss der Größere von Beiden anfangen zu lachen. Ungewollt steckt es meinen Bruder an. Als ich das aus meinem Zimmer aus aufgreifen kann, geht es mir gleich viel besser. „Wie lange ist es schon her, dass ich Toyo so herzhaft habe lachen gehört? Bei mir hat er das noch nie gemacht. Vielleicht bin ich einfach nicht gut für ihn?“ Anschließend steige ich aus der Wanne. Das große Badetuch wickle ich mir um meinen Oberkörper und ein Kleineres um mein Haar. Ich mag es. Es sieht aus wie ein weiches, enges Kleid. Ich fühle mich darin schön und elegant, schon fast anmutig. Vor dem Spiegel trockne ich mein Haar ein wenig. Bei der Bewegung blitzt immer mal wieder etwas auf. Ich bewege mich langsamer, um nachzusehen was das ist. „Habe ich mir das doch nicht eingebildet?“ Meinen Oberkörper beuge ich über das Waschbecken. Dem Spiegel näher kommend, betrachte ich, was ich da zu sehen bekomme. Über meinem Schlüsselbein befindet sich ein kleiner, glitzernder, geflügelter Wolf. „Was hat das zu bedeuten und wie ist der da hin gekommen?“, wundre ich mich perplex. „Dann war das letztens doch nicht nur ein Traum. Das ist doch aber gar nicht möglich. Wie … wie soll das da hingekommen sein? Was mache ich denn jetzt? Wenn das jemand sieht … Ich glaube, es wäre besser, vorerst mit keinem darüber zu sprechen.“ Wenn du mal mit jemanden reden willst, du weißt ja, wo du mich finden kannst. „Warum schwirrt mir das gerade jetzt durch den Kopf?“ Ich ziehe mir schnell etwas an und trockne mein Haar ein wenig, um dann aus der Einsamkeit zu fliehen. Ich kann es nicht lassen nochmal nach Toyo zu sehen und zu meinem erstaunen ist Shindo immer noch da. Beide schlafen auf dem Sofa. Die Ironie ihn jetzt schlafen zu sehen, schiebt mir ein Lächeln auf die Lippen. Jetzt fühle ich mich schon, als hätte ich zwei 'Kinder'. Zwei Decken lege ich vorsichtig über deren Körper. Als ich sie mir betrachte, kann ich es einfach nicht sein lassen, ihnen durch ihre Haare zu wuscheln. Von ihnen ist lediglich ein genervtes grummeln zu hören, wach werden sie trotzdem nicht. Zufrieden begebe ich mich in mein Zimmer. Endlich in meinem Bett kann ich auch einschlafen.
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