Ein hochrotes Gesicht schaut unter der viel zu weit hochgezogenen Kapuze herauf. Die Person – die Person vor mir beißt sich nervös auf die Unterlippe, so sehr, dass sie anfängt zu bluten. Leicht, nur leicht. Er starrt mich an, unter der Kapuze hindurch, bis ich keinen genauen Blick mehr auf die Person vor mir werfen kann. Warum nicht? Weil diese Person sich in einer tiefen, entschuldigenden und gleichzeitig verehrenden Verbeugung vor mich stellt.
Warum? Warum tut er das? Mit einem tiefen Seufzer entgegnet er mir unerwartet laut: „T-T-T-Tut mir l-leid. Du – Du – Du … Ich meine … ich b-bin dein größter Fan und du – du bist mein gr-größtes Vorbild!!!“ Die viel zu hohe, nervöse Stimme verstummt. Diese Stimme … passte nicht zu einem Jungen aber das war egal, denn wie sie aussah, wirkte sie zumindest wie einer. Ich glaube, dass das gewollt ist. Er hält sich beide Hände vor sein Gesicht, vor sein glühend rotes Gesicht und ich merke, wie auch ich rot werde. Ich bin es nicht gewohnt auf so eine Art angesprochen zu werden, so energisch, so kraftvoll. Er bemerkt meine fragenden Blicke, doch flieht lediglich davor. Ich bleibe allein zurück, auf diesem großen Platz, schaue fragend in meine Hand. Darin liegen ein kleines Büchlein mit schwarz rotem Cover und ein Bleistift. Ich behalte es falls … nein, ich denke, wir werden uns auf jeden Fall wiedersehen. Er ist schließlich mein größter Fan! Ich sehe, wie die anderen Jungs bereits an der Straße stehen. Ein Mädchen stellt sich vor sie und ich weiß ganz genau, was Aida sie fragt. Eigentlich, normalerweise, würde ich schon längst zwischen ihnen stehen und mich würde doch keiner bemerken aber diesmal ist das wohl etwas anders. Die Ansprache meines 'größten Fans' hat mich irgendwie – irgendwie nervös gemacht. Meine Beine fühlen sich so weich an und das nicht wegen des Trainings. Mehr torkelnd als gehend versuche ich den Rückstand zu den Anderen aufzuholen. Die besagten 'Anderen' schauen sich gerade fragend um, als der Rotschopf aus meiner Klassenstufe mich zuerst entdeckt. Die besagten 'Anderen' namens Kagami, Hyûga, Izuki, Mitobe, Kiyoshi, Koganei und noch ein paar mehr. Sie steigen alle in den Teambus ein. Nur Kagami wartet. Er wartet und ruft mir zu: „Kuroko! Wo bleibst du?“ Er ruft, obwohl er keine 10 Sekunden später direkt vor mir steht. Seine Blicke sehen fragend aus, doch er sagt nichts. Im Bus setzen wir uns nach hinten und wartet auf das, was Aida uns vor hat zu sagen. Sie stellt sich eben auch schon nach ganz vorn in den Gang und setzt ihren ernsten Blick auf, welchen sie immer dann hat, wenn wir ihr dringend unsere Aufmerksamkeit schenken sollen. „Also Jungs: Nach dem Sieg heute gegen die Kaijô High habe ich neue Trainingspläne für alle. Ihr habt alle eine Menge Fortschritte gemacht aber …“ Was sie sagt, ist mir nicht egal, im Gegensatz sogar. Es ist mir wichtig, genauso wie Basketball und trotzdem – trotzdem fällt meine Aufmerksamkeit auf das was ich in meine Jackentasche gesteckt habe. Was genau wohl in diesem Notizbuch drinnen steht? Warum hat sie … er es unbedingt vor der Turnhalle der Kaijô ausgepackt? Eingequetscht in meine Ecke zwischen Kagami und dem Fenster kann ich es hervorholen, ohne dass wer meine Unaufmerksamkeit mitbekommt. Schon nur die erste Seite verrät mir eigentlich alles über dieses Buch. Zahlen … unsere Schulen und Zahlen. An erster Stelle das Datum, dann die Heimmannschaft mit ihren Punkten und dann die Punkte der Gastmannschaft und ihr Name. Nur die letzte Zahl verstehe ich nicht ganz. Es steht auch nicht darüber wofür diese Zahl stehen könnte. „Kuroko, wem gehört das?“ Mein Schock darüber, dass Kagami es nun doch bemerkt hat hält sich in Grenzen. Ich klappe es einfach wieder zu und stecke es in die selbe Jackentasche wie zuvor schon. Noch in der Bewegung halte ich von einer Sekunde auf die andere Inne. Es war nur ein Moment, nur eine klitzekleine Sekunde aber – aber ich habe doch richtig gesehen … oder? Da draußen, mitten im Regen, den Fußweg entlang … „Trainerin?“, erhebe ich mich energisch und sehe sie ungewollt ernst an. Sie unterbricht ihre Rede mit einer Art Schreck und beschwert sich darüber, dass ich mich nicht so 'anschleichen' soll. Ich schaffe es nicht mal sie ausreden zu lassen. „Tut mir leid Aida aber ich muss hier schon aussteigen.“ „W-Was? Was wird aus dem Training?“ „Keine Sorge, darum kümmere ich mich. Ich werde nicht in den Rückstand geraten.“, garantiere ich ihr. Sie sieht mich mit offenem Mund an, bleibt starr stehen. Eh sie nein sagen kann, gebe ich dem Busfahrer Bescheid und er hält bei der nächstbesten Gelegenheit. Ich schlängle mich sofort durch die halb geöffnete Tür und dann laufe ich! Ich laufe und laufe nur noch, bis …
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