Noch im ausatmen, zückt er ein Buch aus seiner elegant, braun schwarzen Laptoptasche und legt Buch samt Hand halb über seine Schulter. Er weiß, wie man sich zur Schau stellt, ganz unbewusst. So locker wie er sich jetzt verhält, war er die ganze Fahrt über nicht. Er geht bereits voraus, als er seine andere Hand hebt und leicht hinter sich wirft. Diese gilt dem Rektor hinter sich, als eine Art Verabschiedung.
„Ich muss dann mal, mein Unterricht beginnt.“ „Ja, ich muss auch noch mit meinen Kindern sprechen.“, wirkt Direktor Cross gleich wieder freundlich und aufgeschlossen. Er freut sich, die zwei wiederzusehen. Man könnte fast glauben, dass viele kleine Blümchen um ihn herum schwirren und in seiner Freundlichkeit und Überschwänglichkeit Kreise schlagen und erblühen. Sofort macht er sich auf den Weg in sein Büro. Ihm bleibt nur noch etwas Zeit, um sich einen Tee zu machen. Eingekuschelt in seine grüne, etwas zu alt aussehende Decke, nippt er vorsichtig daran. Im nächsten Moment stürmen schon zwei Personen ins Zimmer. „Ah! Verzeihung für die Verspätung.“, entgegnet das Mädchen aufgekratzt, bevor Kaien überhaupt etwas sagen kann. Sie zieht einen großen, mies gelaunten Kerl hinter sich her. Er hebt nur kurz seine Hand und legt seinen Kopf etwas schräg. Dabei schließt er für einen Moment durchatmend seine Augen. „Hey.“, begrüßt er den Rektor lediglich. „Schön euch zu sehen meine Kinder!“, springt er euphorisch hinter seinem Schreibtisch hervor und würde ihnen am liebsten um den Hals fallen, „Hoffentlich ging auch heute alles gut beim Klassenwechsel!“ Das Mädchen zeigt pflichtbewusst ihr Band am Arm. „Wir haben wie immer unser Bestes gegeben, Rektor Cross.“ „Ach Yúkiii! Auf dich kann man sich immer verlassen aber … nenn mich doch bitte Papa.“, fleht der Mann kindlich. Entnervt neigt sich der Kopf der Brünette und sie nennt ihn wie er es sich wünscht, ungern. Zero hingegen kann sich nur erneut beschweren. Er hat keine Lust ständig diese Mädchen von der Night Class fernzuhalten. Er hat keine Lust darauf Vertrauensschüler zu sein. Der Mann jedoch wird von seiner 'Tochter' verteidigt. Sie versteht die Ideale der Schule und das Ziel dahinter. Letztendlich verlässt der Grauschopf das Zimmer. „Nun ja, ich kann gut verstehen, wie sich Kirjú fühlt.“, wird der Mann mit einem mal wieder ernst. Auch Yúki erinnert sich wieder, ungern. Sie weiß, warum sein 'Bruder' nicht gerade begeistert davon ist. Erneut steht die Brünette hinter ihrem Direktor. Sie setzt sich ein Lächeln auf und macht sich auf den Weg. Ihre nächste Schicht fängt bald an und das bedeutet, sie kann ganz offiziell denjenigen betrachten, den sie so sehr verehrt. Sie kümmern sich den ganzen Abend und die Nacht darum, dass sich die Day Class der Night Class fern hält. Dafür stehen sie sogar Wache vor dem Schulgebäude. Behutsam sehen sich beide um, na ja, der eine mehr als der andere. Zero betrachtet sich alles mit geschlossenen Augen. „Sage mal, glaubst du wirklich an das was der Rektor sagt?“, wendet er sich an sie. Überlegend hält sie Inne. Eher leise stimmt sie ihm erneut zu, „J-Ja, ich glaube. Ich wünsche mir, dass sie und wir … dass wir in Frieden miteinander leben können.“ „Was er da erzählt, ist doch vollkommener Blödsinn. Er redet von ihnen, als wären sie … ach egal! Du weißt doch, warum ich überhaupt hier bin, nicht wahr.“ Sie will sich nicht nochmal mit anhören, was er von ihnen hält. Sie kann seine Reaktion ja verstehen, doch irgendwie auch nicht. Er tut ihr Leid und das spürt Zero nur zu deutlich. Ohne ein weiteres Wort, geht er einfach. Beleidigt taumelt sie ihm ein Stück nach, eh sie aus ihren Gedanken aufwacht. „H-Hey warte mal! Wir müssen doch bleiben. Zerooo, du schwänzt schon wieder deinen Dienst!“, ruft sie ihm nach, doch er hört nicht. Sobald ihr klar ist, dass sie allein ist, wandern ihre Blicke ganz automatisch hoch zum Fenster. Genau da hin, wo er sonst immer sitzt. Er ist ja gar nicht da. Wo er nur hin ist? Etwa zur gleichen Zeit öffnet sich im Hauptgebäude, in einem der obersten Etagen die Tür zum Büro. Zuvor hat er höflich angeklopft. „Kaname Kuran, was führt dich zu mir?“ Er tritt auf leisen Sohlen ein und schließt die Tür hinter sich. „Rektor Cross, ich wollte mich nur erkundigen, wo Sie den ganzen Tag waren.“, erklingt seine warme Stimme auch dem Mann gegenüber. Er hat sich schon bei der Rückfahrt etwas einfallen lassen, was ja auch in etwa Stimmt. Ob da nun ein oder zwei Details fehlen oder dazu gedichtet wurden, ist ja auch egal. „Ich habe einen Besucher abgeholt. Sie kommt von weit her und will ihre Schwester in der Day Class besuchen.“ „Und das hat wirklich den ganzen Tag gedauert?“, muss er skeptisch nachfragen. „J-Ja. I-Ihr Zug hatte Verspätung. Wir mussten eine Weile warten.“ „Wir?“ O je, jetzt hat er doch etwas von sich gegeben, was er doch bei sich behalten wollte, nein sogar sollte. Yagari hat ihm gedroht, dass er es der Night Class nicht verraten sollte. Nun musste es wohl doch sein. „J-Ja Toga Yagari war mit mir. Er – Er hatte keinen Unterricht und musste eh in die Stadt.“ Natürlich bemerkt der aufmerksame Halberwachsene sein stottern, doch er geht nicht genauer darauf ein, da sein Anliegen ja noch ein ganz anderes ist. „Nun gut, nur würde mich eins sehr interessieren. Heute Nachmittag kam etwas Unruhe unter den anderen auf. Ein ungewöhnlich starker und äußerst seltener Blutgeruch zog durch die Schule. Es hat eine Weile gedauert, die anderen zu beruhigen.“ Die Stimme des Direktors wird sicherer, „Tut mir Leid, für diese Unannehmlichkeiten, doch so etwas kann durchaus schon mal passieren. Eine der Schülerinnen hat sich verletzt und musste behandelt werden.“ „Und von ihr stammt wohl auch das Blut an ihrem Ärmel?“, fragt er finster werdend nach. Seine Augen glühen auf, als der Mond hinter den Wolken verschwindet und zwei spitze Zähne blitzen bedrohlich zwischen seinen Lippen hervor. Perplex starrt Kaien auf seinen Ärmel von der Jacke und deckt den Stieben von Blut mit der anderen Hand ab. „Ja. Ich habe ihr bis ins Krankenzimmer geholfen.“ Die Finsternis schwindet aus dem Gesicht des Schülers. Höflicherweise fragt er nach, „Und wie geht es dem Mädchen nun?“ „Den Umständen entsprechend. Sie steht noch etwas unter Schock aber ansonsten wird sie damit klar kommen.“ „Ich verstehe. Das nächste mal wüsste ich nur gern vorher, beziehungsweise gleich danach was los ist. Ich muss mich noch ein bisschen um die Unruhe kümmern. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, Rektor Cross.“, verabschiedet er sich in höchster Form höflich. „J-Ja, Ihnen auch eine gute Nacht Kaname.“, versucht der Direktor gleich zu ziehen. Sobald der Junge aus dem Raum ist, lässt der Mann sich erschöpft in seinen Sessel fallen. Er atmet tief durch. Bei der Kälte entsteht sogar leichter Nebel vor seinem Gesicht und lässt seine Brille beschlagen. Na hoffentlich geht das mal gut. Eigentlich ist das was ich gesagt habe ja gar nicht so falsch nur … nun ja, er soll sich ja nur etwas auskurieren. Er bleibt nur so lang, bis es ihm wieder gut geht., spricht er sich immer wieder selber vor. Beunruhigt nippt er an seinem Tee und lässt sich noch einmal durch den Kopf gehen, was der Night Class Schüler zu ihm sagte. Wie war das wohl gemeint? Immer noch so eine Unruhe? Zugleich entdeckt Yúki ein paar Nachtschwärmer aus der Day Class am Schulgebäude. Genervt stöhnend wendet sie sich vom leeren Fenster ab und springt wagemutig vom Vorsprung. Sie lässt sich von einem Ast abfangen und hält sich stark daran fest, so dass sie mit etwas weniger Schwung auf dem Boden niedergehen kann. „Hey ihr, Name und Klasse! Die Schüler aus der Day Class haben um diese Uhrzeit nichts mehr hier zu suchen. Was macht ihr hier?!“, ruft sie zu ihnen rüber. Erschrocken stellt die Schülerin fest, dass sich eine der beiden verletzt hat. Nervös versucht sie beide los zu werden, als sie auch schon bemerkt, dass es dafür zu spät ist. Noch in der Bewegung fasst sie sich ans Bein, zieht ihre Waffe und dreht sich um. Hinter ihr tauchen sogleich zwei der vermuteten Schüler auf. Ihre Waffe trifft auf Widerstand, wodurch auch sie inne hält. Die beiden Mädchen erkennen sie sofort. „Akatsuki Kain und -“ „ - und Idol, ich meine Aido-Sempai.“, versprechen sie sich schon vor Aufregung. Sie merken gar nicht, wie die zwei Jungs auf etwas ganz anderes als nur einen kleinen Besuch aus sind. Der kleinere von beiden, der Blondschopf, Hanabusa Aido zeigt lefzend seine Zähne. Die zwei Mädchen verstehen noch immer nicht, bis er Yúki bedrohend nahe kommt. Auch sie hat sich geirrt. Er ist nicht des Blutes des Mädchens wegen hier, sondern ihretwegen. „Ahhh, das ist schon das zweite mal heute, dass es so verführerisch das Blut duftet.“, gesteht er der Brünette. Sie ist in dem Moment so abgelenkt, dass sie gar nicht bemerkt, wie er ihr nahe kommt und ihr Handgelenk fest im Griff hält. Sie bekommt Angst, sie will nicht gebissen werden und erst Recht nicht von ihm. „Na na, hab dich nicht so. Ich will doch nur mal Probieren.“, als er auch schon in ihr Gelenk beißt. Natürlich nur ganz vorsichtig, so wie es sich für einen Vampir aus der Adelsschicht gehört und doch bestimmend, damit sie sich ja nicht losreißen kann. Akatsuki tut in der Zeit so, als würde er nichts mitbekommen. Dabei übersieht er leider auch, wie der andere längst mehr will, als nur ein bisschen aus ihrem Handgelenk. Er hört gerade so sein Gewisper und will sich eben doch deutlich bemerkbar machen, als es schon zu spät ist. Zero drängt sich zwischen beide und schießt mit seiner Bloody Rose ohne auch nur einmal nachzufragen. Was er gesehen hat reicht ihm vollkommen aus, um urteilen zu können. Natürlich kennt er die Regeln der Schule und trifft 'rein zufällig' daneben. Doch bei dem einen Zuschauer soll es nicht bleiben. Eine selten gesehene, trotz der Dunkelheit strahlend blühende Person tritt auf die kleine Lichtung hinter dem Gebäude. Freundlich strahlen mischt er sich mit ein, „Aido, meinst du nicht das reicht langsam.“ „Ichijó! Was machst du denn hier!“, beschwert sich der vom Blut berauschte Vampir, „Wo ist Kaname-sama?!“ Genau das hätte er lieber nicht sagen sollen. Wie gerufen tritt auch er nach hinten, doch im Gegensatz seiner Erwartungen, wendet er sich zuerst an den Schüler aus der Day Class. „Kirjú-kun, könntest du bitte deine Waffe von uns nehmen. Sie wirkt sehr bedrohlich auf uns. Wenn es euch Rest ist, kümmere ich mich um die beiden hier.“, dabei schweifen seine Blicke bedrohlich ab und treffen auf die beiden angesprochenen. Zusammen zuckend regt sich keiner von beiden mehr. Zero nimmt tatsächlich seine Waffe weg und steckt sie wieder ein. Kaname spricht ohne Halt weiter. Er weiß eben genau, was man in so einer Situation tut. Als er die zwei anderen Mädchen erblickt, hat er auch zu denen seinen Vorschlag. Kirjú sagt weder nein noch ja. Er geht einfach, wie er das eben am besten kann. Yúki hingegen fühlt sich hin und her gerissen. Als sie ihre letzten Worte an den brünetten jungen Mann vor sich richtet und sich sowohl bedankt als auch verabschiedet, ist Zero schon längst weg. Auch wenn sie ihm nach läuft, es bringt nichts. Sie findet ihn nicht mehr. Frustriert prustet sie und führt angeregte Selbstgespräche. Die zwei Jungs aus der Night Class folgen Kaname ohne Widerworte. Es würde es nur schlimmer machen, wenn sie es versuchen würden. „Aido, was ist nur los mit dir?“, wird er enttäuscht los, „Hat dich der Geruch des Blutes so sehr berauscht, dass du deine Kontrolle verlierst?!“ Er bleibt dabei ruhig, so wie immer, doch genau dahinter steckt das bedrohliche. Leicht zitternd wagt er kaum ein Wort, bis Kaname eine Rechtfertigung erwartet. „Ja aber … Ich wollte doch nur … Immer nur diese Tabletten. Das ist doch keine Lösung!“, beschwert er sich. Das ist bestimmt nicht das, was der Brünette wissen will. Er kann zum Glück zwischen den Zeilen lesen und die Sätze zwischen seinen gesprochenen Worten hören. Was er nicht kann ist ihm zu verzeihen, dass er Yúki angerührt hat. Als wäre es normal, rutscht ihm seine Hand sichtlich leicht aus. Der Blondschopf sagt nichts mehr und Blickt zu Boden. Man spürt die Anspannung. Kain weiß was er falsch gemacht hat, an ihm wird keinerlei Strafe vollzogen. „Nun geht. Die drei Tage Unterrichtsverbot gelten für euch beide. Das dürfte reichen.“ Reumütig verkriechen sich beide in ihrem Wohnheim. Schon gleich darauf ist der Unterricht vorbei und auch die anderen werden neugierig, was passiert ist. Die Klasse ist klein genug, dass binnen weniger Minuten jeder weiß was passiert ist. Nur eins nicht: Welches Blut hat ihn so sehr beeinflusst, dass er sich vergessen hat. Sobald die zwei außer Sichtweite sind, wendet sich Kaname an den hinter sich. „Ichijó, warum bist du nicht eher dazwischen gegangen?“ „Tut mir Leid Kaname. Es ist nur, auch ich war für den Moment abgelenkt und habe deren verschwinden nicht bemerkt. Tut mir Leid, ich mache es wieder gut. Versprochen.“, hofft er ohne Strafe davon zu kommen. Seine Hoffnung wird begünstigt, zu seinem Glück. „Ich werde noch früh genug auf dein Versprechen zurück kommen, verlass dich drauf. Jetzt ist erst einmal wichtig, dass niemand etwas davon mitbekommt.“ „Ja aber sage mal, was war das nun für Blut? Verzeih aber … dich kann das doch nicht unberührt gelassen haben oder?“, wagt er noch einen Schritt. Ungern gibt er zu, was der friedfertige Blondschopf vermutet, „Du hast Recht, auch mich lässt so etwas nicht kalt. Es muss von einer Schülerin im Wohnheim stammen, Rektor Cross hat das zumindest erzählt.“ „Und – Und du glaubst ihm?“ Ichijó merkt sofort, dass das ein Schritt zu viel war. Er fällt ein paar Schritte zurück, um Kaname nicht noch mehr zu reizen. „Rektor Cross trägt mein vollstes Vertrauen. Wenn er sagt es war eine Schülerin, dann wird es schon so sein.“ Er wartet nicht mal, sondern geht einfach weiter. Er sucht, genau wie die anderen Zwei bereits, das Wohnheim auf. Unbewusst spricht der übriggebliebene nach, was Kaname ihm sagte, „Es wird schon so sein, hmm … Irgendetwas …“ Sobald er es bemerkt, schweigt er. Stur geradeaus sehend, erhascht er noch gerade so das leichte Lächeln auf den Lippen Kuran's. Also zweifelt er wohl auch aber was … wird er Rektor Cross wohl in Frage stellen und überprüfen?
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