„Also vergesst nicht, Nachsitzen fällt heute aus, es wurde alles auf morgen verschoben. Geht also alle in eure AG's. Im übrigen, Harmony, hast du kurz Zeit? Ich – Ich würde mich gern mal mit dir unterhalten.“, versucht Faraize die Stimmen der anderen unserer Klasse zu übertönen.
Sie haben ihm kaum zugehört. Es wundert mich ein wenig, dass gerade Harm tut, was ihm gesagt wurde. Er war die ganze Stunde über irgendwie … ruhig. Nicht mal Rosalia hat viel von sich gegeben. Na ja, manchmal hat sie angewidert gezischt aber ansonsten wirklich NICHTS. Oder … habe ich wohl nicht gut genug aufgepasst? Nein, niemals. Seit – Seit letztens … geht mir niemand anderes mehr im Kopf herum als Harmony. Scheiße … Ich bin so froh, als das Klingelzeichen endlich ertönt. Die beiden Männer, also ich meine Faraize und Harmony, gehe sofort nach draußen. Er hat lässig seine Hände in den Hosentaschen und folgt ihm. Man sieht ihm an, dass er keine große Lust dazu hat. Die meisten gehen ebenfalls schon, begeben sich in den Raum ihrer AG. Ich müsste eigentlich auch los, in die Turnhalle, mich umziehen und dann spielen. Ja, ich bin wie Castiel normalerweise auch in der Basketball-AG. Da Castiel eh nie auftaucht, ist das also der sicherste Ort vor ihm und ich komme zu meinem Sport. Heute allerdings … habe ich keine wirkliche Lust darauf. Es stimmt, jeder sollte in seine AG gehen aber es besteht kein Zwang dafür. Es ist eher so ein freiwilliges Nachmittagsprogramm. Heute … bleibe ich einfach mal im Flur stehen. „Jo, was geht?“, höre ich nur eine Stimme. Sie ist nicht an mich gerichtet. Sie richtet sich an den Lehrer. Die Beiden stehen sich gegenüber und Faraize wirkt sehr nervös. Er sieht seinen Schüler nicht mal an. Was – Was hat er nur? Hat er wohl Angst vor ihm? Als Lehrer sollte man so etwas niemals zeigen, nie! „Also … du – du müsstest je-jetzt wohl auch in eine AG, hmm?“ „Was fragen Sie mich das? Sie sind der Lehrer. Sollten Sie mir das nich verraten?“ Es bringt Faraize nur noch mehr aus den Takt. Verwundert schüttle ich meinen Kopf. Er atmet eins, zwei Mal hörbar durch, eh er versucht seriöser zu klingen, eben mehr nach Lehrer. Er scheitert … und zwar kläglich! „Also, die S-Sache ist die: Du mu-musst dich noch für eine AG entscheiden a-aber vielleicht wäre es ja klüger, dir vorher mal die Sch-Schule zu zeigen.“ Was? Seit wann zeigt man einzelnen Personen die Schule und sollten das nicht die Schüler für die Schüler machen, um sich schon mal etwas kennen zu lernen? Na ja, in Harmony's Falle wundert es mich eigentlich nicht, dass die Direktorin will, dass das lieber ein Lehrer macht. Irgendwie wirkt Faraize noch nervöser, als er seinen Vorschlag kundgegeben hat. Er greift sich in seinen Nacken und starrt zur Seite vorbei auf den Boden. Sogar Harmony zieht einfach ungläubig eine Augenbraue hoch, eh er sich mit einem Mal umentscheidet und anfängt laut zu lachen. Noch im Gelächter antwortet er: „Ehrlich? Jetzt gleich?! Sie haben es aber ziemlich eilig! Im übrigen hab ich schon ne AG. Musik. Also chill.“, Harmony's Mimik wechselt. Blitzende Augen durchfahren den Körper des Lehrers, mustern ihn streng und sein Lächeln wird fies: „Wissen Sie's noch nich? Wir haben Zeit!“ Faraize scheint verärgert zu sein. Er verkneift sich jeglichen Kommentar, beißt sich lediglich auf die Unterlippe. Ich frage mich warum er so darauf beharrt, ihm die Schule zeigen zu dürfen. Als Castiel dann aus dem Raum kommt, gehe ich lieber ein paar Schritte zur Seite. Was? Ich und Angst? Niemals! Nicht vor dem! … Abstand kann trotzdem nicht schaden. Sein fieses Grinsen wird breiter, als er mich bemerkt, doch irgendwie … nur ganz kurz. Seltsam. Seit wann erfreut er sich nicht mehr daran mich … egal. Die Antwort darauf lässt auch nicht lang auf sich warten. „Jo Harmony? Vergiss heute Nachmittag ja nicht …“ „Verarsche mich nicht möchtegern Bad-Boy! Sagte doch, ich mach's. Gib mir …“ Es ist vielleicht das erste Mal seit … seit dieser dämlichen Verletzung, dass er meine Aufmerksamkeit verliert. Da ich ja immer noch zwischen Flur und Klassenzimmer stehe, gewinnen aus irgendeinem Grund die Mädchen meine Aufmerksamkeit. Na ja … vielleicht ist es auch Alexy. „Alexy?“ Er reagiert nicht, packt nur seine Sachen zusammen und starrt auffällig weit von Rosa weg, nachdem sie ihn angesprochen hat. „Alexy, ich muss mit dir reden.“, versucht sie es mit mehr Worten. Er ist nach wie vor beleidigt. Ich kann's irgendwie auch nachvollziehen. Schmollend wendet er sich noch immer nicht an sie, steht nur auf und spricht: „Danke, ich habe heute genug gehört. Ich will nur noch Heim, oder nein, lieber zur AG. Mein Liebster wollte mir noch zeigen wie er Gitarre spielt.“ Alexy's Laune steigt ein paar Sekunden. Er kann sogar richtig Lächeln, bis er sich wieder erinnert, wer da vor ihm steht. Er ist eben auf dem Weg zu mir, aus dem Klassenraum raus, als Rosa etwas von sich gibt, was unseren Blauschopf innehalten lässt. „Alexy, du – du hattest Recht. Es tut mir leid a-aber … sei doch bitte nicht sauer.“ „Ich soll WAS nicht?! Zur letzten Stunde kommt die Einsicht und morgen ist eh wieder alles beim alten.“ „Nein ist es – ist es wirklich nicht. Wir … i-ich, komme mit zu diesem Park.“, sagt sie ihm aus welchem Grund auch immer nun doch zu. Seine Abwehrhaltung fällt sofort und er Lächelt offen, so wie er es sonst immer getan hat. „Ehrlich jetzt?“, muss er nochmal sicher gehen und mit ihm auch alle anderen Mädchen. „Ja, ehrlich aber eins sage ich dir: Er bekommt wirklich nur diese EINE Chance!“ „Mehr wird er nichts brauchen. Ihr werdet sehen!!!“, verkündet er freudestrahlend. Ich für meinen Teil habe mich endlich davon abwenden können. Harmony ist gerade im Begriff zu gehen. Ich weiß nicht mal so ganz wo hin aber ich könnte ja … vielleicht … Verdammt! Ich werde schon wieder auf's übelste rot. Hoffentlich bemerkt es keiner, Hauptsache er bemerkt es nicht, der Rest ist mir egal. Meine Gedanken sind so vernebelt und so durcheinander, dass ich gar nicht mitbekomme, was vor mir passiert. Es vergehen nur Sekunden, die ich ihm folgen konnte, da spüre ich auch schon einen stechenden Schmerz in meinem Gesicht. Diesmal kommt das nicht durch die Röte. Als da hinter mir auch noch die Wand auftaucht, die mich vor einem Sturz abfängt, klärt sich das Bild vor mir. Er ist es. Harmony ist es. Er – Er hat ohne Vorwarnung und ohne zu zögern zugeschlagen, direkt in mein Gesicht. Ich halte mir eine Hand vor mein linkes Auge, kneife es zu und beiße meine Zähne zusammen, um nicht wegen des Schrecks vielleicht doch aufzuschreien. Wie – Wieso hat er nur … Er sagt es mir nicht. Er sagt mir nichts und geht einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Direkt neben uns befindet sich das WC. Darin verschwindet er und ich , ich lasse mich direkt an der Wand noch zu Boden gleiten. Nach kurzem überlegen habe ich auch so verstanden. Ich – Ich sollte ihm einfach nicht folgen, ihm nicht auf die nerven gehen und vor allem will er wohl nicht, dass – dass Alexy etwas mitbekommt. Also hatte er es doch bemerkt? Er hat bemerkt, wie ich ihm die ganze Zeit gefolgt bin und ihn die ganze Zeit anstarre. Tut mir leid. Ich mache das nicht mit Absicht, nicht bewusst oder gewollt. Ich – Ich weiß doch auch nicht, was mit mir los ist. Er hätte einfach niemals … naaach! Wenn ich nur wieder daran denke, will ich es unbedingt wieder, will ich unbedingt MEHR! Und vor allem … vor allem will ich es, ohne dass ich von Alexy wissen muss! Verdammt … ich bin so abgefuckt Eifersüchtig, dabei weiß ich nicht mal warum. Er hat es schon mehrfach gesagt und eben wieder deutlich genug gezeigt. Warum bin ich im Kopf überhaupt so dämlich? Mir ist doch … Mir ist doch eh klar, dass da nichts laufen wird, jedenfalls nicht so. Ich hoffe nur, dass das bald aufhört. Es war eigentlich nicht mal etwas besonderes. Wieso verlangt irgendetwas in mir nach mehr, mehr als nur Sex, mehr als nur das bisschen Nähe? Ich kotze mich ja schon selber damit an. Es ist so völlig übertrieben … „Ahhh, hast dich gefangen, ja?! Ich hab's dir schon mal …“ „Ich weiß, ich weiß doch!“, jammere ich ihm lautstark dazwischen, habe meine Hände vor mein Gesicht genommen und dämlich wie ich bin fange ich auch noch an zu heulen!!! Mein Gott, wie sehr ich es doch übertreibe! „Tzzz, ich kann nicht gut mit heulenden Kiddies.“, zischt er von oben. Er ist mit Sicherheit sauer. Ich habe ihm ja auch dazwischen geredet. Da ist es ja auch kein Wunder und auch nicht, dass er geht. Er geht bestimmt. Er – Er macht keine Anstalten gehen zu wollen … überlegt nur einen Moment und – und setzt sich neben mich. Verwundert friert mein Gesicht ein und ich schaue mit einem Auge neben mich. „Na ja, wenn du das weißt, warum flennst dann?“ Gute Frage … „ Keine Ahnung.“ „Immerhin hörst schneller auf als Lex, das is wesentlich entspannter!“, grinst er mich ganz offen von der Seite an. Es stimmt, ich habe wirklich aufgehört aber doch wohl nicht weil er sich neben mich gesetzt hat … o-oder? „Keine Ahnung?! Das is au nie schlecht, haha! Dann lass mal überlegen, hmmm … Also, der einzige Grund, der mir einfallen würde, wäre dieser Rotschopf. Der hat dich erst so schön ignoriert. Vielleicht verschossen?“ Aus meinem Versteck, gebildet aus meinen Armen und Beinen, wieder hervor kriechend, sehe ich ihn ungläubig und doch irgendwie mit rotem Gesicht an. „W-Was? Spinnst du? Wegen dem doch nicht!“ „Okay, dann eben anders …“, und mit den Worten steht er schon wieder auf, wirkt wieder ganz anders, nicht mehr so locker, halt irgendwie – irgendwie bösartiger, „ … Wenn du mir keinen anderen Grund zum heulen nennen kannst, dann werde ich dich nicht ficken können! Es gibt keine Nebenbuhler und auch keine krankhaften Stalker neben Lex. Nur meine Lover, die sich melden, wenn sie gefickt werden wollen und bei denen ich antanze, wenn ich bock habe. DAS und nichts weiter.“ A-Au … es tut irgendwie weh des nochmal so deutlich zu hören. Warum würgt er das einem auch so deutlich rein? Ich will nicht, dass es vorbei ist, eh es angefangen hat, auch wenn wohl nie etwas wirklich anfangen wird. „N-Nein. Ich weiß nicht, v-vielleicht ja wegen ihm. Über so etwas mache ich mir nie wirklich Gedanken.“ Er lässt es sich nicht nehmen nochmal darüber zu lachen. Na toll, ich könnte mir besseres vorstellen als ausgelacht zu werden. Letztendlich reißt er sich dann doch mal zusammen, reicht mir eine Hand entgegen und zerrt mich hoch auf zwei Beine. „Du musst es echt nötig haben Kleiner. Dabei weißt du doch noch gar nicht, ob es dir letztendlich gefällt!“ Wieder werde ich rot, bis über beide Ohren rot. Er schweigt und bleibt stehen, sagt mir damit nur noch deutlicher, wie neugierig er eben auf die Antwort ist. Ich wende mich gar nicht erst zu ihm. „D-D-Doch, d-das weiß ich inzwischen se-sehr gut. Schließlich … habe ich ein eigenes Zimmer, Internet … Zeitschriften … Spielzeug … “ Er-Er sagt darauf gar nichts mehr. Peinlich. Mein Blut kocht in den einzelnen Adern meines Kopfes. „Sage bitte … häh …“ Ich spüre einen Arm um meinem Brustkorb, der sich von hinten um mich geschlungen hat. Seinen anderen, mit seiner anderen Hand hat er mir in den Nacken gegriffen, zerrt an meinem Haar, um mich zu befehligen. Er hat dafür gesorgt, dass ich mehr oder weniger nach hinten falle, gegen ihn, damit er seinen Kopf auf meine Schulter legen kann. Er grinst spöttisch und irgendwie … lüstern. Er hält mich nicht wirklich doll fest, wollte wohl nur mein Zucken, meine Reaktion beobachten können. „Hey, hey Tiger, du hast es ja echt eilig. Ich wusste nicht, dass du schon so schnell Regeln brauchen würdest.“ „R-Regeln?“ „Hmmhm. Zum Beispiel werden solche Toys niemals in meiner Abwesenheit verwendet.“ „In deiner … w-warum?“ „Na ganz einfach – du musst doch durchhalten, wenn ich vorbei komme.“, haucht er mir ins Ohr, hat seine Augen dabei geschlossen und rollt so schön seine Stimme. Er hat sich noch mehr in meinem Haar vergriffen, zieht wesentlich stärker daran. Er genießt dieses kleine Stückchen Macht, welche er über mich hat so sehr, dass ihm bestimmt gerade einer ab geht. Ich merke es, seine Muskulatur spannt sich so sehr an. Auch wenn das vielleicht unpassend ist a-aber ich vergesse schon fast wieder, dass da wer ist, der ihm wichtiger ist. Ich genieße einfach, dass er mich so anfasst, anmacht und irgendwie, auf seine Weise, seinen Spaß mit mir hat. Künstlich schmollend wage ich es ihm entgegen zu setzen: „D-Du meldest dich ja nicht, a-also musste ich ja etwas tun. Du hast mir nicht deine Nummer gegeben, ansonsten hätte ich ja … “ Er lässt daraufhin los, sofort und komplett. O nein, habe ich etwas falsches gesagt? N-Nein. Er wirklich völlig lässig. „Du kannst es echt nicht abwarten. So lange ist es doch gar nicht her, dass ich dir klar gemacht habe, dass du andersrum bist! Na ja, vielleicht besser so, wenn man selbst testet. Und? Was liegt dir nun mehr? Schiebst dir die Nacht immer was rein oder fickst selber?“ Gott, warum muss er sich immer so doof ausdrücken? Mal abgesehen davon, dass ich nur an die letzte Nacht denken muss und ich gleich wieder super nervös wegen seiner Anwesenheit werde o-oder anders gesagt … Lust darauf bekomme. „P-Passiv.“ Sein Lächeln wird breiter. Okay, ich geb's ja zu. Er hatte Recht, von Anfang an Recht. Ich bin wirklich passiv a-aber … das ist irgendwie … angenehmer. Bis auf sein Lächeln passiert sonst aber nichts. Was denn? Hält er mir das jetzt nicht auch noch vor? Seltsam, dass er gerade dabei schweigt. Ist das wohl seine Grenze? „Na los, Nervenbalg. Du wolltest bestimmt auch zur Musik AG oder?“ Ich antworte nicht, folge ihm nur, während er lässig seine Arme hinter seinen Kopf legt und breit grinsend, mit selten glitzernden, offenen Augen an die Decke starrt. Dann heißt es ab nun wohl geduldig sein und auf seine Nachricht warten. Er muss ja nicht unbedingt wissen, dass ich Heim weiter machen werde. Wie will er das schon überprüfen! Hoffentlich … nimmt er sich nicht zu viel Zeit, um sich endlich mal zu melden …
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