Die Mädchen haben, glaube ich, kaum bemerkt, dass drei der Gruppe fehlen, wobei Armin schon ziemlich nervös nach links und rechts geschaut hat. Eine Weile zumindest. Inzwischen ist er wieder ruhig, spielt wie so oft.
Durch die Glasscheiben über uns schauend, wird ganz klar, wie spät es inzwischen schon ist. Ich glaube, das Center macht bald zu. Es ist schon ziemlich dunkel und Rosa, Misa und die Anderen sind inzwischen selten ruhig geworden. Ich glaube sogar, sie sind nach einem Tag Dauereinkauf völlig fertig. Ob Alexy und Harm schon gegangen sind? Wo ist dann aber Viola geblieben? Vielleicht ist sie allein runter gegangen in den Hobby-Shop. Schade, ich wäre eigentlich gern mitgegangen. Die wenigen Worte der Gruppe werden durch leises Gelächter unterbrochen. Ich bin mir sicher, die Stimme ist uns bekannt und doch hört man sie selten. Von den Rolltreppen hinter uns sieht man dann auch, dass es die drei Vermissten sind, mehr oder weniger Vermissten. Bei ihnen ist auch noch mein Bruder. Zu allererst fällt mir Harmony's Blick auf. Ob … Ob mein Bruder wohl gesprächig war? O nein, hoffentlich hat er nichts gesagt. Das wäre irgendwie ja schon peinlich. Der Gedanke verstummt, als ich, wir alle, direkt vor unserem Pärchen ein fast schon unbekannt aussehendes Mädchen erblicken. Würde – Würde ich es nicht besser wissen, k-könnte das der böse Zwilling von Viola sein a-a-aber d-das kann nur sie selbst sein. Ich zwinkere mehrmals, kann es echt nicht glauben, dass sie SO aussieht. Das wirkt wie die kleine Schwester von Harmony. Echt verrückt aber trotzdem … bemerke ich da eine leichte Hitze in meinen Wangen. Mit jedem Zwinkern gewöhnt man sich mehr an ihr neues … Design? Irgendwie hat es ja schon was, was völlig abgedrehtes aber auch etwas … ehrliches. Außerdem lacht sie. Also kann es ihr ja nicht gerade aufgezwungen worden sein. „Da seid ihr ja endlich!“, ertönt es erleichtert und ganz unerwartet von Armin. Er hat auch keine Scheu davor ihnen ein paar Schritte zurück gleich wieder entgegen zu kommen. „Warum habt ihr denn nichts gesagt? Ich wäre doch mitgekommen …“, schmollt er auch gleich. „Pfahahaha, sag' nur, du verzweifelst schon wieder an einem Spiel.“, macht sich der Punker über ihn lustig, fällt ihm gleich von hinten mit einem Arm um die Schulter und schaut auf den kleinen Bildschirm. Armin schweigt. Harmony grinst nur noch breiter: „Sagte ich doch!“ „Harm spielt nur wieder runter, dass das Essen zu schlecht war.“, meldet sich auch Alexy, was seinem Freund eher minder gefällt. Der Einzige, der das Schweigen der Mädchen hinter mir brechen kann und sich direkt hinter Viola stellt, ist mein Bruder: „Ihr seht ja alle so schockiert aus? Habt ihr nichts davon gewusst?“ „Was … Vio, was haben sie mit dir angestellt?“, drängt sich Rosa als Erste vor, mustert Viola … abschätzend. „W-Wolltest du das? Niemals o-oder?!“, fragt wenigstens Melody mal nach. Ich sage ja, es ist gewöhnungsbedürftig und weil sie sich nicht über Vio beschweren wollen, geht es dann, wie so oft, gegen Harmony. Seltsamerweise wären sie wohl nie auf ihn gekommen, wenn er sich nicht vor sie gestellt hätte. Sogar ich staune nicht schlecht, als ich das sehe. Er – Er macht so etwas doch nicht, nicht Harmony … „Hört doch mal auf man, ihr seid echt viel zu anstrengend, schlimmer als kleine Kinder! Die hier ist nämlich immer noch die Gleich, nur eben verbessert. Haben schließlich Lex und ich gemacht, da kann sie nur besser werden!“ Seine egoistische und arrogante Art bringt mich wirklich immer auf's Neue zum Grinsen, leicht aber ja, auch ehrlich. Leigh hat sich direkt neben mich gestellt. Ich sehe fragend zu ihm, bekomme noch im Augenwinkel mit, wie Lex sich ebenfalls für Viola einsetzt. „Was schaust du so, Bruderherz?“, grinst Leigh mich breit an. „Sage schon, hast du?“, halte ich mich knapp. Er überlegt sich seine Antwort, spricht: „Tut mir leid, gesprächiger Tag heute. Er – Er weiß nichts direkt und hätte das auch gar nicht wissen wollen, z-zumindest nicht von mir.“ Ja stimmt, Leigh hat ein paar Mal im Jahr diese Tage, an denen er viel zu offen redet. Und nun? Was hat er Harm wohl alles erzählt? Wie ich ihn kenne, wird er mir gleich alles vorhalten … aber falsch gedacht. „Sollten wir nicht langsam gehen? In 15 Minuten machen sie zu.“, erwähnt Nathaniel, der schon ziemlich weit vorne ist. „Was? Schon? O nein, ich, w-wir wollten doch noch in den Shop runter.“, reißt sich Viola selten offen aus der Menge los, sieht mich dabei an. Leigh sein Grinsen wird offener, erreicht vollends seine Augen. „Sie also?“, flüstert er mir zu. „Sei doch still!“, murre ich, gehe zu ihr und lächle sie an. Ich habe das Gefühl, sie könnte das jetzt mal gebrauchen. Offen dreht sie sich einmal vor mir und fragt, schüchtern wie immer: „Wie … Wie fi-findest du es denn?“ „Neu … aber ganz gut.“ Sie lächelt so schön freundlich. Zu zweit gehen wir nochmal schnell in den Laden. Sie gibt sich ja wirklich Mühe, sich nichts aufschwatzen zu lassen, sagt direkt, was sie will, was sie braucht. Ich bin positiv überrascht, obwohl sie vorher auch schon perfekt genug war. Ihr fällt es sichtlich schwer, deswegen helfe ich ab und zu etwas nach. Ein passendes Mikrophon finde ich nicht für mich, leider. Ich hätte ja aber auch mal im Musikgeschäft nachsehen können. Da habe ich leider nicht dran gedacht. Wir sind wirklich die Letzten, die das Center verlassen, werden von der Security richtig raus geschmissen. Vor der Tür steht unerwarteterweise dann auch noch Castiel. Wo der nur hergekommen ist? „Du schon wieder. Hast ja echt nix zu tun, was?“, meldet sich der wohl einzigst Wissende. Castiel gibt zurück, was Harmony ihm entgegen gebracht hat: „Laber' nicht, Demon muss halt mehr als einmal raus. Siehst ja richtig niedlich aus, wie so ein Mädchen.“ Die Zwei können wohl auch nicht anders. Immer diese seltsamen Begrüßungen … Dass die sich verstehen würden, war ja auch irgendwie von vorn herein klar. Sie sprechen sich ab, dass er den Weg mit ihm zurück geht, Alexy und Armin die gekauften Sachen schon selbst tragen und er nachkommt. Alle außer Harmony und Castiel fahren also mit dem Bus Heim, verabschieden sich nach und nach. Irgendwann dann auch Viola, die neben mir sitzt und sich mit einer knappen Umarmung verabschiedet, knapp aber immerhin war es eine Umarmung.
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