Dieser Morgen … ist grauenhaft. Mir ist schwindelig und irgendwie auch schlecht. Wo – Wo genau bin ich überhaupt aufgewacht und wo – wohin gehe ich gerade?
Angestrengt greife ich mir mit einer Hand in den Nacken und rolle meinen Kopf etwas, bis alles knackt. Ich merke, wie jemand neben mir stark zusammenzuckt. Ich stöhne einfach nur genervt, angestrengt, innerlich völlig fertig. Den restlichen Schlaf zwinkere ich einfach weg und erblicke endlich den neben mir. „Na, auch endlich wieder anwesend?“ „W-Was? Armin? Wohin …“ „Zur Schule. Ein Wunder, dass du so weit gekommen bist, ohne irgendwo dagegen zu rennen. Genau DESWEGEN gibt dir Harmony niemals mehr!“ A-Ach stimmt ja. Ich erinnere mich wirklich nicht mehr an vieles. Irgendwann war einfach aus und da lagen wir sogar noch auf den Steinen im Skatepark. Tja, wenn ich's mir so recht überlege … wenn ich im Halbschlaf zur Schule laufen kann, sind wir sicher auch so irgendwie Heim gekommen. Wer weiß das schon so genau. Da fällt mir ein … Harmony könnte es wissen. Wo genau … „Guten mooorgen!“, höre ich es flüstern, als ich auch schon halb überfallen werde. Na toll, da fällt mir doch gleich wieder ein, dass ich die ganze Nacht gefroren habe … allein. Seltsam, dass ich nicht mehr weiß wie wir Heim gekommen sind aber schon noch, dass ich allein geschlafen habe. Na … toll … Meine Laune hebt sich zwar nicht aber ich kann mich ihm doch so schlecht verwehren o-oder besser gesagt … will ich das ja auch gar nicht, erst recht nicht, wenn er sich so an mich drückt und mir förmlich um den Hals fällt. Man merkt, wie sehr es ihm gefällt meine Aufmerksamkeit immer mehr für sich zu gewinnen, bei jedem Kuss. Ich glaube aber, dass ihm die Sache mit meiner Laune, Übelkeit und den Kopfschmerzen nicht entgangen ist. Als er sich von meinen Lippen löst, entfernt er sich nicht gleich von mir. Harm säuselt mir ins Ohr: „Hey, hey, mein Großer, guten Morgen.“ Ich murre nur, wünsche ihm aber irgendwie das Gleiche. Warum sollte ich ihm auch etwas anderes wünschen? Nur weil er die Nacht nicht da war … „Hmmmm, vielleicht …“, spricht er weiter. Irgendwie … werde ich neugierig und als er weiter spricht, wird mir auch klar warum, „Ich habe eigentlich gehofft, wir könnten bald mal wieder shoppen gehen aber wenn du so drauf bist, wird das wohl nix werden.“ Ich bin zwar hellhörig geworden, doch halte mich mit meiner Freude zurück. Er merkt es mit einem Blick, natürlich merkt er das. Er merkt es immer. „Von welchem Geld denn … Du weißt, ich hasse es nur zu schauen.“, jammere, schmolle ich. Er grinst mich offen an: „Na von meinem. Komm schon, denk mal nach. Als ob ich das vorschlagen würde, wenn ich nix hätte auftreiben können.“ Ich umarme ihn endlich mal zurück, doch werde skeptisch: „Auftreiben?“ Augen rollend stöhnt er frustriert und fügt zu seinem 'auftreiben' noch extra hinzu: „Njaaaach! Ehrlich, verdientes Geld und jetzt hör endlich auf so zu tun als ob!“ Er – Er hat ja recht. Es legt sich auch schon völlig automatisch ein Lächeln auf meine Lippen, als er mich dazu auffordert. Wenn er etwas dazu sagt wird es irgendwie peinlich und irgendwie – irgendwie ist seine gute Laune auch ziemlich ansteckend und er wirkt noch zufriedener, als ich zurück lächle. „Habe nur – nur schlecht geschlafen. Kopfschmerzen, übel und es war kalt.“ „Naaaaaww, wie süß.“, überbetont er die Aussage. Er ist völlig anderer Meinung, macht sich nur über mich lustig, „Eigenschuld mein Lieber, Eigenschuld. Also los jetzt, Unterricht geht bald los.“ Dann muss ich den Schmerz eben irgendwie verdrängen, vergessen. Vielleicht wird es mit der Zeit auch weggehen. Auf jeden Fall habe ich Hunger und außerdem sitzt Harmony heute wohl mal mit im Unterricht. Er ignoriert die Mädchen, zerrt mich am Arm halten an ihnen vorbei und geht nach drinnen. Ich merke, wie die Jungs uns folgen und letztendlich auch die Mädchen. Ich glaube Protest ins Nichts macht ihnen wohl auch keinen Spaß. Schön zu wissen, dass Harmony so resistent, stark gegen sie ist. Außerdem, vielleicht hat er es ja selbst noch nicht bemerkt a-aber die Jungs, die scheinen ihn doch gar nicht mal so sehr zu 'hassen', vielleicht sogar das Gegenteil. Er begleitet mich bis auf meinen Platz und setzt sich dann ohne ein Wort zu verlieren neben mich. Dabei darf er das doch eigentlich gar nicht mehr. Ich packe meine Unterrichtsbeschäftigung aus und lasse meinen Kopf auf die Bank fallen. Verdammt, die Schmerzen gehen doch nicht weg. Belustigt schmunzelt der heutige Grünschopf. Ach richtig, das ist mir heute noch gar nicht aufgefallen. Er hat sie wieder umgefärbt und – und trägt auch keine Mütze mehr. „Lex, du starrst wieder.“ „Du sitzt neben mir.“ „Ich kann auch die Mädels …“ „Nein, nein, nein ä-ähh 'tschuldige.“, platzt es viel zu übertrieben aus mir heraus. Noch dazu habe ich ihn unterbrochen. Ich presse meine Lippen hart aufeinander, um ja keinen Ton mehr von mir zu geben. Er sieht zu mir herunter, trägt heute knallpinke Kontaktlinsen und lächelt: „Haha, schon gut, dann bleibe ich eben hier sitzen.“ „W-Wie jetzt?“, entgleisen mir meine Gesichtszüge und ich setze mich wieder auf. Er sagt nichts weiter dazu. Ich hingegen grinse so breit, dass ich ihm voll um den Hals falle. Er lässt es sich zum Glück gefallen, weist mich nicht an loszulassen. Am Ende kralle ich mich nur noch an seinem Arm fest und bette meinen Kopf darauf. Meine Augen kann ich nicht mehr von ihm lösen. „Komm schon, passe wenigstens im Unterricht auf.“ Ich sage nichts, blicke weiter aus meiner Position zu ihm hinauf und schweige. Er stöhnt genervt aber nicht böse. Harm nimmt sich meinen Schreibblock und kramt sich mein Schreibzeug zur Seite. Will er wohl meine Aufzeichnungen führen? Na – Na hoffentlich kann man das später auch lesen. Er schreibt Fach und Datum fast schon zu säuberlich in die Ecken des Schreibblockes. Das wirkt echt komisch so etwas von Harmony zu sehen. Wieso … ach was soll's. Mich wieder auf seinen Arm einkuschelnd, etwas entspannen und ausruhen könnend, schließe ich die Augen und höre nur noch wie eine Lehrerin den Raum betritt und der Unterricht beginnt. Englisch.
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