Kapitel 21: Tränen der Erinnerung
Die Jungs wussten nicht was sie sagen sollten oder wie sie hätten reagieren sollen. Sie hat diesen Mann so zugerichtet. Und die Neuigkeit, dass sie mehrfach Vergewaltigt wurde, schrecklich! Jeder hatte stark zu schlucken. Nur Crown fiel endlich etwas darauf ein. „Du bekommst es also nicht mit, ja? Dann kannst das auch nicht du sein, die diese Leute tötet.“ Dann lockerten sich auch die anderen, vor allem Misami fiel ein Stein vom Herzen. „Wer war das Schwein? Wer zur Hölle hat dich Vergewaltigt?“ Das Katzenmädchen spürte wie die Wut in Castiel geradezu aufloderte.„Wollt ihr das überhaupt wissen? Ich erinnere mich wirklich ungern daran.“ Sie wandte ihren Blick zu Castiel. Er starrte ihr erwartend in die Augen. „Gut!“ Wieder musste sie an die Decke schauen, um es überhaupt aussprechen zu können.
„Ich war damals vier Jahre alt, da habe ich das erste mal getötet. Meine Mutter bekam nichts davon mit, zumindest für den Anfang nicht. Sie musste ständig arbeiten. Er kam immer nur Nachts zu mir. Ich war zu schwach, um mich zu wehren. Immer wieder tat er es. Er tobte sich richtig an mir aus und es gab immer einen Zuschauer, jedes mal. Er getraute sich nicht etwas zu sagen oder etwas zu unternehmen, damit er endlich aufhörte.“
Auch sie wurde nun wütend, doch mit der Zeit des Redens wurde sie ruhiger. „Dafür habe ich sie gehasst, alle beide. Dafür habe ich Rache geschworen und mir ihren Tod gewünscht. Eines Nacht war es dann soweit. Schon die Tage vorher hatte ich schreckliche Kopfschmerzen. In dieser Nacht konnte ich diese Energie spüren, da verlor ich nicht mal das Bewusstsein, als ich zur Bestie wurde. Er kam wieder zu mir und tat das, was er immer machte. Ich konnte anfangs einfach nichts dagegen tun, er war viel viel stärker. Doch dann spürte ich diese Kraft, ganz anders als sonst. Ich stieß ihn weg und dann … tötete ich ihn, genauso wie meinen Zuschauer. Ich bereute es anfangs nicht mal, erst als ich Mama sah, wie sie anfing zu weinen, wusste ich, dass es falsch war. … an diesem Abend zerfetzte ich den Leib meines Vaters und den meines Bruders. Vater hat es geliebt, so sehr geliebt!“
Das war selbst für die drei neu. Es herrschte totenstille, keiner wusste mehr weiter. Sie hätten mit jedem gerechnet aber nicht mit ihrem Vater. „Hast du … hast du geweint?“ wollte Lysander leise wissen. „Nein, kein einziges mal, bis vor ein paar Wochen. Meine Mama, sie weinte aber nahm mich auch in die Arme. Sie schien es wirklich nicht zu wissen, deswegen habe ich ihr vergeben und sie am Leben gelassen.“ Ihr Pony verdeckte ihre Augen, doch die dünnen Striche, die senkrecht nach unten verliefen, waren deutlich zu erkennen. Keiner der Jungs wollte sich das bildlich vorstellen. Sie sahen alle weg.
Die Ärztin hörte ebenfalls alles mit, sie saß in einem Raum und versuchte ihre Tränen zu kontrollieren. Als die drei Straßenkerle nach einer kurzen Verabschiedung gingen, atmete das Katzenmädchen erleichtert durch. Das machte die Jungs dann doch wieder neugierig. „Danke, dass ihr her gekommen seit, aber ich habe jetzt auch mal eine Frage an euch.“ dabei sah sie ziemlich auffällig zu Lysander. „War für eine?“ fühlte er sich natürlich angesprochen. Alle sahen sie erwartungsvoll an und dann …
Kapitel 22: Das Abkommen
… dann stellte sie endlich ihre Frage. „Als ich sagte, dass es mir gut ginge, da meintest du, morgen wäre Weihnachten. Was ist denn am nächsten Tag passiert? Was soll das sein?“
Misami schloss ihre Augen und lächelte breit, als würde sie ihn anbetteln wollen. Die Jungs schauten sich fragend an. „Ist das dein ernst?“ wollte er perplex wissen.
Die Jungs prusteten und fuhren sich etwas genervt durch's Haar. „Bei dir wurde in der Erziehung wirklich einiges falsch gemacht!“ belustigte Castiel sich als einziger daran. Leigh versuchte es einfach mal es ihr zu erklären, bis sie es verstand. Dann lachte sie wieder. „Wie lustig, das ist doch vollkommen überflüssig! Ach ja, ähm Castiel, kann ich deinem Hund irgendwann mal dafür Danken. Schließlich hat er mich da gefunden.“
Er grinste schelmisch und meinte, „Dann musst du aber wieder mit zu mir Heim kommen.“ Er brauchte diesen Satz nur aussprechen und sie wurde wieder knallrot im Gesicht.Warum musste er das jetzt auch sagen? Und warum muss ich wieder an diese doofe Nacht denken?! Das war so peinlich, so peinlich, so unglaublich peinlich!!! hätte sie es herausschreien können.
Sie beließ es bei einem einfachen, „Mal sehen, so lange ich nicht nochmal auf dem Sofa schlafen muss.“ Seine Jungs sahen ihn daraufhin schon fast strafend an. Die Gedanken derer waren alle gleich. Wie konnte er ein Mädchen nur auf dem Sofa schlafen lassen? Castiel mag zwar unhöflich sein, aber das ginge über ihren Verstand weit hinaus.
Nach kurzer Zeit kam die Ärztin wieder rein. Misami musste nochmals untersucht werden. Die Jungs verließen das Zimmer und sie schloss die Tür. Langsam ging sie zu ihrer Patientin und setzte sich mit auf's Bett. „Hey Misa, stimmt das?“ wollte sie jetzt wissen. „Nein, das war gelogen … Natürlich stimmt es!“ regte sie sich auf. „Okay, dann werde ich dir umso mehr helfen, denn mir ist soetwas früher auch mal passiert. Dann beginnen wir mal mit der Untersuchung.“ Energisch stand sie auf und begann.
Nach einer ganzen Stunde durfte sie sich anziehen, denn ihr ging es gut genug um zu gehen. „Vergiss nicht, übertreibe es nicht gleich wieder!“ riet die Frau ihr noch bevor sie das Zimmer verließ. Ihre Freunde hörten das und wurden neugierig. Sie kamen sofort ins Zimmer und sahen sie in ihren Alltagssachen auf dem Bett sitzen. Sie zog sich gerade die Schuhe an. „Na, darfst du schon gehen?“ wollte Leigh sofort wissen.
Sie nickte nur und lächelte. Lysander sah schon die ganze Zeit über etwas streng aus, bis er dann meinte, „Hey Misa, kann ich mal eine Weile mit dir sprechen?“ Wieder nickte sie. Die Jungs mussten dann wieder draußen warten, währenddessen er sich setzte.
„Was hast du?“ „Es geht um die Band. Du hast uns ziemlich hintergangen. Wenn wir früher gewusst hätten, dass du bereits in einer anderen Band Mitglied bist, dann hätten wir dich gar nicht erst aufgenommen.“ „Haben sie es euch denn nicht erklärt? Ich spiele unglaublich gern, auch manchmal in der Öffentlichkeit aber wie gesagt ich muss aufpassen. Es darf nicht so weit gehen, dass die halbe Welt weiß wo ich bin. Wenn ihr mal einen Auftritt habt, dann taucht auch immer gleich das Fernsehen auf oder anderes. Trotzdem würde ich … nein, schon gut!“ redete sie es sich selbst wieder aus.
Lysander prustete genervt und ließ sich gegen die Lehne fallen. „Wir haben doch nicht nur solche Auftritte! Wir können auch in kleineren Rahmen auftreten aber die sagen wir meistens ab, da es keinen Nutzen für uns hat. Weißt du, mit deiner Aktion hast du die Band ziemlich beleidigt. Ich will, dass du mit uns singst. Sozusagen als Wiedergutmachung!“ verlangte er. Nun hatte er endlich seinen Grund, um sie auf die Bühne zu locken.
„Aber das geht nicht …“ verzweifelte sie langsam. „Du musst, sonst habe ich keine Lust mehr mit dir zu singen.“ Seine Reaktion war schon egoistisch und auch etwas arrogant, aber sie wusste, was er eigentlich damit bezwecken wollte. „Habe ich denn eine Wahl?“ stöhnte sie. „Nein!“ „Na okay, aber ich will nicht, dass es gleich jeder weiß.“ „Ich werde schweigen, selbst den anderen gegenüber!“ versprach er.
Kapitel 23: kurze Ruhepause
Lys half ihr beim aufstehen und hielt ihr die Tür auf. Sie musste noch ziemlich vorsichtig sein. Sie hätte niemals mit den anderen Schritthalten können, deswegen wollte sie sie bitten schonmal zu gehen. Wie immer hörten sie nicht. Castiel nahm es dann wohl oder übel wieder in die Hand sie bis nach oben zu bringen.
Sie konnte kaum von allein laufen, da konnte sie erst recht nicht Treppen steigen. Selbst im Krankenhaus nahm sie lieber den Fahrstuhl und das für nur ein Stockwerk! Als Misa die anderen endlich Verabschiedeten und sie versuchte bis nach ganz oben zu kommen, kam er von hinten und hob sie mit Leichtigkeit hoch. Sie jammerte die ganze Zeit, dass er sie runter lassen sollte und dass sie das allein könnte, doch er hörte nicht.
„Vergiss es, du musst schnell wieder gesund werden. Wir haben zwei neue Songs, besser gesagt Lysander hat sie. Er hat uns allen eine Kopie der Noten und der Texte gegeben. Allerdings solltest du dich erstmal einverstanden erklären.“ Daraufhin sah sie ihn fragend an. Inzwischen standen sie schon im dritten Stock, denn das Haus hatte nur so wenige. Also ließ er sie wieder von seinen Armen und gab ihr auch die Kopien.
Sie nahm sie jedoch nur an. Mit einem leisen, schüchternem, „Danke!“ verabschiedete sie sich und schloss die Tür. Misa nahm sich erstmal wieder frische Sachen und badete. Anschließend legte sie sich hin und schlief bis zum näcshten Morgen. Da sie ja eh nicht in die Schule gehen musste, kam ihr das gerade gelegen. Als sie aufwachte, lief sie in die Küche und schaute nach einem Zettel. Das machte ihre Mutter immer so.
Sie fand auch einem auf dem stand, 'Sei froh, dass mich eine Ärztin informiert hat. Ich wäre vor Sorge fast gestorben!' woraufhin sie kommentierte, „Danke Mama, habe dich auch lieb!“ Sie nahm sich ein paar Süßigkeiten und packte sie zusammen, denn sie wollte in den Hinterhof des Hauses. Da gab es einen wunderschönen Garten. Sie schnappte sich noch ihre beiden Gitarren und ging.
Sie setzte sich auf eine hölzerne Bank und nahm ihre eigene, alte Gitarre vor. Anschließend testete sie die neuen Songs aus. Da fiel ihr endlich mal auf, was Castiel meinte. Es waren sehr viele Parts aus ihrem Song vorhanden, sowohl im Text als auch in der Melodie. Es gefiel ihr schon fast besser als ihr eigener. „Super Lys, du bist wirklich toll!“ freute sie sich. Ihre Augen glitzerten richtig. Sie wurde wieder vollkommen von ihrer Leidenschaft gefangen genommen. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hätte gleich mit der E-Gitarre gespielt, doch sie durfte ja nicht.
Kapitel 24: kleine Übung
Anschließend nahm sie sich den zweiten Song vor. Er war einfach nur atemberaubend. Es handelte sich im Lied um neue Freundschaften und der Liebe zur Musik. Woher er das nur hatte? Irgendetwas musste ihn dazu sicher im Kopf herum schwirren. Sie fing gegen ihr vorhaben von ganz allein an zu singen.Ich muss es ruhig angehen!
Castiel konnte eine ganz leise, sehr bekannte Stimme wahr nehmen. Er schaute aus dem Fenster und da sah er sie auch schon. Sie saß ganz gemütlich auf einer Bank und probierte die Songs aus. Doch schon nach kurzem hörte sie auf. Hätte sie sich wohl verspielt?
Das Katzenmädchen legte ihre Gitarre nieder und griff zur E-Version. Sie versuchte es gleich mal damit. Ihr Körper hätte sofort aufspringen können. Es kribbelte ihr geradezu in den Fingerspitzen. Ihre Knie wurden fester und sie fühlte sich einfach nur wunderbar. Ich muss es ruhig angehen!
Castiel schaute ihr gern beim spielen und auch beim singen zu. Ihre Stimme hatte so viel Power und doch wirkte sie wie ein zerbrechliches Wesen. Sein Blick wurde so sanft wie noch nie. Er schaute die ganze Zeit über zu. Als sie zur zweiten Gitarre griff, wollte auch er wieder spielen. Sie hatte so eine überzeugende Seite an sich. Man konnte einfach nicht anders als es genießen und mitfühlen. Er hielt es kaum noch aus und griff nun auch zu seiner Gitarre. Er nahm sich seinen Schlüssel und lief nach draußen.
Misami hielt sich so stark zurück wie es nur ging. Ihre Hände wurden immer schneller. Sie konnte unglaublich gut spielen und dabei singen. Es fühlte sich an wie Freude, Glückseligkeit, Liebe und Leidenschaft. Es überkam sie richtig. Sie fühlte sich wieder so gut wie beim letzten mal als sie zusammen im Keller übten. Mit einem Ruck stellte sie sich auf. Ihr wurde es vollkommen egal, wer etwas dagegen hatte oder ob es ihr noch nicht so gut ging.
Castiel kam nach draußen und sah gerade noch so wie sie sich voller Energie aufstellte und noch lauter und kraftvoller sang. Er kam ihr näher, da bemerkte er wieder die kleinen Tränen in ihren Augen. Sie musste es wirklich lieben zu singen, sich selbst zu befreien. So ging es ihm auch mal, doch vor einer Weile wurde es langweilig. Deswegen wollten sie damals ein neues Mitglied haben, welches alles neu gestalten sollte. Mit ihr jedoch änderte sich nichts, es wurde nur alles um ein tausendfaches besser.
Auch in seinen Fingerspitzen kribbelte es bereits. Endlich fing er an zu spielen. Ihm überkam seit langem mal wieder das Gefühl des Freiseins. Seit einer ganzen Weile ging es ihm nicht mehr so gut, eigentlich seit dem er allein leben musste. Er spielte immer weiter und weiter. Dabei bemerkte er nur flüchtig wie das Kätzchen aufhörte, denn sie drehte sich irritiert um. Er spielte einfach weiter und sah ab und zu zu ihr. Die meiste Zeit über jedoch hatte er die Augen geschlossen, denn er genoss es richtig. Das gab ihr wieder Halt.
Sie stieg ohne weitere Probleme wieder ein und sang weiter. Es blieb wie immer nicht bei diesem einen Song, sie mussten gleich 6,7,8 Songs hindurch rocken. Es war als wäre sie nie im Krankenhaus gewesen, als wäre es ihr nie schlecht ergangen. Vielleicht konnte sie auch so besser mit ihrer Vergangenheit umgehen. Das alles fiel ihm jetzt endlich mal auf. Auch er fühlte sich beim spielen immer gleich besser. Er musste sich nicht mehr daran erinnern, wie seine Eltern ihn damals allein ließen, nur weil ihnen ihre Jobs wichtiger waren. Es war alles weg und kam so schnell auch nicht mehr zurück.
Misa konnte es kaum fassen. Hätte sie es in einem Bild veranschaulichen müssen, so hätte sie einen Rocker mit Flügeln zeichnen müssen. Ihm ging es beim spielen also genauso wie ihr und sie dachte langsam schon sie würde verrückt. Ihr Lächeln wurde endlich wieder ehrlich und leicht. Es ging sogar so weit, dass sie vor Begeisterung rosige Wangen bekam. Jedoch erging es Castiel nicht anders, von daher sagte keiner etwas dazu.
Als sie dann doch mal irgendwann von allein aufhörte zu spielen, reagierte er genauso. Sie standen sich für eine kurze Weile einfach nur gegenüber. Ihr ging es selbst danach wieder so gut als wäre nie etwas passiert. Trotzdem setzte sie sich und nahm sich ihre alte Gitarre vor. Sie musste unbedingt diese Schulhymne lernen. Der Rotschopf setzte sich direkt daneben. Immer wieder zuckte er zusammen, als sie sich verspielte. Das war ihr sichtlich unangenehm. „Weißt du wenigstens was du falsch machst?“ wollte er belustigt wissen. „Nein, irgendwie nicht.“ „Dir fällt wirklich nichts auf. Dieses Riff, kommt der dir denn nicht bekannt vor. Das ist deiner, nur das da ein paar Noten mehr eingebaut wurden.“
Sie sah auf den Zettel der Hymne und versuchte jetzt mal genau das nach zu spielen was drauf stand. Mit dem Resultat, dass sie es wieder nicht schaffte. Ohne zu überlegen fasste der Junge sie am Arm und zog sie zu sich. Sie saß mit ihrem Rücken zu ihm und noch dazu zwischen seinen Beinen. Der Junge nahm seine Arme um sie und ihre Hände von der Gitarre. So zeigte er ihr, wie es richtig ging. Ihr schoss innerhalb von Sekunden das Blut in den Kopf. Sie wedelte sich die Gedanken aus dem Kopf und schaute genau hin.
Kapitel 25: keine Pause für leidenschaftliche Rocker
Mit Schrecken stellte sie fest, „Woher kannst du das denn?“ Er fuhr zusammen und versuchte sich irgendwie da raus zu reden. „Also, ich kann schließlich Noten lesen und auch nachspielen.“ „Du hast aber gar nicht drauf geschaut. Gib es zu, du hast sie auch mal für eine Weile gespielt!“ machte sie sich jetzt lustig. Er ließ los, stand auf und griff sich seine eigene. Mit der verschwand er dann nach drinnen.
Er konnte gar nicht schnell genug laufen, da spielte sie dieses Riff perfekt nach. „Danke Castiel! Hast du Lust etwas durch die Stadt zu laufen?“ „Mit Gitarre?“ fragte er ungläubig. „Klar doch, ich würde sie nur vermissen, wenn ich sie Heim lassen müsste.“ brachte sie im kichern raus. „Warum muss sie nur immer genau das richtige sagen.“ murmelte er vor sich hin. Obwohl er noch gar nicht zusagte, so schaffte sie nur die zweite, alte Gitarre hinauf.
Als sie zurück kam, hatte er immer noch keine Chance ihr zu antworten, denn sie lief geradewegs vom Hof. „Kommst du nun, oder lässt du mich allein gehen?“ rief Misa ihm noch zu. Er musste nur lachen und folgte ihr dann. Sie liefen durch die halbe Stadt, immer wieder fingen beide aus heiterem Himmel an zu spielen. Dabei kamen die lustigsten Songs und Melodien heraus.
Nach knapp zwei Stunden setzten sie sich. Es war das gleiche Café in dem er mit den anderen Jungs saß. Sie bestellten sich etwas zu trinken und legten die Gitarren zu ihren Füßen. Als sie bezahlen mussten, meinte der Mann nur „Das macht dann 4,50$!“ Sie kramte eine Weile in ihren Taschen herum, aber wurde dann etwas nervös.
Tja, und wie es der Zufall so wollte hatte ich meines zu Hause vergessen!
„Hast du nichts mit?“ wollte Castiel genervt wissen. „Wartet mal kurz hier.“ „Was? Das geht nicht!“ regte sich der Mann sofort auf. „Behalten sie den Kerl so lange als Pfand!“ tat sie die Sache damit ab. Dem Rotschopf gefiel das gar nicht, doch Misami schnappte sich nur ihre Gitarre und ging auf den Vorplatz.
Sie stellte sich auf die Erhöhung des Springbrunnens und nahm ihre Gitarre zur Hand. Sie setzte die Kapuze ihrer Jacke auf und nahm gleichzeitig die Mütze ab. Diese legte sie dann vor sich hin. Das Kätzchen senkte ihr Köpfchen und wartete kurz. Ein paar der Leute schauten bereits, dann ließ sie ihre Finger eins zwei mal über die Seiten fahren. Erst dann bekam sie die Aufmerksamkeit fast aller. Sie versammelten sich um sie und schauten was nun als nächstes passierte.
Castiel schlich sich einfach weg und drängte sich durch die Menge. Als Misa dann endlich anfing mit singen, wurde es totenstille umher. Es war ziemlich langsam, ruhig und leise. Dann erhob sie langsam ihren Kopf und hörte auf. Die Menge war ganz gespannt. Als sie wieder ansetzte, konnte keiner mehr ihren Händen folgen. Es war wieder ihr Lied 'My Song'. Die Leute jubelten und tobten. Sie Hüpften mit und freuten sich.
Castiel schaute in die Runde, jeder machte etwas, auch wenn sie nur darüber sprachen. Dabei dachte er sich nur noch, Überzeugung und Leidenschaft pur! Das Geld wurde reihenweise in die Mütze geworfen, bis sie fast überlief. Der Rotschopf wollte ihr eigentlich diesen kleinen Auftritt gönnen, doch er konnte nicht anders als mit auf die Erhöhung zu springen. Er stieg mitten im Song ein. Selbst Lys regte sich manchmal auf, wenn er das tat. Ihr gab es jedoch die Möglichkeit noch lauter und offener zu singen.
Wie es der Zufall so wollte waren auch Lysander, Crown, der Drummer und selbst ihre alte Band in der Nähe. Zuletzt kamen auch ihre Mutter und ihr Vater zum Einkaufen her. Sie merkten den Menschenauflauf und wollten es jetzt auch wissen. Jeder kam darauf zu. Crown hatte zufällig seine Gitarre mit dabei. Sie ging letztens erst kaputt und er ließ sie in einem Laden reparieren. Als er erkannte wer da oben stand, packte auch ihn die Lust zum Spielen. Auch er sprang auf die 'Bühne' und spielte drauf los. Es entstand dabei fast wieder ein neuer Song.
Ihre alte Band schaute anfangs nur zu, doch sie wollten wie die anderen auch mitmachen. Selbst ohne Verstärker waren sie laut genug, sie hatten nur keine Schlagzeuger. Die beiden Drummer wussten sich jedoch zu helfen. Sie nutzten Bänke, Tonnen und anderes als Ersatz. Lysander kam als letzter dazu. Da hörte sie kurzzeitig auf zu singen und zu spielen. Die Band überbrückte diese Zeit locker.
Misa sprang von der Erhöhung. Sie lief durch die Menge, als wüsste sie, dass auch er in der Nähe sei. Die Zuschauer machten ihr sofort platz. Direkt vor ihm blieb sie stehen. Er schaute anfangs noch weg, doch bei dem Anblick seiner Band, wie sie mit vollem Herzen da oben spielten, und bei ihrem lächeln, da konnte er einfach nicht anders. „Der neue Song?“ schlug er vor. Sie nickte nur und schon leitete sie diesen ein. Ihre alte Band hörte auf. Sie nahmen alle ihre Mützen ab und warfen diese in die Menge. Die Mädchen stritten sich schon fast darum, wie bei einem echten Konzert.
Die Jungs wussten nicht was sie sagen sollten oder wie sie hätten reagieren sollen. Sie hat diesen Mann so zugerichtet. Und die Neuigkeit, dass sie mehrfach Vergewaltigt wurde, schrecklich! Jeder hatte stark zu schlucken. Nur Crown fiel endlich etwas darauf ein. „Du bekommst es also nicht mit, ja? Dann kannst das auch nicht du sein, die diese Leute tötet.“ Dann lockerten sich auch die anderen, vor allem Misami fiel ein Stein vom Herzen. „Wer war das Schwein? Wer zur Hölle hat dich Vergewaltigt?“ Das Katzenmädchen spürte wie die Wut in Castiel geradezu aufloderte.„Wollt ihr das überhaupt wissen? Ich erinnere mich wirklich ungern daran.“ Sie wandte ihren Blick zu Castiel. Er starrte ihr erwartend in die Augen. „Gut!“ Wieder musste sie an die Decke schauen, um es überhaupt aussprechen zu können.
„Ich war damals vier Jahre alt, da habe ich das erste mal getötet. Meine Mutter bekam nichts davon mit, zumindest für den Anfang nicht. Sie musste ständig arbeiten. Er kam immer nur Nachts zu mir. Ich war zu schwach, um mich zu wehren. Immer wieder tat er es. Er tobte sich richtig an mir aus und es gab immer einen Zuschauer, jedes mal. Er getraute sich nicht etwas zu sagen oder etwas zu unternehmen, damit er endlich aufhörte.“
Auch sie wurde nun wütend, doch mit der Zeit des Redens wurde sie ruhiger. „Dafür habe ich sie gehasst, alle beide. Dafür habe ich Rache geschworen und mir ihren Tod gewünscht. Eines Nacht war es dann soweit. Schon die Tage vorher hatte ich schreckliche Kopfschmerzen. In dieser Nacht konnte ich diese Energie spüren, da verlor ich nicht mal das Bewusstsein, als ich zur Bestie wurde. Er kam wieder zu mir und tat das, was er immer machte. Ich konnte anfangs einfach nichts dagegen tun, er war viel viel stärker. Doch dann spürte ich diese Kraft, ganz anders als sonst. Ich stieß ihn weg und dann … tötete ich ihn, genauso wie meinen Zuschauer. Ich bereute es anfangs nicht mal, erst als ich Mama sah, wie sie anfing zu weinen, wusste ich, dass es falsch war. … an diesem Abend zerfetzte ich den Leib meines Vaters und den meines Bruders. Vater hat es geliebt, so sehr geliebt!“
Das war selbst für die drei neu. Es herrschte totenstille, keiner wusste mehr weiter. Sie hätten mit jedem gerechnet aber nicht mit ihrem Vater. „Hast du … hast du geweint?“ wollte Lysander leise wissen. „Nein, kein einziges mal, bis vor ein paar Wochen. Meine Mama, sie weinte aber nahm mich auch in die Arme. Sie schien es wirklich nicht zu wissen, deswegen habe ich ihr vergeben und sie am Leben gelassen.“ Ihr Pony verdeckte ihre Augen, doch die dünnen Striche, die senkrecht nach unten verliefen, waren deutlich zu erkennen. Keiner der Jungs wollte sich das bildlich vorstellen. Sie sahen alle weg.
Die Ärztin hörte ebenfalls alles mit, sie saß in einem Raum und versuchte ihre Tränen zu kontrollieren. Als die drei Straßenkerle nach einer kurzen Verabschiedung gingen, atmete das Katzenmädchen erleichtert durch. Das machte die Jungs dann doch wieder neugierig. „Danke, dass ihr her gekommen seit, aber ich habe jetzt auch mal eine Frage an euch.“ dabei sah sie ziemlich auffällig zu Lysander. „War für eine?“ fühlte er sich natürlich angesprochen. Alle sahen sie erwartungsvoll an und dann …
Kapitel 22: Das Abkommen
… dann stellte sie endlich ihre Frage. „Als ich sagte, dass es mir gut ginge, da meintest du, morgen wäre Weihnachten. Was ist denn am nächsten Tag passiert? Was soll das sein?“
Misami schloss ihre Augen und lächelte breit, als würde sie ihn anbetteln wollen. Die Jungs schauten sich fragend an. „Ist das dein ernst?“ wollte er perplex wissen.
Die Jungs prusteten und fuhren sich etwas genervt durch's Haar. „Bei dir wurde in der Erziehung wirklich einiges falsch gemacht!“ belustigte Castiel sich als einziger daran. Leigh versuchte es einfach mal es ihr zu erklären, bis sie es verstand. Dann lachte sie wieder. „Wie lustig, das ist doch vollkommen überflüssig! Ach ja, ähm Castiel, kann ich deinem Hund irgendwann mal dafür Danken. Schließlich hat er mich da gefunden.“
Er grinste schelmisch und meinte, „Dann musst du aber wieder mit zu mir Heim kommen.“ Er brauchte diesen Satz nur aussprechen und sie wurde wieder knallrot im Gesicht.Warum musste er das jetzt auch sagen? Und warum muss ich wieder an diese doofe Nacht denken?! Das war so peinlich, so peinlich, so unglaublich peinlich!!! hätte sie es herausschreien können.
Sie beließ es bei einem einfachen, „Mal sehen, so lange ich nicht nochmal auf dem Sofa schlafen muss.“ Seine Jungs sahen ihn daraufhin schon fast strafend an. Die Gedanken derer waren alle gleich. Wie konnte er ein Mädchen nur auf dem Sofa schlafen lassen? Castiel mag zwar unhöflich sein, aber das ginge über ihren Verstand weit hinaus.
Nach kurzer Zeit kam die Ärztin wieder rein. Misami musste nochmals untersucht werden. Die Jungs verließen das Zimmer und sie schloss die Tür. Langsam ging sie zu ihrer Patientin und setzte sich mit auf's Bett. „Hey Misa, stimmt das?“ wollte sie jetzt wissen. „Nein, das war gelogen … Natürlich stimmt es!“ regte sie sich auf. „Okay, dann werde ich dir umso mehr helfen, denn mir ist soetwas früher auch mal passiert. Dann beginnen wir mal mit der Untersuchung.“ Energisch stand sie auf und begann.
Nach einer ganzen Stunde durfte sie sich anziehen, denn ihr ging es gut genug um zu gehen. „Vergiss nicht, übertreibe es nicht gleich wieder!“ riet die Frau ihr noch bevor sie das Zimmer verließ. Ihre Freunde hörten das und wurden neugierig. Sie kamen sofort ins Zimmer und sahen sie in ihren Alltagssachen auf dem Bett sitzen. Sie zog sich gerade die Schuhe an. „Na, darfst du schon gehen?“ wollte Leigh sofort wissen.
Sie nickte nur und lächelte. Lysander sah schon die ganze Zeit über etwas streng aus, bis er dann meinte, „Hey Misa, kann ich mal eine Weile mit dir sprechen?“ Wieder nickte sie. Die Jungs mussten dann wieder draußen warten, währenddessen er sich setzte.
„Was hast du?“ „Es geht um die Band. Du hast uns ziemlich hintergangen. Wenn wir früher gewusst hätten, dass du bereits in einer anderen Band Mitglied bist, dann hätten wir dich gar nicht erst aufgenommen.“ „Haben sie es euch denn nicht erklärt? Ich spiele unglaublich gern, auch manchmal in der Öffentlichkeit aber wie gesagt ich muss aufpassen. Es darf nicht so weit gehen, dass die halbe Welt weiß wo ich bin. Wenn ihr mal einen Auftritt habt, dann taucht auch immer gleich das Fernsehen auf oder anderes. Trotzdem würde ich … nein, schon gut!“ redete sie es sich selbst wieder aus.
Lysander prustete genervt und ließ sich gegen die Lehne fallen. „Wir haben doch nicht nur solche Auftritte! Wir können auch in kleineren Rahmen auftreten aber die sagen wir meistens ab, da es keinen Nutzen für uns hat. Weißt du, mit deiner Aktion hast du die Band ziemlich beleidigt. Ich will, dass du mit uns singst. Sozusagen als Wiedergutmachung!“ verlangte er. Nun hatte er endlich seinen Grund, um sie auf die Bühne zu locken.
„Aber das geht nicht …“ verzweifelte sie langsam. „Du musst, sonst habe ich keine Lust mehr mit dir zu singen.“ Seine Reaktion war schon egoistisch und auch etwas arrogant, aber sie wusste, was er eigentlich damit bezwecken wollte. „Habe ich denn eine Wahl?“ stöhnte sie. „Nein!“ „Na okay, aber ich will nicht, dass es gleich jeder weiß.“ „Ich werde schweigen, selbst den anderen gegenüber!“ versprach er.
Kapitel 23: kurze Ruhepause
Lys half ihr beim aufstehen und hielt ihr die Tür auf. Sie musste noch ziemlich vorsichtig sein. Sie hätte niemals mit den anderen Schritthalten können, deswegen wollte sie sie bitten schonmal zu gehen. Wie immer hörten sie nicht. Castiel nahm es dann wohl oder übel wieder in die Hand sie bis nach oben zu bringen.
Sie konnte kaum von allein laufen, da konnte sie erst recht nicht Treppen steigen. Selbst im Krankenhaus nahm sie lieber den Fahrstuhl und das für nur ein Stockwerk! Als Misa die anderen endlich Verabschiedeten und sie versuchte bis nach ganz oben zu kommen, kam er von hinten und hob sie mit Leichtigkeit hoch. Sie jammerte die ganze Zeit, dass er sie runter lassen sollte und dass sie das allein könnte, doch er hörte nicht.
„Vergiss es, du musst schnell wieder gesund werden. Wir haben zwei neue Songs, besser gesagt Lysander hat sie. Er hat uns allen eine Kopie der Noten und der Texte gegeben. Allerdings solltest du dich erstmal einverstanden erklären.“ Daraufhin sah sie ihn fragend an. Inzwischen standen sie schon im dritten Stock, denn das Haus hatte nur so wenige. Also ließ er sie wieder von seinen Armen und gab ihr auch die Kopien.
Sie nahm sie jedoch nur an. Mit einem leisen, schüchternem, „Danke!“ verabschiedete sie sich und schloss die Tür. Misa nahm sich erstmal wieder frische Sachen und badete. Anschließend legte sie sich hin und schlief bis zum näcshten Morgen. Da sie ja eh nicht in die Schule gehen musste, kam ihr das gerade gelegen. Als sie aufwachte, lief sie in die Küche und schaute nach einem Zettel. Das machte ihre Mutter immer so.
Sie fand auch einem auf dem stand, 'Sei froh, dass mich eine Ärztin informiert hat. Ich wäre vor Sorge fast gestorben!' woraufhin sie kommentierte, „Danke Mama, habe dich auch lieb!“ Sie nahm sich ein paar Süßigkeiten und packte sie zusammen, denn sie wollte in den Hinterhof des Hauses. Da gab es einen wunderschönen Garten. Sie schnappte sich noch ihre beiden Gitarren und ging.
Sie setzte sich auf eine hölzerne Bank und nahm ihre eigene, alte Gitarre vor. Anschließend testete sie die neuen Songs aus. Da fiel ihr endlich mal auf, was Castiel meinte. Es waren sehr viele Parts aus ihrem Song vorhanden, sowohl im Text als auch in der Melodie. Es gefiel ihr schon fast besser als ihr eigener. „Super Lys, du bist wirklich toll!“ freute sie sich. Ihre Augen glitzerten richtig. Sie wurde wieder vollkommen von ihrer Leidenschaft gefangen genommen. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hätte gleich mit der E-Gitarre gespielt, doch sie durfte ja nicht.
Kapitel 24: kleine Übung
Anschließend nahm sie sich den zweiten Song vor. Er war einfach nur atemberaubend. Es handelte sich im Lied um neue Freundschaften und der Liebe zur Musik. Woher er das nur hatte? Irgendetwas musste ihn dazu sicher im Kopf herum schwirren. Sie fing gegen ihr vorhaben von ganz allein an zu singen.Ich muss es ruhig angehen!
Castiel konnte eine ganz leise, sehr bekannte Stimme wahr nehmen. Er schaute aus dem Fenster und da sah er sie auch schon. Sie saß ganz gemütlich auf einer Bank und probierte die Songs aus. Doch schon nach kurzem hörte sie auf. Hätte sie sich wohl verspielt?
Das Katzenmädchen legte ihre Gitarre nieder und griff zur E-Version. Sie versuchte es gleich mal damit. Ihr Körper hätte sofort aufspringen können. Es kribbelte ihr geradezu in den Fingerspitzen. Ihre Knie wurden fester und sie fühlte sich einfach nur wunderbar. Ich muss es ruhig angehen!
Castiel schaute ihr gern beim spielen und auch beim singen zu. Ihre Stimme hatte so viel Power und doch wirkte sie wie ein zerbrechliches Wesen. Sein Blick wurde so sanft wie noch nie. Er schaute die ganze Zeit über zu. Als sie zur zweiten Gitarre griff, wollte auch er wieder spielen. Sie hatte so eine überzeugende Seite an sich. Man konnte einfach nicht anders als es genießen und mitfühlen. Er hielt es kaum noch aus und griff nun auch zu seiner Gitarre. Er nahm sich seinen Schlüssel und lief nach draußen.
Misami hielt sich so stark zurück wie es nur ging. Ihre Hände wurden immer schneller. Sie konnte unglaublich gut spielen und dabei singen. Es fühlte sich an wie Freude, Glückseligkeit, Liebe und Leidenschaft. Es überkam sie richtig. Sie fühlte sich wieder so gut wie beim letzten mal als sie zusammen im Keller übten. Mit einem Ruck stellte sie sich auf. Ihr wurde es vollkommen egal, wer etwas dagegen hatte oder ob es ihr noch nicht so gut ging.
Castiel kam nach draußen und sah gerade noch so wie sie sich voller Energie aufstellte und noch lauter und kraftvoller sang. Er kam ihr näher, da bemerkte er wieder die kleinen Tränen in ihren Augen. Sie musste es wirklich lieben zu singen, sich selbst zu befreien. So ging es ihm auch mal, doch vor einer Weile wurde es langweilig. Deswegen wollten sie damals ein neues Mitglied haben, welches alles neu gestalten sollte. Mit ihr jedoch änderte sich nichts, es wurde nur alles um ein tausendfaches besser.
Auch in seinen Fingerspitzen kribbelte es bereits. Endlich fing er an zu spielen. Ihm überkam seit langem mal wieder das Gefühl des Freiseins. Seit einer ganzen Weile ging es ihm nicht mehr so gut, eigentlich seit dem er allein leben musste. Er spielte immer weiter und weiter. Dabei bemerkte er nur flüchtig wie das Kätzchen aufhörte, denn sie drehte sich irritiert um. Er spielte einfach weiter und sah ab und zu zu ihr. Die meiste Zeit über jedoch hatte er die Augen geschlossen, denn er genoss es richtig. Das gab ihr wieder Halt.
Sie stieg ohne weitere Probleme wieder ein und sang weiter. Es blieb wie immer nicht bei diesem einen Song, sie mussten gleich 6,7,8 Songs hindurch rocken. Es war als wäre sie nie im Krankenhaus gewesen, als wäre es ihr nie schlecht ergangen. Vielleicht konnte sie auch so besser mit ihrer Vergangenheit umgehen. Das alles fiel ihm jetzt endlich mal auf. Auch er fühlte sich beim spielen immer gleich besser. Er musste sich nicht mehr daran erinnern, wie seine Eltern ihn damals allein ließen, nur weil ihnen ihre Jobs wichtiger waren. Es war alles weg und kam so schnell auch nicht mehr zurück.
Misa konnte es kaum fassen. Hätte sie es in einem Bild veranschaulichen müssen, so hätte sie einen Rocker mit Flügeln zeichnen müssen. Ihm ging es beim spielen also genauso wie ihr und sie dachte langsam schon sie würde verrückt. Ihr Lächeln wurde endlich wieder ehrlich und leicht. Es ging sogar so weit, dass sie vor Begeisterung rosige Wangen bekam. Jedoch erging es Castiel nicht anders, von daher sagte keiner etwas dazu.
Als sie dann doch mal irgendwann von allein aufhörte zu spielen, reagierte er genauso. Sie standen sich für eine kurze Weile einfach nur gegenüber. Ihr ging es selbst danach wieder so gut als wäre nie etwas passiert. Trotzdem setzte sie sich und nahm sich ihre alte Gitarre vor. Sie musste unbedingt diese Schulhymne lernen. Der Rotschopf setzte sich direkt daneben. Immer wieder zuckte er zusammen, als sie sich verspielte. Das war ihr sichtlich unangenehm. „Weißt du wenigstens was du falsch machst?“ wollte er belustigt wissen. „Nein, irgendwie nicht.“ „Dir fällt wirklich nichts auf. Dieses Riff, kommt der dir denn nicht bekannt vor. Das ist deiner, nur das da ein paar Noten mehr eingebaut wurden.“
Sie sah auf den Zettel der Hymne und versuchte jetzt mal genau das nach zu spielen was drauf stand. Mit dem Resultat, dass sie es wieder nicht schaffte. Ohne zu überlegen fasste der Junge sie am Arm und zog sie zu sich. Sie saß mit ihrem Rücken zu ihm und noch dazu zwischen seinen Beinen. Der Junge nahm seine Arme um sie und ihre Hände von der Gitarre. So zeigte er ihr, wie es richtig ging. Ihr schoss innerhalb von Sekunden das Blut in den Kopf. Sie wedelte sich die Gedanken aus dem Kopf und schaute genau hin.
Kapitel 25: keine Pause für leidenschaftliche Rocker
Mit Schrecken stellte sie fest, „Woher kannst du das denn?“ Er fuhr zusammen und versuchte sich irgendwie da raus zu reden. „Also, ich kann schließlich Noten lesen und auch nachspielen.“ „Du hast aber gar nicht drauf geschaut. Gib es zu, du hast sie auch mal für eine Weile gespielt!“ machte sie sich jetzt lustig. Er ließ los, stand auf und griff sich seine eigene. Mit der verschwand er dann nach drinnen.
Er konnte gar nicht schnell genug laufen, da spielte sie dieses Riff perfekt nach. „Danke Castiel! Hast du Lust etwas durch die Stadt zu laufen?“ „Mit Gitarre?“ fragte er ungläubig. „Klar doch, ich würde sie nur vermissen, wenn ich sie Heim lassen müsste.“ brachte sie im kichern raus. „Warum muss sie nur immer genau das richtige sagen.“ murmelte er vor sich hin. Obwohl er noch gar nicht zusagte, so schaffte sie nur die zweite, alte Gitarre hinauf.
Als sie zurück kam, hatte er immer noch keine Chance ihr zu antworten, denn sie lief geradewegs vom Hof. „Kommst du nun, oder lässt du mich allein gehen?“ rief Misa ihm noch zu. Er musste nur lachen und folgte ihr dann. Sie liefen durch die halbe Stadt, immer wieder fingen beide aus heiterem Himmel an zu spielen. Dabei kamen die lustigsten Songs und Melodien heraus.
Nach knapp zwei Stunden setzten sie sich. Es war das gleiche Café in dem er mit den anderen Jungs saß. Sie bestellten sich etwas zu trinken und legten die Gitarren zu ihren Füßen. Als sie bezahlen mussten, meinte der Mann nur „Das macht dann 4,50$!“ Sie kramte eine Weile in ihren Taschen herum, aber wurde dann etwas nervös.
Tja, und wie es der Zufall so wollte hatte ich meines zu Hause vergessen!
„Hast du nichts mit?“ wollte Castiel genervt wissen. „Wartet mal kurz hier.“ „Was? Das geht nicht!“ regte sich der Mann sofort auf. „Behalten sie den Kerl so lange als Pfand!“ tat sie die Sache damit ab. Dem Rotschopf gefiel das gar nicht, doch Misami schnappte sich nur ihre Gitarre und ging auf den Vorplatz.
Sie stellte sich auf die Erhöhung des Springbrunnens und nahm ihre Gitarre zur Hand. Sie setzte die Kapuze ihrer Jacke auf und nahm gleichzeitig die Mütze ab. Diese legte sie dann vor sich hin. Das Kätzchen senkte ihr Köpfchen und wartete kurz. Ein paar der Leute schauten bereits, dann ließ sie ihre Finger eins zwei mal über die Seiten fahren. Erst dann bekam sie die Aufmerksamkeit fast aller. Sie versammelten sich um sie und schauten was nun als nächstes passierte.
Castiel schlich sich einfach weg und drängte sich durch die Menge. Als Misa dann endlich anfing mit singen, wurde es totenstille umher. Es war ziemlich langsam, ruhig und leise. Dann erhob sie langsam ihren Kopf und hörte auf. Die Menge war ganz gespannt. Als sie wieder ansetzte, konnte keiner mehr ihren Händen folgen. Es war wieder ihr Lied 'My Song'. Die Leute jubelten und tobten. Sie Hüpften mit und freuten sich.
Castiel schaute in die Runde, jeder machte etwas, auch wenn sie nur darüber sprachen. Dabei dachte er sich nur noch, Überzeugung und Leidenschaft pur! Das Geld wurde reihenweise in die Mütze geworfen, bis sie fast überlief. Der Rotschopf wollte ihr eigentlich diesen kleinen Auftritt gönnen, doch er konnte nicht anders als mit auf die Erhöhung zu springen. Er stieg mitten im Song ein. Selbst Lys regte sich manchmal auf, wenn er das tat. Ihr gab es jedoch die Möglichkeit noch lauter und offener zu singen.
Wie es der Zufall so wollte waren auch Lysander, Crown, der Drummer und selbst ihre alte Band in der Nähe. Zuletzt kamen auch ihre Mutter und ihr Vater zum Einkaufen her. Sie merkten den Menschenauflauf und wollten es jetzt auch wissen. Jeder kam darauf zu. Crown hatte zufällig seine Gitarre mit dabei. Sie ging letztens erst kaputt und er ließ sie in einem Laden reparieren. Als er erkannte wer da oben stand, packte auch ihn die Lust zum Spielen. Auch er sprang auf die 'Bühne' und spielte drauf los. Es entstand dabei fast wieder ein neuer Song.
Ihre alte Band schaute anfangs nur zu, doch sie wollten wie die anderen auch mitmachen. Selbst ohne Verstärker waren sie laut genug, sie hatten nur keine Schlagzeuger. Die beiden Drummer wussten sich jedoch zu helfen. Sie nutzten Bänke, Tonnen und anderes als Ersatz. Lysander kam als letzter dazu. Da hörte sie kurzzeitig auf zu singen und zu spielen. Die Band überbrückte diese Zeit locker.
Misa sprang von der Erhöhung. Sie lief durch die Menge, als wüsste sie, dass auch er in der Nähe sei. Die Zuschauer machten ihr sofort platz. Direkt vor ihm blieb sie stehen. Er schaute anfangs noch weg, doch bei dem Anblick seiner Band, wie sie mit vollem Herzen da oben spielten, und bei ihrem lächeln, da konnte er einfach nicht anders. „Der neue Song?“ schlug er vor. Sie nickte nur und schon leitete sie diesen ein. Ihre alte Band hörte auf. Sie nahmen alle ihre Mützen ab und warfen diese in die Menge. Die Mädchen stritten sich schon fast darum, wie bei einem echten Konzert.