„Diese Groupies schon wieder, verdammt! Was wollen die nur alle von denen? Yúki, denkst du heute noch daran etwas zu tun?!“, wird er wieder böse.
Die Brünette ist sichtlich überfordert mit all den Mädchen. Sie versucht sie verzweifelt vom Tor zu bekommen, doch erreicht rein gar nichts. Immer wieder wird sie von allen hin und her geschubst. Die aufgeregten Mädchen vor dem Tor kann man bereits von weitem hören. Hanabusa ist mal wieder voll in seinem Element. Er lässt sich die Schwärmerei nur all zu deutlich gefallen. Die Mädchen nennen ihn nicht um sonst auch gern mal Idol. „Na los, jetzt geht endlich zurück. Na macht schon!“, muss der Grauschopf diesmal dreimal etwas sagen, eh die Mädchen der Day Class Spalier stehen. Erschöpft prustend, muss er sich schon bald wieder auf seine Arbeit konzentrieren, schließlich öffnen sich die Tore. Yúki kontrolliert die eine Seite und er die andere. Man merkt den Unterschied sofort. Er braucht nur böse Blicke durch die Reihe wandern zu lassen, sie hingegen hüpft von links nach rechts, um überhaupt gesehen zu werden. Irgendwie bekomme ich immer mehr das Gefühl, dass dieser Job als Vertrauensschüler nichts für sie ist. Wie soll das erst werden wenn wieder … Nein, an den Tag wollte er beim besten willen nicht erinnert werden. Es ist schlimm genug, dass es den überhaupt gibt und noch schlimmer ist, dass diese Schule diesen einen Tag auch noch in den Sommer verlegt. Er hofft sich wenigstens diesmal irgendwie raus reden zu können. Ein Glück ist es ja noch eine Weile hin. Genervt betrachtet er sich weiter, was die Day Class Schülerin da veranstaltet. Wie jeden Tag, so richtet auch heute Kaname all seine Aufmerksamkeit auf sie. Er bedankt sich ganz höflich. Ichijó bedenkt sie nur mit einem nicken. Er weiß, dass das Verhalten der anderen nur halb so wichtig für sie ist. Die anderen fünf baden entweder in den überschäumenden Aufmerksamkeiten oder gehen ignorierend an den schwarzgekleideten Mädchen vorbei. Keiner jedoch lässt es sich nehmen den einzig anwesenden Schüler in schwarz zu betrachten. Man merkt die Spannung zwischen ihnen. Sie können ihn nicht wirklich gut leiden. Die beiden folgen der Night Class bis zum Unterrichtsraum. Sogar da müssen die zwei sich darum kümmern, dass die Mädchen nicht zu aufdringlich werden. Den Rest der Zeit verbringen sie wieder vor dem Gebäude. Diesmal ist Kaname Kuran wenigstens da. Unauffällig wandern die Blicke des Mädchens immer wieder mal nach oben. Zu ihrem Glück sitzt er immer am Fenster. Sie ist fest davon überzeugt, dass er es nicht bemerken würde. „Zero ich – ich mache mal einen Kontrollgang ja.“, tritt sie ihm gehalten entgegen. Nach den letzten malen ist sie sich nicht mehr so sicher, ob sie wirklich Freunde sind. Der Junge merkt ihre Zweifel nicht mal. Grummelnd stimmt er ihr zu. Es ist schon soweit, das hätte er nicht erwartet. Er geht in die entgegengesetzte Richtung. Die Brünette zieht ihre Runde meist um das Schulgebäude, der Grauschopf hingegen durchkämmt den Weg von der Schule zur Gabelung. Das ist ein wesentlich größerer Teil, doch er hat sich freiwillig dafür entschieden. So muss er weniger Zeit bei der anderen Klasse verbringen. Natürlich kennt er sein Ziel, doch jede Minute die er bekommen kann, zieht er von dannen. Beim Rundgang durch das bunt bepflanzte Areal kann er entspannt durchatmen. Nur drei Leute auf dieser Schule wissen, was er durch macht und das ist auch gut so. Nur kann sich dadurch eben keiner vorstellen, wie schwer es ihm manchmal fällt. Er braucht diese Ruhe, um nicht durchzudrehen. Als er wieder kurz davor ist den Hauptweg raus aus der Schule zu betreten, überkommt ihn sein Verlangen. Seine Beine können ihn nicht halten. Er fällt für den Moment nach vorn. „Was – Was ist das!“, keucht er schwer. Das Verlangen in seinem Innern versucht er immer weiter zu unterdrücken. Jedes mal wenn so etwas wie jetzt passiert, wird es schwerer. Ein Glück lässt der Geruch bald nach, so dass er sich wieder aufrichten kann. Vorsichtshalber nimmt er eine Hand an seine Hüfte, genau da hin, wo Bloody Rose steckt. Mit gezielten Schritten geht er dem entgegen, was ihn eben hat zu Boden gehen lassen. Als er auf einer der Gabelungen steht, kommt ihm in genau dem Moment etwas entgegen. Es ist noch so weit weg, zu weit weg um es genau deuten zu können. Vorsichtshalber will er das, was ihm entgegen kommt warnen. „Hey, stehen geblieben!“, doch es reagiert nicht. Inzwischen kann man deutlich eine Art Umhang erkennen. In der Dunkelheit leuchten ein paar kleine Stellen hell auf, die die noch unberührt von dem sind, was auch immer auf dem Stück Stoff hängt. Stumm läuft es weiter. Der Day Class Schüler hält perplex inne, bis es nahe genug ist, um mehr zu erkennen und den Geruch deutlicher wahrzunehmen. Durch all den Schmutz auf dem Stoff, wurde der Geruch des Blutes schon fast überdeckt. Bei so viel Blut und Dreck, bei der gebeugten Haltung und dem Verhalten, kommt er nur auf eine Idee, was es sein könnte. Seine Adern gefrieren zu Eis und sein Blick könnte töten. Unter all seiner Wut und seinem Hass dem gegenüber, entgeht ihm jedoch nicht, wie ausdruckslos es ihm entgegen kommt. Es ist das einzige Anzeichen, was ihn hätte stutzig machen können. Er hört nicht auf das, was ihn innerlich schon entgegen brüllt. „Jetzt bleib endlich stehen und sage mir wer du bist!“, versucht er es noch einmal. Er zögert nicht mehr und zieht seine Waffe hervor. Genau vor seinem Lauf, in vielleicht hundert Meter Entfernung, sieht er nur noch den Kopf. Er ist das einzige, was wirklich deutlich hinter dem Fetzen hervor schaut. Hätte er noch etwas deutlicher hingesehen, hätte er die Wunden an den Schienbeinen erkannt, doch auch die sind verdeckt – vom Lauf seiner Waffe. Er atmet ruhig, um ihn wirklich treffen zu können, wenn es nötig werden würde. In gleichmäßigem Takt kommt es weiter auf ihn zu. Das kleine pitsch-patsch der Fußsohlen auf dem sauberen Pflaster, wirkt schon beinahe beruhigend. Kopfschüttelnd ruft er sich wieder wach. Er will sich weder beruhigen, noch will er länger auf eine Reaktion warten. Es ist zu nahe, die Grenze ist schon lang überschritten. „Verdammter Level E, bleib endlich stehen!“, brüllt er lauter als ein Löwe und knurrt tiefer als es ein Wolf könnte. Endlich inne haltend, richtet es sich komplett auf. Die verrückt aufgerissenen Augen fallen direkt neben die Abgrenzungen seiner Visierlinie. In der Mitte sieht er die glatte Oberfläche dessen Stirn. Ihm ist bewusst, jetzt wo es wach ist, dürfe er nicht mehr zögern. Nur begeht er dabei einen dummen Fehler! Er hat das Wesen ihm gegenüber unterschätzt. Er spürt, wie sein Verlangen wieder steigt. Es sticht in seiner Kehle, durch den ganzen Hals und sein Magen verlangt nach dem, was seine Nase einfängt. Mit einem mal zitternd, drückt er unbedacht ab. Er kann nichts mehr daran kontrollieren. Sein Augenlicht verschwimmt. Er glaubt zumindest fest daran, dass er getroffen hat. Das Wesen ihm gegenüber fällt zu Boden und bleibt da liegen, regungslos, kraftlos, atemlos. Seine Waffe sinken lassend, verfällt er in eine ähnliche tiefe, wie ich es gefallen war. Er muss an irgendetwas denken, zumindest für den Moment. „ZERO!“, wird er im selben Moment wach gerüttelt, das letzte, was ich hörte. „Zero, nicht! Was hast du getan!“, wird die Stimme leiser, je näher sie kommt. Erschrocken dreht der Schüler sich zur Stimme, „Rektor Cross, sie sollten die Schule überprüfen lassen …“ „Er ist kein Level E!“, spricht er sofort dazwischen. Der Mann nähert sich meinem Körper sofort. Obwohl ich ohne Bewusstsein bin, spüre ich die Vibrationen im Boden so deutlich, als wäre ich selber der Boden. Meine Schmerzen werden nur größer. „Aber was …“ „Geh!“, befielt er ihm. Er tut es nicht, um ihn zu ärgern. Er weiß, was passieren kann. Er weiß auch, wie die Schüler der Night Class bisher darauf reagiert haben. Er will meinen Körper und Zero gleichermaßen schützen. Da der Grauschopf sich kaum unter dem Druck regen kann, braucht er drei solcher Aufforderungen, um einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sobald der Mann, welcher auch immer das sein soll, vor mir hockt, verbreitet sich eine unbestimmbare schlechte Aura. Die Arme sinken lassend, sieht er mich mit eins zwei Tränen in den Augen an. „O nein!“, kann man den kleinen Kloß in seinem Hals immer noch gut genug hören, auch wenn er sich versucht zusammen zu reißen. Genau so hat Zero alles für sich gesehen. Er weiß bisher noch nicht, was an jenem Tag passiert ist. Das alles ist nun bald eine Woche her. Der Blutgeruch hat sich gelegt und somit auch die Aufregung der Schönlinge aus dem Mond-Wohnheim. Beinahe ist alles wieder normal, eben nur beinahe! Ich spüre … eine prickelnde Wärme auf meiner Haut, kann die Strahlen förmlich greifen. Ein Tier, ein fliegendes Tier entfernt sich von mir, von diesem Ort. Die schnell schlagenden Flügel erzeugen zur Abwechslung mal einen Ton, dem ich innerlich folgen mag. Ich kann riechen, dass draußen viele verschiedene Blumen blühen. Der Geruch der Stauden ist stark und doch angenehm. Ich kann hören, wie schwere Schritte mal näher kommen und sich dann wieder entfernen. Von einer anderen Gegen kann ich wahrnehmen, dass eine Flüssigkeit spritzt. Etwas oder jemand hat sich daran verbrannt. Erschrocken lässt dieser jemand den Gegenstand aus seiner Hand fallen … und schreit. Der Aufschrei durchdringt jede Pore der Luft und lässt mich zusammen zucken. Es macht mir zumindest eins klar: Ich habe vergessen was passiert ist, wo ich bin und was ich hier mache. Ich kann mich an nichts erinnern, an rein gar nichts. Nur ein paar Gefühlsregungen kommen mir auf, z.B. bei den Schritten. Ich kann behaupten, dass es sich schlimmer anfühlt, als bevor ich hier lag. Hier – Wo ist eigentlich hier? Ich bin zwar sehr neugierig aber noch viel mehr müde. Das ziehen und stechen auf meiner Haut entzieht mir nur noch den Rest der Kraft, die mir zum nachdenken blieb. Ein leises, angestrengtes stöhnen entflieht dem Käfig aus Zähnen und Lippen, eh ich wieder einschlafe. „Sooo, dann mal los Zero! Wir kommen sonst nur wieder zu spät zum Unterricht.“, erklärt Yúki. Gerade heute will sie nicht zu spät kommen. Eine der Prüfungen steht an. Sie saßen bis eben zusammen am Tisch. Der Rektor macht jeden Tag mit vollster Freude Frühstück für sie. Er ist von seiner Arbeit immer überzeugt. Er selber sitzt noch am Tisch. Der Grauschopf will eben gehen, als sich der Mann doch nochmal zu Wort meldet. „Zero, hast du vielleicht noch eine Minute?“ Schulternzuckend bleibt er stehen und dreht sich erneut zu Kaien Cross um. „Du weißt doch, dass er kein Level E war. Was meinst du, ist mit ihm passiert?“ „Wenn er keiner war, habe ich ihm auch nichts getan.“, tut er die ganze Sache seit einer Woche damit ab. Halb in Gedanken, spricht der Mann am Tisch aus, woran er gerade denkt, „Du wirst dich wundern … Er wird Hilfe brauchen.“ Fast hätte er es überhört, doch irgendetwas reizte ihn zuzuhören. Seine innere Stimme, die ihn manchmal anbrüllt, scheint diesmal von allein gehandelt zu haben, anders kann er sich das nicht erklären. Bevor er sich selber zu sehr den Kopf darüber zerbricht, geht er. Obwohl der Direktor eben noch darüber sprechen wollte, steckt er nun ganz tief in seinen Gedanken. Ich schlafe den kompletten Tag durch. Irgendwann Nachts als es angenehmer draußen wird, wecke ich mich selber. Ich höre mich atmen, so wie sich andere Leute manchmal selber schnarchen hören. Mein Brustkorb hebt sich stark. Die frische, kalte Luft tut meiner Lunge – tut mir gut. Irgendjemand muss das Fenster vergessen haben zu schließen. Es war schließlich schon früh offen. Die Zeit über die ich halb wach, halb schlafend da liege, komme ich langsam immer mehr zu mir. Das hier kommt mir vor wie ein Déjà vu. Alles was ich wahrnehme ist gleich dem heute Morgen. Die Sonne geht langsam auf. Die Strahlen blitzen bereits über den Baumkronen hervor. Zum Glück noch nicht weit genug, dass es mich stören würde oder die Luft so extrem erhitzt, dass ich kaum noch atmen kann. Ich habe auch immer das Gefühl, dass sich durch die Hitze die Gerüche vermehren, stärker werden. Es ist schwer etwas genaues darüber zu sagen, wenn man … NEIN!, schreit es in mir auf und hüpft dabei wie wild auf und ab, hin und her. Kopfschütteln habe ich fast vergessen, worum es eben noch ging. Das tanzen in meinem Innern bringt mich so durcheinander, dass ich am liebsten nur noch aufstehen mag. „Verdammt … nirgendwo hat man seine Ruhe. Die ganze Nacht haben sich diese dummen Mädchen aus der Day Class über die Night Class hergemacht. Können die nicht einmal Ruhe geben!“, spricht er sich genervt vor. Erschöpft sucht er beim Direktor Unterschlupf. Früher haben beide bei ihm mit gelebt. Ihre Zimmer sind noch immer danach eingerichtet. Wenn er den Morgen eh wieder hier essen muss, kann er auch gleich in sein altes Zimmer gehen. Seine Schritte werden leiser und schwächer. Die Nacht muss ihn wirklich erschöpft haben. Ohne auf den Gedanken zu kommen, da könnte jemand sein, öffnet er die Tür. Woher solle er auch wissen, dass dem doch so ist. Ein Wall aus kalter Luft schwingt ins Zimmer hinein und gleich zum Fenster wieder raus. Als sich die plötzlich aufkommende, starke und kalte Luft in einem Wall über das Zimmer ergibt, kann ich nicht kontrollieren was mein Körper verlangt. Ich zittere plötzlich wieder und zu meinem Wunder spüre ich diese Kälte fast überall. Die kleinen Härchen auf meinem Körper stellen sich allesamt auf. Ich kann spüren wie meine Arme nachgeben. Sie knicken einfach wieder ein und ich lande, mit dem Gesicht voran im weichen Bett vor mir. Mein Atem geht schwer, das hört auch die Person, die eben ins Zimmer geplatzt ist. „Deswegen hat er mich also darauf angesprochen! Warum hat er das nicht gleich gesagt!“ Er lebt also noch, aber warum ist er dann in meinem Zimmer? Der Rektor muss ihn nicht hier behalten. Was tut er hier und wer ist das überhaupt? Warum interessiert mich das plötzlich so sehr?, muss er sich unweigerlich fragen. „Ah, du hast ihn also doch gefunden. Zero... Er braucht dringend Hilfe, das siehst du doch oder?“ „Und? Wollt Ihr ihn behalten?“ „Du sprichst von ihm als wäre er ein Hund.", muss er unweigerlich feststellen. Schweigend hält der Grauschopf inne. Vielleicht war das eben ja doch etwas hart. Doch er ist müde und hat schlechte Laune und da liegt jemand fremdes in seinem Bett. Eventuell liegt es auch daran, dass der Rektor ein ihm unangenehmes Thema wieder aufgewühlt hat. Es mag auch einfach daran liegen, dass er ein leicht schlechtes Gewissen bekommen hat - jetzt wo er mich halbtot da liegen sieht. Was auch immer davon es sein mag, würde er das nie vor Kaien Cross zugeben. „Er bleibt bis es ihm besser geht ...“ „Und dann? Er ist ein Kind und viel zu auffällig für die Academy. Wer wird sich um ihn kümmern?“, muss er wissen, als ihm die Antwort schon fast klar ist. Ein Blick zur Seite bestätigt ihm seinen Verdacht nur noch mehr. Kaien blickt ihn genauso erwartend von der Seite an. Genervt stöhnt der Angesprochene. „NEIN“, protestiert er. Der Rektor hat jedoch seinen Grund. Ernst werdend erklärt er seine Gedanken, „Zero ... Vielleicht ist er ja genau die Art von Ablenkung die du brauchst. Du weist selber, dass das nicht mehr lange so weiter gehen kann.“ Er bleibt bei seiner Meinung. Er will nicht. Seine Einstellung ist auch nicht unbegründet, „Die anderen wissen vielleicht nicht, von wem der Geruch kam, dafür weiß ich es umso besser. Er ist mehr ein Risiko als eine Ablenkung! Frag doch Yúki!“ Dafür ist das Thema für ihn durch. Ich versuche indessen mit deren Stimmen zurechtzukommen. Warum müssen die beiden denn auch so laut sein?! Gerade der Schüler in schwarzer, eleganter Uniform hält sich kein Stück zurück was seine Stimme angeht. Seit einer ganzen Weile liege ich schon nur da. Ich will nicht, dass sie sehen, wie ich versuche aufzustehen. Als beide still sind, weil sie sich anscheinend alles gesagt haben, bekomme ich Schritte mit. Schritte, die vom Zimmer aus weg führen. Ich bekomme langsam Sicherheit und versuche es erneut. Zero steht nun noch allein in der Tür. Er will sich ja abwenden und genauso gehen wie der altmodisch ausschauende Mann, er will es wirklich, doch sein Körper regt sich nicht. Er bekommt mit, wie ich darauf warte, dass die Schritte weit genug weg sind. Ob ich wohl glaube, dass auch er weg ist? Wahrscheinlich, doch warum bekomme ich ihn nicht mit? Meine Augen sind so oder so von ihm abgewandt und noch dazu geschlossen. Also so oder so könnte ich ihn nicht sehen. Wie erst schon, versuche ich mich noch einmal auf meine Arme zu stützen. Erst jetzt bemerke ich, dass irgendetwas mit meinen Händen noch immer nicht stimmt. Ich bemerke die Federn unter meinen einzelnen Fingern kaum. Vorsichtig ziehe ich meine Beine an. Ich versuche mich auf die Knie zu stützen. Genau das gleiche, sogar an den Knien merke ich nichts. Zero hat sich endlich davon überzeugt sich wegzudrehen, als ich mich mit einem mal erschrecke. Also lag er richtig, ich habe ihn nicht bemerkt. Als jedoch die Bewegung aufkommt, zuckt mein ganzer Körper, wobei alle Knochen knacken. Mit meinen Beinen und Armen kann ich mich erneut nicht halten, so dass ich zusammen sacke. Aus einem Augenwinkel heraus erblickt er auch diese Situation. Er bleibt kalt. Allein ein weiteres knacken, viel lauter als das vorher, lässt auch ihn mal zusammen fahren. Zögernd steht er mit seinem Rücken zur Tür. „Aaach, verdammt!“, flucht er, wütend auf sich selbst. Mit einer Bewegung sieht er mich wieder komplett. Er kommt ohne Rückhalt näher. Er hat keine Bedenken, keine Angst, macht sich keine Sorgen. Ich weiß nicht mal wer er ist oder wie er aussieht und doch kann ich das alles aus ihm herauslesen. Nur sein Name, den habe ich bereits aufschnappen können. Zero. Irgendwie … beeindruckt es mich, wie er sich verhält. Ich halte inne ohne zu zucken oder zu zittern und ich nehme auch keinen Abstand. „Wo willst du hin?“, wendet er sich an mich. Erst jetzt bekomme ich auch Angst. Seine Stimme ist so tief, so böse, wütend. Ich richte mich etwas auf und dränge meinen Körper an die Wand neben mich. Dabei bemerke ich, wie mein einer Fuß überhaupt nicht mehr reagiert. Er kommt ein Stück auf mich zu, indem er sich etwas über die Bettkante lehnt. Nicht genug jedoch, damit es den Anschein erwirke, er hätte Interesse an dem was ich vor habe. „Schön. Guter Platz.“ Er mustert mich stark, das spüre ich. Es ist, als würden seine Hände über meinen Körper wandern, wenn er mich so ansieht. Dem ist jedoch nicht so, zum Glück. „Isst du nachher mit? “, will er, zu meinem überraschen nun etwas anderes, etwas ganz abwegiges von mir wissen. Keine Antwort. Ich versuche mich etwas weiter gegen die Wand zu drücken, nicht jedoch weiter zum Bettende. Nicht mal mit dem Kopf schüttle ich und doch weiß er, er weiß ganz genau, was ich denke. Als er ausspricht, woran ich denke, halte ich für den Moment inne. „Keinen Hunger, danke! Wenigstens das könntest du von dir geben!“
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