Die Ergebnisse all unserer Spiele sind in diesem kleinen Heft verzeichnet. Wirklich aller! Ich kann mich nicht an jedes erinnert, das stimmt schon. Wir müssen uns jedes Mal auf's Neue zu 100% auf das Spiel konzentrieren, was vor uns liegt. Doch in diesem Büchlein stehen nicht nur die Endergebnisse, die man vielleicht noch irgendwie herausfinden kann … es steht jedes Viertel darin und DAS ist das wirklich beeindruckende!
Unsere Spiele gegen die Kaijô, Shûtoku, und Tôô … und jedes kleine Übungsspiel gegen jede Schule unserer Region. Wer ist sie nur? Wer ist er nur? Hat es mich erst wirklich gewundert, dass ich einen Fan habe? Einen so ehrgeizigen und gleichzeitig unsicheren Fan? Nein. Mich hat es mehr gewundert, dass ich ihn noch nie zuvor gesehen, geschweige denn bemerkt habe. Es stimmt, in der Halle laufen so viele Menschen herum aber … wenigstens einmal … Ich habe es gar nicht gemerkt. In meinen Gedanken vertieft, bin ich den ganzen Weg zurück gerannt, den wir eben zu viel gefahren sind. Mit schweren Atem bleibe ich stehen, schon ein paar Meter vorher stehen und höre. Es ertönt das Geräusch, was mir am meisten das Blut in den Adern fließen lässt. Bei jedem Aufprall auf dem Boden stellen sich mir mehr und mehr die Härchen auf. Ich weiß, nach so vielen Jahren sollte es mich wohl nicht mehr so schlimm treffen, was den Aufprall eines Basketballs auf dem Boden angeht aber … es ist einfach elektrisierend auch wenn … auch wenn ich mich manchmal allein dabei fühle. Selbst mit unserem Team, mit den vielen Leuten und selbst wenn ich mit ihnen auf dem Platz um den Sieg kämpfen kann … irgendetwas … fehlt manchmal einfach. Ich weiß nur nicht was. Und hake es meist als Einbildung ab. Warum aber fällt mir dieser Gedanke ausgerechnet jetzt wieder ein? Warum bin ich so eilig zurück gelaufen, hier her, zum freien Basketballplatz am Rande der Straße und am Ende eines Parks. Hier hat Kagami schon viel geübt und hier habe ich schon viel allein trainiert. Vielleicht sind es einfach diese Erinnerungen, die mich wieder so etwas denken lassen. Wer weiß … Ich gehe kaum die letzten Schritte um den Park einsehen zu können, da steht wirklich dieses Mädchen, dieser Junge von erst. Er – Er steht nur da und dribbelt den Ball vor sich. Es ist nur logisch, dass er es auch versucht, wenn das was er erst gesagt hat, wirklich stimmt. Er scheint nicht sehr überzeugt von dem zu sein, was er da tut. Seine Schultern hängen und kaum später hört das Dribbeln auch auf. Er sieht auf den Gegenstand vor sich. Es lässt sich nur schwer einschätzen, wegen der Dunkelheit und wegen seiner immer aufgesetzten Kapuze. Warum er die wohl trägt? Hat er etwas zu verbergen? Das wichtigste aber … warum frage ich mich das? Es kommt keine weitere Reaktion von ihm. Nichts ertönt, bis auf tief frustriertes Stöhnen. Erst dann fällt mir etwas auf, das wohl wichtigste an der ganzen Situation und ich handle, bevor ich mir einen Kopf darüber machen kann. Ich betrete fast lautlos den Platz und sie wird überhaupt nicht aus ihren Gedanken gerissen. Es – Es interessiert mich irgendwie, was sie gerade wohl denkt. „Hey. Brauchst du noch einen Mitspieler?“ Ich reiße ihn komplett aus seinen Gedanken heraus und habe irgendwie das Gefühl, dass es richtig wäre. Woran kann jemand denken, wenn ich diesen Jemand am liebsten nur daraus aufwecken will? Mein Gefühl täuscht mich nur selten, ganz selten. Das eigentliche Mädchen in der Mitte des Basketballfeldes hat erschrocken aufgesehen und starrt geradeaus. Sie – Er schafft es nicht mal sich umzudrehen. Er ist völlig erstarrt. Kann man wirklich so sehr von jemandem Fan sein, dass so etwas passiert? Ich versuche es nochmal, gehe eins, zwei Schritte auf ihn zu. Er zuckt jedes Mal zusammen, als würde es ihm irgendwelche Schmerzen bereiten. „Also … willst du spielen?“ Nervös, mit eigenartig aufgesetzter, fröhlicher Stimme dreht er sich zu mir um und stottert: „W-W-Was? Ä-Ähm-Ähh … N-N-Nein, ä … äh … ich m-m-meine J-Ja. … A-Also …“ Die Nervosität in ihm ist deutlich auf dem ganzen Platz spürbar. Geknickt über seine eigene Reaktion blickt er auf den Boden und kratzt sich am Hinterkopf … also über der Kapuze. Noch ein letztes Mal, leise, ruhig, schon fast flüsternd, frage ich nach: „Wir müssen nicht, wenn … aber alleine spielen ist doch kein richtiges spielen oder? Macht es denn Spaß?“ Der zittrige Körper hört nicht auf, nur seine Stimme bekommt er in den Griff, auch wenn sie plötzlich traurig klingt: „Ä-hähm … es – es ist nicht so, dass ich das nicht gewohnt wäre. Es – Es ist nicht schlimm für mich … du musst nicht, echt nicht, ehrlich.“ Bettelt er gerade darum, dass ich ihn wieder allein lasse? Hat er also gewusst, dass ich die letzten paar Minuten zugesehen habe und hat deswegen nicht gespielt? Oder hat er an etwas bestimmtes gedacht? So wie wir beide eben in Gedanken schweben, erklingt erneut der Aufprall, der mich so sehr elektrisiert. Nur der vor mir, der starrt seinem Ball entsetzt nach und regt sich nicht. Stattdessen nehme ich den Ball an mich. Schon nur als ich mich dem entgegen beuge, zuckt das Mädchen wieder zusammen. Sie erscheint mir immer eigenartiger. Ist sie wohl krank auf irgendeine Art und Weise? Schon nur beim anpacken des Leders ist ein genauerer Blick darauf unvermeidlich. So im gedämpften Licht der einzigen Laterne am Platz erkennt man, dass der Ball fast komplett glatt ist und trotzdem irgendwie auch nicht. Er besteht aus mehr Flicke als allem anderen und ist nicht mal mehr rund. Wie kann man mit so etwas spielen? Er – Er muss viel spielen. Klar nutzt sich so ein Ball draußen mehr ab aber … das? Ein leises flehen ertönt: „H-Hey, g-gi-gib ihn mir bitte zurück.“ Doch ich habe nur entsetzte Blicke für die Person vor mir übrig. Sie – Er schreckt zurück. Ich gebe ihm den Ball nicht wieder, sondern lege ihn auf den Boden zu Nr. 2. Er lässt es sich nicht nehmen ihn sofort für sich zu beanspruchen und sich mit vollem, kleinen Körpergewicht darauf zu stürzen. Noch viel weniger als zuvor schon bewegt sich das Mädchen im Jungenoutfit hinter mir. Er starrt Nr. 2 nur an, zumindest so lang, bis ich meine Tasche abstelle und mich für eine Weile von ihm abwende. Mein 'Fan' starrt mich plötzlich mit größer werdenden Augen an. Fast schon zögernd nehme ich meinen eigenen Ball aus der Tasche. Der hinter mir fällt nochmal 2 Schritte zurück und wird wieder komplett sprach- und regungslos. „Wir können den zum spielen nehmen.“ Sieht man da etwa das Blitzen seiner weißen Zähne unter der Kapuze durch? Sein Mund steht wohl etwas offen, nur warum? Es ist ein Ball wie jeder andere auch, nur dass er noch ganz ist. Wir schweigen, wie die meiste Zeit, alle beide. Ich hoffe, dass er mir ansieht, wie ernst ich es meine. Sie … Er tut nichts, regt sich nicht, nach wie vor nicht. Was hat er nur immer? Ich komme nicht dahinter, was sein Problem ist. Da er aber nicht widerspricht, dribble ich binnen einer Bewegung den Ball vor mich her. Der Ton … es ist wie bei mir … er wird auch davon wach, aufmerksam. Ich sehe es … egal wie gut oder schlecht er sein sollte, er liebt es. Er liebt es Basketball spielen zu können. Er starrt mich durch die Kapuze hindurch an, als würde er versuchen irgendetwas über mich herauszufinden. Erst als er sich bewegt und ich merke, dass er eigentlich die Bewegung des Balles genauer berechnet hat, reagiere ich zu spät. Wie konnte ich auch denken, dass er sich nicht auf den Ball konzentriert? Rücken an Rücken stehen wir da und obwohl das nur eine einfach Ballabnahme war, so fand ich diese wirklich erstaunlich. Das hatte Ähnlichkeiten mit dem, was ich immer mache – als hätte er das geschafft, was Kise niemals schaffen würde – er hat mich gelesen … Ich wende mich zu dem hinter mir, welcher ausdruckslos den Ball vor sich her dribbelt. Er macht es wie ich eben, einfach, reglos auf einer Stelle. Bevor ich überhaupt richtig nachdenke, habe ich meine Hand auch schon an meinen Körper gezogen, nur um dann in einer Bewegung den dribbelnden Ball aus seinem Besitz zu bringen eben mit – mit dem Ignite Pass. Was? Wieso greife ich denn gleich so hart durch? Ich verstehe mich selbst nicht mehr. Natürlich … prallt er ohne Rückhalt gegen die Gitter auf der anderen Seite des Feldes. Kagami war nicht da, um ihn für sich beanspruchen zu können, also war das die logische Reaktion. Also warum – warum habe ich … Was? W-Wo ist … Wie – Wie konnte er meinem Pass nachlaufen? Warum befindet er sich in gleicher Höhe wie der Ball. Das kleine Mädchen … Der kleine Junge mit der dicken Jacke und der viel zu weit hochgezogenen Kapuze hat versucht meinen Ball abzufangen. Man kann, selbst aus meiner Position und dem kaum vorhandenem Licht sagen, dass seine Hand zwischen den Stäben und dem Ball eingequetscht wurde. Der Ball wäre doch eh im Aus gewesen und trotzdem – trotzdem hat er dazwischen gegriffen … Er beißt lediglich seine Zähne zusammen, man kann sogar ein leises, verletztes Stöhnen hören aber er versucht seine Hand dennoch nicht zu befreien. Als der Ball sich aufhört zu drehen, nimmt er ihn einfach an sich. Ich sehe wie die Person, die doch tatsächlich ein paar Zentimeter kleiner ist als ich, Blicke mit dem Ball und mir austauscht. Was überlegt er? Was hat er vor? Mit vorsichtigen, leichten Schritten stellt er sich direkt unter den Korb. Er atmet tief ein, dreht sich 2 Mal samt dem Ball und stößt diesen einfach von sich in das Spielfeld hinein. Ich spüre den Wind, der direkt an meinem Ohr vorbei saust. Ob er wohl gezielt hat? Auf mich? Nein, sicher nicht. Ich bin wohl nur etwas verwirrt, weil er … Ich meine er … er hat tatsächlich … a-also wirklich … „Das war … mein Cyclone Pass. Und wie – wie konntest du so schnell sein wie mein Ignite Pass.“ Ich mustere ihn von oben bis unten mit weit offenen Augen. Kann das sein? Er kommt mit hastigen, fast tonlosen Schritten zu mir und verbeugt sich zutiefst entschuldigend vor mir. „Es – Es – Es – Es tut mir leid. Wirklich, ehrlich. Ich wollte dich nicht … nicht … k-kopieren. Was war nicht m-mit Absicht, tut mir so, so leid.“ Er hat meine Blicke versucht nochmal zu lesen, so wie meine Bewegungen erst schon. Habe ich wirklich so schockiert zu ihm herüber gestarrt? Kann durchaus möglich sein aber … das war auf keinen Fall beabsichtigt. Ich bin nicht entsetzt oder wütend … viel mehr … erstaunt und vielleicht auch etwas – etwas begeistert … dass mein 'größter Fan' meine Techniken nachahmen kann. Und irgendwie … sah es trotzdem völlig anders aus. Man kann nicht gut durch ihre Jacke erahnen, wie sie darunter wohl aussieht, was ja wohl mit ziemlicher Sicherheit so gewollt ist. Trotzdem … der Cyclone Pass sah so anders aus, als – als hätte sie … er gar keine wirkliche Kraft gehabt. Kopfschüttelnd verdränge ich meine Gedanken. Er entschuldigt sich die ganze Zeit über weiter. Nur eins ist mir gerade wichtiger zu wissen: „Nicht schlimm. Ich bin nur etwas überrascht. Für welche Schule spielst du?“ Er zupft sich seine Kapuze noch mehr über seinen Kopf und hält sie mit 2 Fingern fest. Er wirkt so nervös. Warum? „Ja … weißt du … Ich – Ich spiele für … für keine Schule … also, nicht so richtig.“ Ich weiß nicht mal mehr selber, warum mich das so sehr interessiert haben könnte. Er schreibt jedes Viertelergebnis mit. Er muss viel Zeit dafür haben. Würde er spielen, könnte er unsere wohl schlecht verfolgen. Freundlich blicke ich ihn an, auch wenn er sich versteckt, und spreche: „Ach so, ich dachte nur. Da habe ich mich wohl geirrt. Auf welche Schule gehst du denn?“ Die Frage wird ihm noch unangenehmer. Ich spüre förmlich den Druck, der auf ihr … ihm liegt. Eigentlich dachte ich nicht, dass meine Frage so schlimm wäre. Ich will sie schon fast wieder zurück nehmen, als ich hören kann, wie er sich mit einer geregelten Atmung versucht zu beruhigen. Auch wenn das für andere nichts zu sein scheint, er fasst seinen ganzen Mut zusammen, nur um mir antworten zu können. Da fühle ich mich schon beinahe wieder schlecht, ihn zu so etwas gebracht zu haben. Es fühlt sich so gezwungen an. „Ähhh – ähhm … ähää … A-Also, die Frage … die Antwort darauf … a-a-auf die S-S-Seirin High.“, er atmet tief durch, sehr tief, schnappt wie bei einer Panikattacke nach Luft aber auch meine Atmung gerät für den Moment ins schwanken. Das Spiel, was wir eigentlich eben noch spielen wollte, gerät in Vergessenheit. Ich – Ich habe nie bemerkt, dass da noch jemand in unserer Klasse sitzt. Er ist mir nie aufgefallen, in keiner der Reihen und in keiner Sekunde. Um – Um seine Präsenz steht es noch schlimmer als um meine … wie kann so etwas sein? Seine Atmung zwingt er wieder ruhiger zu werden. Er will noch mehr sagen, mir mehr mitteilen. Wann er wohl das letzte Mal mit jemandem gesprochen hat? Wieso – Wieso hat er solche Angst davor? … „Ich – Ich … m-meine Anmeldung f-fü-für den Club, h-ha-hatte ich eigentlich … a-ach egal, schon gut. Ich war sicher nur wieder z-zu – zu dumm … oder so. Ich denke … so wie es ist, s-s-so ist es a-ah-am besten.“ Wie soll ich darauf reagieren? Seit wann muss ich mich so etwas fragen? Ich – Ich kann ihn einfach nicht einschätzen, nicht lesen, so wie die anderen. Wie auch, wenn er sein Gesicht völlig verdeckt und man immer nur erahnen kann, was sich darunter abspielt. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass jedes Wort sein letztes sein könnte, so schwer wie er daran zu knabbern hat und trotzdem – trotzdem muss ich unbedingt mehr wissen. … Tut mir leid … Meine Blicke werde nochmal sanfter, in der Hoffnung, es würde ihm irgendwie wenigstens etwas helfen: „Sie haben dich also vergessen, so wie mich am Anfang. Kannst du mir … woher kennst du meine Pässe?“ Tief ein- und ausatmend scheint er sich allmählich daran zu gewöhnen und antwortet mir auch darauf ehrlich: „Schon damals, in der Taiko, na ja … Es hieß doch immer fünf Wunderkinder. Ich – Ich habe das nie verstanden … bis heute nicht. W-W-Wieso übersieht man Me-Menschen so einfach? Ich … I - Ich dachte mir, wenn – wenn dich schon alle anderen übersehen, dann – dann muss das d-d-doch u-unheimlich weh-wehtun und d-d-deswegen … gab es für mich nur e-e-einen Weg. Ich wollte doch nicht … wollte nicht, dass d-d-du dich so fühlst … s-so allein.“ Zu ehrlich - seine Antwort – sie war zu ehrlich! Ich spüre etwas in mir, in meinem Gesicht. Eine unangenehme Wärme hält Einzug und ich kann überhaupt nicht damit umgehen und noch weniger, als der vor mir es auch noch bemerkt. Der kurze, viel zu kurze Blick in den entsetzten Blick des Mädchens vor mir sagt mir zumindest eins: Sie will sich nur wieder entschuldigen. Verängstigt und verstört zugleich jammert sie: „D-D-Das t-tut mir leid. Ich … ich sollte nicht so offen sein. I-Ich … verzeih …“ Sie greift sich ohne Umschweife ihren Rucksack und ihren Ball und rennt flüchtend davon. Meine leeren Blicke starren in die Dunkelheit hinein. Was habe ich getan? Ob – Ob ich wohl dafür gesorgt habe, dass sie den Schritt, den sie sich eben nach vorn getraut hat, sofort wieder zurück gegangen ist? Sie – Er hatte so viel Mut und Kraft da hinein gelegt und ist letztendlich nur mit leichten Tränen in den Augen und verletztem Jammern geflüchtet. Was sie nun wohl denkt? Ob sie wieder glaubt, dass es so das Beste ist? Kann es das Beste sein immer zu flüchten und nie wirklich zu existieren? …
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