Kapitel 31: Notlüge und Wahrheit
Demon sprang einfach auf, Castiel wusste was er meinte. Er nahm Misa auf seine Arme und trug sie in sein Schlafzimmer. Sie wachte nicht auf und so konnte er sie beruhigt schlafen lassen. Er ließ das Zimmer einen Spalt offen, denn Demon blieb wieder bei ihr. Er wollte gerade frühstücken, als es auch schon klopfte. Er öffnete. „Hey Leute, was macht ihr denn schon hier?“ „Wenn wir dich nicht abholen würden, würdest du doch sicher zu spät zum Stadtfest kommen!“ belustigte sich Lysander. „Ich habe nicht mal etwas gegessen.“ regte er sich grimmig auf. Sie wollten so lange einfach warten.
Vorm Fernseher fiel es ihnen dann mal auf. „Hey, wo ist denn Demon heute?“ „Er ist im Schlafzimmer und passt auf …“ sofort hielt er inne. Zu spät! Die Neugierde der anderen war schon längst geweckt. „Ja, wer ist denn in deinem Schlafzimmer?“ stocherte der Drummer weiter. Noch bevor er etwas tun konnte, öffnete sich die Tür auch schon komplett. Lys warf seinem besten Freund einen mehr als nur bösen Blick zu.
Demon sprang die ganze Zeit um sie herum und wollte, dass das Katzenmädchen sie endlich mal begrüßte. Da sie eh gerade ihr Gleichgewicht verlor, konnte sie es so auch gleich umspielen. Sie gab dem riesigen Hund mehr Streicheleinheiten wie er sonst in einem Jahr bekam. „Du hast mich also in der U-Bahn gerettet ja? Schön dich mal kennen zu lernen!“ kicherte sie, als er sie mal wieder ableckte. „Demon, aus!“ musste er nur einmal rufen. Schon legte er sich zu Füßen seines Herrchens.
Sie versuchte ihre Beine wieder nach oben zu drücken. „Ach ähm Castiel … whaa …“ bekam sie nur raus, als sie schon wieder umfiel. Der Rotschopf stand von seinem Stuhl auf und half ihr. „Geht es dir auch wirklich gut?“ wollte er besorgt wissen. Zuerst sah sie lieber mal in die Runde. Sie wirkten alle, als hätten sie einen Geist gesehen. Oder war es doch eher die Irreführung, dass sie mit ihm geschlafen hätte? „Ja… Danke nochmal für deine Hilfe gestern. Der Kerl auf der Straße hätte es fast geschafft.“ Erst fragte selbst er sich was das zu bedeuten hatte, doch stieg dann schnellstmöglich mit ein. „Klar doch, kein Problem. Solche Leute kann ich eben so wenig leiden wie du!“
Die Jungs, vor allem der weißhaarige, entspannten sich und wirkten sogar etwas froh darüber. „Schaff sie lieber nach oben. Sie sollte nicht so in Unterwäsche rumlaufen.“ Lysander schien es wirklich ehrlich zu meinen. Er lächelte sogar, eigentlich wie immer. Wieder ließ er sein Frühstück warten, doch er tat es gern. Da sie sich wieder so aufregte, freute es ihn noch mehr. Vor der Tür setzte er sie wieder ab, doch er stöhnte genervt.
„Könntest du mir sagen, was gestern los war. Ich versteh es nicht!“ verlangte er anschließend. Zögernd antwortete sie dann doch noch. „Ja, komm doch mit rein. Aber wehe du schaust, wenn ich mich umziehe!“ warnte sie ihn. „Keine Sorge, da kann ich mir wirklich besseres vorstellen. Du hast ja nicht mal was zum Schauen!“ spielte er seine Neugierde runter.
In ihrem Zimmer nahm sie sich sofort neue Sachen. Dabei versuchte sie es ihm zu erklären. Misa zog sich lieber gleich hinter der Schranktür um. Castiel musterte erstmal ihr Zimmer. Überall hingen Poster von Rockbands. Sie kannte sich wirklich aus. Auf dem Nachttisch lag ein kleines Buch, wahrscheinlich ihr Tagebuch. „Du stehst wirklich auf Rock was?“ Sie konnte ihre sarkastische Antwort nicht stecken lassen. „Nein, das habe ich nur angebracht, um Leute wie dich zu beeindrucken.“
„Also, das mit dem klein werden ist nicht so einfach zu erklären.“ Sie verkreuzte ihre Arme vor ihrem Bauch und packte das Oberteil in Höhe der Hüften. So zog sie es über ihren Kopf. Castiel konnte nicht anders, er wollte ja weg schauen, aber es ging einfach nicht. Wann bekam er schon mal die Gelegenheit einem Mädchen beim umziehen zuzusehen.
„Ich kann es mir auch nicht erklären, warum das manchmal passiert und viel bekomme ich auch nicht mit, nur Bruchstücke. Mama meinte immer, ich musste sehr sehr früh erwachsen werden, deswegen könnte ich abends ja auch mal ein Kind sein. Wenn ich ein Kind bin, dann verspüre ich immer den Drang dazu solche Wesen wie diese, wie mich, von Menschen fernzuhalten. Du warst an diesem Abend nicht der erste, dafür aber der letzte!“
„Verstehe, also ist es soetwas wie eine Retourkutsche?“ Inzwischen hatte sie auch schon ihren BH geöffnet und auf ihrem Oberteil abgelegt. Sie zog sich sofort einen anderen drüber, dann ließ sie die Hose sinken. Castiel spürte das Blut in all seinen Adern, als würden sie bald platzen. Seine Gedanken gingen viel zu weit, er wollte es nicht mal.
Die ganze Zeit dachte er daran, wie er sie in seinem Schlafzimmer am liebsten von oben bis unten geküsst hätte. Wie er ihr ein zärtliches, leises Stöhnen entlocken würde, nur durch das berühren einiger empfindlicher Stellen. Und auch wie er ihr, mit ihrem Einverständnis, die Sachen vom Leib entfernen würde. So wie sie es eben selbst tat. Er würde sie sicher besser behandeln als ihr Vater, als der Kerl in der U-Bahn, ja, selbst besser als Lysander! Nein, das ging langsam zu weit. Er sah lieber weg, bevor er ihr wirklich näher kommen würde. Was sollten diese Gedanken überhaupt? Er mochte das Katzenmädchen nicht, jedenfalls nicht so!
„Mama meint auch immer, als ich Vater tötete, da wäre ich nie mehr wieder ich selbst geworden. Ich hätte mich selbst vergraben und wäre zu jemandem geworden, den sie nicht kannte. Ich habe zu Hause alles getan, gekocht, geputzt, Wäsche gewaschen. All die Aufgaben, die sonst immer sie machte. Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Ich meine, dass es jemals anders war. Vielleicht hat sie ja sogar recht und benehme mich deswegen manchmal so seltsam.“
„Du benimmst dich immer seltsam!“ stichelte er sofort wieder. Sein Gelächter wurde in solchen Situationen vollkommen überflüssig. Inzwischen sah er zur Decke. Da hing ein riesiges Poster von den Winged Skulls. „Sag mal, du hast doch ein Tattoo oder? Wie lange hast du das schon?“ „Das habe ich auf der 'Hochschule' bekommen … ach egal, das würde jetzt zu weit gehen!“ versuchte sie ihn damit ruhig zu stellen. Sie legte nur schnell ihre Sachen weg und schmiss sich dann ebenfalls auf das Bett. Schon wieder kamen ihm diese Gedanken. Er musste sofort gehen, sonst wäre er kein Stück besser als ihr Vater. Also verabschiedete er sich.
Kapitel 32: Familientag?
Als der Junge draußen war, wurde ihre Mutter sofort neugierig. „Hey Schätzchen, wer ist das? Seit ihr vielleicht zusammen? Jetzt rede schon. Er war doch auch schon auf dem Marktplatz mit dabei.“ „Ach Mama! Er ist nur ein guter Kumpel, mehr nicht! Wir spielen zusammen in der Band! Was ist denn nun? Du wolltest mich erst doch etwas ganz anderes fragen, oder?“ regte sich Misa sofort auf.
„Ja, du hast wie immer recht. Wir wollen heute alle zusammen zum Stadtfest gehen. Es hat jedoch ein besonderes Thema. Die Frauen MÜSSEN einen Kimono anziehen! So wie ich die aus deiner Klasse kenne, werden sie sehr viel Wert auf soetwas legen.“ „Aber ich will nicht! Mama, warum entscheidest du soetwas immer allein?“ „Ich habe dir bereits einen besorgt, also zieh ihn schnell an! Und wir gehen gemeinsam hin, klar. Schließlich sind wir eine Familie und … wir haben da eine klitzekleine Überraschung für dich.“
Nun wurde sie doch neugierig. „Ich habe ja keine Wahl, also los. Zeig mir den Kimono!“ sie war schon jetzt leicht rot im Gesicht. Auf keinen Fall wollte sie aussehen wie eine dieser Barbiepuppen. Soetwas hasste Misa abgrundtief. Doch als sie den Kimono anprobierte, sah man ihre rosige Farbe nun noch deutlicher. „MAMA! Du spinnst doch! Der Kimono ist viel zu kurz, der geht mir gerade so über den Hintern. Ich könnte mich vielleicht gerade so hinsetzen. Vielen dank auch!“ quietschte sie böse.
Wie immer übertrieb Misa etwas. Der Kimono war etwa so lang wie ein Minirock. Soetwas zog sie auch manchmal in der Schule an. Nur gab es einen Unterschied. Beim Kimono gab es tiefe Einschnitte an den Seiten, die am ganzen Bein entlang gingen. Folglich hätte man vielleicht auch im stehen etwas zu viel sehen können. Dafür ließ man aber bei den Ärmeln sehr viel Stoff über. Dieser war, wenn sie ihre Arme senkte, fast länger als der Kimono selbst. Zum Glück war wenigstens die Farbe schlicht, ohne Muster oder irgend etwas, nur ein schönes Himmelblau. Es gefiel ihr wenigstens ein wenig.
Doch dann kam ihre Mutter ins Zimmer. „Der Kimono ist ja kein Stück besser. Wo hast du die denn gekauft?! Im nächst besten Laden für Pornoschlampen?“ wurde sie nun rasend. „Reg dich ab, das tut dir gar nicht gut. Du ziehst den jetzt an. Schau mal aus dem Fenster, die laufen alle so rum.“ Ungläubig schaute sie raus. Sie hatte recht, fast jeder trug einen so kurzen Kimono. Die drei Mädchen aus ihrer Klasse kamen auch vorbei. Sie übertrieben es natürlich wieder. Einen so tiefen ausschnitt bei einem Kimono, das ist schon fast unmenschlich. Und auch die Länge ihrer waren noch schlimmer als die Länge bei Misa's Kimono.
Nun hatte sie mehr Mut. Sie getraute sich endlich auf die Straße. Egal wie sehr sie ihre Eltern anbettelte, sie durfte ihre Gitarre nicht mitnehmen. Also gab sie sich so auch zufrieden. Es sah fast so aus wie beim Blütenfest in Japan. Die Organisatoren hatten es wirklich in sich. Das Fest kam gut an bei den Leuten. Vormittag sollte einfach nur eine Art Parade stattfinden. Es ähnelte fast Karneval, bis die 'Hauptattraktion' auftauchte …
Kapitel 33: ein großer Wunsch
Man konnte sie schon von weitem hören. Eine Band, sehr laut und sehr bekannt so wie es schien. Umso näher deren Umzugswagen kam, umso aufgeregter wurde die Menge. Alle jubelten sie. Misami bekam es nicht mit. Sie stand bei ihrer Mutter und bei ihrem Vater. Für eine kleine Weile sollte sie auf ihre kleine Halbschwester aufpassen, da die beiden etwas zu trinken holten. „Misa, Misa! Das ist doch diese komische Band da, oder?“ rief ihre Schwester sie wieder aus ihren Gedanken.
Sie drehte sich um und schaute zum Festwagen. Ihr Augen gingen weit auf. „Die Winged Skulls!!!“ staunte sie kaum hörbar. Ein fast magischer Moment für sie. Sie konnte dem Festwagen nur mit fesselnden Blicken nachsehen. „Schwesterherz, Mama und Papa sind sicher gleich wieder da. Ich kann hier warten. Du möchtest doch sicher zu ihnen.“ Nun wartete die Kleine auf die Reaktion ihrer großen Schwester.
Sie stand noch immer da wie angewurzelt. Ohne ihre Zeit mit Worten zu verschwenden, setzte sie sich endlich in Bewegung. Der Wagen verschwand schon fast um die Ecke. Sie zog ihre Holzschuhe aus und rannte Barfuß los. An den Absperrbänden standen die Fans Reihenweise an, nur um sie mal sehen zu dürfen. Misami's Herz bekam dabei fast Flügel. Sie wollte es nicht zugeben, doch ihr ging es genauso wie den Fans.
Die ganze Zeit rannte sie neben dem Wagen her. Sie wollte keine Sekunde ihres Auftritts verpassen. Was sie dabei trotzdem nicht merkte, die Band schaute oft genug zu ihr herüber. Für kurze Zeit hörten sie dann auf zu singen. „Okay Leute, hier spricht Jack, falls ihr mich noch nicht kennen solltet.“ fing der Sänger an. „Also ihr wisst ja sicher, dass wir eine Überraschung für euch vorbereitet haben, besser gesagt für eine Person von euch. Wir haben sie selbst ausgewählt und sind uns jetzt sicher.“ Die Menge hielt den Atem an. Von was genau sie wohl sprachen? Vielleicht von einem Kuss? Oder einem heißen Abend zu zweit? Die Köpfe der Mädchen glühten bei einer solchen Vorstellung.
Misami lief ihnen noch immer nach, denn der Wagen machte ja nicht Halt. Doch dann, „Halten sie den Wagen an. Unsere ausgewählte Person muss schließlich irgendwie hier rauf!“ Der Fahrer nickte und hielt. Es verursachte keine Probleme, da sie die Letzten waren. Einer der Gitarristen stieg herab und zur Menge. Er sah sich noch immer suchend um. Meinten sie nicht, sie hätten ihre Person bereits gefunden? Das Kätzchen wurde neugierig. Keuchend blieb sie stehen und wartete gespannt ab. Wer wohl die Glückliche sein würde?
Der Mann bückte sich und kroch unter dem Absperrband entlang. Er lief eine Runde durch die Masse, bis er vor ihr stand. „Komm Kleine! Du bist uns lang genug gefolgt.“ Seine Stimme war so warm, weich und so liebevoll. Sie konnte einfach nicht anders als rot werden. Er nahm sogar ihre Hand, denn sie bewegte sich kaum noch. Umso näher sie dem Wagen kamen, umso mehr spürte sie ihr Herz klopfen. Es fing an so sehr zu schlagen, dass sie husten musste. Sie setzten den Wagen wieder in Bewegung als beide drauf standen.
„So und zur Krönung des Tagen bekommst du so viele Autogramme wie du willst und … du hast einen Wunsch frei!“ Sie sah nervös zu Boden. Mit einer Hand verdeckte sie lieber ihre Nase, denn bis da hin wurde sie knallrot. „Jack … ich …“ sie war viel zu nervös und seit langem mal wieder schüchtern. Sie kam ihm näher. Der Sänger beugte sich etwas nach unten und wartete auf eine Reaktion. Die Mädchen, die noch immer hinterm Absperrband standen wussten, was sie sich gewünscht hätten.
Das Katzenmädchen war mindestens genauso aufgeregt wie die noch immer wartenden. Sie konnte ihrem größten Idol so nahe kommen, dass sie ihm ins Ohr flüstern konnte. Als er ihren Wunsch wusste, schreckte er erst zurück.
Ich konnte es kaum glauben. Sie haben mich ausgewählt, mich! Endlich bekam ich meine Chance, denn schon immer wollte ich ihnen zeigen was in mir steckt. Ich wollte ihnen ihren eigenen Song vorspielen.
Noch immer hoffte sie auf die Erfüllung ihres Wunsches. „Bist du dir sicher Mädchen?“ „Ja, ich will es so. Gebt mir eine Chance, nur eine!“ flehte sie energisch. Jack drehte sich zum Gitarristen um und fragte ihn, was er von der Sache hielt. „Gut, aber dein Vorhaben ist nicht einfach!“ erwiderte Ethan. Er nahm seine Gitarre von den Schultern und drückte sie ihr in die Hand. Keiner glaubte so richtig, dass sie es wirklich schaffen könnte.
Kapitel 34: Schwingen der Freiheit
„Ach und noch etwas Jungs. Tut mir leid, wenn da ein paar Noten mit drinnen sind, die nicht hinein gehören. Leider stehen die Texte eurer Leider nicht im Internet, so war es nicht sehr einfach.“ Sie schien ihnen nur gesagt zu haben, dass sie auf der Gitarre spielen würde aber nicht welches Lied. Sie reagierten etwas geschockt aber auch gespannt. „Sicher, dass du dich hier nicht blamieren wirst?“ wollte Jack nochmals wissen. Sie legte die Gitarre um ihre Schultern und nahm sie in die Hand.
Eine Gibson SG von Ethan, so eine hatte ich noch nie in der Hand. Man konnte den Unterschied schon allein am Gewicht spüren, doch der Klang ist einfach einzigartig
Sie legte eine Hand auf die Seiten, die andere legte sie so, wie der Erste Ton hätte sein müssen. Das allein beeindruckte die Band natürlich noch nicht. In ihrem Kopf herrschte Chaos, sie wollte einfach nur gut genug sein. Sie wollte ihren Wunsch, den richtigen, auch erfüllt haben. Doch schon allein die Tatsache, dass sie nun bei ihnen stand und sie ihr ihren Wunsch wirklich gewährten. Sie hätte in Ohnmacht fallen können. Gerade noch rechtzeitig brachte sie sich selbst runter. Sie musste gut spielen, ja, aber was würde es ihr etwas bringen, wenn sie keinen Spaß daran haben würde.
Die dachte allein an das Lied von eben und ihr Körper bebte vor Freude. Sie ließ es so lange wirken, bis ihr Körper von allein spielte. Jack, Ethan und die anderen aus der Band nahmen vor Schreck einen Schritt Abstand. Sie konnte es wirklich. Sie konnte ihren Song nachspielen. Das konnte noch nie jemand, noch nie! „Kannst du auch singen?“ wollte Jack unbedingt wissen. „Vielleicht ein wenig.“ untertrieb sie es. „Dann versuche es einfach. Ich helfe auch!“ versprach er und sang drauf los. Alle schnappten sich ihre Instrumente und spielten ihren berühmtesten Song 'Music Sky'.
Sie getraute sich jedoch nicht, denn eigentlich gehörte sie ja zu einer ganz anderen Band. Der Bassist kam ihr so nahe, dass er ihr ins Ohr flüstern konnte. „Du wirst deinen Wunsch erfüllt bekommen. Wir geben dir die Gitarren, versprochen!“ „Also hat es gereicht? Konnte ich euch überzeugen?“ wollte sie noch wissen. „Da fragst du noch, schau in die Menge. So haben sie schon lang nicht mehr getobt.“ „Muss ich denn singen? Ich mag es nicht, weil ich zu einer anderen Band gehöre.“ erkläre sie ihm. Er schüttelte nur seinen Kopf.
Zum schluss ließen sie nochmals sie etwas spielen, etwas aus ihren eigenen Liedern, ihr eigenes Lied. „Das so ein kleines, hübsches Mädchen wie sie so spielen kann, ungl…“ Jack konnte einfach nicht mehr weiter sprechen, als er ihre Stimme hörte. Wie hypnotisiert sang sie einfach mit. Dabei schloss sie fast ihre Augen. Sie wirkte so erleichtert, fühlte sich so gut, so geborgen, so frei!
„Unglaublich!“ rutschte aus jedem heraus. „Super Stiel, super Stimme und dann auch noch … sie hat sie auch, diese Flügel. Nur ihre Sind noch viel größer als unsere.“ fiel Ethan auf. Sie schienen dieses Gefühl zu kennen, in welchen sie ihre Hände einfach nur ausstrecken müssten und sich dem Himmel so nahe vorkamen. Das waren sie, das war ihre Bedeutung, die Bedeutung der … „Der Schwingen der Freiheit! “ Jack's Lächeln ging fast erleichterte sich. Als wäre ihm eine große Last abgenommen worden, doch dann sagte er, „Es gibt sie also doch noch, die richtigen, echten, freien Musiker!“ Die anderen aus der Gruppe nickten nur. Sie waren sprachlos, doch spielten dann einfach mit.
Kapitel 35: nur ein paar Stunden mit der kleinen Schwester
Als sie nun ach dieses Lied vorbei war, forderte die Menge mehr, immer und immer mehr. Die Kleine jedoch sprang einfach vom Festzugwagen herunter. Dieser war fast zwei Meter groß. „Wir treffen uns dann beim Musikgeschäft! Vergiss es nicht!“ meinte Ethan noch, dann war sie auch schon weg.
Sie machte richtige Freudensprünge, die ganze Zeit über. Da hat sie in der ganzen Aufregung selbst die Autogrammkarten vergessen. Trotzdem verschwand ihr grinsen einfach nicht. Dann tauchte wieder ihre Familie auf. „Wo warst du denn eben?“ „Ach ähm … nirgends. Ich habe mir nur einen der Festwagen vom nahen angesehen.“ vertuschte sie es wieder. „Kann ich mich ein wenig umsehen. Ich kann auch Ava mitnehmen, wenn ihr wollt.“ Sofort klammerte sie sich an ihr fest. „Oh ja, ich möchte mit Schwesterherz mit!“ „Okay, wenn ihr möchtet. Na los, macht euch auf den Weg.“ vertraute ihr Vater ihnen mal.
Sofort machten sie sich auf den Weg. Misami trog die ganze Zeit über ein Kopftuch. Damit konnte sie ihre Ohren gut verstecken, nur für ein geschultes Auge ging das nicht, denn die kleinen Spitzen schauten noch immer hervor. „Misa!!! Können wir da mal ran. Da kann man sicher lose ziehen.“ bettelte ihre kleine Schwester. Es war wirklich wie auf einem Rummelplatz. Sie willigte ein.
Den halben Tag lang wollte sie nur soetwas machen oder mit ihrer großen Schwester spielen. Doch schon Mittag wurde die kleine müde. Misa nahm sie auf ihren Rücken und lief einfach weiter. Sie waren trotz der vielen Stunde, in denen sie keine Pause machten, noch lange nicht durch. Es gab noch so viele Dinge bei denen sie nicht waren. „Hey Ava, wir müssen mal zu ein paar Freunden. Der Umzug ist vorbei und sie wollten sich mit mir treffen.“ Verschlafen hob sie ihren Kopf. „Klar doch, gern!“ Dadurch musste Misa jedoch nur lachen. Ihre Schwester konnte kaum noch richtig sprechen, wollte aber unbedingt zu ihnen.
Etwa eine halbe Stunde liefen sie. „Ava?!“ sprach sie sie wieder an, diesmal viel ruhiger, leiser. „Ja?“ „Ich werde immer auf dich aufpassen, ja! Lass mich nicht allein.“ flehte sie nun. „Misa … nein, ich werde dich nicht allein lassen.“ versprach sie. „Danke!“ gab sie nur noch von sich. Sie wollte jetzt endlich mal zum Musikgeschäft.
Da angekommen, war noch keiner da. Sie quälte ihre Schwester von ihrer Schulter. Dann setzte sie sich und nahm sie auf ihren Schoß. Die Kleine legte ihren Kopf auf den Arm ihrer großen Schwester. „Hey du, tut uns leid, dass wir so spät hier sind.“ wurde sie von weitem begrüßt. Sie hatten Mützen auf und andere Klamotten an.
Ethan trug als einziger etwas bei sich, drei Tasche für Gitarren. Sie hätte vor Freude aufspringen können. „Kommt mit, ich muss sie erstmal wo anders verstauen.“ Sie nahm ihre Schwester auf die Arme und lief geradewegs ins Geschäft. „Hey guter Mann, könnte ich ein paar Gitarren hier abstellen? Ich werde sie später auch wieder abholen, versprochen!“ wollte sie wissen. Sie sprach sehr leise. Als der Mann das kleine Mädchen auch bemerkte, wurde er genauso leise. „Klar doch, liebend gern.“ Die Winged Skulls stellten sie in einem hinteren Raum ab und beschrifteten die Taschen mit einem weißen Marker.
Als sie wieder nach vorn kamen, war ihre Schwester endlich wach. Sie gingen nach draußen und liefen etwas durch die Gegend. „Die Autogramme sind auf den Gitarren schon drauf. Ach und du hast die Karten vergessen!“ belustigte sich der Drummer. „Ja, ist mir dann auch aufgefallen!“ Direkt vor ihr hielt er jedoch inne. Er starrte sie seltsam an. Sie wurde mit der Zeit rot. „Warum trägst du eigentlich dieses Kopfband? Es passt nicht zu dir.“ interessierte sich Jack dafür. „Es ähm … also ich …
Demon sprang einfach auf, Castiel wusste was er meinte. Er nahm Misa auf seine Arme und trug sie in sein Schlafzimmer. Sie wachte nicht auf und so konnte er sie beruhigt schlafen lassen. Er ließ das Zimmer einen Spalt offen, denn Demon blieb wieder bei ihr. Er wollte gerade frühstücken, als es auch schon klopfte. Er öffnete. „Hey Leute, was macht ihr denn schon hier?“ „Wenn wir dich nicht abholen würden, würdest du doch sicher zu spät zum Stadtfest kommen!“ belustigte sich Lysander. „Ich habe nicht mal etwas gegessen.“ regte er sich grimmig auf. Sie wollten so lange einfach warten.
Vorm Fernseher fiel es ihnen dann mal auf. „Hey, wo ist denn Demon heute?“ „Er ist im Schlafzimmer und passt auf …“ sofort hielt er inne. Zu spät! Die Neugierde der anderen war schon längst geweckt. „Ja, wer ist denn in deinem Schlafzimmer?“ stocherte der Drummer weiter. Noch bevor er etwas tun konnte, öffnete sich die Tür auch schon komplett. Lys warf seinem besten Freund einen mehr als nur bösen Blick zu.
Demon sprang die ganze Zeit um sie herum und wollte, dass das Katzenmädchen sie endlich mal begrüßte. Da sie eh gerade ihr Gleichgewicht verlor, konnte sie es so auch gleich umspielen. Sie gab dem riesigen Hund mehr Streicheleinheiten wie er sonst in einem Jahr bekam. „Du hast mich also in der U-Bahn gerettet ja? Schön dich mal kennen zu lernen!“ kicherte sie, als er sie mal wieder ableckte. „Demon, aus!“ musste er nur einmal rufen. Schon legte er sich zu Füßen seines Herrchens.
Sie versuchte ihre Beine wieder nach oben zu drücken. „Ach ähm Castiel … whaa …“ bekam sie nur raus, als sie schon wieder umfiel. Der Rotschopf stand von seinem Stuhl auf und half ihr. „Geht es dir auch wirklich gut?“ wollte er besorgt wissen. Zuerst sah sie lieber mal in die Runde. Sie wirkten alle, als hätten sie einen Geist gesehen. Oder war es doch eher die Irreführung, dass sie mit ihm geschlafen hätte? „Ja… Danke nochmal für deine Hilfe gestern. Der Kerl auf der Straße hätte es fast geschafft.“ Erst fragte selbst er sich was das zu bedeuten hatte, doch stieg dann schnellstmöglich mit ein. „Klar doch, kein Problem. Solche Leute kann ich eben so wenig leiden wie du!“
Die Jungs, vor allem der weißhaarige, entspannten sich und wirkten sogar etwas froh darüber. „Schaff sie lieber nach oben. Sie sollte nicht so in Unterwäsche rumlaufen.“ Lysander schien es wirklich ehrlich zu meinen. Er lächelte sogar, eigentlich wie immer. Wieder ließ er sein Frühstück warten, doch er tat es gern. Da sie sich wieder so aufregte, freute es ihn noch mehr. Vor der Tür setzte er sie wieder ab, doch er stöhnte genervt.
„Könntest du mir sagen, was gestern los war. Ich versteh es nicht!“ verlangte er anschließend. Zögernd antwortete sie dann doch noch. „Ja, komm doch mit rein. Aber wehe du schaust, wenn ich mich umziehe!“ warnte sie ihn. „Keine Sorge, da kann ich mir wirklich besseres vorstellen. Du hast ja nicht mal was zum Schauen!“ spielte er seine Neugierde runter.
In ihrem Zimmer nahm sie sich sofort neue Sachen. Dabei versuchte sie es ihm zu erklären. Misa zog sich lieber gleich hinter der Schranktür um. Castiel musterte erstmal ihr Zimmer. Überall hingen Poster von Rockbands. Sie kannte sich wirklich aus. Auf dem Nachttisch lag ein kleines Buch, wahrscheinlich ihr Tagebuch. „Du stehst wirklich auf Rock was?“ Sie konnte ihre sarkastische Antwort nicht stecken lassen. „Nein, das habe ich nur angebracht, um Leute wie dich zu beeindrucken.“
„Also, das mit dem klein werden ist nicht so einfach zu erklären.“ Sie verkreuzte ihre Arme vor ihrem Bauch und packte das Oberteil in Höhe der Hüften. So zog sie es über ihren Kopf. Castiel konnte nicht anders, er wollte ja weg schauen, aber es ging einfach nicht. Wann bekam er schon mal die Gelegenheit einem Mädchen beim umziehen zuzusehen.
„Ich kann es mir auch nicht erklären, warum das manchmal passiert und viel bekomme ich auch nicht mit, nur Bruchstücke. Mama meinte immer, ich musste sehr sehr früh erwachsen werden, deswegen könnte ich abends ja auch mal ein Kind sein. Wenn ich ein Kind bin, dann verspüre ich immer den Drang dazu solche Wesen wie diese, wie mich, von Menschen fernzuhalten. Du warst an diesem Abend nicht der erste, dafür aber der letzte!“
„Verstehe, also ist es soetwas wie eine Retourkutsche?“ Inzwischen hatte sie auch schon ihren BH geöffnet und auf ihrem Oberteil abgelegt. Sie zog sich sofort einen anderen drüber, dann ließ sie die Hose sinken. Castiel spürte das Blut in all seinen Adern, als würden sie bald platzen. Seine Gedanken gingen viel zu weit, er wollte es nicht mal.
Die ganze Zeit dachte er daran, wie er sie in seinem Schlafzimmer am liebsten von oben bis unten geküsst hätte. Wie er ihr ein zärtliches, leises Stöhnen entlocken würde, nur durch das berühren einiger empfindlicher Stellen. Und auch wie er ihr, mit ihrem Einverständnis, die Sachen vom Leib entfernen würde. So wie sie es eben selbst tat. Er würde sie sicher besser behandeln als ihr Vater, als der Kerl in der U-Bahn, ja, selbst besser als Lysander! Nein, das ging langsam zu weit. Er sah lieber weg, bevor er ihr wirklich näher kommen würde. Was sollten diese Gedanken überhaupt? Er mochte das Katzenmädchen nicht, jedenfalls nicht so!
„Mama meint auch immer, als ich Vater tötete, da wäre ich nie mehr wieder ich selbst geworden. Ich hätte mich selbst vergraben und wäre zu jemandem geworden, den sie nicht kannte. Ich habe zu Hause alles getan, gekocht, geputzt, Wäsche gewaschen. All die Aufgaben, die sonst immer sie machte. Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Ich meine, dass es jemals anders war. Vielleicht hat sie ja sogar recht und benehme mich deswegen manchmal so seltsam.“
„Du benimmst dich immer seltsam!“ stichelte er sofort wieder. Sein Gelächter wurde in solchen Situationen vollkommen überflüssig. Inzwischen sah er zur Decke. Da hing ein riesiges Poster von den Winged Skulls. „Sag mal, du hast doch ein Tattoo oder? Wie lange hast du das schon?“ „Das habe ich auf der 'Hochschule' bekommen … ach egal, das würde jetzt zu weit gehen!“ versuchte sie ihn damit ruhig zu stellen. Sie legte nur schnell ihre Sachen weg und schmiss sich dann ebenfalls auf das Bett. Schon wieder kamen ihm diese Gedanken. Er musste sofort gehen, sonst wäre er kein Stück besser als ihr Vater. Also verabschiedete er sich.
Kapitel 32: Familientag?
Als der Junge draußen war, wurde ihre Mutter sofort neugierig. „Hey Schätzchen, wer ist das? Seit ihr vielleicht zusammen? Jetzt rede schon. Er war doch auch schon auf dem Marktplatz mit dabei.“ „Ach Mama! Er ist nur ein guter Kumpel, mehr nicht! Wir spielen zusammen in der Band! Was ist denn nun? Du wolltest mich erst doch etwas ganz anderes fragen, oder?“ regte sich Misa sofort auf.
„Ja, du hast wie immer recht. Wir wollen heute alle zusammen zum Stadtfest gehen. Es hat jedoch ein besonderes Thema. Die Frauen MÜSSEN einen Kimono anziehen! So wie ich die aus deiner Klasse kenne, werden sie sehr viel Wert auf soetwas legen.“ „Aber ich will nicht! Mama, warum entscheidest du soetwas immer allein?“ „Ich habe dir bereits einen besorgt, also zieh ihn schnell an! Und wir gehen gemeinsam hin, klar. Schließlich sind wir eine Familie und … wir haben da eine klitzekleine Überraschung für dich.“
Nun wurde sie doch neugierig. „Ich habe ja keine Wahl, also los. Zeig mir den Kimono!“ sie war schon jetzt leicht rot im Gesicht. Auf keinen Fall wollte sie aussehen wie eine dieser Barbiepuppen. Soetwas hasste Misa abgrundtief. Doch als sie den Kimono anprobierte, sah man ihre rosige Farbe nun noch deutlicher. „MAMA! Du spinnst doch! Der Kimono ist viel zu kurz, der geht mir gerade so über den Hintern. Ich könnte mich vielleicht gerade so hinsetzen. Vielen dank auch!“ quietschte sie böse.
Wie immer übertrieb Misa etwas. Der Kimono war etwa so lang wie ein Minirock. Soetwas zog sie auch manchmal in der Schule an. Nur gab es einen Unterschied. Beim Kimono gab es tiefe Einschnitte an den Seiten, die am ganzen Bein entlang gingen. Folglich hätte man vielleicht auch im stehen etwas zu viel sehen können. Dafür ließ man aber bei den Ärmeln sehr viel Stoff über. Dieser war, wenn sie ihre Arme senkte, fast länger als der Kimono selbst. Zum Glück war wenigstens die Farbe schlicht, ohne Muster oder irgend etwas, nur ein schönes Himmelblau. Es gefiel ihr wenigstens ein wenig.
Doch dann kam ihre Mutter ins Zimmer. „Der Kimono ist ja kein Stück besser. Wo hast du die denn gekauft?! Im nächst besten Laden für Pornoschlampen?“ wurde sie nun rasend. „Reg dich ab, das tut dir gar nicht gut. Du ziehst den jetzt an. Schau mal aus dem Fenster, die laufen alle so rum.“ Ungläubig schaute sie raus. Sie hatte recht, fast jeder trug einen so kurzen Kimono. Die drei Mädchen aus ihrer Klasse kamen auch vorbei. Sie übertrieben es natürlich wieder. Einen so tiefen ausschnitt bei einem Kimono, das ist schon fast unmenschlich. Und auch die Länge ihrer waren noch schlimmer als die Länge bei Misa's Kimono.
Nun hatte sie mehr Mut. Sie getraute sich endlich auf die Straße. Egal wie sehr sie ihre Eltern anbettelte, sie durfte ihre Gitarre nicht mitnehmen. Also gab sie sich so auch zufrieden. Es sah fast so aus wie beim Blütenfest in Japan. Die Organisatoren hatten es wirklich in sich. Das Fest kam gut an bei den Leuten. Vormittag sollte einfach nur eine Art Parade stattfinden. Es ähnelte fast Karneval, bis die 'Hauptattraktion' auftauchte …
Kapitel 33: ein großer Wunsch
Man konnte sie schon von weitem hören. Eine Band, sehr laut und sehr bekannt so wie es schien. Umso näher deren Umzugswagen kam, umso aufgeregter wurde die Menge. Alle jubelten sie. Misami bekam es nicht mit. Sie stand bei ihrer Mutter und bei ihrem Vater. Für eine kleine Weile sollte sie auf ihre kleine Halbschwester aufpassen, da die beiden etwas zu trinken holten. „Misa, Misa! Das ist doch diese komische Band da, oder?“ rief ihre Schwester sie wieder aus ihren Gedanken.
Sie drehte sich um und schaute zum Festwagen. Ihr Augen gingen weit auf. „Die Winged Skulls!!!“ staunte sie kaum hörbar. Ein fast magischer Moment für sie. Sie konnte dem Festwagen nur mit fesselnden Blicken nachsehen. „Schwesterherz, Mama und Papa sind sicher gleich wieder da. Ich kann hier warten. Du möchtest doch sicher zu ihnen.“ Nun wartete die Kleine auf die Reaktion ihrer großen Schwester.
Sie stand noch immer da wie angewurzelt. Ohne ihre Zeit mit Worten zu verschwenden, setzte sie sich endlich in Bewegung. Der Wagen verschwand schon fast um die Ecke. Sie zog ihre Holzschuhe aus und rannte Barfuß los. An den Absperrbänden standen die Fans Reihenweise an, nur um sie mal sehen zu dürfen. Misami's Herz bekam dabei fast Flügel. Sie wollte es nicht zugeben, doch ihr ging es genauso wie den Fans.
Die ganze Zeit rannte sie neben dem Wagen her. Sie wollte keine Sekunde ihres Auftritts verpassen. Was sie dabei trotzdem nicht merkte, die Band schaute oft genug zu ihr herüber. Für kurze Zeit hörten sie dann auf zu singen. „Okay Leute, hier spricht Jack, falls ihr mich noch nicht kennen solltet.“ fing der Sänger an. „Also ihr wisst ja sicher, dass wir eine Überraschung für euch vorbereitet haben, besser gesagt für eine Person von euch. Wir haben sie selbst ausgewählt und sind uns jetzt sicher.“ Die Menge hielt den Atem an. Von was genau sie wohl sprachen? Vielleicht von einem Kuss? Oder einem heißen Abend zu zweit? Die Köpfe der Mädchen glühten bei einer solchen Vorstellung.
Misami lief ihnen noch immer nach, denn der Wagen machte ja nicht Halt. Doch dann, „Halten sie den Wagen an. Unsere ausgewählte Person muss schließlich irgendwie hier rauf!“ Der Fahrer nickte und hielt. Es verursachte keine Probleme, da sie die Letzten waren. Einer der Gitarristen stieg herab und zur Menge. Er sah sich noch immer suchend um. Meinten sie nicht, sie hätten ihre Person bereits gefunden? Das Kätzchen wurde neugierig. Keuchend blieb sie stehen und wartete gespannt ab. Wer wohl die Glückliche sein würde?
Der Mann bückte sich und kroch unter dem Absperrband entlang. Er lief eine Runde durch die Masse, bis er vor ihr stand. „Komm Kleine! Du bist uns lang genug gefolgt.“ Seine Stimme war so warm, weich und so liebevoll. Sie konnte einfach nicht anders als rot werden. Er nahm sogar ihre Hand, denn sie bewegte sich kaum noch. Umso näher sie dem Wagen kamen, umso mehr spürte sie ihr Herz klopfen. Es fing an so sehr zu schlagen, dass sie husten musste. Sie setzten den Wagen wieder in Bewegung als beide drauf standen.
„So und zur Krönung des Tagen bekommst du so viele Autogramme wie du willst und … du hast einen Wunsch frei!“ Sie sah nervös zu Boden. Mit einer Hand verdeckte sie lieber ihre Nase, denn bis da hin wurde sie knallrot. „Jack … ich …“ sie war viel zu nervös und seit langem mal wieder schüchtern. Sie kam ihm näher. Der Sänger beugte sich etwas nach unten und wartete auf eine Reaktion. Die Mädchen, die noch immer hinterm Absperrband standen wussten, was sie sich gewünscht hätten.
Das Katzenmädchen war mindestens genauso aufgeregt wie die noch immer wartenden. Sie konnte ihrem größten Idol so nahe kommen, dass sie ihm ins Ohr flüstern konnte. Als er ihren Wunsch wusste, schreckte er erst zurück.
Ich konnte es kaum glauben. Sie haben mich ausgewählt, mich! Endlich bekam ich meine Chance, denn schon immer wollte ich ihnen zeigen was in mir steckt. Ich wollte ihnen ihren eigenen Song vorspielen.
Noch immer hoffte sie auf die Erfüllung ihres Wunsches. „Bist du dir sicher Mädchen?“ „Ja, ich will es so. Gebt mir eine Chance, nur eine!“ flehte sie energisch. Jack drehte sich zum Gitarristen um und fragte ihn, was er von der Sache hielt. „Gut, aber dein Vorhaben ist nicht einfach!“ erwiderte Ethan. Er nahm seine Gitarre von den Schultern und drückte sie ihr in die Hand. Keiner glaubte so richtig, dass sie es wirklich schaffen könnte.
Kapitel 34: Schwingen der Freiheit
„Ach und noch etwas Jungs. Tut mir leid, wenn da ein paar Noten mit drinnen sind, die nicht hinein gehören. Leider stehen die Texte eurer Leider nicht im Internet, so war es nicht sehr einfach.“ Sie schien ihnen nur gesagt zu haben, dass sie auf der Gitarre spielen würde aber nicht welches Lied. Sie reagierten etwas geschockt aber auch gespannt. „Sicher, dass du dich hier nicht blamieren wirst?“ wollte Jack nochmals wissen. Sie legte die Gitarre um ihre Schultern und nahm sie in die Hand.
Eine Gibson SG von Ethan, so eine hatte ich noch nie in der Hand. Man konnte den Unterschied schon allein am Gewicht spüren, doch der Klang ist einfach einzigartig
Sie legte eine Hand auf die Seiten, die andere legte sie so, wie der Erste Ton hätte sein müssen. Das allein beeindruckte die Band natürlich noch nicht. In ihrem Kopf herrschte Chaos, sie wollte einfach nur gut genug sein. Sie wollte ihren Wunsch, den richtigen, auch erfüllt haben. Doch schon allein die Tatsache, dass sie nun bei ihnen stand und sie ihr ihren Wunsch wirklich gewährten. Sie hätte in Ohnmacht fallen können. Gerade noch rechtzeitig brachte sie sich selbst runter. Sie musste gut spielen, ja, aber was würde es ihr etwas bringen, wenn sie keinen Spaß daran haben würde.
Die dachte allein an das Lied von eben und ihr Körper bebte vor Freude. Sie ließ es so lange wirken, bis ihr Körper von allein spielte. Jack, Ethan und die anderen aus der Band nahmen vor Schreck einen Schritt Abstand. Sie konnte es wirklich. Sie konnte ihren Song nachspielen. Das konnte noch nie jemand, noch nie! „Kannst du auch singen?“ wollte Jack unbedingt wissen. „Vielleicht ein wenig.“ untertrieb sie es. „Dann versuche es einfach. Ich helfe auch!“ versprach er und sang drauf los. Alle schnappten sich ihre Instrumente und spielten ihren berühmtesten Song 'Music Sky'.
Sie getraute sich jedoch nicht, denn eigentlich gehörte sie ja zu einer ganz anderen Band. Der Bassist kam ihr so nahe, dass er ihr ins Ohr flüstern konnte. „Du wirst deinen Wunsch erfüllt bekommen. Wir geben dir die Gitarren, versprochen!“ „Also hat es gereicht? Konnte ich euch überzeugen?“ wollte sie noch wissen. „Da fragst du noch, schau in die Menge. So haben sie schon lang nicht mehr getobt.“ „Muss ich denn singen? Ich mag es nicht, weil ich zu einer anderen Band gehöre.“ erkläre sie ihm. Er schüttelte nur seinen Kopf.
Zum schluss ließen sie nochmals sie etwas spielen, etwas aus ihren eigenen Liedern, ihr eigenes Lied. „Das so ein kleines, hübsches Mädchen wie sie so spielen kann, ungl…“ Jack konnte einfach nicht mehr weiter sprechen, als er ihre Stimme hörte. Wie hypnotisiert sang sie einfach mit. Dabei schloss sie fast ihre Augen. Sie wirkte so erleichtert, fühlte sich so gut, so geborgen, so frei!
„Unglaublich!“ rutschte aus jedem heraus. „Super Stiel, super Stimme und dann auch noch … sie hat sie auch, diese Flügel. Nur ihre Sind noch viel größer als unsere.“ fiel Ethan auf. Sie schienen dieses Gefühl zu kennen, in welchen sie ihre Hände einfach nur ausstrecken müssten und sich dem Himmel so nahe vorkamen. Das waren sie, das war ihre Bedeutung, die Bedeutung der … „Der Schwingen der Freiheit! “ Jack's Lächeln ging fast erleichterte sich. Als wäre ihm eine große Last abgenommen worden, doch dann sagte er, „Es gibt sie also doch noch, die richtigen, echten, freien Musiker!“ Die anderen aus der Gruppe nickten nur. Sie waren sprachlos, doch spielten dann einfach mit.
Kapitel 35: nur ein paar Stunden mit der kleinen Schwester
Als sie nun ach dieses Lied vorbei war, forderte die Menge mehr, immer und immer mehr. Die Kleine jedoch sprang einfach vom Festzugwagen herunter. Dieser war fast zwei Meter groß. „Wir treffen uns dann beim Musikgeschäft! Vergiss es nicht!“ meinte Ethan noch, dann war sie auch schon weg.
Sie machte richtige Freudensprünge, die ganze Zeit über. Da hat sie in der ganzen Aufregung selbst die Autogrammkarten vergessen. Trotzdem verschwand ihr grinsen einfach nicht. Dann tauchte wieder ihre Familie auf. „Wo warst du denn eben?“ „Ach ähm … nirgends. Ich habe mir nur einen der Festwagen vom nahen angesehen.“ vertuschte sie es wieder. „Kann ich mich ein wenig umsehen. Ich kann auch Ava mitnehmen, wenn ihr wollt.“ Sofort klammerte sie sich an ihr fest. „Oh ja, ich möchte mit Schwesterherz mit!“ „Okay, wenn ihr möchtet. Na los, macht euch auf den Weg.“ vertraute ihr Vater ihnen mal.
Sofort machten sie sich auf den Weg. Misami trog die ganze Zeit über ein Kopftuch. Damit konnte sie ihre Ohren gut verstecken, nur für ein geschultes Auge ging das nicht, denn die kleinen Spitzen schauten noch immer hervor. „Misa!!! Können wir da mal ran. Da kann man sicher lose ziehen.“ bettelte ihre kleine Schwester. Es war wirklich wie auf einem Rummelplatz. Sie willigte ein.
Den halben Tag lang wollte sie nur soetwas machen oder mit ihrer großen Schwester spielen. Doch schon Mittag wurde die kleine müde. Misa nahm sie auf ihren Rücken und lief einfach weiter. Sie waren trotz der vielen Stunde, in denen sie keine Pause machten, noch lange nicht durch. Es gab noch so viele Dinge bei denen sie nicht waren. „Hey Ava, wir müssen mal zu ein paar Freunden. Der Umzug ist vorbei und sie wollten sich mit mir treffen.“ Verschlafen hob sie ihren Kopf. „Klar doch, gern!“ Dadurch musste Misa jedoch nur lachen. Ihre Schwester konnte kaum noch richtig sprechen, wollte aber unbedingt zu ihnen.
Etwa eine halbe Stunde liefen sie. „Ava?!“ sprach sie sie wieder an, diesmal viel ruhiger, leiser. „Ja?“ „Ich werde immer auf dich aufpassen, ja! Lass mich nicht allein.“ flehte sie nun. „Misa … nein, ich werde dich nicht allein lassen.“ versprach sie. „Danke!“ gab sie nur noch von sich. Sie wollte jetzt endlich mal zum Musikgeschäft.
Da angekommen, war noch keiner da. Sie quälte ihre Schwester von ihrer Schulter. Dann setzte sie sich und nahm sie auf ihren Schoß. Die Kleine legte ihren Kopf auf den Arm ihrer großen Schwester. „Hey du, tut uns leid, dass wir so spät hier sind.“ wurde sie von weitem begrüßt. Sie hatten Mützen auf und andere Klamotten an.
Ethan trug als einziger etwas bei sich, drei Tasche für Gitarren. Sie hätte vor Freude aufspringen können. „Kommt mit, ich muss sie erstmal wo anders verstauen.“ Sie nahm ihre Schwester auf die Arme und lief geradewegs ins Geschäft. „Hey guter Mann, könnte ich ein paar Gitarren hier abstellen? Ich werde sie später auch wieder abholen, versprochen!“ wollte sie wissen. Sie sprach sehr leise. Als der Mann das kleine Mädchen auch bemerkte, wurde er genauso leise. „Klar doch, liebend gern.“ Die Winged Skulls stellten sie in einem hinteren Raum ab und beschrifteten die Taschen mit einem weißen Marker.
Als sie wieder nach vorn kamen, war ihre Schwester endlich wach. Sie gingen nach draußen und liefen etwas durch die Gegend. „Die Autogramme sind auf den Gitarren schon drauf. Ach und du hast die Karten vergessen!“ belustigte sich der Drummer. „Ja, ist mir dann auch aufgefallen!“ Direkt vor ihr hielt er jedoch inne. Er starrte sie seltsam an. Sie wurde mit der Zeit rot. „Warum trägst du eigentlich dieses Kopfband? Es passt nicht zu dir.“ interessierte sich Jack dafür. „Es ähm … also ich …