Wenn man etwas weiter weg von den dreien sitzt, ist es, als würde man einem Film zusehen. Einem perfekten Film, der nie enden würde. Armin hat sich inzwischen neben Alexy und Harm gesetzt. Alexy hat sich einfach an Harmony gekuschelt und Harm selbst hilft Armin beim Spielen weiter. Die Mädchen, die bereits im Wasser sind, haben sich vor kurzem noch genau das gewünscht. Es sollte alles wieder in Ordnung sein, niemand sollte sich streiten oder anschweigen. Das haben sie zumindest gesagt. Als sie diesem viel zu perfekten Film aber zusehen, ziehen auch sie eine Augenbraue hoch. Es ist von jetzt auf gleich wieder so perfekt geworden, dass es einfach nur künstlich wirkt.
Aber alle wissen irgendwo, dass es echt ist. Keiner von ihnen spielt etwas, das merkt man ihnen an. Kentin steht auch etwas Abseits der drei und versucht auf's Wasser zu schauen. Von wegen, dieser kleine Lügner! Er sieht ständig zu den dreien herüber. Ach, was reg ich mich überhaupt auf, soll der doch machen, was er will. Ich habe schon einmal mitbekommen, dass zwischen ihnen irgendetwas am laufen sein muss, da will ich mich nicht wirklich mit einmischen! Eins muss ich dann aber doch tun. Dieses perfekte Bild regt einfach alle auf. Das ist doch die perfekte Vorlage für mich. Ich gebe meine Nebenrolle auf und mische mich voll unter die Drei. Armin spielt weiter wie immer, die anderen Beiden sehen mich aber erwartend an. „Na, wie sieht's aus, kommt ihr auch mal mit ins Wasser? Nur 'rumsitzen ist doch langweilig!“, fordere ich die drei grinsend auf. Ich will aber auch wirklich ins Wasser, nicht nur so tun als ob, um das Bild der drei zu verwüsten. Harmony scheint das sehr zu freuen. Er reagiert sofort darauf und dadurch auch Alexy. „Ja natürlich. Sind ja nicht hier zum 'rumsitzen!“ Damit stehen nicht nur die Beiden, sondern auch Armin mit auf. Was ist nur los mit dem? Sonne, Strand, Hitze? Das widerspricht alles seinem Zockergeist. Er lässt es sich aber nicht nehmen und was nun sogar Harm verwundert, ist die Tatsache, dass er seine PSP einfach auf dem Handtuch liegen lässt. Er meint, dass er immer ein Auge darauf haben wird und damit ist dann beschlossen, dass die Tücher einsam am Strand liegenbleiben werden. Ich bin natürlich als erster drinnen, gefolgt von Alexy. Der scheint auch geradezu darauf gewartet zu haben. Ich wusste gar nicht, dass er so eine Wasserratte ist. Als ich mit einem Kopfsprung ins Wasser springe, folgt mir der Blauschopf sogar. Er springt mir nach und wir tauchen ein ganzes Stück weiter raus. Ihm geht eher die Luft aus als mir und als ich auftauche, halte ich ihm das sofort unter die Nase. „Was ist, hältst du denn gar nichts aus? Die paar Meter und du bist völlig außer Puste, hmm?!“ „Ach, sei doch still! Ist doch kein Wettbewerb oder so!“, springt er sofort darauf an. „Sagst du vielleicht!“, muss ich ihn weiter reizen. Es dauert keine Sekunde länger. Da spüre ich nur, wie mir jemand die Beine weg zieht und ich erneut unter Wasser bin. Vor mir taucht der kleine Punker auf. Er zieht nochmals an meinem Bein, damit ich auch ja nicht sofort wieder hoch komme und anschließend drückt er auch noch meine Schultern herunter. Er selbst taucht dadurch schneller auf, ich bleibe länger unter Wasser. Was der Rotschopf nicht zu wissen scheint, ich kann länger tauchen als die meisten und muss nicht sofort wieder nach oben! So wie er kurz nach Luft schnappen konnte, ziehe ich ebenfalls an seinem Bein. Als ob ich mir das gefallen lassen würde! Doch nicht von dem! Mir ist doch eh klar, warum er das gemacht hat. Niemand darf schlecht über seinen Typen reden. Dabei ist das nicht mal schlecht. Habe mich doch nur etwas lustig gemacht und weil mich das echt ärgert, dass er Alexy für jeden Scheiß verteidigen muss, bleibt er genauso eine Weile unter Wasser. Ich halte ihn einfach fest aber das stört ihn überhaupt nicht. Er blickt mich direkt an, hat richtig stechende Augen. Woaaar, seine tief roten Kontaktlinsen sind mir bis eben gar nicht aufgefallen. Das lässt ihn böser wirken, als er eigentlich ist. Er sucht die Herausforderung mit mir. Schade, dass wir vorher keine Wette abgeschlossen haben, denn diesmal bin ich mir sicher, dass ich gewinne. In den Minuten, wie wir unter Wasser sind, sehe ich auch erst, dass er mit Sachen im Wasser ist. Das nimmt ihm etwas die Arbeit unter Wasser bleiben zu können. Ein mieser Vorteil! Die Frage ist nur, warum hat er seine Sachen noch an? Harmony hat doch keine Scheu davor seinen Körper zu zeigen. Wenn ich aber fragen würde, wäre seine Antwort bestimmt nur diese: Er will eben nicht! So gut kann ich den Jungen nun auch schon einschätzen. Meine Blicke lösen sich von seinem Körper und ich sehe ihn nur noch direkt an. Das ist schon etwas seltsam jemanden die ganze Zeit so anzustarren aber Harm tut es mir gleich. Er sieht aus, als würde er daraus seine Überzeugung ziehen, mich schlagen zu wollen. Man merkt ihm nicht an, dass die Luft langsam knapp wird, verdammt! Habe ich ihn echt so unterschätzt?! Wie lange kann er wohl … Im selben Moment taucht eine weitere Gestalt neben uns auf und dessen Schatten, samt seiner Bewegungen, bringt uns so aus der Fassung, dass wir beide mit größer werdenden Augen zu ihm sehen und sich unsere restliche Luft aus unseren Lungen drängt. Mit einem erschreckten Husten tauche ich auf, nach mir auch Harmony. Über Wasser müssen wir Beide husten. Uns ist Wasser in die Lunge gerutscht, nur weil … „Du Vollidiot!!! Was – Was …“, Harmony hustet ungewollt und laut, eh er sich weiter beschweren kann, „ … Wie kommt man auf die Idee, uns so zu stören! Ich hätte mit Sicherheit gewonnen!“ „Was? Du – DU hättest gewonnen? Wer es glaubt!“, protestiere ich gegen ihn. „Hey, hey, ich sollte nur schauen, ob ihr noch lebt! Alexy hat sich Gedanken gemacht.“, erklärt Kentin sich, doch seine starke Stimme fällt, als er mir in die Augen sieht. Er ist ein paar Meter zurück geschwommen, da hin, wo er wieder stehen kann und sich die anderen aufhalten. Harmony folgt ihm. Er schwimmt sehr schnell, dafür, dass er eben noch nach Luft schnappen musste. Auch ich folge bis dahin, wo man wieder stehen kann. Ich kann ihn nicht einholen, dafür hat der Kerl zu viel Vorsprung, doch als er aufhört vorne weg zu schwimmen, sich auf den Rücken dreht und sich mit herausforderndem Blick zu mir wendet, bekomme ich ihn endlich am Bein zu packen und ziehe ihn etwas zurück. „Flucht unmöglich, Harmony! Von wegen, du könntest das länger!“ „Das sagt mir ja der richtige! Wer hatte denn schon zu Kämpfen mit seiner Luft?!“, provoziert er nun auch mich. Ich springe da genauso gut drauf an wie er: „Lässt sich jetzt leicht sagen, nachdem Kentin dazwischen gefunkt hat!“ „Was soll das heißen? Etwa eine Herausforderung?!“, hat er es wohl endlich verstanden. „Ihr seid beide Hohlköpfe, keiner würde gewinnen!“, mischt sich dieser möchtegern harte Kerl wieder mit ein! Diesmal fängt er sich von Harm und von mir gleichzeitig böse Blicke, wird aber von zwei Personen hinter ihm gestützt. „Kentin hat recht. Ihr würdet sicher Beide gleichzeitig aufhören.“, versucht Alexy zu schlichten. Das ist doch kein richtiger Streit, checkt der das nicht? Armin hat allerdings das bessere Argument: „Wenn ihr denn überhaupt noch auftauchen würdet. Ihr seid Beide solche Dickköpfe, dass doch keiner von euch nachgeben würde, oder?!“ Er hat … Er hat ja recht und bringt seine Worte auch noch so heraus, dass wir beide sofort anfangen müsse zu lachen. Ich lasse den Punker endlich mal los, treibe die paar Meter weiter vor, so dass wir in gleicher Höhe stehen können und er stellt sich aufrecht hin, anstatt im Wasser zu liegen. „Dass ihr Beide das auch noch witzig findet, jetzt mal echt Jungs!“, beschwert sich noch eine Person aus dem Hintergrund. Es ist … Nathaniel. Die Fragenden Blicke sind genug. Er antwortet uns so schon, dass sie doch mit Baden wollten und deutet ein paar Meter weiter auf Misami. Diese unterhält sich eben mit den Mädchen und aus irgendeinem Grund quietschen die daraufhin sehr laut. Weiber! Eins muss ich dann aber trotzdem noch von Harmony wissen: „Wieso kannst du so lange tauchen?!“ Die Antwort folgt von zwei anderen Personen, als ich es erwartet hätte. Kentin und dieser Streber übernehmen das, sprechen den elend langem Namen einer Schule aus und haben so wohl vor mich zu verwirren. Harm kürzt es ab, so dass ich es auch kapiere: „Militärschule. Schwimmen und Tauchen gehören zum Stundenplan.“ W-Was? Ich wusste gar nicht … Kentin ging doch auch … das heißt, die Beiden kennen sich wohl schon länger?! Ist das nur für mich etwas neues? Jedenfalls lassen die anderen sich nichts anmerken. Harm muss sich anschließend allerdings auch mal wieder um Alexy kümmern. Er zieht ihn zu sich heran und zerzaust ihm sein nasses Haar. Er grinst ihn breit an und Alexy ist damit schon völlig zufrieden. Na ja, ich lass denen mal 'n paar Minuten. Dabei zusehen, wie die aneinander herum beißen, will ich eigentlich nicht. Na ja, was heißt beißen? Die küssen sich eigentlich nur, normal, nichts extrem forderndes, wie man das von Harmony so erwarten würde. Ich piesacke einfach Kentin, so wie sonst auch und damit Armin nicht so abseits steht, tauche ich den auch ein paar Mal. An ihn kommt man ja sonst nicht so oft ran, da muss ich das doch nutzen. Bei diesem Streber überlege ich lieber zweimal, ob ich den überhaupt anfasse. Wenn ich da einmal anfasse, wird er hinterher bestimmt nicht mehr leben. Als er sich dann aber einmischt, meint, ich solle nicht so hart zu den Jungs sein, kann ich es nicht unterdrücken. Er IST einfach so ein STREBER! Gerade als ich den Blondschopf unter Wasser drücke, mit dem Gesicht voran in den Sand hinein und breit in mich hinein grinse, höre ich nur, wie das Wasser hinter mir Wellen schlägt. Hjaahh, endlich wieder richtige Konkurrenz! Nochmal Wetttauchen wäre auch nicht schlecht, da hätte ich jetzt wirklich Lust drauf und das sichert dem Idioten unter mir sein Leben. Doch ich habe mich geirrt. Es ist zwar wirklich Harmony, so wie ich es mir dachte aber er will gar nicht schon wieder auf mich los gehen. Er – Er geht wortlos an mir vorbei und nach draußen. Mein erster Blick geht nach hinten. Alexy sieht ihm genauso fragend nach und als er meinen und Armin's Blick bemerkt, schüttelt er nur mit dem Kopf und zieht seine Schultern hoch. Ich lass den Streber nun doch los, welcher sofort schwer atmend auftaucht und sich schon bereit macht, mir seine lieben Worte an den Kopf zu werden, als ich ihn völlig links liegen lasse und mich nach dreimaligem hin und her schauen dazu entscheide, dem Rotschopf nach zu gehen. Eigentlich hat Harmony ja nie etwas aber er wirkte seltsam. Fragen kann ja nicht schaden. „W-Wo gehst du denn hin, Castiel?“ „Na wo wohl, Alexy? Ich gehe nachsehen.“ „Sage nur, du machst dir Sorgen?!“, traut sich wirklich mal Kentin mich mit seinem Sarkasmus zu fragen. Ich brauche ihn nur anblicken und er hält sich lieber hinter Armin auf. Alexy braucht nicht lang sich dazu zu entscheiden ihm auch folgen zu wollen. Aufhaltend strecke ich einen Arm aus, damit er es gar nicht erst versucht. Sein versuchter böser Blick trifft mich, aber über den kann ich nur Schmunzeln. „Lass mich mal machen. Rauchen hilft!“ Schon nur der letzte Satz lässt ihn lieber einen Schritt zurück gehen. Ich glaube, er will erst einmal nichts mehr damit zu tun haben und das ist auch besser so aber deswegen kann ich nicht immer darauf verzichten und Harmony genauso wenig. Letztendlich ist es aber Armin, der ihm klar macht, dass er vielleicht mal wen anderes zum reden brauchen könnte. - Jemanden, bei dem er keinen zwanghaften Drogenkonsum vermuten muss. Das hat Alexy echt hart getroffen, ich hätte es aber nicht freundlicher ausdrücken können. Als die Zwillinge halbwegs nah beieinander stehen, kann ich auch noch mit aufschnappen, wie sich Armin erklärt. Er meinte damit nur, dass das Vertrauen der Beiden derzeit nicht unbedingt das beste ist. Der große Blauschopf hält sich zurück und ich kann endlich gehen, wobei ich eh schon auf dem Weg nach draußen war. Stimmt, sorgen machen braucht man sich um den Jungen nicht aber irgendwie habe ich das Gefühl, er könnte nochmal wen zum reden brauchen. Mir hat es auch nichts ausgemacht beim letzten Mal zuzuhören. Eigentlich interessiert mich so etwas ja nicht groß aber ich hatte auch nicht das Gefühl, dass er wen gebraucht hat, der ihm antworten oder zuhören würde. Einfach jemanden, bei dem er seinen Frust abladen könnte. Komischerweise habe ich ihm trotzdem zugehört, mache ich normalerweise nicht. Also weiß ich so in etwa, worum es gehen könnte. Mit den Zigaretten, welche auf dem Handtuch lagen, mache ich mich auf den Weg. Er hat sich nicht an den Strand gesetzt, sondern ist in dem kleinen Waldstück dahinter verschwunden. Seinen Fußspuren im Sand und danach auf dem weichen Waldboden nach laufend, kann ich schon von weitem hören, dass da mehr ist als nur pissen gehen. Er … Harmony übergibt sich und das nicht zu knapp. Er kotzt sich gefühlt die Seele aus dem Leib aber warum? Man hat ihm nichts angemerkt, nichts angesehen! Da war nie etwas. Ich habe nicht wirklich vor, ihm dabei zuzusehen aber – aber gehen will ich auch nicht wirklich. Nun will ich schon irgendwie wissen, was er hat. Hinter einem Baum, abseits des Geschehens, lasse ich mich auf den Boden fallen und lehne mich dagegen. Ich warte … bis es ihm besser geht und das hat eine ganze Weile gedauert. Wenn man einmal das Gefühl von Übelkeit im Hals hat, dann bekommt man das so schnell nicht weg. Glaubt mir, ich kenne das nur zu gut! Ich habe hören können, wie er währenddessen so sehr seine Maske hat fallen lassen, dass er sogar zu Boden gegangen ist. Sein Körper zittert, da bin ich mir sicher. Irgendwie kann ich das aus einem Augenwinkel heraus wahrnehmen, auch wenn ich ihn nicht mal komplett sehen kann. Er hat schwer zu atmen, muss mehrmals tief durchatmen, eh er wieder auf seine beiden Beine zurück findet, doch dann tut er etwas, womit ich einfach nicht gerechnet habe. „Na, macht es dir Spaß anderen dabei zuzusehen?!“ „Z-Z-Z … W-Was? Ich schaue dir ganz bestimmt nicht … grrr, egal jetzt! Hier!“, schlucke ich meinen Satz, bevor ich zu viel sage und er sofort wieder angriffslustig wird oder gar gleich zu macht. Guuut, vielleicht habe ich mich auch etwas erschrocken und komme mir vor, als hätte er mich bei irgendetwas erwischt a-aber das hat er nicht! Ich wollte nur sicher gehen, mehr nicht! Ich habe ihm eine Zigarette nach hinten gereicht, sehe ihn immer noch nicht an. Er schnappt sie sich ohne drüber nachzudenken, genauso das Feuerzeug. Er atmet noch immer etwas schwer, doch setzt sich zu mir an den Baum, nur halt so, dass ich ihn immer noch nicht ansehen kann. Na ja, muss ja auch nicht sein. Vielleicht hat er sich ja auch angekotzt. Weit weg von mir sitzt er ja eh nicht, nur eben ein Stück weiter am Baum herum. Ich – Ich nehme das einfach mal als ein Zeichen, dass er zumindest antworten kann und so frage ich: „Ist etwas mit dir?“, und frage mich hinterher, ob die Frage so wirklich richtig gestellt ist. Es ist doch klar, dass er etwas hat, also hätte ich doch fragen sollen, was er hat! Seine Antwort darauf ist eindeutig: „Hmm? Näähh! Nur bissl zum kotzen, nix schlimmes halt.“ Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm das glauben soll. Wird einem denn „nur so“ schlecht? Ich tue ihm einfach mal den gefallen. Warum sollte er denn lügen? Eins weiß ich nun aber ganz sicher. Ich kann ihm wohl jede Frage stellen, die ich stellen will aber seine Antworten darauf sähen mit Sicherheit ziemlich gleich aus. Er will nicht reden, schickt mich aber auch nicht weg, so wie sonst immer Alexy. „Und nun? Nochmal ins Wasser?“, will ich wissen, bin dabei schon fast ruhig. Er hebt beide Arme in die Höhe und legt sie anschließend hinter seinen Kopf. Er streckt sich, bis seine Knochen knacken und antwortet knapp: „Nö, kein bock mehr. Bleibe lieber draußen.“ Er nimmt sich auch kaum noch mehr Zeit sitzen zu bleiben. Fast so als – als würde er vor mir versuchen zu flüchten oder vor meinen Fragen. Als er geht, reagiere ich auch endlich mal. Allein in einem Waldstück an einem Baum rumhängen, erscheint mir inzwischen irgendwie komisch. Sonst habe ich das immer so gemacht aber nun? Seltsam, wenn ich nur daran denke! Ich folge also dem kleinen Punker und sehe mit zu wie er sich auf das Handtuch setzt, legt und während er seine Arme hinter seinem Kopf für Kreuz nimmt, schließt er seine Augen. Er starrt mit geschlossenen Augen in den Himmel. „Na los, chill endlich ma' was!“, fordert er mich dann dazu auf, als wäre ich Alexy. Tzzz! Ich bin fast versucht allein zurück ins Wasser zu rennen aber … am Strand liegen, die Beine hoch nehmen und chilln klingt echt gut. Ich habe mir einfach Armins Handtuch geschnappt und mich genau anders herum darauf gelegt. Kopf an Kopf liegen wir da, schauen entweder so in den Himmel oder schlafen halb dabei ein. Irgendwie wäre es doch komisch gekommen, wenn ich meines extra hier her geholt hätte. Mit der Zeit wird es hier am Strand kälter … und dunkler. Irgendwann muss ich mich dazu zwingen mich zu erheben, auch wenn ich das nicht will aber es wird kalt. Zumindest meine Boxer und mein T-Shirt muss ich mir anziehen. Ist mir auch egal, ob da wer zusieht, sollen sie ruhig. Von einem sind mir die Blicke auf jeden Fall sicher. Als ob sich Harmony das entgehen lassen würde. Er sieht zu mir auf und grinst dabei breit. Verdammt! Warum muss er den Moment auch noch auf so eine Weise auskosten?! Andererseits … es scheint ihm wirklich an nichts zu fehlen, ansonsten würde er nicht so gelassen ausschauen. „Wo wir schon mal beim ausziehen sind …“ „Oaar, bitte, jetzt keine Anspielungen hier alter!“, unterbreche ich ihn lieber sofort. „Was? Dich vor mir ausziehen und dann nix hören woll'n? Was denn da los!“, schmunzelt er und weiß genau, das ich so etwas wirklich nicht hören will. Es regt mich innerlich auf, doch das ist nicht das Einzige, was er los werden wollte, „Eigentlich wollt ich sagen, dass ich mich umziehen gehen müsste. Sachn sind noch nass.“ „Und du brauchst jetzt 'ne Begleitung dafür oder wie sieht's aus?“, bin ich es nun, der seine Provokation vorträgt. Er rappelt sich auf, springt förmlich auf seine zwei Beine und dreht sich zu mir um. „Altaaa! Ich geh mich umziehen und bring dann Grillanzünder und Decken mit. Besorg' du das Holz und bast'l ma' 'ne Feuerstelle, die anderen sind immerhin noch im Wasser.“ Achsooo, das meint er damit. Na ja, aber … „Sicher, dass du es schaffst die Decken allein zu tragen?!“, lache ich ihn schon halb aus, bei der Vorstellung, wie es aussieht, wenn er das nicht schafft. Mein Körper weiß schon allein, in welche Richtung er geht und so laufe ich vor Harmony her. Harmony wäre aber nicht Harmony, wenn er nicht noch irgendeinen Kommentar über hätte. „Von wegen, du willst doch nur bei mir bleiben. Solche Trennungsängste? Aber Schatz, ich bin doch gleich wieder da oder … willst du mich etwa auch nackt sehen?!“ „Eeeey, ich sagte doch, nicht diese widerlichen …“ „Dann halt die Fresse! Na gut, dann komm halt mit, mir ja egal!“ „Ich geh aber voraus!“ „Ja, ja, alter, wie du meinst!“, blaffen wir uns die ganze Zeit nur weiter an. Im Zimmer oben treffen wir auch auf Lysander, welcher so vertieft in sein Notizbuch ist, dass er uns erst nicht mitbekommt. Wir schleichen uns ins Zimmer und Harmony übernimmt die Aufgabe sich vor ihn zu stellen, sich herunter zu beugen, bis er in seine Augen sehen könnte und ganz laut, direkt vor seinem Gesicht in die Hände zu klatschen. Lysander zuckt scharf zusammen, sieht verwirrt auf und hat sogar ganz ungehalten einen kurzen Schrei von sich gegeben. Er sieht Harm wütend an, murmelt irgendetwas vor sich her, bis er wieder in sein verschandeltes Notizbuch schaut. Harmony nimmt es sich heraus das Notizbuch in seine Richtung herunter zu drücken und hinein zu schauen. Lysander und sein Notizbuch gebündelt mit Neugierde … Ich lehne mich gegen den Türrahmen und schaue dem Spiel belustigt zu, doch Lys fährt gar nicht so sehr aus der Haut. Er beißt die Zähne zusammen und funkelt den vor sich mit haarscharfem Blick an. „Ui old man, das sieht aber übel aus. Warum zerstörst du denn dein heiliges Notizbuch!“, reizt er meinen besten Freund mit seinem Sarkasmus so sehr, dass dieser auf springt und seine Hände zu Fäuste ballt. „Verdammter …“, flucht er laut über ihn, doch holt schon vor dem zweiten Wort so tief und oft Luft, dass er sich abreagiert, „ … und ich dachte echt, du schaffst es nicht mehr, mich so sehr zu nerven! Was willst du?!“ „Mich umziehen. Willst du zusehen?“, zwinkert er sowohl dem Weißschopf als auch mir zu. Beide verneinen wir, warten draußen. Ich schaue nur flüchtig zur Seite und kann mir ebenfalls ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Lysander sieht mich an und knurrt zum ersten Mal auch mir gegenüber. „Was ist? Ist doch wahr, oder?!“, flucht er es nun laut aus. O man, ich habe ihn wirklich noch nie so erlebt und anstatt auf eine Antwort von mir zu warten, spricht er einfach weiter – inzwischen mehr zu sich selbst, als zu mir. „Ich glaub's ja nicht, da denkt man, man kennt den Typen schon so lange und der kann nichts mehr machen, was einen so aufregt und dann das. Da ist jedes Jahr, welches man mit ihm verbracht hat keine Hilfe, um ihn heute einschätzen zu können und dann …“ „Bist du dann fertig, old man? Lass deinen Frust über deine eigene Dummheit nicht an anderen Personen aus. Niemand von uns hat dein Buch zerstört, das warst ganz allein du. Lass deinen Frust am besten am Holz oder an den Steinen aus. Vorerst aber kannst du ein paar Decken nehmen!“, unterbricht Harmony ihn, tut so als wäre nichts gewesen und spannt ihn dann auch noch zur Hilfe ein. Ich weiß wirklich nicht was dieser Junge an sich hat aber er könnte bestimmt die Welt verändern mit seinem Talent andere zu beeinflussen. Ich gehe ein paar Schritte voraus und lache dann einfach nur noch. Schon im Türrahmen habe ich mich zurückgehalten aber dass er so weiter machen würde, wie er eben aufgehört hat … das ist einfach zu viel für mich, zu viel und ich kann nicht mehr aufhören zu lachen. Lysander beißt nochmals die Zähne zusammen und hinterfragt dann, was er vor hat. Auf dem Weg nach unten erfahren wir dann auch, dass Alexy und er die Zimmer getauscht haben und als wir im Vorraum der Herberge stehen, gibt Lysander auch noch Faraize Bescheid, dass der auch weiß, wo wir sind und was wir vor haben. Zu dritt basteln wir dann an der Feuerstelle. Als am Stand ein helles Licht anfängt zu leuchten und es nach und nach nach Essen riecht, kommen die Mädchen und auch die Jungs endlich mal raus. Ihnen ist inzwischen kalt geworden und Hunger haben sie allemal. Die hungrigsten dürfen anfangen mit Essen, wir legen Holz nach und stecken ein paar Würste auf die Äste, die wir noch gerade so mit Hilfe von unseren Handys gefunden haben. Wie gesagt, die Jungs kommen auch endlich heraus, das bedeutet, dass auch Alexy unter ihnen ist. Sobald der nur im Licht auftaucht, zittert bis oben hin und Harm seine blauen Fingerspitzen, Zehen und Lippen sieht, öffnet er ohne Bitte oder Aufforderung seine Decke, unter der er sich verkrochen hatte. „Los, komm her!“, fordert er den großen Jungen auf. Der lässt sich sofort auf den Boden fallen und schmiegt sich eng an seinen Freund. Harmony hat ihn fest in die Arme genommen. Seine Hände darf er ganz offensichtlich an seiner Brust wärmen und die Füße hat er unter Harmony's Beine gesteckt. Er taut nach und nach auf aber Harm lässt ihn nicht mehr los. Essen bekommen beide von Lysander und mir gereicht und als ich die beiden da so sitzen sehe, eng an eng, wird mir noch etwas ganz deutlich klar gemacht. Harmony ist … er ist nicht groß verändert, zeigt kaum andere Mimiken aber trotzdem bin ich mir ganz sicher. Was er mir erst gesagt hatte, die Sache mit seinem Zustand, wie es ihm geht … die war gelogen, ganz sicher gelogen und das obwohl Harmony doch nicht lügt … Er hat in diesem Moment gelogen!
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