Am Ende haben es die beiden doch tatsächlich noch geschafft mich auszuquetschen. Manchmal könnte ich echt im Strahl kotze über meine eigene Dummheit. Nur warum liest Peggy auch diese dämlichen Nachrichten vor … wobei … diese Nachrichten sind doch eigentlich genau das worauf ich so sehr stehe. Harmony ist so locker drauf und hat immer solche Sprüche auf Lager. Hach man, wenn ich nur wieder daran denke wird mir so extrem warm ums Herz.
„Ist ja schon gut, schon gut. Also … Harmony ist älter als ich , 17 um genau zu sein. Hat eine wirklich super Figur, einfach nur zum reinlegen und ankuscheln. Ich habe wirklich noch niemand besseres gehabt, eben meine erste wirklich ernsthafte Beziehung.“ „Uhhh, wusste gar nicht, dass du auf ältere stehst. Da kommt mir doch glatt der Verdacht, dass du dir mit Absicht jemand erfahrenes suchst.“, stichelte mich Rosa auf. Ich konnte nicht anders als sofort darauf zu antworten. Ich spürte die Hitze in meinen Wangen, als ich sagte, „Wir sind eher weniger körperlich, warten eben noch ein bisschen.“ Dabei konnte ich meinem Bruder so gut aus den Augen lesen, was er dazu dachte. Ein ganz fettes: Nicht Harmony ist der, der warten will!!! „Also bei mir gäbe es so etwas nicht. Das Mädchen muss sich am Kerl ankuscheln können und nicht anders herum. Und du glaubst echt, sie würde nein sagen?“ „Ja Misa, ist eben nicht sehr offen für solche Runden und hat meistens auch etwas zu tun.“ „Also seht ihr euch nicht so oft?“, macht die Weißhaarige sofort weiter. „Doch schon, jeden Abend eigentlich.“ „Und da habt ihr noch nie miteinander geschlafen? Ihr seit eigenartig …“ Und das ging immer weiter und weiter so … bis es mir irgendwann wieder gereicht hatte. Nichtmal jetzt kann ich meine Gedanken daran verdrängen. Sie bringen mich halb zum durchdrehen. Als ich wütend meinen Stift wegschmeiße und den Block einfach auf das Bett fallen lasse, um dann wütend in die Bettdecke zu schreien, überhöre ich alles andere, was um mich herum passiert. Ein paar Sekunden, in denen so viel passieren konnte. Schon gleich als mein letztes wütendes Knurren verstummt, spüre ich einen irritierenden Druck am Ende des Bettes und noch bevor ich mich umdrehen kann, drückt wer mit einer Hand meinen Rücken auf das Bett. Die andere Hand hat der bei mir neben meine Schulter gelegt. Verwirrt hebe ich meinen Kopf und presse meine Lippen hart zusammen, damit kein Ton mehr entflieht. Irritiert werfe ich einen Blick über meine Schulter, als sich auch schon das beste Gefühl des Tages auf meiner Haut breit macht. Erst jetzt bemerke ich, dass diese Hand nicht grundlos auf meinem Rücken ruht. Sie hat mein Oberteil ein Stück rauf gezogen, damit sich daraufhin ganz sanft ein paar Lippen auf meinen Steiß legen können. Sobald sie sich wieder lösen, gleiten sie auf seiner Zungenspitze ein Stück hinauf, um mir gleich wieder einen Kuss aufzudrücken. Jedes Härchen meines Körpers stellt sich auf und mein Kopf wendet sich wieder nach vorn, um jedes Geräusch von mir vermeiden zu können. Zwischen all den Küssen und der feuchten Linie, durch seine Zunge gezogen, pressen sich ein paar Worte aus dessen Mund hervor. „Hey mein … mein Großer! … Habe gehört … dein … dein Tag … war nicht … ganz … so gut.“ Obwohl diese Worte mich eher wieder aufwühlen, so genieße ich jede Faser seiner Stimme. Er hat sie extra gesenkt und haucht mir immer wieder gegen den Rücken, sobald er spricht. Es fällt mir schwer keinen Mucks von mir zu geben. Erst als Harmony in meinem Nacken ankommt, schaffe ich es wieder meinen Kopf zu heben. Es ist wie ein Blitz, der meinen Körper durchfährt, einfach zu gut, wenn er mich so berührt und das gleich bei der Begrüßung. Ich wollte doch nur etwas mehr nähe, doch wohl etwas zu ruckartig. Seine Lippen lösen sich aus meinem Nacken und Harm stützt sich etwas höher, etwas weiter von mir weg. Unter seiner Hand und seinen Lippen schmelzend, entflieht mir nun doch ein unterdrücktes, leises Stöhnen, was er sichtlich genießt. „Na endlich ein Ton von dir aber erschlagen musst du mich nicht gleich.“, rollt er verführerisch in mein Ohr. Innerlich hoffe ich schon, dass er an genau diesem Ohr noch knabbern wird, doch wie so oft werden meine Hoffnungen nicht erhört. Und trotzdem … wenn man Kritik nur immer so heißblütig verpacken würde, sähe die Welt wohl ganz anders aus. Trotzdem lässt es mein Gesicht erneut erröten. Ich konnte eben noch gerade so verdrängen, dass mir ein Ton entflohen ist. Mir ist es so unangenehm, wenn das passiert. „Tut mir Leid.“, hauche ich angetan und beziehe mich dabei eigentlich auf beides. Er selbst sieht es aber nur für den beinahe Schlag mit meinem Kopf. Erst als Harmony sich noch ein Stück weiter hoch drückt, wie als würde er Liegestütze über mir machen, habe ich sichtlich etwas dagegen. Jammernd entfliehen mir meine Gedanken und mein Kopf sinkt wieder, als wolle ich ihn einladen weiter zu machen. „Nicht – Nicht noch weiter weg.“, bettle ich ungehalten. „Ach Dummkopf, du sollst dich doch umdrehen!“, fordert er mich ziemlich hart auf. So ist er eben. Ich tue sofort was er sagt und noch bevor ich mein Shirt wieder richten kann, tut er es schon für mich. So fühle ich mich eben einfach wohler und er hat nichts dagegen. Sobald ich auf meinem Rücken liege, schaue ich in zwei gelbe Augen mit Schlitzen wie bei einer Katze. Er nimmt seine Hände weg und stützt stattdessen seine Unterarme direkt neben meinen Kopf. Der Abstand wird dadurch wieder um einiges kleiner und auch das letzte bisschen überbrückt er fordernd und legt einfach seine Lippen auf die meinen. Er presst seine Lippen so hart auf meine, dass ich mir schon denken kann, dass irgendetwas nicht stimmt. Trotzdem drücke ich meinen Kopf noch weiter ins Kissen zurück, damit er weiter auf mich zu kommt. Ich brauche diese Nähe einfach, gerade nach so einem Tag. Wir verharren ein paar Küsse lang so, eh er sich löst, um mich durchatmen zu lassen. Mein Kopf glüht und ich höre, wie das Blut durch meine Adern rauscht. Selbst jetzt noch fühlt es sich so belebend an, nach so langer Zeit. Er drückt mir noch ein paar Küsse auf die Stirn, auf meine Wange, Nase und mein Kinn, bis ich mich wieder etwas beruhigt habe. Anschließend sieht er mich einfach nur noch an. Fasziniert hebe ich eine Hand und lege sie ihm auf die Wange. Er lächelt mich schwach an, eben so wie immer. „Interessant. Gab es heute irgendwelchen Ärger?“, hauche ich ganz leise. Harmony selber nimmt das als Kommando, um sich endlich neben mir fallen zu lassen, doch seine Beine liegen nach wie vor auf den meinen. Er im Gegensatz zu mir spricht ganz normal, na ja leicht gereizt, halt so wie die meiste Zeit, „Hast du doch gehört oder?“ Meinen Kopf neige ich zu meiner linken, um ihn anschauen zu können, doch er sieht weiter an die Decke und legt einen Arm auf seine Stirn, um sich vor dem Licht zu schützen. „Gehört? Wohl eher gesehen.“, korrigiere ich skeptisch. Er hingegen grinst etwas offener. Er prügelt sich so oft mit anderen, ich glaube bald ihm gefällt das wirklich. „Der Idiot hat mich echt voll erwischt aber keine Sorge, das habe ich mir nicht gefallen lassen.“ Einen Arm neben meinen Körper fallen lassend, zuckt der neben mir auch schon direkt zusammen und zischt angewidert. Ich schließe mit hochgezogener Nase meine Augen und lasse mir nichts zu schulden kommen: „Eigen Schuld mein Lieber. Was gehst du auch gleich jemanden an der dich nur aus versehen mit einem Ball trifft! Das hätte man bestimmt auch anders lösen können.“ Künstlich grübelnd fragt er nach, „Meinst du echt? Hmm, also mir ist nichts besseres eingefallen. War ja eh nur einer meiner Dudes. Wenn er sauer deswegen ist, Pech gehabt!“ Tja, so radikal ist er eben. Trotzdem, mir huscht ein Lächeln über die Lippen und mit einem Ruck liege ich auf meiner Seite, um ihn voll anschauen zu können. Ich betrachte mir sein neu gefärbtes Haar. Heute ist es mal wieder rot. Sowohl der lang gelassene Pony auf der rechten Seite, als auch das kurzgeschorene zu seiner linken. Den Tunnel in seinem rechten Ohr hat er seinen Kontaktlinsen angepasst, doch die restlichen vier Piercings auf der oberen Seite bleiben immer gleich. Außerdem kann ich sehen, wie ihm langsam sein Bart wieder nachwächst. Trotz der Stoppel finde ich es irgendwie Sexy. Ich bin froh, dass er seinen Kiefer entlang immer einen Streifen stehen lässt und an seinem Kinn zulaufen lässt. Ich liebe es, wenn er mir nur damit über den Körper fährt und ich durch die rauen Härchen überall Gänsehaut bekomme. Die Barthärchen sind sehr Dunkel, eben braun. Vermutlich ist es sein richtiges Haar auch aber das habe ich noch nie gesehen. Ich lege zum Versuch nur eine Hand auf seinen Brustkorb. Ich will sehen, ob er es ausschlägt oder nicht aber letztendlich fährt er schon ganz automatisch mit einem Arm unter meinem Kopf entlang und nimmt mit seiner linken Hand die meine von seinem Brustkorb. Ich muss nur noch ein Bein unter den seinen befreien, damit ich es angewinkelt über seine beiden legen kann. Ich schmiege mich voll an seine Seite, an die verletzte Seite. Er zuckt kein einziges Mal mehr, als ob er keine Schmerzen mehr hätte. Meine Hand von seinem Brustkorb hat er noch nicht losgelassen. Er legt sie mit der seinen hinter seinen Kopf. Also darf ich Harm's Kopf wohl auch wieder sanft streicheln. Das lässt er nicht sehr oft zu. Ich lege einfach zu gern meine Handfläche auf sein Ohr und spüre das große Loch darin. Da er das Loch aber noch nicht all zu lang im Ohr hat, entzündet es sich noch recht oft und dann darf ich ihn nicht berühren. Es ist wirklich groß aber er wollte mir nicht erzählen woher er das hat, noch nicht zumindest. Es ist ganz akkurat kreisrund aus der Oberhälfte des Ohres heraus getrennt worden. Zum zweiten schlägt er meine Hand oft aus, weil ich zu sehr über die längliche Narbe an seinem Kopf fahre. Sie scheint immer unter seinem kurzen Haar hervor. Ich glaube manchmal, dass er deswegen sein Haar so kurz hält, bestätigt hat er mir das aber noch nicht. Immer wieder ziehe ich mit einem Finger Kreise darum oder fahre mit allen sanft darüber hinweg. Das nervt ihn ziemlich oft, leider. Das einzige wo ich mich nicht heran getraue ist tatsächlich sein Hals. Ich lege zwar gern meinen Kopf zwischen seine Schulter und seinen Kopf aber die drei länglichen Narben auf der rechten Seite sind mir noch etwas unheimlich. Bei denen habe ich auch noch nie nachgefragt woher er die hat. Wahrscheinlich würde er mir etwas erzählen, was ich wirklich nicht hören will. Nämlich, dass er es selbst getan hätte. Vor so einer Antwort habe ich einfach zu viel Angst. Das wohl kleinste und unauffälligste Detail an ihm ist der Strichcode hinter seinem Ohr, ich meine hinter dem Ohr, auf welchem gerade meine Hand liegt. Wir haben schon ein paar Mal mit meinem Handy probiert ob man unter diesem Strichcode etwas findet, doch bisher Fehlanzeige. „Hey, du starrst mich schon wieder so an. Was ist los? Erzählst du endlich was heute war?“, hakt er knapp nach. Zu viel Wärme in der Stimme tut ihm oft weh, na ja, er gibt halt sein bestes. Hätte er das jetzt nicht erwähnt, hätte ich das wohl nie bemerkt. Verträumt bette ich meinen Kopf neben den seinen und schließe meine Augen. „Tut mir Leid. Es – Es ist nichts passiert.“, „Jo, na sicher. Deswegen warnt mich dein Bro ja auch, dass ich vorsichtig sein soll. Tzzzz, als ob ich vor dir gewarnt werden müsste!“, belustigt er sich über Armin und irgendwie ja auch über mich. „Er lag doch richtig. Wenn ich dich mit meinem Kopf erwischt hätte, hättest jetzt noch einen Fleck mehr an dir.“ „Dafür ist deine Birne viel zu weich und außerdem weißt ja, was dich dann erwartet!“, versucht Harmony mir zu drohen. Es wirkt nicht, dafür kenne ich ihn zu lange. Also antworte ich: „So etwas würdest du nie tu. Du freust dich doch über jeden Fleck den du kriegen kannst. Im übrigen … deiner hat mir heute so ziemlich den Tag versaut. Wann hast du den denn gemacht?!“, beschwere ich mich nun doch. Da er danach still ist, weiß ich nicht, ob ich diesmal nicht doch etwas zu weit gegangen bin. Jedenfalls spüre ich wie seine Atmung stärker wird. Nun doch wieder zu ihm auf schauend, starrt er nur noch an die Decke. „Tut mir leid Liebster, echt …“, dabei stütze ich mich etwas auf. Ich lehne meinen Unterarm auf seinen Brustkorb und der Druck erhöht sich, „Tut mir wirklich leid. War nicht so gemeint. Ich hätte mich bestimmt darüber gefreut, wenn diese Mädchen und vor allem diese Peggy mich nicht damit aufgezogen hätten!“ „Du lässt dich von so etwas aufziehen?! Ist es so schlimm? Dann lasse ich es demnächst einfach wieder!“, wird er nun doch wieder sauer auf mich. Verzweifelnd ziehe ich mich ein Stück höher und bettle mit allem was mein Körper her gibt um Verzeihung, doch noch bevor ich ihm einen Kuss geben könnte, zuckt er erneut zusammen. Schon wieder bin ich zu sehr gegen seine Seite gekommen. Diesmal weiß ich, dass er nicht mehr liegen bleiben wird und schon im selben Moment spüre ich, wie er meine beiden Hände von sich nimmt und sich aufrichtet, doch ich folge ihm. „H-Hey, ist es wirklich so schlimm? Komm schon, zeige mal her.“, bettle ich ihn kindlich an und hoffe, dass es wirkt. Anscheinend bringt es nichts, „Lass nur, werd's überleben.“ Energischer drücke ich ihn zurück in mein Bett, so dass er sich zumindest gegen die Wand lehnen muss und stehe dann auch schon auf. Ich weiß, dass ihm das gefällt. „Nein, nein, du bist hier in meinem Haus und ich bin dein Freund. Du wirst jetzt schön dein Oberteil und deine Hose ausziehen und ich hole was zum eincremen. Denn solange du bei mir bist, so lange werde ich mich um deine Wunden kümmern. Verstanden?“, belehre ich ihn abermals und bleibe bei meiner kindlichen Stimme. Diesmal muss es einfach wirken. Er soll sich ausziehen und meine eingeschnappte Stimme, dagegen kann er nichts sagen. Ich soll Recht behalten. Also stöhnt er genervt und zieht sich dann ganz frei vor mir aus. Wieder diese Hitze in meinem Gesicht, durch die ich es nicht wagen kann von ihm ab zu sehen. Das gefällt ihm wieder, natürlich gefällt ihm das. Sein gehässiges Grinsen wird breiter und er sieht herausfordernd zu mir herauf. „Was denn, soll ich etwa alles ausziehen?“ Daraufhin verschwinde ich einfach im Bad. Bevor ich die Salbe mitnehme, stütze ich mich am Waschbecken ab und atme dreimal ganz tief durch. So ein Mist. Warum schafft er es so leicht mich verrückt zu machen, verrückt nach ihm. Wir sind zusammen, ja, und ich liebe ihn aber dass ich so sehr auf jemanden abfahre ist bestimmt nicht gesund! Alexy, ganz ruhig bleiben! Erst als ich in mein Zimmer zurück kommen und ihn mir ein zweites Mal ansehe, erkenne ich die vielen Flecken und Risse. Zum Glück blutet keiner mehr davon, ansonsten würde ich mir wirklich Sorgen deswegen machen. Anfangs bin ich fast bei jedem Kratzer durchgedreht aber inzwischen weiß ich ja, dass das fast normal für ihn ist. Sobald aber Blut fließt, ist es fast wieder wie in den ersten Monaten. „Guck nicht so, gib schon her!“, befielt er mir. Also ist er nach wie vor sauer. Ich tue lieber was er sagt, bevor ich die Nacht wieder allein schlafen darf. In der Zeit gehe ich etwas runter zu Armin und mache Harmony und mir Essen. Ein paar einfache Sandwitches reichen aus, um Harmony's Herz höher schlagen zu lassen. Ganz kurz kommt auch Armin nochmal in die Küche. Er lehnt sich gegen den Türrahmen und sieht mich mit schmalen Augen an. „Na, ist dein Tag heute doch noch gerettet worden?“, fragt er mit spitzer Zunge nach. Ich reagiere nicht darauf. Diese Genugtuung gönne ich ihm nicht, nachdem er die Mädels am Strand auch noch dazu angestichelt hat mich weiter auszufragen. Dank ihm liegt schließlich die schwierigste Frage noch vor mir!
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Gerade als ich wieder hoch gehen will, ruft mir mein ach so toller Bruder noch etwas nach, was er sich auch hätte sparen können: „Pass mir ja auf meinen Zockerkumpel auf, wehe seine Finger brechen wegen irgendwelcher komischen Experimente!“
Mal wieder fängt am heutigen Tage mein Blut an zu kochen. Das hätte er sich wirklich sparen können. Er weiß, dass wir bisher noch nichts gemacht haben, wofür man uns hätte bestrafen können! Gereizt betrete ich mal wieder mein Zimmer in der oberen Etage. Ich weiß, dass mein Gemütszustand keine gute Grundlage für ein weiteres Gespräch ist. Also schlucke ich alles was geht herunter und schiebe die Tür mit meinem Rücken auf. Doch als ich hinein gehe, ist da niemand mehr auf meinem Bett. Frustriert stöhne ich und lasse auch schon meine Schultern hängen, als mir ein kleines, leises „Scheiße!“, entflieht. Also will ich einfach nur noch die beiden Teller abstellen und mich im Bett verkriechen, als direkt hinter mir auch schon die Tür geschlossen wird. Trotzdem stelle ich stur die Teller ab und setze mich dann einfach auf mein Bett. Mir ist eh klar, dass er mir bis dahin folgen wird. Sobald ich sitze, beugt er sich auch schon zu mir herunter und fordert Küsse, eine menge Küsse. Mit seiner kräftigen Hand greift er mir in den Nacken, vergräbt seine Finger streng in meinem Haar, um mich dazu zu zwingen auf zu schauen. Gleichzeitig stützt er sich breitbeinig über mich und zieht sich mit seinem Körper voll an mich. Auch wenn ich jetzt seinen Schwanz direkt an meinem Brustkorb spüren kann und auch, dass er erregt ist, so freut es mich als einziges wirklich, dass ich seine Nähe zurückgewinnen konnte. Er gibt mir kaum Zeit um nach Luft zu schnappen. Das macht er eigentlich nur, wenn er sich für etwas entschuldigen will. Wahrscheinlich haben wir beide einfach etwas überreagiert. Ich weiß nicht wie lange er mich jetzt schon küsst und immer wieder küsst aber sein Druck wird geringer. Sobald er sich von mir löst, falle ich erschöpft ins Bett zurück. Er setzt sich endlich richtig auf meine Oberschenkel und legt beide Hände auf meinen Bauch. Von oben herab schaut er mich an. „Und? Wer ist nun scheiße?!“ Deswegen also. Er hat das völlig falsch verstanden, so wie es aussieht. Noch bevor ich wieder richtig zu einer normalen Atmung zurück finde, versuche ich ihm auch schon zu antworten. „N-N … Nicht du! So – So m-meinte ich das doch gar – gar nicht.“ An seiner Haltung ändert sich nichts. Erst als er aufsteht und ich mich wieder halbwegs aufrichten kann, sehe ich, dass er eigentlich ganz gelassen ist. Er ist also nicht mehr sauer, das war nur eine seiner Arten Spaß zu machen. Der Rotschopf nimmt beide Teller an sich und setzt sich dann zu mir auf's Bett. Er setzt sich so, dass ich mich gegen seine Schulter fallen lassen kann, muss. So bin ich nicht größer als er, das ist der hauptsächliche Grund dahinter. Anschließend essen wir beide. Bei dem bevorstehendem Thema jedoch vergeht mir nach und nach der Appetit. Natürlich bemerkt er wie langsam ich esse und fragt trotzdem nicht nach. Er nimmt mir einfach den Rest ab und isst das auch noch auf. „Hast wieder geil hinbekommen!“, lobt er mich. Wie ich bereits sagte. Sogar über ein einfaches Sandwich freut er sich wie kein Zweiter. Was essen angeht, verträgt er glaube ich alles. Erst als beide Teller auf meinem Schreibtisch stehen, legt er sich wieder hin. Dabei räumt er meinen Block und die Stifte zur Seite. „Wenn die Schrott sind, besorge ich dir für morgen neue, keine Panik!“ „Für morgen?“, frage ich nun doch irritiert und schon im Halbschlaf nach. Während ich mich einfach nur zur Seite fallen lassen, um im Bett zu liegen, grummelt er noch irgendetwas vor sich hin. So wie ich aber spüre, dass ich wieder in seinen Armen liege, fällt es mir von allein ein. Schon fast schlafend, getraue ich mich das zu fragen, was ich mich sonst nie wagen würde auszusprechen, „Ich – Ich wünsche mir aber … aber … schaue – schaue einfach in den Block.“, bettle ich ihn an. Und ich höre wie er tut, worum ich ihn bitte. Er schaut sich die letzten paar Seiten an, die ich vollgekritzelt habe. Seinem genervtem Stöhnen zu urteilen, scheint er verstanden zu haben, was ich mir wünsche. Grob fragt er nach, „Bist du dir sicher?! Habe dir gesagt, will deinen Ruf nicht …“ Tja und ab da fehlen mir nun alle Erinnerungen. Ich weiß nicht mehr was er noch gesagt hat. Ich weiß nur, dass ich am nächsten Morgen alleine in meinem Bett wieder aufwache. Ich fürchte, dass er gestern wütend gegangen sein muss. Es ist so kalt, wenn man sich Abend zusammen hinlegt und am Morgen alleine aufwachen muss. Ich wende mein Gesicht dem Kopfkissen zu und kann ein paar kleine, wehleidige Tränen nicht vermeiden. Ich liebe ihn doch. Ich liebe ihn wirklich, mir egal was die anderen denken. Anfangs wollte ich nicht, dass es jeder wusste aber je länger wir zusammen waren, desto mehr habe ich mir gewünscht, dass alle von ihm und mir erfahren. Ich hätte mir jegliche Erklärung sparen können, weil eh jeder sieht, mit wem ich zusammen bin. Ich will ihn doch nicht immer nur verstecken müssen, egal wie komisch ihn andere finden. Ich liebe ihn doch … Meine Gedanken sind so verzweifelt und hoffnungslos, dass ich mir stark auf die Lippe beißen muss, um nicht weitere Tränen zu vergießen. Erst als ich einen leichten Geschmack von Eisen in meinem Mund spüre, höre ich auf zuzubeißen und setze mich endlich auf. Harm mag es gar nicht, wenn er Blut an mir sieht. Da macht er keinen Unterschied ob ich es selber war oder jemand anderes. Wobei doch, wenn es andere waren, hat er die immer dafür zusammen geschlagen aber mich … mich rührt er nicht so an. Gerade als ich mir die Tränen aus dem Gesicht wische, taucht auch noch Armin in der offen stehenden Tür auf. „Hey Ale...xy … Alles klar bei dir? Ist was passiert?“ Ich unterdrücke die Trauer und verspotte mich selbst, „Ja klar doch. Ich heule mal wieder völlig grundlos. Habe ihn gestern zwar mehr oder weniger gefragt aber weiß ja nicht mal, was er geantwortet hat.“ „Ähm … okay. Er meinte, steht in deinem Block.“, berichtet er mir knapp. Mein Blick fällt sofort auf den Nachttisch. Hätte es mir ja denken können, trotzdem fällt mein Kopf deprimiert nach vorn. Ein großes und fettes: „NEIN!!!“, steht darauf. Er hat es auch noch quer über die schöne Zeichnung geschrieben, so dass ich sogar die vergessen kann. „Hey komm schon Lexy. Du kennst ihn doch. Du weißt wie er ist. Erst beim zocken war er zumindest nicht sauer oder so.“ „Ihr habt gezockt?“, muss ich noch immer wehleidig wissen. Er nickt nur und wirft mir dann meinen Rucksack zu, „Beeile dich, wir kommen noch zu spät.“ „Hat er dir denn gesagt, wo er hin will um die Uhrzeit?“, kann ich meine fast schon eifersüchtige Neugierde nicht zurückhalten. Prustend stößt sich Armin vom Türrahmen ab. Er hat also keine wirkliche Lust mehr solche Fragen zu beantworten, tut es aber trotzdem noch. „Keine Ahnung. Hat nur erwähnt, dass er in die Stadt will.“ Schon im nächsten Moment kommt eine SMS. Ja wirklich, eine SMS. Harmony hat nur ein ganz billiges, uraltes Handy. Also kein Internet und kein Whatsapp. 7:15 „Chill mit den Jungs.“ 7:15 „See you later, Alligator!“ 7: 16 „Have a nice day my boy!!!“ Na toll, also habe ich mir völlig umsonst Sorgen gemacht. Wenn er so offen schreibt, gibt es für gewöhnlich keine Probleme. Allerdings kann seine Freude auch daher rühren, dass er mit seinen Jungs unterwegs ist. Leider weiß ich ganz genau was das meistens heißt und der Gedanke gefällt mir überhaupt nicht. Mit einem nervösen Kopfschütteln erhebe ich mich endlich und ziehe mich schnell um. Als ich mir dann aber vor dem Spiegel ein frisches Shirt anziehe, sehe ich einen neuen Fleck, nur diesmal viel viel tiefer. Er hat ihn etwa in Höhe des Gummis der Boxershort gesetzt und mir noch eine Message mit einem meiner Liner hinterlassen. „Da entdeckt ihn sicher keiner! Meiner!!!“ Okay, damit wären alle Sorgen wie weggeblasen. Bis über beide Ohren strahlend, laufe ich meinem Bruder eilig nach und muss mich wohl oder übel für das Fahrrad entscheiden. Ob ich mich über seine Antwort freue? Nein, überhaupt nicht aber wie ich bereits sagte … so ist er eben … mein Harmony! ♥ |
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