Kapitel 11: Große Verantwortung
Nein, Amai stand auch auf. Ihre Augen waren weit offen auch ihr Mund war nicht zu. Es dröhnte wieder in ihren Ohren. Man erkannte ein leichtes glitzern in ihren Augen. Das ließ Lysander und Castiel noch kräftiger spielen und singen. Doch ihre Meinung änderte sich schnell. Sie hob ihre Hand, doch nur stockend. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Sie konnte sich kaum bewegen. Sie selbst sah schon bald die kleinen blauen Blitze aus ihrer Hand vom einen Finger zum anderen wandern. Sie drehte ihren Kopf weg. Als hätte man sie damit verletzt schloss sie ihre Augen. Sie unterdrückte die kleinen Tränen und lief einfach nach draußen.
Tja Jungs, zu früh gefreut. Aber es wusste ja auch keiner etwas von den Blitzen. Nathaniel bemerkte ihr verschwinden und lief ihr nach. Auf dem Flur lief sie zu ihrem Spint. Da hielt sie sich mit beiden Hände fest. Ihr Körper bewegte sich kaum noch. Schmerzverkrampft beugte sie sich nach unten. „Hey Prinzessin, geht es dir gut?“ wollte eine besorgte Stimme wissen. Sie biss ihre Zähne zusammen und wurde nun wütend. Die Blitze wurden immer größer, als wollten sie ihn warnen. Nochmals machte er besorgt ein paar Schritte auf sie zu.
Nochmals wurden die Blitze größer und vor allem breiter. Sie trafen sogar die Decke. Diese riss leicht an der Stelle. Sie hielt es nicht mehr aus. Ihre Knie gaben nach und sie sank zu Boden. Trotzdem hielt sie sich noch am Spint. Die Blitze jedoch wurden immer starker. Es kam ihm so vor als wollte sie sich selbst wieder kontrollieren
Unfreiwillig hörte er auf die 'Warnungen' und ging. Sie hielt inne und versuchte sich zu fangen. Es war nur Musik, bewegende Musik, ja, aber immer noch nur Musik. Sie konnten mich aktivieren. Sie konnten mich aktivieren? Sie konnten mich aktivieren!!! Das darf nicht passieren, niemals. Ich muss aufpassen was ich tu. Ich habe eine Verantwortung zu tragen, die schwerer wiegt als die meines Vaters. Ich muss aufpassen! Sie haben mich aktiviert! Schoss ihr nur noch durch ihren Kopf. Sie so außer Kontrolle zu bringen, das schaffte nicht mal Amber. Nach einer viertel Stunde ging es ihr dann besser.
Sie konnte ohne Probleme zurück. Da spielten schon die anderen Leute mit ihren Instrumenten. „Geht es wieder?“ wollte Nathaniel besorgt wissen. Wieder nur ein nicken. Ihre Haltung war wieder starr. Sie setzte sich wieder und hörte den anderen zu. Einige konnten gar nicht spielen, die anderen perfekt. Man hörte auch noch die Band, doch diesmal passierte nichts. Zum Glück! Das beruhigte auch die Jungs. Sie dachten wirklich, es wäre wegen ihnen gewesen. Aber Irrtum, sie schaute fast die ganze Stunde zu ihnen rüber. Was war erst wohl falsch? Warum ist sie weggelaufen und was meinte sie wohl mit aktivieren?
Kapitel 12: noch ein Neuer?
Als alle die Schule verließen, standen sie um irgendjemandem herum. Vor allem Amber und die anderen beiden. Sie quietschten laut und das sogar vor dem Jungen. Es fing die Jungs mit der Zeit an zu nerven und sie sahen mal nach wer da 'so besonderes' stehen sollte. Wollte Amber nicht eigentlich etwas von Castiel? Vor einer Weile hat sie soetwas doch mal erwähnt, oder war das nur ein Traum?
Amai blieb noch eine kleine Weile in der Schule. Sie war nun allein im Musikzimmer. Da musste sie doch gleich mal alle Instrumente durchstöbern. Sie fand … eine Violine. Genau das wonach sie wie hypnotisiert suchte. Diese nahm sie heraus, als würde sie etwas wichtiges sein, und setzte sie an. Anscheinend wusste sie so ein Instrument zu schätzen. Ganz ruhig setzte sie den Bogen auf und fing an zu spielen. Zum Glück waren alle schon so gut wie weg, sonst hätte sie das niemals tun können.
Doch auch sie freute sich zu früh, denn Lysander und Castiel waren noch immer da.Sie brachten nur schnell seine Gitarre weg und wollten dann nochmal die neuen Songs durchgehen. Am Tage nutzten sie dazu wohl den Musikraum, denn sie steuerten genau darauf zu. Noch bevor sie die Tür öffneten, hörte man sie bereits. Keiner wusste wer es war, sie dachten Viola. Also platzten sie einfach hinein, blieben aber still. „Prinzess'chen …“ „Castiel, warum hat sie Tränen in den Augen?“ flüsterte Lysander zu ihm. „Keine Ahnung, ich kenne sie nur Gefühlskalt.“ „Dann wird sie deswegen sicher gewartet haben bis sie allein ist.“ stellte Lys fest.
Es hörte sich gut an. Sie wusste wie man damit umging. „Mutter!“ konnte man von ihren Lippen ablesen. „Das ist dein Schlaflied.“ lasen sie wieder. Da sie mit geschlossenen Augen spielte, nahm sie die Beiden auch nicht wahr. Trotz der nur leichten Bewegung zeigte sich ihr Anhänger. Dieser sprang wie von allein auf. Darin waren zwei Bilder. Eines mit Mutter und Tochter und eines mit Vater und Sohn. Warum aber sprach sie eben nur ihre Mutter an?
Nach ein paar Minuten legte sie sie einfach wieder weg. Dabei bemerkte sie den geöffneten Anhänger. Schnell geschlossen und umgedreht, da entdeckte sie die Beiden endlich. Jedoch legte sie wieder ihr nichtssagendes Lächeln auf. Sie lief stumm an ihnen vorbei, raus auf den Hof. Da bemerkte sie den Trubel auch endlich.
Der ziemlich große Junge war komplett in schwarz gekleidet und besaß eine tiefe Narbe an seiner Wange. „Auf wen wartest du hier?“ wollte Amber zum abertausenden mal wissen. „Auf jemanden!“ antwortete er immer kühl. Dann trat das Prinzess'chen auf den Plan. Sofort wurde seine finstere Laune weggeblasen. Er lächelte ziemlich offen. Sie hingegen blieb bei ihrer Maske. Erst als sie herüber kam. „Fái?“ wunderte sie sich.
Er kam einen Schritt auf sie zu und sank dann zu Boden. Mit einem knie stützte er sich auf dem Boden ab, genauso wie mit dem anderen Fuß. Seine rechte Hand nahm er elegant an sein Herz und er neigte seinen Kopf nach unten. „Es freut mich dich wieder zu sehen. Wir sind ALLE lebend zurück gekehrt.“ Soetwas hörte sie gern. „Warum verneigst du dich vor ihr?“ wollte Amber etwas angewidert wissen.
Genau da traten auch Nathaniel, Castiel und Lysander auf den Plan. Sie mussten auch unbedingt wissen was da los war. Amai hob gerade ihre Hand und strich dem Jungen vor sich über die Haare. „Danke, vielen Dank! Du hast mich schon lang nicht mehr so begrüßt.“ freute er sich. Dann stand er wieder auf. „Nun sage schon. Warum verneigst du dich vor ihr!“ wurde sie böse. „Weil sie … meine kleine Schwester ist.“ erklärte er. „Warum verneigst dann DU dich vor ihr?“ mischte sich Castiel mit ein.
„Ihr habt wirklich alle keine Erziehung, oder? Eine Dame darf sich niemals hinknien oder sich bücken. Sie ist schließlich eine Dame und keine Magd. Ein aufrechter, gerader Gang und ein höfliches Lächeln sind da Grundlagen.“ wurde er leicht sauer. Doch auch er riss sich zusammen, lag wahrscheinlich an der Erziehung. Die kleine Schwester blickte ihn nun fragend an. „Natürlich habe ich es mitbekommen. Zum Glück konntest du dich ja noch gerade so zusammen reißen. Vergiss nicht wer du bist und was deine Aufgabe ist!“ belehrte er sie streng aber trotzdem brüderlich. Sie blickten sich nochmals in die Augen. Dann sah er streng zu Nathaniel herüber. Er fuhr sofort zusammen, doch ihr Bruder nickte nur.
Kapitel 13: Besuchstag
Keine Sekunde später fuhr wieder eine Limousine vor. Darin stiegen beide ein. Ihr Bruder nahm ihr ihren Schirm ab und reichte ihr eine Hand. Sie nahm sie mit einem nicken an und stieg ein. Er gleich hinterher. Ziemlich laut schmiss er die Tür zu. Es ah sehr bequem drinnen aus. Die Wildledersitze waren sehr weich und kuschelig. In der Mitte stand ein kleiner, gläserner Tisch. Mehrere kleine, blaue Neonlampen schmückten das ganze.
„Fái...“ fing sie wieder an. „Ist es immer noch das einzige was du sagen kannst?“ Sie blickte betrübt nach unten und nickte. Er schien wegen irgendetwas ziemlich angespannt zu sein. Besorgt rutschte sie ein Stück näher. „Es ist nichts, geh wieder!“ verlangte er, doch sie hörte nicht. „Weißt du, es ist nur … Mutter ist seit fast zehn Jahren Tod. Warum sprichst du seitdem nicht mehr? Du weißt doch, wie sehr ich deine Stimme geliebt habe.“ regte er sich auf. Aufrichtig lächelte sie ihn an, schon fast erleichtert.
Sie stützte sich mit beiden Händen auf dem Sitz auf und kam ihm mit ihrem Kopf näher. Sie berührte ganz leicht seinen Arm, dabei schloss sie ihre Augen. Er lehnte sich erschöpft zurück und schloss dabei seinen Arm um sie. Er wollte, dass sie sich auf seinen Schoß legte, was sie dann auch tat. „Ich weiß, dass du diesen Auftritt eben dumm fandest aber … was sollte diese dumme Frage? Und diese Blondine ist doch echt zum verrückt werden. Was erwarten die eigentlich?! Ich bin ein Kämpfer der Armeen und du bist Papi's Liebling. Soll ich vielleicht ankommen und meinen 'Jo Schwesterchen, na was geht? Wir haben gerade mal eine Schlacht gewonnen!'“ regte er sich weiterhin auf.
Beruhigend griff sie nach seiner Hand. Er wollte sich eigentlich befreien, doch das ließ sie nicht zu. Also hielt er still. „Du weißt doch, dass ich solche Leute nicht leiden kann …“ erschöpft und verzweifelnd schnaubte er. „... die wollen sich doch eh nur zwischen uns drängen. Das werde ich niemals zulassen, versteh das bitte.“ flehte er. Irgendwie versuchte er sich abzulenken, also kam er nochmal auf den Jungen zu sprechen. „Dieser blonde Kerl kommt heute also zu uns? Wann? Und warum?“ wollte er sofort wissen.
Komisch, Amai atmete nur ein und er wusste alles. „Also gut, wenn es denn sein muss. So lange wie er nicht bei uns schläft. Und vergiss nicht deinen Unterricht.“ willigte er ein. Obwohl sie schon längst vor der Villa standen, so stieg keiner von beiden aus. Bis 15 Uhr, dann ging Amai nach drinnen. Sie musste sich noch umziehen können und wenigstens Duschen. Erst ein paar Minuten später kam ihr großer Bruder nach.
Tja, da stand Nathaniel nun. Vor einer der größten Villen weit und breit. Er wusste nicht mal ob er klingeln sollte. Er befürchtete, dass man es vielleicht durch die ganze Stadt hören könnte. Das weißhaarige Mädchen sah nur rein zufällig durch eine der Scheiben. Sie bereitete noch einiges vor für den 'Unterricht'. Sie stand im dritten Stock in einem der 'wenigen' Zimmer.Viel zu hastig lief sie nach unten. Ihr Bruder hielt sie schon im Flur auf. „Na na, ich werde gehen. Du ruhst dich schön aus. Du hast heute schon genug geschleppt.“ also ging er.
Das weißhaarige Mädchen von edlem Geschlecht trug zu Hause anscheinend immer noch solche Kleider wie in der Schule. Dieses jedoch wurde in ein leichtes rosa getaucht. Durch ein paar Rüschen, die das Kleid zierten, konnte man gut eine Brust kaschieren. Schuhe trug sie keine, was ziemlich ungewöhnlich für Nathaniel sein dürfte, wenn er hinein käme. So sah man noch deutlicher wie abgemagert sie eigentlich ist. Man konnte jeden einzelnen Knochen an ihren freien Körperstellen sehen. Ihre langem Haare band sie zu zwei Zöpfen zusammen.
Ziemlich unfreundlich bat Fái den Jungen nach drinnen, da stand seine Kleine aber auch schon hinter ihm. Sie lächelte nichtssagend, so wie immer. Unauffällig machte sie ein paar Gesten hinter ihrem Bruder.
Der Junge reagierte sofort. „Oh, tut mir leid. Mein Name ist Nathaniel. Ich bin in der selben Klasse wie Ihre Schwester und bin 17 Jahre alt. Oh, ich bin nicht sitzen geblieben, sondern einfach nur spät eingeschult worden.“ hing er lieber mit dran. Fái legte nun ein freundliches Grinsen auf. „Na also geht doch, komm rein.“ bat er ihn und hielt die Tür breit auf. „Liebes, du hast mir ja gar nicht gesagt, dass es auch vernünftige Jungs in deiner Klasse gibt.“ erfreute er sich daran. Jetzt lächelte auch sie mal wieder.
Jedoch verschwand Fái's Lächeln als sie seine Hand nahm und ihn schnell mit nach oben nahm. Da sie die Tür aber nicht abschloss und es überall Kameras gab, hatte er nichts zu befürchten. Trotzdem setzte er sich an den Fernseher und schaute nur auf die Kamera, auf der die Beiden gerade zu sehen waren. Ein Diener kam gerade vorbei. „Junger Herr, was machen Sie denn da? Hat Ihr lieber Herr Vater Ihnen denn nicht verboten Ihrer Schwester hinterher zu spionieren.“ etwas gekränkt stöhnte er. „Ich weiß doch aber ich kann nun mal nicht anders. Sehen Sie sich das doch mal an.“ Eigentlich war es sogar ein Befehl.
Das weißhaarige Mädchen beäugte ihren Schüler streng aber bei Fehlern zeigte sie nochmals deutlich wie es richtig ginge. Natürlich konnte man einem Menschen Kunst nicht beibringen. Aber es gab ein paar kleine Tricks mit denen er besser arbeiten konnte. Zum Beispiel sollte er einfach lockerer arbeiten. Es sollte ein Bild werden. Da darf es auch mal ein paar abweichende Striche geben. Die Natur ist nicht strengstens genau geformt worden.
Der Diener folgte, setzte und beobachtete. „Sie sind unser ältester Diener. Sagen sie mir, was sie davon halten.“ Sein Blick wurde sehr sanft. „Verzeiht, meine Meinung ist vielleicht ein wenig absurd, aber findet Ihr nicht, sie sieht richtig lebendig aus. Sie scheint ihren Spaß daran zu haben. Ihr geht es sehr gut.“ Seine warme, sanfte Stimme drang richtig in den Jungen ein. Auch seine Stimme wurde sanft. „Genau das ist es ja, Sie haben vollkommen recht.“ gab er schweren Herzens zu.
Zusammen saßen sie bis spät am Abend da. Nathaniel war so zielstrebig, er wollte einfach nicht aufhören zu üben. Er wurde mit der Zeit gar nicht mal so schlecht. Amai holte ab und zu mal etwas anderes, was er abzeichnen sollte. Er selbst merkte ja auch, wie er besser wurde. Meist ist es auch so, umso öfter man etwas zeichnet, umso besser wird man darin. Deswegen wollte sie ihn auch in anderen Situationen testen.
Doch Nathaniel gab sich damit nicht zufrieden, er würde wahrscheinlich noch drei Tage da sitzen wollen. Irgendwann legte sie einfach eine Hand ganz sachte auf die seine. Verwundert hielt er inne und drehte sich zu ihr. Sie sahen sich nur in die Augen. „Aber... Okay“ antwortete er lediglich. Dann stand er auf und folgte ihr. Erstmal gingen sie in ihr Zimmer, so wie es aussah. Was wollten sie da wohl? Es standen jedenfalls unzählige Bücher darin herum. Sie lief jedoch weiter, wieder in einen anderen Raum. Trotz ihres eigenem Hauses, ihrer eigenem Umgebung, gab sie ihre streng achtende Haltung nicht auf.
Sie öffnette eine riesige Tür. Dahinter waren nur Kleider, alles für sie. Ein Raum von mehr als 400m² nur für Kleidungsstücke. Er wartete lieber ab, denn seine Befürchtung sollte lieber nicht wahr werden. Er glaubte, dass sie jetzt verlangte, dass er eines davon anziehen würde. Sie kicherte leise, als wenn sie seine Gedanken gelesen hätte. Gleich darauf nahm sie sich einen Zettel und schrieb. „Such dir etwas für deine Schwester raus.“ „Warum?“ „Weil sie dich sicher fragen wird was du so getrieben hast.“ Er erklärte sich einfach dazu bereit.
Es waren wirklich tausende von Kleidungsstücken. Zwei Hausmädchen kamen gemütlich um die Ecke geschlendert. Als sie das junge Fräulein jedoch sahen, nahem auch sie wieder ihre strenge Haltung ein. „Möchten Sie etwas?“ fragten beide höflichst. Wieder schrieb sie. „Helfen sie dem jungen Herrn ein Kleidungsstück für seine Schwester heraus zu suchen.“ In der Zeit verschwand sie im Nebenraum. Da schienen sich noch mehr Kleidungsstücke zu befinden. Mit einem zusammengelegten Haufen kam sie zurück.
„Amai, hilf mir mal. Ich kann mich zwischen den dreien nicht entscheiden.“ wollte er sofort. Sie sah die zwei Damen einfach nur an. Sie nahmen alle drei Outfits und packten diese ein. Inzwischen schrieb sie auf ihrem Zettel schon wieder weiter. „Sieh dich mal um, hier hängen nur solche Teile rum. …Zieh das bitte an!“ Als er das laß hielt sie ihm den Anzug unter die Nase. „Warum brauche ich den?“ „Es ist nur etwas leichtes, keine Sorge. Mein Bruder ist bei soetwas immer streng. Wirst du dich allein umziehen?“ stand als nächstes drauf.
Er blickte sie etwas verwundert an. „Klar doch … warum sollte ich auch nicht?“ ihr grinsen wurde nur breiter. Sie musste sogar wieder kichern. Zum ersten mal fiel ihm dabei auf, dass kein Ton kam. Er versuchte es zu ignorieren und ging einfach weiter. „Wo wollen sie denn hin mein Herr?“ wurde er von den Beiden aufgehalten. „Mich umziehen.“ „Lassen sie uns doch helfen. Der Herr des Hauses hat auch nie etwas dagegen.“ Irgendwie sprachen die beiden immer synchron. Sie wurden ihm langsam unheimlich.
Egal was er versuchte, die Frauen blieben stur. Ob die Weißhaarige wohl deswegen fragte? Jedenfalls musste er das jetzt irgendwie über sich ergehen lassen. Ein einfaches, weißes Hemd und eine lange, schwarze Hose und schon sah er in den Augen ihres Bruders erwachsen aus. Das Jackett musste er zum Glück nicht auch noch tragen und auch die Krawatte ließen die Damen liegen. „Wo ist die junge Dame hin?“ wollte er mehr oder weniger vornehm von den beiden wissen als sie wieder aus dem Raum kamen. Er fühlte sich dabei sichtlich unwohl sie so nennen zu müssen. „Sie müssen vor uns nicht so sprechen. Vor ihr dürfen wir sie meist auch duzen.“ erklärten wieder beide zugleich.
„Na gut, aber das beantwortet nicht gerade meine Frage.“ „Sie wird wieder in ihrem Zimmer sein und beten.“ erklärten sie und verschwanden. Nathaniel folgte einfach dem Weg, so musste er ja wieder bei ihrem Zimmer heraus kommen. Er sah sie schon durch die offene Tür. Sie saß auf dem Boden direkt vor einer Art Schrank. Er kam ihr immer näher und erkannte so auch das Bild, welches darauf stand, ebenso wie die Blumen und noch ein paar Dekorationen. „Amai ist das … ist das deine Mutter?“ wollte er gerührt wissen. Sie nickte nur.
Er setzte sich stillschweigend daneben. Nach ein paar Minuten stand sie einfach wieder auf. „Weißt du, meine Mutter ist auch tot. Ich vermisse sie sehr.“ erzählte er. Sie nahm sich wieder den Zettel und schrieb. „Mutter ist bereits seit 10 Jahren tot. Seitdem spreche ich nicht mehr, dadurch habe ich es auch verlernt, und ich spiele auch keine Instrumente mehr, ist ja auch egal warum! Es gab damals ein riesiges Fest zu ihrer Beerdigung. Sie sollte mit einem gutem Gefühl diese Welt verlassen können. Sie fehlt mir trotzdem sehr.“
Er überlegte nicht gerade lang um zu antworten, er wüsste, wie sie sich fühlte. „Geht mir auch so. ich wette die beiden hätten sich sicher gut verstanden oder was meinst du?“ versuchte er die Stimmung zu heben. „Ich denke schon, immerhin verstehen wir uns auch. Mutter hat es immer gern gesehen, wenn ich Freunde hatte. Das kam leider nicht all zu oft vor, warum auch immer. Lass uns jetzt gehen.“ durfte er wieder lesen.
Mit einem nicken bestätigte er und stand auch auf. Sie liefen gemeinsam nach unten. Da sie wirklich mal sehr sehr schwach und kränklich war, baute man für sie einen Fahrstuhl ein. Seitdem wird sie immer angemeckert, wenn sie nach unten läuft. Nathaniel fuhr einfach mit. Im großen Festsaal gab es viele Angestellte. Sie standen sofort Spalier und begrüßten sie mit einem „Herzlich Willkommen und einen guten Abend junges Fräulein!“ Der blonde Junge wurde geradezu umgeworfen. Bei so einer freudigen Begrüßung würde er sich auch freuen essen zu gehen. Er bekam keinen Ton mehr raus. Vor allem gab es überall hübsche Frauen. Ob es die wohl wegen ihrem Bruder gab?
Jedenfalls hielt er fast drei mit seinem rechten und zwei mit seinem linken Arm. Voller Begeisterung warfen sich auch einige an Nathaniels Seite. Er konnte einfach nicht annehmen. Es war ihm zu wider, genauso wie das verhalten ihres Bruder. Er wäre ja am liebsten gleich über die Frauen hergefallen. Ständig neckte er sie und mit seinen Küssen ging er ziemlich freigiebig um. Soetwas mochte er gar nicht, bis ihm erklärt wurde was Sache war. „Er hat ziemlich viel getrunken, man merkt es ihm bloß nicht an.“ stand mal wieder auf einem zugestecktem Zettel.
Was ihn aber am meisten verwunderte, sie aßen mit ihrem ganzen Hof zusammen. Es ging ziemlich heiter zu. Man ist es aus solchen kitschigen Filmen doch eigentlich gewohnt, dass die Familien einsam, unter sich und wie Trauerklöße an ihrem elend langem Tisch sitzen, wobei sie nicht mal an die Vorspeisen ran kämen, so weit wie die weg stünden. Irgendwie waren hier alle seltsam, selbst die Komiker und anderen Unterhalter, die auftraten, um sie, wie bereits gesagt, zu unterhalten. Sie machten sich vollkommen zum Deppen.
Trotzdem musste auch er irgendwann darüber lachen. Amai blieb fast die ganze Zeit ruhig. Wenn sie mal lachte, dann wieder tonlos. Etwa zwei Stunden nach dem Essen stand sie auf. Alle sahen sie etwas irritiert an, vor allem aber Nathaniel. „Fái“ sagte sie wieder nur. „Geh ruhig, Nyu wartet sicher schon. Bring dabei aber gleich deinen Freund Heim und dann gehen wir ins Bett, verstanden!“ gab er gleich seinen Plan für den restlichen Abend preis. Die Mädchen um ihn herum fingen an ihn anzubetteln, dass er doch lieber mit ihnen ins Bett gehen sollten. Dabei war das gar nicht so gemeint.
Kapitel 14: Auf dem Heimweg
Sie stand einfach auf und ging nach draußen, gefolgt von Nathaniel. Er musste erstmal realisieren, was eben passierte. War seine Anspielung wirklich so harmlos wie sie glaubte. Nun ja, die Beiden kannten sich, also fragte er gar nicht erst nach.
Castiel lief ebenfalls gerade am halben Palast vorbei. „Das gibt es doch nicht, was macht denn Nathaniel da!“ Huschte ihm da eine leichte Spur von Eifersucht über seine Grimasse? Es war zu kurz, um es erkennen zu können. Er ging einfach weiter. Auch sie gingen schon bald nach draußen. Amai musste sich eine dicke Pelzjacke anziehen. Darin sah sie fast aus wie ein Schneemann, ups eine Schneefrau, denn Oberweite besaß sie ja, auch wenn nur sehr gering. „Wohin gehen wir jetzt? Und wer ist Nyu?“ Doch diesmal ging das weißhaarige Mädchen einfach weiter. Irgendwo im Hof stand ein großer Zwinger. Jetzt begriff er, Nyu musste ein Hund sein. Bloß das nicht! Katzen sind doch viel lieber und süßer. Leider mochte er Hunde nicht so sehr und erst recht keine großen. Wie es sein Pech so wollte, besaßen sie einen riesigen Hund, einen Beauceron. Genau so einen besaß auch Castiel, wenn er sich recht erinnerte.
Sie kam nur sehr langsam mit ihr heran. Dann bekam auch Nath wieder einen Zettel. „Keine Angst, sie beißt nicht.“ das konnte er sich irgendwie schon denken, wenn ihr Bruder sie so einfach gehen ließ. Doch das leicht mulmige Gefühl verschwand nicht. Sie war ebenfalls noch sehr verspielt, aber durch Amai's Blick wusste sie wie sie vorzugehen hatte. Nur langsam trat sie an den leicht in Angst geratenen Jungen heran. Sie leckte ihm lediglich die Hand ab. Sogleich verschwand seine Angst ein wenig. Er fand sogar, dass Nyu ein bisschen süß aussah und weiches, gepflegtes Fell besaß sie auch.
Das weißhaarige, junge Fräulein stand bereits am alten, rostigen Gittertor. Es wurde mit einem lauten quietschen geöffnet. „Nyu!“ flüsterte sie herüber. Sie hörte gut und folgte. „Hast du sie so erzogen oder war das einer eurer Angestellten?“ Sie deutete mit einer leichten Handbewegung auf sich. „Das hast du wirklich gut gemacht.“ Man sah ihm an, dass er glaubte, Demon würde nicht so gut hören. Er zeigte ihr den kürzesten Weg zu ihm. Es dauerte nicht gerade lange. Die Waldstraße war nur drei Straßen weiter. In dieser wohnt er mit seinem Vater und seiner neuen Frau.
Das erfuhr sie in der Zeit alles. Mit einer sanften, zaghaften, freundschaftlichen ja schon fast schüchternen Umarmung verabschiedete er sich. „Wir sehen uns dann in der Schule?!“ etwas rätselnd darüber ob es eine Frage oder eine Aussage sei, nickte sie erfreut. Auf dem Rückweg liefen sie durch einen Park.
Wer hätte das Gedacht, ganz in der Nähe lief auch noch Castiel herum. Sein Hund nahm mal wieder eine Witterung auf. Er schnüffelte mal rechts, mal links, mal an einer Mauer und verlor dabei sein Herrchen ganz aus den Augen. Wieder tauchte eine Straße auf. Diesmal sah er sogar vorher nach links und nach rechts. Es kam nichts, dachte er. Es konnte ja keiner wissen, dass ein Porsche mit über 200 km/h durch die Stadt düst. Die Frau konnte so schnell gar nicht auf die Bremse steigen, da schloss sie auch schon vor Schreck ihre Augen.
Castiel jedoch nicht. Er lief den gegangenen Weg einfach zurück und schaute in allen Richtungen nach seinem Hund. Bei einer der vielen Hauptstraßen sah er ihn dann doch noch. Er wäre so oder so zu spät gekommen, trotzdem rannte er hin. Noch eh er sich versah, wurde das Auto von der Straße abgedrängt und der Hund rannte weiter „Wieder dieser blaue Blitz … was ist das nur immer und warum beschützt es meinen Hund?!“ wunderte er sich nur kurz, dann rannte er weiter. Auch er lief unachtsam über die Straße und wäre eigentlich auch von einem Auto erwischt worden. Wieder ein eisblauer Streifen und die Straße war frei.
Vom Park aus bekam man die lauten Hupen gut mit. Amai lief sofort hin, um nachzusehen, was da los sei. Aus irgendeinem Grund verlegte sie ihre Jacke, nur wo? Und wann? Die Fahrer wussten selbst nicht so ganz was eben passierte, doch keiner wurde verletzt und ihre Autos hatten diesmal nur einen geringen Schaden. Ihrer Hündin gab sie das Kommando zu warten, was sie gleich darauf auch tat. Als sie nichts 'großartiges' erkannte, lief sie einfach zurück. Doch ihre Hündin saß nicht mehr am gleichen Fleck. Was sie nicht sah, sie saß keine 5m von ihrem ersten Punkt entfernt und das nicht mehr allein.
„Demon, komm sofort zurück. Wenn das so weiter geht, kann ich dich nie mehr wieder von der Leine lassen!“ meckerte Castiel rum. Er machte sich eigentlich nur tierische Sorgen um ihn. „Demon, komm schon!“ rief er nochmals. Da wurde er auch schon von einem Fellknäuel angesprungen. „Demon, geh runter!“ wurde er wütend. „Warum zum Teufel läufst du ständig weg?!“ wollte er sauer wissen. Erst dann bemerkte er, dass es nicht sein Hund sein konnte, denn der stand ja inzwischen neben ihm.
Sofort stieß er den Köter von sich weg, bis sie anfing zu jaulen. Demon verteidigte sie dann störrisch. „Hast du dich etwa verknallt oder was ist los?!“ brüllte er nun ihn an. Da sprang die andere auch schon ein weiteres mal auf ihn. Er merkte sofort, dass ihr Fell gut gepflegt wurde und sie genau die richtige Menge an Futter bekam. Was man von Demon nicht gerade behaupten könnte, beim besten Willen nicht.
„Nyu!“ ertönte eine helle Stimme. Amai sah nur wie sie sich auf jemanden stürzte, da musste sie einfach reagieren. Zum Glück hörte sie wieder. Sie rannte mit gesenkten Ohren zu ihrer Herrin. Doch Demon folgte ihr. Er tat es nun Nyu gleich. Zum Glück wusste sie in etwas, was auf sie zukam. Sie hielt seinem Schwergewicht gerade so stand. „Demon, nicht du auch noch. Es reicht doch, wenn die da ihren Hund nicht im Griff hat!“ regte er sich wieder auf. Irritiert blickte sie auf. Verlegen kratzte sie sich am Hinterkopf. „Nyu!“ sagte sie nochmals.
Noch immer mit gesenkten Ohren, nahm das Fräulein ihre Hündin mit einer Streicheleinheit in Empfang. Schließlich hörte Nyu ja, als sie zurück kam.
Als wohlerzogene Hündin nahm sie eine Vorderpfote nach hinten und neigte ihren Kopf nach unten. „Du?! Das ist dein Köter?“ wollte er noch immer genervt wissen. „Du solltest sie mal besser erziehen, sie springt ja gleich jeden an!“ da reichte sie ihm auch schon einen Zettel. „Sie ist noch sehr verspielt, mehr nicht.“ Gefolgt von einem etwas arroganten aber auch beleidigten Blick. Naja, das alles konnte er irgendwie gut nachvollziehen. „Hast du ihr das denn alles beigebracht?“ wollte er nun wissen. „Geht es Demon gut? Eben war ein ziemlicher Aufruhr auf der Straße.“ sorgte sie sich. „Ja, es geht ihm sicherlich gut. Sonst wäre er ja nicht zu … ähm...“ „Nyu.“ „Richtig, zu Nyu gerannt.“ erklärte er.
Sie liefen beide ein wenig durch den Park. „Weißt du, ich hätte dir jeden Köter zugetraut aber keinen Beauceron.“ „Das unterschätzen die meisten.“ für eine ganze Weile sagte keiner mehr etwas, bis Castiel rötliche Wangen bekam. Er zögerte wirklich sehr lange, sie sagte aber zum Glück, wie immer, nichts dazu. „Kann ich … kann ich dich nach Hause bringen.“ Diese Frage warf sie dann aber doch ganz schön aus der Bahn. Sie sah etwas bestürzt zu ihm. Der Rothaarige versuchte irgendeinen annehmbaren Grund zu finden. „Naja, weil sich dein Bruder sicher ziemliche Sorgen machen wird.“ Endlich blickte sie wieder erleichtert drein und stimmte zu. Er wusste eigentlich nicht mal, warum er das tun wollte.
Ihre Hunde tobten bis zum umfallen. An der Hauptstraße bekam Cas, woher auch immer, ein ziemlich mulmiges Gefühl. „Demon!“ versuchte er ihn wieder ran zurufen. Er war wieder zu abgelenkt. „Nyu! Demon!“ versuchte es nun sie. Beide hörten sofort. „Wie machst du das nur? In letzter Zeit hört er nicht mehr auf mich. Und dann wäre er fast zweimal umgefahren worden.“ schüttete nun auch er sein Leid aus. Wie einem Hund tätschelte sie ihm, auf Zehenspitzen stehend, den Kopf. „Zum Hund bin ich noch nicht mutiert!“ wurde er wieder bissig. Sie musste nur lachen. Endlich war der alte Castiel wieder da und diesmal blieb er auch.
An der nächsten Kreuzung versuchte er es wieder. Aus irgendeinem Grund funktionierte es diesmal. Wenigstens einen Erfolg heut erzielt. Wobei, als sie ihr beim Violine spielen zuhörten, fühlte er sich auch ziemlich gut. „Sag mal, warum spielst du nicht im Unterricht mit der Violine. Du würdest sicher gute Noten bekommen.“ Wieder ein neuer Zettel. Zufällig war es der mit dem sie Nathaniel einiges 'erzählte'. „Weil ich es nicht mehr machen möchte! Ich habe mich dagegen entschieden.“ mehr stand nicht drauf.
Er behielt den Zettel gleich, da sie eh vor ihrem 'Haus' standen. Fái sah bereits aus einem der 'wenigen' Fenster. „Komm sofort hoch oder ich nehme mir diese Nacht wirklich eine andere Frau ins Zimmer.“ „Was hat er mit dir vor?!“ wurde Castiel ungewöhnlich aggressiv. Sie schüttelte nur ihren Kopf und ging. „Hoffentlich hat sie nicht gelogen.“ flehte er schon fast. Dann ging auch er mit seinem Hund. Er wollte den Zettel ja eigentlich schon wegschmeißen, aber dann entdeckte er die zweite Seite. Er laß und verstand, denn es war das Blatt als sie vorm Gedenktisch ihrer Mutter saßen.
Mehr oder weniger erleichtert ging er nach Hause, ohne weitere Probleme!
Kapitel 15: Band auf Suche
'Endlich' wieder Montag, dachte sich Castiel sarkastisch nach einem langweiligem Wochenende. Was ist am Wochenende eigentlich groß passiert? Nun ja, da war er ab und zu mit Amai draußen, natürlich nur wegen den Hunden. Und er hatte eine Probe mit seiner Band. Also wie bereits gesagt, langweilig. Heute musste er wahrscheinlich wieder im Unterricht mitmachen, also wollte er lieber Heim bleiben.
Er konnte jedoch nicht, denn Lysander entschied über kurz oder lang ein neues Bandmitglied zu suchen. Es gab bereits eine menge Bewerber. Sie hingen dafür extra einen Zettel in der Gegend aus. Viele waren auch aus der Musik-AG der umgebenden Schulen. Doch erstmal musste er den Schultag überstehen. Inzwischen sah er sich auch schon fast als soetwas wie einen Roboter an, der alles machte was man ihm sagte. Aber zur Zeit hatte er irgendwie nicht viel dagegen, solange er weiterhin rauchen dürfte.
Viel zu entnervt ging er mal wieder zu Fuß in die Schule. Aus 'irgendeinem' Grund brauchte er fast zwei Stunden, als hätte er das so geplant! Es war gerade Pause als er endlich ankam. In seiner Klasse sahen ihn alle nur missmutig an. „Was habt ihr denn schon wieder?!“ wollte er mal wieder bissig wissen. Dann fiel ihm auf, dass Amai fehlte und auch Nathaniel. „Amai ist wider umgekippt. Irgendein Idiot hat ihr den Stuhl weggezogen, als sie sich setzen wollte. Da fiel sie mit ihrem Kopf gegen die Tischkante, es floss eine Menge Blut und schon war die ganze Klasse besorgt.“ erklärte Lysander eher genervt. Aber so reagierte er meist, wenn er sich auch Sorgen machte.
Castiel schaute als erstes mal nach, ob man wirklich so einfach einen Stuhl weg ziehen konnte, ohne dass es jemand bemerkte. Nun ja, ganz so einfach war die Sache am Ende dann auch nicht. Beim genauerem Hinsehen blitzte im Licht eine Angelschnur oder etwas ähnliches auf. Diese führte dann unauffällig bis in die dritte Reihe hinter. Wenn die Schnur flach auf dem Boden lag, wäre keiner drüber gestolpert. Und wer genau saß in der dritten Reihe, natürlich Amber, Scharlotte und Li. Hätte man sich auch gleich denken können.
Wieder eine Stunde zum schwänzen, das erfreute sein Herz. Eher weniger, dass er wegen Amai schwänzte. Obwohl man schon einiges an Blut weggewischt hatte, so sah man doch deutlich wo es überall verteilt wurde. Er machte sich wie Nathaniel auf den Weg ins Krankenhaus. Sie lag noch immer im OP. Ihr Bruder war auch da. Er musste erstmal eine halbe Packung Beruhigungstabletten futtern, damit er keinem etwas antun würde. Trotzdem half es nur gering. „Fái, gibt es hier einen Fái Kage?“ fragte eine Frau. Sie kam gerade aus einem Nachbarzimmer.
Ihr Bruder war wirklich abgelenkt genug, um zu übersehen, wie sie in ein anderes Zimmer transportiert wurde. Noch immer perplex antwortete er, „J … J-ja!“ nicht nur er ging hinein, sondern auch Nathaniel und Castiel. Ihr Bruder sagte nichts dazu. Der Junge stürzte förmlich ins Zimmer. „Geht es dir gut?“ wollte er sofort wissen. Wahrscheinlich las er soetwas wie, 'den Umständen entsprechend' oder 'seh ich so aus!' aus ihren Augen, denn er meinte nur „Stimmt, tut mir leid.“ ziemlich bedrückt setzte er sich auf einen Stuhl.
Zum ersten mal erschien er nicht arrogant, deswegen schwiegen auch die beiden Begleitpersonen. Ihr großer Bruder strich ihr ständig ein paar Strähnen aus dem Gesicht, behutsam und beruhigend. Castiel zog sofort seinen Erzfeind aus dem Raum. „Das ist deine Schuld!“ wurde der blonde Junge sofort zugetextet. „Was? Sag mal spinnst du?!“ „Du hast als Schülersprecher versagt, aber nicht nur das, sondern auch als guter Freund.“ „Wovon sprichst du eigentlich?!“ wurde Nathaniel nun auch mal lauter.
Wütend drückte er den Blonden bedrohlich gegen die Wand. „Von deiner Schwester du Idiot!“ „Was? Sie hat doch wohl nicht …“ „Doch, also bring das wieder in Ordnung!“ warnte er ihn bösartig, dann ging er auch schon wieder. Was keiner von beiden wusste, ihr Bruder hörte mit.
„So so, deine Schwester also. Warne sie, dass sie nachts lieber nicht mehr auf die Straßen gehen sollte!“ drohte nun er. Nathaniel wusste gar nicht mehr was er tun sollte. Die Aktion seiner Schwester war schwerwiegend, aber sie ist immerhin seine Schwester. Was Castiel jetzt machte? Er ging wieder zur Schule!
Ich weiß, es hört sich doof an, aber er hatte ja noch etwas vor. Außerdem ertrug er diesen Anblick nicht. Inzwischen war es so spät, dass er vielleicht noch gerade rechtzeitig zum Casting kommen würde. Da war gerade ein Mädchen namens Chimi dran. Er öffnete die Tür und hielt sich gleich darauf verkrampft die Ohren zu. Ziemlich geschockt unterbrach Lysander sie. „Ch … Chimi, bitte … hör auf. Es … es ist zum schreien schön aber … ich … ich glaube wir suchen etwas anderes.“ versuchte er ihr zu sagen. Sie lief heulend raus und er ließ sich genervt nach hinten fallen. „Wir sollten uns ein anderes Gebäude suchen.“ schlug Castiel vor. „Warum?“ wollten alle verwundert wissen. „Weil ich mir nicht sicher bin, ob die Decke noch lange hält.“ Erst schmunzelten sie nur, doch dann mussten sie laut lachen.
Es kamen alle Jungs und Mädchen dran, doch keiner von ihnen war wirklich gut. Sie konnten vielleicht noch gerade so mit einer Gitarre umgehen aber mehr auch nicht. Sie musste drei Tage dafür in Anspruch nehmen. Japsend hingen die drei auf ihren Stühlen fest. „Bitte Lys, wir brauchen eine Pause.“ „Schon verstanden aber ich will jemand neues in der Band haben. Allein wird es langsam langweilig.“ schmollte er erschöpft. Alle überlegten etwas, um schnell nach Hause gehen zu können. „Wie wäre es ...“ er sprach lieber nicht weiter. Doch jetzt sah jeder zu Castiel. „Oh man Castiel … bekomme das endlich aus deinem Kopf! Sie spielt Violine! Was soll das denn ergeben?!“ regte sich der Drummer auf.
„Ja aber vielleicht kann sie das genauso schnell lernen.“ „Die kleine Prinzessin hat dich ja voll im Griff. Stehst wohl auf soetwas abgemagertes und leises.“ vermutete Lysander etwas grummelnd. „Wovon sprichst du eigentlich?! Das will ich doch gar nicht, als ob ich mit ihr ins Bett gehen wollen würde! Danke, soetwas überlege ich mir lieber zweimal, nach der Fehlaktion mit Amber vor drei Jahren!!!“ Da erfuhren sie jedoch nichts neues. Sie hat es natürlich in der ganzen Klasse herum erzählt und gehofft, dass er sie dann als feste Freundin akzeptieren würde. Tja Amber, das war mal wieder nichts, da zeigt sich das blond!
„Oh man Cas es ist echt viel zu offensichtlich. Du tust alles was sie dir sagt … andeutet, ach was weiß ich, was sie tut.“ regte sich nun auch der Bassist auf. „Man, ihr seit doch echt verrückt geworden. Sie sagt doch gar nichts. Ich mache das freiwillig. Ich will einfach mal erleben, dass sie nicht nur lernt und studiert und das tut was man ihr sagt. Sie lacht ja nicht mal ehrlich, außer … außer wenn wir mit Demon und Nyu raus gehen!“ schwelgte er etwas in seinen Erinnerungen. Dabei erzählte er leider etwas zu viel.
Eigentlich wollte er sich noch seinen Mund zuhalten, jetzt hätte er ihn am liebsten gestopft. „Was hast du da gesagt? Wer ist Nyu?“ wurden sie doch neugierig. „Ach … niemand... okay, sie hat es schon geschafft mich zu beeindrucken. Wer zur Hölle würde auch vermuten, dass SIE einen Beauceron erziehen könnte?! Okay, wenn nicht sie, dann …“ er hielt inne. „Hast du noch so eine brillante Idee?“ wollte Lysander genervt wissen. „JA! Diese Idee ist viel besser glaube ich. Ich kenne sie zwar nicht aber wer weiß, vielleicht sucht sie ja trotzdem eine Band.“ sprach er mehr mit sich selbst.
(na was meint ihr, wen wird er jetzt fragen wollen)
Nein, Amai stand auch auf. Ihre Augen waren weit offen auch ihr Mund war nicht zu. Es dröhnte wieder in ihren Ohren. Man erkannte ein leichtes glitzern in ihren Augen. Das ließ Lysander und Castiel noch kräftiger spielen und singen. Doch ihre Meinung änderte sich schnell. Sie hob ihre Hand, doch nur stockend. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Sie konnte sich kaum bewegen. Sie selbst sah schon bald die kleinen blauen Blitze aus ihrer Hand vom einen Finger zum anderen wandern. Sie drehte ihren Kopf weg. Als hätte man sie damit verletzt schloss sie ihre Augen. Sie unterdrückte die kleinen Tränen und lief einfach nach draußen.
Tja Jungs, zu früh gefreut. Aber es wusste ja auch keiner etwas von den Blitzen. Nathaniel bemerkte ihr verschwinden und lief ihr nach. Auf dem Flur lief sie zu ihrem Spint. Da hielt sie sich mit beiden Hände fest. Ihr Körper bewegte sich kaum noch. Schmerzverkrampft beugte sie sich nach unten. „Hey Prinzessin, geht es dir gut?“ wollte eine besorgte Stimme wissen. Sie biss ihre Zähne zusammen und wurde nun wütend. Die Blitze wurden immer größer, als wollten sie ihn warnen. Nochmals machte er besorgt ein paar Schritte auf sie zu.
Nochmals wurden die Blitze größer und vor allem breiter. Sie trafen sogar die Decke. Diese riss leicht an der Stelle. Sie hielt es nicht mehr aus. Ihre Knie gaben nach und sie sank zu Boden. Trotzdem hielt sie sich noch am Spint. Die Blitze jedoch wurden immer starker. Es kam ihm so vor als wollte sie sich selbst wieder kontrollieren
Unfreiwillig hörte er auf die 'Warnungen' und ging. Sie hielt inne und versuchte sich zu fangen. Es war nur Musik, bewegende Musik, ja, aber immer noch nur Musik. Sie konnten mich aktivieren. Sie konnten mich aktivieren? Sie konnten mich aktivieren!!! Das darf nicht passieren, niemals. Ich muss aufpassen was ich tu. Ich habe eine Verantwortung zu tragen, die schwerer wiegt als die meines Vaters. Ich muss aufpassen! Sie haben mich aktiviert! Schoss ihr nur noch durch ihren Kopf. Sie so außer Kontrolle zu bringen, das schaffte nicht mal Amber. Nach einer viertel Stunde ging es ihr dann besser.
Sie konnte ohne Probleme zurück. Da spielten schon die anderen Leute mit ihren Instrumenten. „Geht es wieder?“ wollte Nathaniel besorgt wissen. Wieder nur ein nicken. Ihre Haltung war wieder starr. Sie setzte sich wieder und hörte den anderen zu. Einige konnten gar nicht spielen, die anderen perfekt. Man hörte auch noch die Band, doch diesmal passierte nichts. Zum Glück! Das beruhigte auch die Jungs. Sie dachten wirklich, es wäre wegen ihnen gewesen. Aber Irrtum, sie schaute fast die ganze Stunde zu ihnen rüber. Was war erst wohl falsch? Warum ist sie weggelaufen und was meinte sie wohl mit aktivieren?
Kapitel 12: noch ein Neuer?
Als alle die Schule verließen, standen sie um irgendjemandem herum. Vor allem Amber und die anderen beiden. Sie quietschten laut und das sogar vor dem Jungen. Es fing die Jungs mit der Zeit an zu nerven und sie sahen mal nach wer da 'so besonderes' stehen sollte. Wollte Amber nicht eigentlich etwas von Castiel? Vor einer Weile hat sie soetwas doch mal erwähnt, oder war das nur ein Traum?
Amai blieb noch eine kleine Weile in der Schule. Sie war nun allein im Musikzimmer. Da musste sie doch gleich mal alle Instrumente durchstöbern. Sie fand … eine Violine. Genau das wonach sie wie hypnotisiert suchte. Diese nahm sie heraus, als würde sie etwas wichtiges sein, und setzte sie an. Anscheinend wusste sie so ein Instrument zu schätzen. Ganz ruhig setzte sie den Bogen auf und fing an zu spielen. Zum Glück waren alle schon so gut wie weg, sonst hätte sie das niemals tun können.
Doch auch sie freute sich zu früh, denn Lysander und Castiel waren noch immer da.Sie brachten nur schnell seine Gitarre weg und wollten dann nochmal die neuen Songs durchgehen. Am Tage nutzten sie dazu wohl den Musikraum, denn sie steuerten genau darauf zu. Noch bevor sie die Tür öffneten, hörte man sie bereits. Keiner wusste wer es war, sie dachten Viola. Also platzten sie einfach hinein, blieben aber still. „Prinzess'chen …“ „Castiel, warum hat sie Tränen in den Augen?“ flüsterte Lysander zu ihm. „Keine Ahnung, ich kenne sie nur Gefühlskalt.“ „Dann wird sie deswegen sicher gewartet haben bis sie allein ist.“ stellte Lys fest.
Es hörte sich gut an. Sie wusste wie man damit umging. „Mutter!“ konnte man von ihren Lippen ablesen. „Das ist dein Schlaflied.“ lasen sie wieder. Da sie mit geschlossenen Augen spielte, nahm sie die Beiden auch nicht wahr. Trotz der nur leichten Bewegung zeigte sich ihr Anhänger. Dieser sprang wie von allein auf. Darin waren zwei Bilder. Eines mit Mutter und Tochter und eines mit Vater und Sohn. Warum aber sprach sie eben nur ihre Mutter an?
Nach ein paar Minuten legte sie sie einfach wieder weg. Dabei bemerkte sie den geöffneten Anhänger. Schnell geschlossen und umgedreht, da entdeckte sie die Beiden endlich. Jedoch legte sie wieder ihr nichtssagendes Lächeln auf. Sie lief stumm an ihnen vorbei, raus auf den Hof. Da bemerkte sie den Trubel auch endlich.
Der ziemlich große Junge war komplett in schwarz gekleidet und besaß eine tiefe Narbe an seiner Wange. „Auf wen wartest du hier?“ wollte Amber zum abertausenden mal wissen. „Auf jemanden!“ antwortete er immer kühl. Dann trat das Prinzess'chen auf den Plan. Sofort wurde seine finstere Laune weggeblasen. Er lächelte ziemlich offen. Sie hingegen blieb bei ihrer Maske. Erst als sie herüber kam. „Fái?“ wunderte sie sich.
Er kam einen Schritt auf sie zu und sank dann zu Boden. Mit einem knie stützte er sich auf dem Boden ab, genauso wie mit dem anderen Fuß. Seine rechte Hand nahm er elegant an sein Herz und er neigte seinen Kopf nach unten. „Es freut mich dich wieder zu sehen. Wir sind ALLE lebend zurück gekehrt.“ Soetwas hörte sie gern. „Warum verneigst du dich vor ihr?“ wollte Amber etwas angewidert wissen.
Genau da traten auch Nathaniel, Castiel und Lysander auf den Plan. Sie mussten auch unbedingt wissen was da los war. Amai hob gerade ihre Hand und strich dem Jungen vor sich über die Haare. „Danke, vielen Dank! Du hast mich schon lang nicht mehr so begrüßt.“ freute er sich. Dann stand er wieder auf. „Nun sage schon. Warum verneigst du dich vor ihr!“ wurde sie böse. „Weil sie … meine kleine Schwester ist.“ erklärte er. „Warum verneigst dann DU dich vor ihr?“ mischte sich Castiel mit ein.
„Ihr habt wirklich alle keine Erziehung, oder? Eine Dame darf sich niemals hinknien oder sich bücken. Sie ist schließlich eine Dame und keine Magd. Ein aufrechter, gerader Gang und ein höfliches Lächeln sind da Grundlagen.“ wurde er leicht sauer. Doch auch er riss sich zusammen, lag wahrscheinlich an der Erziehung. Die kleine Schwester blickte ihn nun fragend an. „Natürlich habe ich es mitbekommen. Zum Glück konntest du dich ja noch gerade so zusammen reißen. Vergiss nicht wer du bist und was deine Aufgabe ist!“ belehrte er sie streng aber trotzdem brüderlich. Sie blickten sich nochmals in die Augen. Dann sah er streng zu Nathaniel herüber. Er fuhr sofort zusammen, doch ihr Bruder nickte nur.
Kapitel 13: Besuchstag
Keine Sekunde später fuhr wieder eine Limousine vor. Darin stiegen beide ein. Ihr Bruder nahm ihr ihren Schirm ab und reichte ihr eine Hand. Sie nahm sie mit einem nicken an und stieg ein. Er gleich hinterher. Ziemlich laut schmiss er die Tür zu. Es ah sehr bequem drinnen aus. Die Wildledersitze waren sehr weich und kuschelig. In der Mitte stand ein kleiner, gläserner Tisch. Mehrere kleine, blaue Neonlampen schmückten das ganze.
„Fái...“ fing sie wieder an. „Ist es immer noch das einzige was du sagen kannst?“ Sie blickte betrübt nach unten und nickte. Er schien wegen irgendetwas ziemlich angespannt zu sein. Besorgt rutschte sie ein Stück näher. „Es ist nichts, geh wieder!“ verlangte er, doch sie hörte nicht. „Weißt du, es ist nur … Mutter ist seit fast zehn Jahren Tod. Warum sprichst du seitdem nicht mehr? Du weißt doch, wie sehr ich deine Stimme geliebt habe.“ regte er sich auf. Aufrichtig lächelte sie ihn an, schon fast erleichtert.
Sie stützte sich mit beiden Händen auf dem Sitz auf und kam ihm mit ihrem Kopf näher. Sie berührte ganz leicht seinen Arm, dabei schloss sie ihre Augen. Er lehnte sich erschöpft zurück und schloss dabei seinen Arm um sie. Er wollte, dass sie sich auf seinen Schoß legte, was sie dann auch tat. „Ich weiß, dass du diesen Auftritt eben dumm fandest aber … was sollte diese dumme Frage? Und diese Blondine ist doch echt zum verrückt werden. Was erwarten die eigentlich?! Ich bin ein Kämpfer der Armeen und du bist Papi's Liebling. Soll ich vielleicht ankommen und meinen 'Jo Schwesterchen, na was geht? Wir haben gerade mal eine Schlacht gewonnen!'“ regte er sich weiterhin auf.
Beruhigend griff sie nach seiner Hand. Er wollte sich eigentlich befreien, doch das ließ sie nicht zu. Also hielt er still. „Du weißt doch, dass ich solche Leute nicht leiden kann …“ erschöpft und verzweifelnd schnaubte er. „... die wollen sich doch eh nur zwischen uns drängen. Das werde ich niemals zulassen, versteh das bitte.“ flehte er. Irgendwie versuchte er sich abzulenken, also kam er nochmal auf den Jungen zu sprechen. „Dieser blonde Kerl kommt heute also zu uns? Wann? Und warum?“ wollte er sofort wissen.
Komisch, Amai atmete nur ein und er wusste alles. „Also gut, wenn es denn sein muss. So lange wie er nicht bei uns schläft. Und vergiss nicht deinen Unterricht.“ willigte er ein. Obwohl sie schon längst vor der Villa standen, so stieg keiner von beiden aus. Bis 15 Uhr, dann ging Amai nach drinnen. Sie musste sich noch umziehen können und wenigstens Duschen. Erst ein paar Minuten später kam ihr großer Bruder nach.
Tja, da stand Nathaniel nun. Vor einer der größten Villen weit und breit. Er wusste nicht mal ob er klingeln sollte. Er befürchtete, dass man es vielleicht durch die ganze Stadt hören könnte. Das weißhaarige Mädchen sah nur rein zufällig durch eine der Scheiben. Sie bereitete noch einiges vor für den 'Unterricht'. Sie stand im dritten Stock in einem der 'wenigen' Zimmer.Viel zu hastig lief sie nach unten. Ihr Bruder hielt sie schon im Flur auf. „Na na, ich werde gehen. Du ruhst dich schön aus. Du hast heute schon genug geschleppt.“ also ging er.
Das weißhaarige Mädchen von edlem Geschlecht trug zu Hause anscheinend immer noch solche Kleider wie in der Schule. Dieses jedoch wurde in ein leichtes rosa getaucht. Durch ein paar Rüschen, die das Kleid zierten, konnte man gut eine Brust kaschieren. Schuhe trug sie keine, was ziemlich ungewöhnlich für Nathaniel sein dürfte, wenn er hinein käme. So sah man noch deutlicher wie abgemagert sie eigentlich ist. Man konnte jeden einzelnen Knochen an ihren freien Körperstellen sehen. Ihre langem Haare band sie zu zwei Zöpfen zusammen.
Ziemlich unfreundlich bat Fái den Jungen nach drinnen, da stand seine Kleine aber auch schon hinter ihm. Sie lächelte nichtssagend, so wie immer. Unauffällig machte sie ein paar Gesten hinter ihrem Bruder.
Der Junge reagierte sofort. „Oh, tut mir leid. Mein Name ist Nathaniel. Ich bin in der selben Klasse wie Ihre Schwester und bin 17 Jahre alt. Oh, ich bin nicht sitzen geblieben, sondern einfach nur spät eingeschult worden.“ hing er lieber mit dran. Fái legte nun ein freundliches Grinsen auf. „Na also geht doch, komm rein.“ bat er ihn und hielt die Tür breit auf. „Liebes, du hast mir ja gar nicht gesagt, dass es auch vernünftige Jungs in deiner Klasse gibt.“ erfreute er sich daran. Jetzt lächelte auch sie mal wieder.
Jedoch verschwand Fái's Lächeln als sie seine Hand nahm und ihn schnell mit nach oben nahm. Da sie die Tür aber nicht abschloss und es überall Kameras gab, hatte er nichts zu befürchten. Trotzdem setzte er sich an den Fernseher und schaute nur auf die Kamera, auf der die Beiden gerade zu sehen waren. Ein Diener kam gerade vorbei. „Junger Herr, was machen Sie denn da? Hat Ihr lieber Herr Vater Ihnen denn nicht verboten Ihrer Schwester hinterher zu spionieren.“ etwas gekränkt stöhnte er. „Ich weiß doch aber ich kann nun mal nicht anders. Sehen Sie sich das doch mal an.“ Eigentlich war es sogar ein Befehl.
Das weißhaarige Mädchen beäugte ihren Schüler streng aber bei Fehlern zeigte sie nochmals deutlich wie es richtig ginge. Natürlich konnte man einem Menschen Kunst nicht beibringen. Aber es gab ein paar kleine Tricks mit denen er besser arbeiten konnte. Zum Beispiel sollte er einfach lockerer arbeiten. Es sollte ein Bild werden. Da darf es auch mal ein paar abweichende Striche geben. Die Natur ist nicht strengstens genau geformt worden.
Der Diener folgte, setzte und beobachtete. „Sie sind unser ältester Diener. Sagen sie mir, was sie davon halten.“ Sein Blick wurde sehr sanft. „Verzeiht, meine Meinung ist vielleicht ein wenig absurd, aber findet Ihr nicht, sie sieht richtig lebendig aus. Sie scheint ihren Spaß daran zu haben. Ihr geht es sehr gut.“ Seine warme, sanfte Stimme drang richtig in den Jungen ein. Auch seine Stimme wurde sanft. „Genau das ist es ja, Sie haben vollkommen recht.“ gab er schweren Herzens zu.
Zusammen saßen sie bis spät am Abend da. Nathaniel war so zielstrebig, er wollte einfach nicht aufhören zu üben. Er wurde mit der Zeit gar nicht mal so schlecht. Amai holte ab und zu mal etwas anderes, was er abzeichnen sollte. Er selbst merkte ja auch, wie er besser wurde. Meist ist es auch so, umso öfter man etwas zeichnet, umso besser wird man darin. Deswegen wollte sie ihn auch in anderen Situationen testen.
Doch Nathaniel gab sich damit nicht zufrieden, er würde wahrscheinlich noch drei Tage da sitzen wollen. Irgendwann legte sie einfach eine Hand ganz sachte auf die seine. Verwundert hielt er inne und drehte sich zu ihr. Sie sahen sich nur in die Augen. „Aber... Okay“ antwortete er lediglich. Dann stand er auf und folgte ihr. Erstmal gingen sie in ihr Zimmer, so wie es aussah. Was wollten sie da wohl? Es standen jedenfalls unzählige Bücher darin herum. Sie lief jedoch weiter, wieder in einen anderen Raum. Trotz ihres eigenem Hauses, ihrer eigenem Umgebung, gab sie ihre streng achtende Haltung nicht auf.
Sie öffnette eine riesige Tür. Dahinter waren nur Kleider, alles für sie. Ein Raum von mehr als 400m² nur für Kleidungsstücke. Er wartete lieber ab, denn seine Befürchtung sollte lieber nicht wahr werden. Er glaubte, dass sie jetzt verlangte, dass er eines davon anziehen würde. Sie kicherte leise, als wenn sie seine Gedanken gelesen hätte. Gleich darauf nahm sie sich einen Zettel und schrieb. „Such dir etwas für deine Schwester raus.“ „Warum?“ „Weil sie dich sicher fragen wird was du so getrieben hast.“ Er erklärte sich einfach dazu bereit.
Es waren wirklich tausende von Kleidungsstücken. Zwei Hausmädchen kamen gemütlich um die Ecke geschlendert. Als sie das junge Fräulein jedoch sahen, nahem auch sie wieder ihre strenge Haltung ein. „Möchten Sie etwas?“ fragten beide höflichst. Wieder schrieb sie. „Helfen sie dem jungen Herrn ein Kleidungsstück für seine Schwester heraus zu suchen.“ In der Zeit verschwand sie im Nebenraum. Da schienen sich noch mehr Kleidungsstücke zu befinden. Mit einem zusammengelegten Haufen kam sie zurück.
„Amai, hilf mir mal. Ich kann mich zwischen den dreien nicht entscheiden.“ wollte er sofort. Sie sah die zwei Damen einfach nur an. Sie nahmen alle drei Outfits und packten diese ein. Inzwischen schrieb sie auf ihrem Zettel schon wieder weiter. „Sieh dich mal um, hier hängen nur solche Teile rum. …Zieh das bitte an!“ Als er das laß hielt sie ihm den Anzug unter die Nase. „Warum brauche ich den?“ „Es ist nur etwas leichtes, keine Sorge. Mein Bruder ist bei soetwas immer streng. Wirst du dich allein umziehen?“ stand als nächstes drauf.
Er blickte sie etwas verwundert an. „Klar doch … warum sollte ich auch nicht?“ ihr grinsen wurde nur breiter. Sie musste sogar wieder kichern. Zum ersten mal fiel ihm dabei auf, dass kein Ton kam. Er versuchte es zu ignorieren und ging einfach weiter. „Wo wollen sie denn hin mein Herr?“ wurde er von den Beiden aufgehalten. „Mich umziehen.“ „Lassen sie uns doch helfen. Der Herr des Hauses hat auch nie etwas dagegen.“ Irgendwie sprachen die beiden immer synchron. Sie wurden ihm langsam unheimlich.
Egal was er versuchte, die Frauen blieben stur. Ob die Weißhaarige wohl deswegen fragte? Jedenfalls musste er das jetzt irgendwie über sich ergehen lassen. Ein einfaches, weißes Hemd und eine lange, schwarze Hose und schon sah er in den Augen ihres Bruders erwachsen aus. Das Jackett musste er zum Glück nicht auch noch tragen und auch die Krawatte ließen die Damen liegen. „Wo ist die junge Dame hin?“ wollte er mehr oder weniger vornehm von den beiden wissen als sie wieder aus dem Raum kamen. Er fühlte sich dabei sichtlich unwohl sie so nennen zu müssen. „Sie müssen vor uns nicht so sprechen. Vor ihr dürfen wir sie meist auch duzen.“ erklärten wieder beide zugleich.
„Na gut, aber das beantwortet nicht gerade meine Frage.“ „Sie wird wieder in ihrem Zimmer sein und beten.“ erklärten sie und verschwanden. Nathaniel folgte einfach dem Weg, so musste er ja wieder bei ihrem Zimmer heraus kommen. Er sah sie schon durch die offene Tür. Sie saß auf dem Boden direkt vor einer Art Schrank. Er kam ihr immer näher und erkannte so auch das Bild, welches darauf stand, ebenso wie die Blumen und noch ein paar Dekorationen. „Amai ist das … ist das deine Mutter?“ wollte er gerührt wissen. Sie nickte nur.
Er setzte sich stillschweigend daneben. Nach ein paar Minuten stand sie einfach wieder auf. „Weißt du, meine Mutter ist auch tot. Ich vermisse sie sehr.“ erzählte er. Sie nahm sich wieder den Zettel und schrieb. „Mutter ist bereits seit 10 Jahren tot. Seitdem spreche ich nicht mehr, dadurch habe ich es auch verlernt, und ich spiele auch keine Instrumente mehr, ist ja auch egal warum! Es gab damals ein riesiges Fest zu ihrer Beerdigung. Sie sollte mit einem gutem Gefühl diese Welt verlassen können. Sie fehlt mir trotzdem sehr.“
Er überlegte nicht gerade lang um zu antworten, er wüsste, wie sie sich fühlte. „Geht mir auch so. ich wette die beiden hätten sich sicher gut verstanden oder was meinst du?“ versuchte er die Stimmung zu heben. „Ich denke schon, immerhin verstehen wir uns auch. Mutter hat es immer gern gesehen, wenn ich Freunde hatte. Das kam leider nicht all zu oft vor, warum auch immer. Lass uns jetzt gehen.“ durfte er wieder lesen.
Mit einem nicken bestätigte er und stand auch auf. Sie liefen gemeinsam nach unten. Da sie wirklich mal sehr sehr schwach und kränklich war, baute man für sie einen Fahrstuhl ein. Seitdem wird sie immer angemeckert, wenn sie nach unten läuft. Nathaniel fuhr einfach mit. Im großen Festsaal gab es viele Angestellte. Sie standen sofort Spalier und begrüßten sie mit einem „Herzlich Willkommen und einen guten Abend junges Fräulein!“ Der blonde Junge wurde geradezu umgeworfen. Bei so einer freudigen Begrüßung würde er sich auch freuen essen zu gehen. Er bekam keinen Ton mehr raus. Vor allem gab es überall hübsche Frauen. Ob es die wohl wegen ihrem Bruder gab?
Jedenfalls hielt er fast drei mit seinem rechten und zwei mit seinem linken Arm. Voller Begeisterung warfen sich auch einige an Nathaniels Seite. Er konnte einfach nicht annehmen. Es war ihm zu wider, genauso wie das verhalten ihres Bruder. Er wäre ja am liebsten gleich über die Frauen hergefallen. Ständig neckte er sie und mit seinen Küssen ging er ziemlich freigiebig um. Soetwas mochte er gar nicht, bis ihm erklärt wurde was Sache war. „Er hat ziemlich viel getrunken, man merkt es ihm bloß nicht an.“ stand mal wieder auf einem zugestecktem Zettel.
Was ihn aber am meisten verwunderte, sie aßen mit ihrem ganzen Hof zusammen. Es ging ziemlich heiter zu. Man ist es aus solchen kitschigen Filmen doch eigentlich gewohnt, dass die Familien einsam, unter sich und wie Trauerklöße an ihrem elend langem Tisch sitzen, wobei sie nicht mal an die Vorspeisen ran kämen, so weit wie die weg stünden. Irgendwie waren hier alle seltsam, selbst die Komiker und anderen Unterhalter, die auftraten, um sie, wie bereits gesagt, zu unterhalten. Sie machten sich vollkommen zum Deppen.
Trotzdem musste auch er irgendwann darüber lachen. Amai blieb fast die ganze Zeit ruhig. Wenn sie mal lachte, dann wieder tonlos. Etwa zwei Stunden nach dem Essen stand sie auf. Alle sahen sie etwas irritiert an, vor allem aber Nathaniel. „Fái“ sagte sie wieder nur. „Geh ruhig, Nyu wartet sicher schon. Bring dabei aber gleich deinen Freund Heim und dann gehen wir ins Bett, verstanden!“ gab er gleich seinen Plan für den restlichen Abend preis. Die Mädchen um ihn herum fingen an ihn anzubetteln, dass er doch lieber mit ihnen ins Bett gehen sollten. Dabei war das gar nicht so gemeint.
Kapitel 14: Auf dem Heimweg
Sie stand einfach auf und ging nach draußen, gefolgt von Nathaniel. Er musste erstmal realisieren, was eben passierte. War seine Anspielung wirklich so harmlos wie sie glaubte. Nun ja, die Beiden kannten sich, also fragte er gar nicht erst nach.
Castiel lief ebenfalls gerade am halben Palast vorbei. „Das gibt es doch nicht, was macht denn Nathaniel da!“ Huschte ihm da eine leichte Spur von Eifersucht über seine Grimasse? Es war zu kurz, um es erkennen zu können. Er ging einfach weiter. Auch sie gingen schon bald nach draußen. Amai musste sich eine dicke Pelzjacke anziehen. Darin sah sie fast aus wie ein Schneemann, ups eine Schneefrau, denn Oberweite besaß sie ja, auch wenn nur sehr gering. „Wohin gehen wir jetzt? Und wer ist Nyu?“ Doch diesmal ging das weißhaarige Mädchen einfach weiter. Irgendwo im Hof stand ein großer Zwinger. Jetzt begriff er, Nyu musste ein Hund sein. Bloß das nicht! Katzen sind doch viel lieber und süßer. Leider mochte er Hunde nicht so sehr und erst recht keine großen. Wie es sein Pech so wollte, besaßen sie einen riesigen Hund, einen Beauceron. Genau so einen besaß auch Castiel, wenn er sich recht erinnerte.
Sie kam nur sehr langsam mit ihr heran. Dann bekam auch Nath wieder einen Zettel. „Keine Angst, sie beißt nicht.“ das konnte er sich irgendwie schon denken, wenn ihr Bruder sie so einfach gehen ließ. Doch das leicht mulmige Gefühl verschwand nicht. Sie war ebenfalls noch sehr verspielt, aber durch Amai's Blick wusste sie wie sie vorzugehen hatte. Nur langsam trat sie an den leicht in Angst geratenen Jungen heran. Sie leckte ihm lediglich die Hand ab. Sogleich verschwand seine Angst ein wenig. Er fand sogar, dass Nyu ein bisschen süß aussah und weiches, gepflegtes Fell besaß sie auch.
Das weißhaarige, junge Fräulein stand bereits am alten, rostigen Gittertor. Es wurde mit einem lauten quietschen geöffnet. „Nyu!“ flüsterte sie herüber. Sie hörte gut und folgte. „Hast du sie so erzogen oder war das einer eurer Angestellten?“ Sie deutete mit einer leichten Handbewegung auf sich. „Das hast du wirklich gut gemacht.“ Man sah ihm an, dass er glaubte, Demon würde nicht so gut hören. Er zeigte ihr den kürzesten Weg zu ihm. Es dauerte nicht gerade lange. Die Waldstraße war nur drei Straßen weiter. In dieser wohnt er mit seinem Vater und seiner neuen Frau.
Das erfuhr sie in der Zeit alles. Mit einer sanften, zaghaften, freundschaftlichen ja schon fast schüchternen Umarmung verabschiedete er sich. „Wir sehen uns dann in der Schule?!“ etwas rätselnd darüber ob es eine Frage oder eine Aussage sei, nickte sie erfreut. Auf dem Rückweg liefen sie durch einen Park.
Wer hätte das Gedacht, ganz in der Nähe lief auch noch Castiel herum. Sein Hund nahm mal wieder eine Witterung auf. Er schnüffelte mal rechts, mal links, mal an einer Mauer und verlor dabei sein Herrchen ganz aus den Augen. Wieder tauchte eine Straße auf. Diesmal sah er sogar vorher nach links und nach rechts. Es kam nichts, dachte er. Es konnte ja keiner wissen, dass ein Porsche mit über 200 km/h durch die Stadt düst. Die Frau konnte so schnell gar nicht auf die Bremse steigen, da schloss sie auch schon vor Schreck ihre Augen.
Castiel jedoch nicht. Er lief den gegangenen Weg einfach zurück und schaute in allen Richtungen nach seinem Hund. Bei einer der vielen Hauptstraßen sah er ihn dann doch noch. Er wäre so oder so zu spät gekommen, trotzdem rannte er hin. Noch eh er sich versah, wurde das Auto von der Straße abgedrängt und der Hund rannte weiter „Wieder dieser blaue Blitz … was ist das nur immer und warum beschützt es meinen Hund?!“ wunderte er sich nur kurz, dann rannte er weiter. Auch er lief unachtsam über die Straße und wäre eigentlich auch von einem Auto erwischt worden. Wieder ein eisblauer Streifen und die Straße war frei.
Vom Park aus bekam man die lauten Hupen gut mit. Amai lief sofort hin, um nachzusehen, was da los sei. Aus irgendeinem Grund verlegte sie ihre Jacke, nur wo? Und wann? Die Fahrer wussten selbst nicht so ganz was eben passierte, doch keiner wurde verletzt und ihre Autos hatten diesmal nur einen geringen Schaden. Ihrer Hündin gab sie das Kommando zu warten, was sie gleich darauf auch tat. Als sie nichts 'großartiges' erkannte, lief sie einfach zurück. Doch ihre Hündin saß nicht mehr am gleichen Fleck. Was sie nicht sah, sie saß keine 5m von ihrem ersten Punkt entfernt und das nicht mehr allein.
„Demon, komm sofort zurück. Wenn das so weiter geht, kann ich dich nie mehr wieder von der Leine lassen!“ meckerte Castiel rum. Er machte sich eigentlich nur tierische Sorgen um ihn. „Demon, komm schon!“ rief er nochmals. Da wurde er auch schon von einem Fellknäuel angesprungen. „Demon, geh runter!“ wurde er wütend. „Warum zum Teufel läufst du ständig weg?!“ wollte er sauer wissen. Erst dann bemerkte er, dass es nicht sein Hund sein konnte, denn der stand ja inzwischen neben ihm.
Sofort stieß er den Köter von sich weg, bis sie anfing zu jaulen. Demon verteidigte sie dann störrisch. „Hast du dich etwa verknallt oder was ist los?!“ brüllte er nun ihn an. Da sprang die andere auch schon ein weiteres mal auf ihn. Er merkte sofort, dass ihr Fell gut gepflegt wurde und sie genau die richtige Menge an Futter bekam. Was man von Demon nicht gerade behaupten könnte, beim besten Willen nicht.
„Nyu!“ ertönte eine helle Stimme. Amai sah nur wie sie sich auf jemanden stürzte, da musste sie einfach reagieren. Zum Glück hörte sie wieder. Sie rannte mit gesenkten Ohren zu ihrer Herrin. Doch Demon folgte ihr. Er tat es nun Nyu gleich. Zum Glück wusste sie in etwas, was auf sie zukam. Sie hielt seinem Schwergewicht gerade so stand. „Demon, nicht du auch noch. Es reicht doch, wenn die da ihren Hund nicht im Griff hat!“ regte er sich wieder auf. Irritiert blickte sie auf. Verlegen kratzte sie sich am Hinterkopf. „Nyu!“ sagte sie nochmals.
Noch immer mit gesenkten Ohren, nahm das Fräulein ihre Hündin mit einer Streicheleinheit in Empfang. Schließlich hörte Nyu ja, als sie zurück kam.
Als wohlerzogene Hündin nahm sie eine Vorderpfote nach hinten und neigte ihren Kopf nach unten. „Du?! Das ist dein Köter?“ wollte er noch immer genervt wissen. „Du solltest sie mal besser erziehen, sie springt ja gleich jeden an!“ da reichte sie ihm auch schon einen Zettel. „Sie ist noch sehr verspielt, mehr nicht.“ Gefolgt von einem etwas arroganten aber auch beleidigten Blick. Naja, das alles konnte er irgendwie gut nachvollziehen. „Hast du ihr das denn alles beigebracht?“ wollte er nun wissen. „Geht es Demon gut? Eben war ein ziemlicher Aufruhr auf der Straße.“ sorgte sie sich. „Ja, es geht ihm sicherlich gut. Sonst wäre er ja nicht zu … ähm...“ „Nyu.“ „Richtig, zu Nyu gerannt.“ erklärte er.
Sie liefen beide ein wenig durch den Park. „Weißt du, ich hätte dir jeden Köter zugetraut aber keinen Beauceron.“ „Das unterschätzen die meisten.“ für eine ganze Weile sagte keiner mehr etwas, bis Castiel rötliche Wangen bekam. Er zögerte wirklich sehr lange, sie sagte aber zum Glück, wie immer, nichts dazu. „Kann ich … kann ich dich nach Hause bringen.“ Diese Frage warf sie dann aber doch ganz schön aus der Bahn. Sie sah etwas bestürzt zu ihm. Der Rothaarige versuchte irgendeinen annehmbaren Grund zu finden. „Naja, weil sich dein Bruder sicher ziemliche Sorgen machen wird.“ Endlich blickte sie wieder erleichtert drein und stimmte zu. Er wusste eigentlich nicht mal, warum er das tun wollte.
Ihre Hunde tobten bis zum umfallen. An der Hauptstraße bekam Cas, woher auch immer, ein ziemlich mulmiges Gefühl. „Demon!“ versuchte er ihn wieder ran zurufen. Er war wieder zu abgelenkt. „Nyu! Demon!“ versuchte es nun sie. Beide hörten sofort. „Wie machst du das nur? In letzter Zeit hört er nicht mehr auf mich. Und dann wäre er fast zweimal umgefahren worden.“ schüttete nun auch er sein Leid aus. Wie einem Hund tätschelte sie ihm, auf Zehenspitzen stehend, den Kopf. „Zum Hund bin ich noch nicht mutiert!“ wurde er wieder bissig. Sie musste nur lachen. Endlich war der alte Castiel wieder da und diesmal blieb er auch.
An der nächsten Kreuzung versuchte er es wieder. Aus irgendeinem Grund funktionierte es diesmal. Wenigstens einen Erfolg heut erzielt. Wobei, als sie ihr beim Violine spielen zuhörten, fühlte er sich auch ziemlich gut. „Sag mal, warum spielst du nicht im Unterricht mit der Violine. Du würdest sicher gute Noten bekommen.“ Wieder ein neuer Zettel. Zufällig war es der mit dem sie Nathaniel einiges 'erzählte'. „Weil ich es nicht mehr machen möchte! Ich habe mich dagegen entschieden.“ mehr stand nicht drauf.
Er behielt den Zettel gleich, da sie eh vor ihrem 'Haus' standen. Fái sah bereits aus einem der 'wenigen' Fenster. „Komm sofort hoch oder ich nehme mir diese Nacht wirklich eine andere Frau ins Zimmer.“ „Was hat er mit dir vor?!“ wurde Castiel ungewöhnlich aggressiv. Sie schüttelte nur ihren Kopf und ging. „Hoffentlich hat sie nicht gelogen.“ flehte er schon fast. Dann ging auch er mit seinem Hund. Er wollte den Zettel ja eigentlich schon wegschmeißen, aber dann entdeckte er die zweite Seite. Er laß und verstand, denn es war das Blatt als sie vorm Gedenktisch ihrer Mutter saßen.
Mehr oder weniger erleichtert ging er nach Hause, ohne weitere Probleme!
Kapitel 15: Band auf Suche
'Endlich' wieder Montag, dachte sich Castiel sarkastisch nach einem langweiligem Wochenende. Was ist am Wochenende eigentlich groß passiert? Nun ja, da war er ab und zu mit Amai draußen, natürlich nur wegen den Hunden. Und er hatte eine Probe mit seiner Band. Also wie bereits gesagt, langweilig. Heute musste er wahrscheinlich wieder im Unterricht mitmachen, also wollte er lieber Heim bleiben.
Er konnte jedoch nicht, denn Lysander entschied über kurz oder lang ein neues Bandmitglied zu suchen. Es gab bereits eine menge Bewerber. Sie hingen dafür extra einen Zettel in der Gegend aus. Viele waren auch aus der Musik-AG der umgebenden Schulen. Doch erstmal musste er den Schultag überstehen. Inzwischen sah er sich auch schon fast als soetwas wie einen Roboter an, der alles machte was man ihm sagte. Aber zur Zeit hatte er irgendwie nicht viel dagegen, solange er weiterhin rauchen dürfte.
Viel zu entnervt ging er mal wieder zu Fuß in die Schule. Aus 'irgendeinem' Grund brauchte er fast zwei Stunden, als hätte er das so geplant! Es war gerade Pause als er endlich ankam. In seiner Klasse sahen ihn alle nur missmutig an. „Was habt ihr denn schon wieder?!“ wollte er mal wieder bissig wissen. Dann fiel ihm auf, dass Amai fehlte und auch Nathaniel. „Amai ist wider umgekippt. Irgendein Idiot hat ihr den Stuhl weggezogen, als sie sich setzen wollte. Da fiel sie mit ihrem Kopf gegen die Tischkante, es floss eine Menge Blut und schon war die ganze Klasse besorgt.“ erklärte Lysander eher genervt. Aber so reagierte er meist, wenn er sich auch Sorgen machte.
Castiel schaute als erstes mal nach, ob man wirklich so einfach einen Stuhl weg ziehen konnte, ohne dass es jemand bemerkte. Nun ja, ganz so einfach war die Sache am Ende dann auch nicht. Beim genauerem Hinsehen blitzte im Licht eine Angelschnur oder etwas ähnliches auf. Diese führte dann unauffällig bis in die dritte Reihe hinter. Wenn die Schnur flach auf dem Boden lag, wäre keiner drüber gestolpert. Und wer genau saß in der dritten Reihe, natürlich Amber, Scharlotte und Li. Hätte man sich auch gleich denken können.
Wieder eine Stunde zum schwänzen, das erfreute sein Herz. Eher weniger, dass er wegen Amai schwänzte. Obwohl man schon einiges an Blut weggewischt hatte, so sah man doch deutlich wo es überall verteilt wurde. Er machte sich wie Nathaniel auf den Weg ins Krankenhaus. Sie lag noch immer im OP. Ihr Bruder war auch da. Er musste erstmal eine halbe Packung Beruhigungstabletten futtern, damit er keinem etwas antun würde. Trotzdem half es nur gering. „Fái, gibt es hier einen Fái Kage?“ fragte eine Frau. Sie kam gerade aus einem Nachbarzimmer.
Ihr Bruder war wirklich abgelenkt genug, um zu übersehen, wie sie in ein anderes Zimmer transportiert wurde. Noch immer perplex antwortete er, „J … J-ja!“ nicht nur er ging hinein, sondern auch Nathaniel und Castiel. Ihr Bruder sagte nichts dazu. Der Junge stürzte förmlich ins Zimmer. „Geht es dir gut?“ wollte er sofort wissen. Wahrscheinlich las er soetwas wie, 'den Umständen entsprechend' oder 'seh ich so aus!' aus ihren Augen, denn er meinte nur „Stimmt, tut mir leid.“ ziemlich bedrückt setzte er sich auf einen Stuhl.
Zum ersten mal erschien er nicht arrogant, deswegen schwiegen auch die beiden Begleitpersonen. Ihr großer Bruder strich ihr ständig ein paar Strähnen aus dem Gesicht, behutsam und beruhigend. Castiel zog sofort seinen Erzfeind aus dem Raum. „Das ist deine Schuld!“ wurde der blonde Junge sofort zugetextet. „Was? Sag mal spinnst du?!“ „Du hast als Schülersprecher versagt, aber nicht nur das, sondern auch als guter Freund.“ „Wovon sprichst du eigentlich?!“ wurde Nathaniel nun auch mal lauter.
Wütend drückte er den Blonden bedrohlich gegen die Wand. „Von deiner Schwester du Idiot!“ „Was? Sie hat doch wohl nicht …“ „Doch, also bring das wieder in Ordnung!“ warnte er ihn bösartig, dann ging er auch schon wieder. Was keiner von beiden wusste, ihr Bruder hörte mit.
„So so, deine Schwester also. Warne sie, dass sie nachts lieber nicht mehr auf die Straßen gehen sollte!“ drohte nun er. Nathaniel wusste gar nicht mehr was er tun sollte. Die Aktion seiner Schwester war schwerwiegend, aber sie ist immerhin seine Schwester. Was Castiel jetzt machte? Er ging wieder zur Schule!
Ich weiß, es hört sich doof an, aber er hatte ja noch etwas vor. Außerdem ertrug er diesen Anblick nicht. Inzwischen war es so spät, dass er vielleicht noch gerade rechtzeitig zum Casting kommen würde. Da war gerade ein Mädchen namens Chimi dran. Er öffnete die Tür und hielt sich gleich darauf verkrampft die Ohren zu. Ziemlich geschockt unterbrach Lysander sie. „Ch … Chimi, bitte … hör auf. Es … es ist zum schreien schön aber … ich … ich glaube wir suchen etwas anderes.“ versuchte er ihr zu sagen. Sie lief heulend raus und er ließ sich genervt nach hinten fallen. „Wir sollten uns ein anderes Gebäude suchen.“ schlug Castiel vor. „Warum?“ wollten alle verwundert wissen. „Weil ich mir nicht sicher bin, ob die Decke noch lange hält.“ Erst schmunzelten sie nur, doch dann mussten sie laut lachen.
Es kamen alle Jungs und Mädchen dran, doch keiner von ihnen war wirklich gut. Sie konnten vielleicht noch gerade so mit einer Gitarre umgehen aber mehr auch nicht. Sie musste drei Tage dafür in Anspruch nehmen. Japsend hingen die drei auf ihren Stühlen fest. „Bitte Lys, wir brauchen eine Pause.“ „Schon verstanden aber ich will jemand neues in der Band haben. Allein wird es langsam langweilig.“ schmollte er erschöpft. Alle überlegten etwas, um schnell nach Hause gehen zu können. „Wie wäre es ...“ er sprach lieber nicht weiter. Doch jetzt sah jeder zu Castiel. „Oh man Castiel … bekomme das endlich aus deinem Kopf! Sie spielt Violine! Was soll das denn ergeben?!“ regte sich der Drummer auf.
„Ja aber vielleicht kann sie das genauso schnell lernen.“ „Die kleine Prinzessin hat dich ja voll im Griff. Stehst wohl auf soetwas abgemagertes und leises.“ vermutete Lysander etwas grummelnd. „Wovon sprichst du eigentlich?! Das will ich doch gar nicht, als ob ich mit ihr ins Bett gehen wollen würde! Danke, soetwas überlege ich mir lieber zweimal, nach der Fehlaktion mit Amber vor drei Jahren!!!“ Da erfuhren sie jedoch nichts neues. Sie hat es natürlich in der ganzen Klasse herum erzählt und gehofft, dass er sie dann als feste Freundin akzeptieren würde. Tja Amber, das war mal wieder nichts, da zeigt sich das blond!
„Oh man Cas es ist echt viel zu offensichtlich. Du tust alles was sie dir sagt … andeutet, ach was weiß ich, was sie tut.“ regte sich nun auch der Bassist auf. „Man, ihr seit doch echt verrückt geworden. Sie sagt doch gar nichts. Ich mache das freiwillig. Ich will einfach mal erleben, dass sie nicht nur lernt und studiert und das tut was man ihr sagt. Sie lacht ja nicht mal ehrlich, außer … außer wenn wir mit Demon und Nyu raus gehen!“ schwelgte er etwas in seinen Erinnerungen. Dabei erzählte er leider etwas zu viel.
Eigentlich wollte er sich noch seinen Mund zuhalten, jetzt hätte er ihn am liebsten gestopft. „Was hast du da gesagt? Wer ist Nyu?“ wurden sie doch neugierig. „Ach … niemand... okay, sie hat es schon geschafft mich zu beeindrucken. Wer zur Hölle würde auch vermuten, dass SIE einen Beauceron erziehen könnte?! Okay, wenn nicht sie, dann …“ er hielt inne. „Hast du noch so eine brillante Idee?“ wollte Lysander genervt wissen. „JA! Diese Idee ist viel besser glaube ich. Ich kenne sie zwar nicht aber wer weiß, vielleicht sucht sie ja trotzdem eine Band.“ sprach er mehr mit sich selbst.
(na was meint ihr, wen wird er jetzt fragen wollen)