Das Bad der zwei dauerte eine ganze Weile länger als sonst. Sally vergaß sonst nie die Zeit und macht sich normalerweise schnell Sorgen. Das gab Vater noch etwas mehr Zeit mir weh zu tun. Gerade liege ich in meinem Bett. Der Mond scheint durch mein offenes Fenster. Ich kugele mich immer mehr zusammen und umklammere meine Beine. Ich will, dass diese Schmerzen aufhören. Es reicht für heute, nicht noch mehr!
Ich habe keine Ahnung mehr wie spät es ist, es ist einfach dunkel. Ich muss nach einer Weile eingeschlafen sein. Ich spüre, wie mir jemand über meine Wange streicht, kann aber noch nicht erkennen wer. Erschrocken setze ich mich auf und versuche die Person mir gegenüber zu erkennen. Ein Glück, es ist nicht Vater. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und schaue dann nochmal richtig hin, doch bevor ich jemanden erkenne, liege ich auch schon in dessen Armen. Ich fühle mich wohl darin. Die Haarfarbe verrät mir dann endlich, dass es nur Sally sein kann. Sie umarmt mich zärtlich und bringt mich dazu, mich auf ihren Schoß zu legen. Da fällt mir ein, dass ich immer noch nicht mehr als das inzwischen trockene Handtuch trage und werde knallrot. Ich setze mich wieder auf und suche mir ein paar Sachen zum schlafen raus. Als ich zurück ans Bett komme, liegt sie bereits drinnen. Verträumt starre ich sie an. „Was ist?“ will sie verwundert von mir wissen. Ich komme näher zu ihr und antworte knapp: „Nichts.“ Daraufhin lege mich vorsichtig zu ihr. Ich kann spüren wie sie mit ihrem Beinen zittert und frage mich wieder, was die Ärzte meinten. Was sie da überhaupt wollte! Ich mache mir sorgen um sie aber kann es ihr nicht sagen. Am liebsten würde ich ihr jetzt meine Hände zur Beruhigung auf ihre Oberschenkel legen. Ich merke, wie sie mit ihrem Kopf schüttelt und sich zu mir dreht. Ein Bein legt sie über meinen Oberkörper. Sie versucht ihre Gedanken los zu werden, das erkenne ich sofort. Jetzt getrau' ich mich natürlich noch weniger, danach zu fragen, was mit ihr ist. Auch ich erwische mich dabei, wie ich zaghaft meinen Kopf schüttle. Ich merke, wie sie ansetzt etwas sagen zu wollen. „Wie lange wirst du bleiben?“ werfe ich die Frage zuvor ein, aus Angst, ich bekäme sonst keine Chance mehr dazu. „Ich weiß nicht.“ Jetzt klingt sie noch schwächer als vorher schon. Ich kann nicht anders als sie anzubetteln, „Bitte Sally, bitte! Bleib für eine Weile.“ Ich umfasse sie immer fester und presse meine Augen zusammen. Jetzt fürchte ich, mich selbst verraten zu haben. Sie schaut mich auch verwundert an. Ich muss mir schnell etwas überlegen. „I-ich meine, d-du willst uns doch nicht schon wieder allein lassen mit ihm, oder!“ Zwar klingt das jetzt wie eine Beschwerde aber besser so, als wenn sie weiß, was ich weiß. Meine große Schwester schweigt. Sie kuschelt sich noch dichter an mich und vergräbt ihr Gesicht auf meinem Brustkorb. Im Halbschaf wagt sie es zu sprechen. „Du weißt doch, es geht nicht. Vater … du …“, sie gibt verzweifelt einen Atemstoß von sich, „Kümmere dich bitte um alles, während ich weg bin.“ beendet sie so das Gespräch. Sie schläft gleich darauf ein. Ich mache mir dadurch nur noch mehr Gedanken. Die ganze Nacht hindurch kann ich einfach nicht schlafen. „Sally, was tust du dir nur an, um uns zu ernähren? Warum gerade du und nicht Vater?“ Ich lege mir einen meiner kalten Arme über die Stirn und Augen, sodass ich endlich zur Ruhe kommen kann. Dabei fällt mir wieder mein blaues Auge ein. Es schmerzt wieder, wird aber gleichzeitig mit gekühlt. Die Sonne geht bereits auf, als ich dann endlich einschlafen kann. Ich öffne träge meine Augen, habe nicht wirklich Lust, muss mich aber zusammen reißen und versuche, das grelle Licht zu ertragen. Über mir tut sich mit einem mal ein dunkler Schatten auf. Daraufhin spürte ich nur, wie sich etwas in meinen Brustkorb rammt. Ich quietsche erschrocken und setze mich auf. Was da auch immer auf mir hockte, es ist jetzt auf meinen Beinen. Hastig wische ich mir den Schlaf aus den Augen, blinzle ein paar mal und erkenne, dass es sich um eine Katze handelte, um eine ziemlich dicke. Außer mir vor Wut und durch den Schock, schreie ich nach meiner Schwester: „Isebell!“ Kaum später taucht sie auch in der Tür auf. Sie sieht mich an und sorgt schnell dafür, dass dieses Vieh von mir verschwindet. Sie weiß genau, wie wütend ich bei so etwas werden kann. „Isebell, sag mal geht’s noch? Erzieh' endlich mal dein Haustier!“, werde ich nun doch noch Laut. Meine Nackenhaare stellen sich auf und ich balle meine Hände zu Fäusten. Ich hasse es so geweckt zu werden, noch dazu von einer übergewichtigen Katze. Das Tier macht sich natürlich nichts daraus und läuft einfach davon. Meine Schwester bekommt Angst und folgt dem Tier. Ich schließe meine Augen und atme tief ein und aus. Ich lausche mir selbst beim Atmen, um ruhig zu werden. Noch immer sitze ich aufrecht im Bett. Ich wende meine Blicke stumm dem Fenster zu. Als ich hinaus schaue, geht die Sonne auch schon wieder unter. Ich wunder mich, so lange geschlafen zu haben. Das kann doch nicht wahr sein oder? Erschrocken stehe ich endlich auf und ziehe mir erneut etwas anderes an. Ein rot, schwarz, kariertes Top, eine rote Hotpants und drüber eine schwarze Lederjacke. Alltagskleidung. Hastig nehme ich mir meine Bürste zur Hand, bücke mich zum Spiegel herunter und kämme fast schwebend über mein rückenlanges Haar. Die Bürste schmeiße ich einfach auf den Tisch, dann verlasse ich auch mein Zimmer. Obwohl ich jetzt eine Runde laufen könnte, muss ich schon beim verlassen meines Zimmers wieder still halten. Ich bekomme mit, wie sich Vater mit Sally unterhält. Besser gesagt, weist er sie an arbeiten zu gehen. Seine widerlich raue Stimme hallt durch die ganze Wohnung. „Verdammte Göre, beweg deinen Arsch und mache was!“ Schon bei diesem Ausdruck hätte ich platzen können, halte aber still und höre weiter. „Vater, mir geht es nicht gut, ich weiß nicht ob …“ Er lässt sie ja nicht mal aussprechen: „Ob was? Hör auf so einen Unsinn von dir zu geben! Du kannst mit deinen Geschwistern baden und dich ganz normal bewegen. Also verschwinde endlich aus der Wohnung und mache was!“ Von hier aus, kann ich einen guten Blick auf sie werfen. Sie wirkt verzweifelt. „Ja aber… Vater, bitte! Höre mir doch…“ „Nichts da, verschwinde endlich!“ befiehlt er noch strenger, holt aus und versetzt ihr einen Hieb, der lange nachhallt. Ich sehe in dem Moment einfach nur weg, kann einfach nicht hinsehen. Es ist zu furchtbar, was er sich immer und immer wieder erlaubt aber er ist nun mal unser Vater. Ich nehme schon wieder die Arme an mich heran und balle meine Hände zu verkrampften Fäusten. Mein Kopf läuft wohl rot an, so wütend werde ich. Kaum hörbar renne ich aus der Wohnung. Nur als die Tür zu knallt, muss Vater etwas bemerkt haben. Er kommt immerhin bis zur Tür und brüllt mir hinterher, doch ich verstehe ihn schon nicht mehr, so weit weg bin ich inzwischen. Meinen Blick wende ich wieder nach vorn. Ich will über nichts mehr groß nachdenken müssen, über rein gar nichts. Nicht mal darüber, dass Sally nichts mitbekommen hat. Da fängt es auch schon wieder an! Ich hole tief Luft, beuge meinen Oberkörper nach vorn und verkrampfe meine Fäuste nun schon so sehr, dass meine Nägel sich in meine Haut pressen. Wutentbrannt brülle ich in die aufkommende Dunkelheit, „Verdammt! Verdammt! VERDAMMT!“ Der Hass meinem Vater gegenüber wächst, er wächst jede Sekunde mehr und so langsam weiß ich nicht mehr wohin damit. Ich will nicht mehr länger zögern und lasse meiner Wut freiem lauf. Nein, nicht an ihm. Ich laufe einfach los. So schnell ich kann renne ich die Wege durch die Stadt, bis ich vor Erschöpfung stark keuche und fast zusammen breche. All meine Wut konnte dadurch entrinnen. Ich konnte in der Zeit eben einfach alles abschalten und vergessen. Alles, wirklich alles und das liebe ich so sehr daran. Immer wenn mir alles zu viel wird, ist das meine Lösung. Hinterher kommt meistens alles wieder hoch aber für diese Zeit nicht und allein dafür lohnt es sich, sich so sehr anzustrengen, denke ich mir immer. Einfach laufen, laufen und den eiskalten Wind an den Wangen, Ohren und im Haar spüren. Ich bekam so eine Vorahnung, dass heute Nacht irgendetwas anders sei. Ich kann nicht sagen woher aber als ich mich aufrichte und mich umsehe, glaube ich einfach, heute Nacht wird alles anders. Ich atme noch immer schwer aber langsam beruhigt sich mein aufgedrehtes Herz. Keuchend laufe ich ein Stück. Mir fällt auf, dass ich diese Ecke der Stadt noch gar nicht kenne. Das war so weit draußen, das konnte ich nicht kennen. Die Gegend fing an mir zu gefallen. Ich irre durch den schier unendlichen Wald und genieße die Stille. Hier draußen hört man sogar noch ein paar Vögel. Das ist so ungewohnt und vor allem so ungewohnt schön. Unsere Stadt ist so zugebaut, dass fast kein Grün mehr zu sehen wäre, wenn man nicht die Dächer und Fensterbretter zustellen würde. Mein Atem ist inzwischen auch endlich ruhig. Mir Fällt auf, dass der Mond heute noch heller ist. Macht es wirklich so einen Unterschied ob man im Zentrum oder außerhalb ist? Das habe ich nie für möglich gehalten. Ich spaziere noch eine weile so weiter, bis ich bemerke das alle diese kleinen, herrlichen Geräusche verstummen. Ich frage mich langsam, was los ist aber finde keine Antwort. So ganz still erscheint einem so ein Wald doch ziemlich gruselig. Vorsichtig taste ich mich weiter voran, wobei voran relativ ist, wenn man weder weiß wo man ist, noch in welche Richtung man gehen sollte. Ich berühre jeden Baum an den ich vorbei komme und schaue vorsichtig herum, ob da wer oder viel schlimmer, was ist. Ich bekomme immer mehr Angst, dass etwas nicht stimmt. Vorsichtig fange ich an ein wenig zu pfeifen. Die Melodie kommt mir sehr bekannt vor und ich fange leise an mit zu summen, bis ich mich dabei ertappe, wie ich leise den Text mit murmle. So langsam entsteht daraus eine richtige Melodie. Ob ich gut singe oder nicht, sei jetzt mal dahin gestellt. Das wichtigste ist, es beruhigt mich ein wenig. Ich laufe immer abwechselnd, mal links, mal rechts, an einem Baum vorbei und folge dem Pfad. Ich versuche immer alles zu überblicken, doch das gelingt mir absolut nicht. Immer wenn ich mal nicht hinsehe, kommen eigenartige Geräusche auf. Ich fühle mich unwohl dabei, kann nicht mal beschreiben, wie es sich anhört. So ein Geräusch war mir zuvor noch nie unter gekommen. Wenn ich mich diesem unbestimmtem Laut zuwende, erkenne ich nach wie vor nichts, was es nicht gerade angenehmer gestaltet durch diesen Wald zu irren. Das bereitet mir noch mehr Angst und ich singe etwas lauter als vorher. Als ich einen Blick auf den Boden werfe und ich mir meine Strecke so anschaue, muss ich feststellen, dass das ein festgelegter Pfad ist. Was hat das denn zu bedeuten? Dadurch, dass ich das jetzt weiß, verfliegt ein Teil meiner Furcht. Dieser Pfad bedeutete, dass hier mehr Leute hin wollten und diese wohl keine Angst davor haben. Ich nehme einen Geruch wahr, der mir mein Blut in den Adern wieder gefrieren lässt. Meine Stimme verstummt und ich sehe genauso stumm geradeaus. Ich sehe den Leuten zu, wie sie freudestrahlend auf den Eingang zu laufen. Sie strömen von allen Seiten da hin. Vor mir steht ein riesiges Gebäude, gleich eines Stadions. „Wieso weiß niemand von solchen Dingen?“, flüstere ich mir selbst zu. Ich meine, ja, anscheinend wollen hier wirklich sehr viele Besucher hin aber … es gibt weder Gespräche in der Schule noch an normalen alltäglichen Orten darüber. Ich meine, ein riesiges Stadion, weit abgelegen der Stadt, vor dem 2 riesige Statuen aus Eisen, Metall oder sonst was für schwerem Zeug postiert sind, sollte schonmal irgendwo aufgetaucht sein in Gesprächen. „Also warum nicht?!“, kann ich es nicht begreifen. Die beiden Statuen stehen direkt neben dem Eingang, doch drum herum wurde ein Zaun, ein einfacher Bauzaun herum gestellt. Sie führen zu einem festen, eisernen Tor. Es sieht komisch aus, unecht. An diesem Tor stehen jeweils 2 Securityleute, zu beiden Seiten. Es ist schwer das kleine Eingangstor hinter dem äußeren Zaun und durch die Statuen hindurch zu erblicken. Man sieht nur den Strom aus Menschen, der dem Pfad bis dahin folgt. Der starke Rauch und Qualm, der mutwillig, riesigen Feuerstellen rings herum, macht es nicht gerade einfacher. Ich weiß auch nicht, ob es wirklich beruhigend ist, dass sich die beiden größten Stellen direkt auf dem Dach des Stadions befinden. Auch aus dem Inneren strömt Rauch, mehr Rauch als sonst wo. Von meiner Position aus, schützend hinter den letzten Bäumen des Waldes, kann man ab und zu die freudigen Aufschreie der feierwütigen Besucher hören. Sie betrinken sich großmütig. Ein paar werden nicht mal mehr hinein gelassen, so wie das meine kaputten Augen erspähen können. Der Geruch des Feuers sticht in meiner Nase und brennt in meinen eh schon angeschlagenen Augen. Ich nehme hastig meinen Arm vor mich und vergrabe meine Nase in der Beuge meines Ellenbogen. Ich stehe zwar weit genug weg, doch die Funken erreichen selbst mich noch. Ich verenge meine Augen, damit auch ja kein Funke hinein fallen kann, jedoch immer noch hinsehen kann. Es sind wirklich reichlich viele Leute, die hinein gehen. Warum habe ich noch nie von so etwas wie diesem hier gehört? Ich überlege mir näher zu gehen und mal nachzuschauen, was da vor sich geht. Es fängt an mich zu interessieren. Meine Neugierde ist geweckt. Ich schleiche mich hinter den Bäumen entlang, so dass mich keiner sehen kann. Umso näher ich komme, umso mehr versuche ich hinzuhören. Langsam entstehen Gespräche, denen ich lauschen kann. Es sind Pärchen und sogar Familien, die zu solchen Veranstaltungen gehen. Am meisten sehe ich aber Jugendliche, die sich riesig auf etwas freuen und wetten abschließen, was passieren wird. Ich verstehe kaum ein Wort, denn sie nennen nicht mal richtige Namen. Wenn ich wenigstens wüsste, um was es sich handeln würde. Eins steht jetzt jedenfalls fest, ich muss da rein, wenn ich mehr wissen möchte. Ich halte mich an einem großen Baum fest und linse vorsichtig hervor. Ich glaube, niemand sieht mich. Ich fühle mich sicher. Ich meine, warum auch nicht. Ich bin weit genug weg und keiner weiß, dass ich da bin. Doch ich muss feststellen, dass dieser Gedanke vollkommen falsch ist. Ich konnte hinter mir fühlen, dass sich etwas bewegt. Verwundert drehe ich mich natürlich um. Ich kann gerade noch so beobachten wie etwas in den Bäumen verschwindet. Es ist so schnell, dass ich nicht mal erkennen kann, was es ist. Mein Herz springt mir beinahe aus der Brust. Ich atme schwer und sehe hin und her, falls da doch noch wer ist, der mir nur einen Streich spielen will. Vorsichtig will ich mich wieder zurück drehen, als ich wieder ein komisches Gefühl wahrnehmen kann. Als ich mich diesmal zurück wende, sehe ich nur, wie mir etwas entgegen geschwebt kommt. Es fällt aus den Baumkronen und wirbelt, tanzt im Wind, direkt auf meine Nasenspitze zu. Ich strecke meine Hand entgegen und fange es auf. Ziemlich dumm etwas aufzufangen, wovon man nicht weiß, was es überhaupt ist. Ich spüre so etwas wie Folie oder glattes Papier, auf jeden Fall glänzt es mich an, als ich es entgegen nehme. Als sich mein Blick darauf klart, kann ich groß darauf lesen: „Avatar Jump 'n' Run Round Fight.“, direkt darunter noch ein Zusatz: „A-Class Special“, und direkt darunter: „VIP Lounge.“ Ich weiß überhaupt nichts damit anzufangen. Was soll das für ein Kampf sein, worum geht es da? VIP Lounge? Wer hat die wohl hier verloren? Mir bleibt nichts anderes übrig. Vielleicht steht ja noch etwas auf der Rückseite. Also drehe ich die Karte um und ich merke, ich muss meine Blicke nur noch mehr schärfen. „Regeln: 1. Absolute Regel und oberstes Gebot: KEINE NAMEN! Weder vor, während, noch nach den Spielen! 2. Ab Beginn der Spiele wird der Blickkontakt nur auf die Spieler gehalten. Das gewährt nicht nur die Anonymität, sondern auch die faire Bewertung der Spieler. 3. Erhalt der Bewertungszettel am zweiten Eingang, neben Ares und Athena. 4. Bewertungsrunden: 1. Runde: Aussehen, 2. Runde: Kampf, 3. Runde: Verhalten. 5. Abgabe: Die Abgabeboxen stehen in jedem Block bereit. Ab Ende der Spiele, bis 10 Minuten danach ist Abgabe. 6. Stimmen der Kings zählen doppelt! 7. Einmischen in die Kämpfe ist STRENGSTENS verboten, der Bewertung und der Fairness halber. 8. Wer es doch wagt, nimmt dessen Platz, Rang und Ehre ein! Nicht nur für dieses Spiel, sondern für alle Spiele! 9. Dem Verstoß sämtlicher Regeln steht eine körperliche Bestrafung bei! Überlegt gut, was ihr riskiert! 10. Verletzte Spieler werden aussortiert!“ WOW! Das ist wirklich … hart! Danach muss ich erst mal schlucken. Und hier gehen Pärchen und Familien hin? Sind das alles Sadisten? Die sind doch alle krank oder? Was soll ich davon nur halten? Ich wollte da eben noch rein, einfach nur weil ich neugierig war aber nun? Wenn sie bemerken, dass das nicht meine Karte ist … wenn sie sehen, dass ich keine Ahnung von alle dem habe … die 9. Regel macht mir etwas Angst. Nicht, dass ich das nicht von zu Hause gewohnt wäre aber jemand Fremdes, der das einfach so macht, wahrscheinlich noch ungehaltener und noch ungezwungener als Vater … kann man solche Folter denn überleben? Am meisten Sorge, aus welchem Grund auch immer, macht mir aber die 10. Regel. Was bedeutet: aussortiert? Irgendwie kommt Panik in mir auf. Ich kann mir nur nicht erklären wieso. Obwohl ich diese Panik und Angst verspüre, habe ich diesen Drang in mir. Ich MUSS da rein. Kaum später kommen noch ein paar letzte Besucher den Pfad entlang. Ich verstecke mich umgehend hinter dem Baum und hoffe, dass er groß genug ist, um mich zu verdecken. Ein junges Paar mit einem kleinen Kind. Es zeigt freudestrahlend geradeaus und ruft nach seiner Mutter, während es auf den Armen seines Vaters sitzt. „Mama, Mama, sind wir jetzt da?“ „Ja mein Schatz. Vergiss bitte nicht deine Maske, ja.“ Er nickt nur und zieht sie von seiner Stirn in sein Gesicht. Ein kleines Kükengesicht als Maske. Sehr niedlich und 1000 mal niedlicher als diese fette Katze! Seine Eltern haben ihre Gesichter bemalt, komplett, bis ins erkenntliche hinein.. Wäre ich drinnen, würde ich damit wohl schon gegen eine der Regeln verstoßen. Ich kann echt nichts dafür aber meine Aufmerksamkeit zieht sich immer wieder auf die Eintrittskarte. Die ist der Schlüssel, um herauszufinden, was genau das für Fights, für Spiele sein sollen. Eigentlich war es ja eh schon klar aber als ich den ersten Schritt Richtung großes Tor mache, spüre ich es noch viel deutlicher. Die nächsten Schritte gehen völlig automatisch. Als ich auf der großen Wiese unterhalb des Waldes ankomme, sehe ich die anderen Menschen deutlicher. Alle haben verdeckte Gesichter oder sind bemalt, viele tragen Umhänge, um auch ihre Körper zu schützen. Der Schutz gilt meinem Gespür zufolge nicht nur der Anonymität, sondern auch der Hitze. Maske, Maske, Maske … mein Gesicht … alle starren mich an … woher bekomme ich jetzt eine Maske? Ich brauche bestimmt auch eine. Regel Nr. 1, Namen verboten. Was würde die Regel nützen, wenn man den neben sich vielleicht eh wiedererkennen würde? Diese Regel schließt all diese Kostümierungen wohl automatisch mit ein. Die Blicke, vor alle die der angetrunkenen Männer, treffen auf die meinen. Das ist … beängstigend, beunruhigend. Ich getrau mich nur noch schleichend ein paar Schritte voran, in der Hoffnung, sie würden mich so nicht mehr sehen. Als ich erneut einen Schritt wage, spüre ich, wie sich etwas unter meinen Füßen verändert und als ich mein Gewicht mehr darauf verlagere, ein lautes knacken ertönt. Ich schrecke zusammen. Meine Blicke wenden sich automatisch dem Boden zu. Geschlossen. Noch. Ein paar Sekunden vergehen und die Gänsehaut auf meinen Armen legt sich. Erst dann blinzle ich mit einem Auge auf, bis ich wieder klar sehen kann. Da liegt eine, direkt vor mir. Eine Maske. Sie sieht aus, wie eine Wolfsmaske, eine böse Wolfsmaske. Das finstere grinsen ist bis zu beiden Enden geformt worden, mit einem Blutrotem Rand an der Unterlippe und zwei aufmerksam gespitzten Ohren. Die Augen sind von böse zusammengezogenen Augenbrauen geformt, welche sichtlich Falten ins Holz schlagen. Es ist wie bei Bilder. Man hat das Gefühl, die Blicke würden einem folgen, egal wo man hin geht. Ich wage es endlich meinen Fuß davon herunter zu nehmen. Ein Teil des breiten Grinsens ist zerbrochen, doch der Rest blieb heil. Zögernd wende ich mich dem Boden zu, bis ich den übrigen Teil der Maske an mich nehmen kann. Ich zögere, nach wie vor. Es erscheint mir suspekt, dass hier eine Maske einfach so herum liegt. Die Person müsste dementsprechend doch ohne hinein gegangen sein oder? Also ein Regelverstoß. Kaum atme ich mal wieder ein bisschen durch, bemerke ich aufkommenden Druck auf meinen Schultern und zwei Stimmen die sich hinter mir auftun. „Naaahhh?!“, hört es sich wie ein finsteres Gelächter an. Ich zucke zusammen und erstarre. Dabei zerbricht beinahe der Rest der Maske. Nein! Wie soll ich dann da hinein kommen? Sachlich betrachten, alles sachlich betrachten! Bisher haben zumindest die beiden mein Gesicht noch nicht gesehen. Durchatmen. Was können die dir schon groß tun? Oder … oder gehören die zu denen, die hier alles überwachen?! Noch in meinen Gedanken, wird der Druck auf meine Schultern größer. Sie beugen sich mehr über mich, wollen mein Gesicht sehen. Umgehend zupfe ich meine Kapuze hoch und ziehe sie weit über meinen Kopf. Daraufhin lachen die Beiden nur. Ja, es sind zwei Jungs. Soviel höre ich heraus. Ihre Stimmfasern, wenn sie nicht so viel Wert auf das Böse in sich legen würden, wäre bestimmt ganz angenehm. „Keine Panik, keine Panik Kleines!“ „Wir verpetzen dich schon nicht, sind selber welche, die sich hinein schleichen!“ „Also schau ja nicht nach hinten!“, drohen sie mir, wie zwei Füchse, die ihre Beute umkreisen und gleich zuschlagen wollen. Ich ziehe nur noch mehr an der Kapuze. „Kleine Frage: Willst du die echt aufziehen?“, ertönt von Beiden. Sie sind schwer zu unterscheiden. Von gefühlter Größe, ihrer Art mit mir umzugehen, wie sie die Sätze des anderen Beenden und ihren Stimmen her, könnte man meinen, sie wären Zwillinge. Eineiig, wenn ich noch genauer raten darf. „W-Wieso? Was ist damit?“, frage ich nervös, leise. Sie lassen von mir ab und zupfen sich hinter mir ebenfalls irgendetwas zurecht. „Naja weil … diese Roten Ränder da … die sind echt!“, erklären mir beide. „Hast du dich nicht gefragt, woher die Maske kommt und wo ihr Besitzer ist?“ Doch!!! „Wir haben es gesehen …“ „Vor einer Viertelstunde … da war der Typ noch hier …“ Nochmals zucke ich zusammen. Ihre Stimmen sind so beängstigend. Was sie da sagen, jagt mir eine Höllenangst ein. Was haben sie mit diesem Kerl gemacht, dem diese Maske gehört hat? … Ach egal, ich darf an so etwas überhaupt nicht denken! Wenn ich da rein will, noch heute, mit meiner einzigen Chance, dann muss das hier jetzt sein. Eh die Jungs aussprechen können, was mit dem Mann passiert sein mag, setze ich die Maske schon auf. Sie umspielt ziemlich genau mein Gesicht. Sie hält nicht durch ein Gummiband, sondern nur, indem man sie hinter seinem Kopf zusammen bindet. Wie bei einem Stirnband oder so. der Knoten ist schnell drin, sodass die Maske von alleine hält. Als ich meine Arme wegnehmen kann und meine Augen wieder öffne, ist mein Blick so ziemlich bei 0. es geht nur geradeaus. Verstehe. So gehen sie also sicher, dass man wirklich nur die Spieler ansieht. Würde man den neben sich betrachten wollen, müsste man seinen gesamten Kopf neigen und das würde auffallen. Dann sind die, die ohne Maske kommen dürfen, wohl schon ziemlich lange dabei. Ich habe wirklich keine Ahnung von alledem hier. Ich rate lediglich, wie man hier vorgehen könnte. Die zwei Jungs hinter mir sind jedenfalls still. Sie kommen an mir vorbei und ich sehe, dass ich mit meiner Vermutung gar nicht so schlecht lag. Zwei Jungs, Zwillinge, Eineiig. Ich sehe sie nur von hinten, weil sie stur geradeaus schauen. „Wie schön. Wir dachten schon, du würdest dich wirklich nur hinein schleichen! Dann gäbe es ziemlichen ärger.“ „Aber wer so hart drauf ist, der ist bestimmt schon eine Weile dabei. Also King-sama, wir begleiten Sie in die Lounge.“ W-W-WAS?! Sie DACHTEN ich würde mich hinein schleichen. KING-SAMA?! Begleiten?! Was geht hier vor sich. Ich verstehe überhaupt nichts! Schon im nächsten Moment wenden sie sich zu mir, doch eh sie mich anschauen könnten, neigen sich beide schon dem Boden zu. Sie … Sie verbeugen sich vor mir?! Gehen auf die Knie und senken sogar noch ihren Kopf. „Herzlich Willkommen in der Round Arena!“, begrüßen sie mich nun beide auf die höflichste Art und Weise wie ich es mir vorstellen könnte. „Es war bestimmt ein weiter Weg bis hier her.“ „Warum habt Ihr keinem gesagt, dass Ihr kommt? Wir hätten ihnen Geleitservice bieten können.“ „Geleitservice?! Wofür?“, hinterfrage ich und das wohl mit noch so fester Stimme, dass sie mir weiterhin abnehmen, dass ich so ein besagter King-sama wäre! Ich kann nicht mehr, meine ganze Welt dreht sich gerade. Liegt das wohl an den Schmerzmitteln oder mehr an dieser Situation? Untertänigst neigen sie ihre Köpfe noch etwas weiter dem Boden zu. „Verzeiht, verzeiht, wenn wir Sie in ihrer Ehre verletzt haben. Wir wollten damit keineswegs sagen, dass Sie das nötig hätten.“ WAAAS?! Ich bekomme Angst … vor mir selbst. Ich meine … Wie kommen die auf so einen Schwachsinn? So gruselig diese Situation auch ist, ich muss mich fast mehr zusammenreißen nicht einfach drauf los zu lachen. Wie sollte ich in so einer Situation wohl reagieren. Bevor ich mir etwas überlegen kann, reagiert mein Körper völlig wie von selbst und das auf eine Art, die mir sagt, dass das unmöglich ICH sein kann, die das tut! Mein Körper neigt sich den beiden am Boden etwas zu und als wären sie nur meine beiden Haustiere, lege ich jedem der Beiden eine Hand auf den Kopf und streiche eins, zwei Mal darüber. Ihre Blicke gehen automatisch zu mir herauf. Ich wette das war die falscheste aller falschen Möglichkeiten zu Handeln. „Hört bitte damit auf und steht wieder auf.“, entflieht es mir diesmal schon fast jammernd. Ihre Augen gehen so seltsam weit auf. Was soll ich nur tun, was soll ich nur tun, was soll ich nur tun? Maske ablegen und versuchen so schnell es geht zu fliehen? Ich habe keine Lust bestraft zu werden. Aber … ich irre mich. Die Beiden stehen tatsächlich auf. Sie lächeln mich plötzlich nur noch an, ganz liebevoll, eben der Eindruck, über den ich erst noch nachgedacht hatte. Liebevolle Stimmen und schon fast zarte Körperhaltungen, leicht weiblich eben. Sie haben für einen Moment ihre Masken, ihre unsichtbaren Masken vor sich selbst fallen lassen und mir genau das gezeigt. Natürlich nicht lang aber es hat ausgereicht, um mich perlex stehen bleiben zu lassen. Die zwei hingegen haben sich nun von mir abgewendet. Sie haben sich für einen Moment nur gegenseitig angeschaut und lieblich Gelächelt, eh sie Schritt für Schritt voran gehen. Gezwungen aus meiner Starre aufwachend, folge ich den Beiden. Sie sind zum Glück so sehr auf ihre 'Arbeit' fixiert, dass sie gar nicht bemerken, wie unsicher ich ihnen folge. Konzentrier' dich, Konzentrier' dich! Wirke wie einer dieser – dieser King-Sama's. Nur … wie sind die denn?! Wie immer keine Zeit zum nachdenken. Einer von Beiden hält mir die Hand auf, während der andere an der linken Seite des ersten, großen Tores wartet. Die beiden Security's warten ebenfalls darauf, dass ich dem Jungen vor mir etwas gebe. Er hält seine Hand offen. Ich bin ratlos aber … das Einzige, was ich ihm wohl geben kann, ist die Karte … oder? Hoffend ich liege richtig, gebe ich ihm genau diese. „Geht ruhig schon vor, wir folgen Euch gleich und bringen euch nach oben.“ „N-Nicht nötig.“, mische ich mich sofort mit ein. Es ist so schwer, sich für jemand anderes auszugeben. Immer wieder bricht mein eigentliches Ich mal hervor, was es nicht gerade einfacher macht, ihnen diesen King vorzuspielen. Der Junge schnaubt belustigt, lässt es noch verstummen, bevor er damit fertig war. Er verbietet sich selbst, sich zu freuen. Weshalb? Erst haben sie sich auch nur gegenseitig an geschmunzelt und es auch so schnell es ging unterdrückt. Darf man hier wohl nicht lachen? Ich bin verwirrt. Die erst noch gedachte, sehr angenehm weiche Stimme, wird nun zur Realität: „Ich weiß. Wir würden es aber sehr gern machen.“ WOW, ob so eine Offenheit wohl erlaubt ist, wenn sie schon nicht fröhlich sein dürfen? So wie er sich nach dieser Aussage sofort abwendet, scheint dem nicht so zu sein. Er übergibt die Karte an seinen Bruder, als wäre sie das wichtigste in diesem Moment. Auch der Zweite übergibt sie nur an die Security. Sie Reißen das Kärtchen ein, Stempeln es ab, was auch immer. Ich sehe nicht, was sie mit der Karte tun. Der Erste der Beiden steht schon wieder bei mir. Er steht richtig Spalier und bittet mich höflichst: „Kommen Sie, die heutigen Spiele gehen bald los.“ Nochmal bitte ich ihn damit aufzuhören, doch das passiert erst, als ich mich in Bewegung setze. Wenn ich also nicht mehr groß zögere, werden die beiden aufhören sich so komisch zu benehmen. Sehr erleichternd zu wissen. Wer oder was diese Kings wohl sind, dass sie so mit ihnen und ihrem 'Eigentum' umgehen? Vielleicht sollte ich mal versuchen mehr darüber herauszufinden. Ja, das wäre wohl das Beste.
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