Kapitel 1: edles Mädchen
Der Lehrer stand bereits vor der Klasse. Sie standen alle hinter ihrem Stuhl und warteten geduldig, alle außer einer. Der Rotschopf verweigerte jegliche Art von Höflichkeiten. „Guten Morgen liebe Schüler.“ „Gute Morgen Herr Lehrer!“ schallte es in jede Ecke des Zimmer. „Setzt euch und wir fangen an.“ Sofort folgten sie, wie brave Hunde.
Das kotzte den Jungen immer am meisten an. Jeder tat das was man ihnen sagte. Jeden Tag passierte das gleiche. Immer der gleiche Ablauf, die gleichen Leute, das gleiche Verhalten . Als würde nie ein Tag vergehen. Er fühlte sich schon fast, als würde er unter Robotern leben. Doch da wusste er ja noch nicht, was alles passieren würde!
Nach der dritten Stunde hatten sie ihre erste große Hofpause. Alle stürmten aus den Zimmern, raus auf den Gang und ab zum Hof. Da war dann jeder wieder er selbst. Sie lachten, kreischten, spielten und machten Scherze. Da lief der Junge immer vom Hof. Er zog sich eine Schachtel Zigaretten aus einem Automaten, öffnete die Packung und steckte sie sich an. Lümmelnd an der Mauer betrachtete er grimmig das Geschehen seiner Schule.
Dann klingelte es wieder. Alle Roboter liefen nach drinnen. In scharen stopften sie sich durch die Tür als gäbe es nichts besseres als Schule. Erst zuletzt ging auch er, unfreiwillig. Das schrille klingeln der Schulglocke versetze jeden in Gänsehaut. Sie mochten es gar nicht, doch zum Glück passierte es nicht all zu oft.
Genau zu dem Zeitpunkt hielt ein langer, schwarzer Wagen. Die Scheiben wurden komplett getönt, damit auch ja keiner hinein schauen konnte. Der Fahrer stieg aus und hielt einem jungem Mädchen die Tür auf. „Fräulein Kage wir sind da.“ ertönte seine raue Stimme. Er reichte ihr eine Hand. Das Mädchen im Wagen legte ihre vertrauenswürdig hinein. Dann streckte sie ein Bein heraus. Gleich darauf das zweite und schon stand sie.
Sie trug ein knielanges, lichtblaues Kleid. Ihr Schlapphut wurde in der selben Farbe angefertigt und besaß eine kleine, weiße Schleife. Es passte alles perfekt. Es musste einfach maßgeschneidert sein. Wahrscheinlich gab es in normalen Läden einfach keine Sachen die ihr passen würde so abgemagert wie sie war. Von ihrem Vater bekam sie immer den Auftrag in der Öffentlichkeit etwas mehr drunter zu ziehen, damit er nicht in ein falsches Licht rücken würde.
„Junges Fräulein, vergessen sie nicht ihren Schirm. Sie müssen auf ihre Haut aufpassen.“ Wie recht er doch hatte. Ihr weiß-silbernes langes Haar und ihre fast eben so weiße Haut sahen so wunderbar gepflegt aus. Ihr kraftvolles Haar wippte im seichten Wind mit. Egal wo man hinsah oder sie hätte berühren können, alles an ihr wurde bis zum äußerten gepflegt. So reine, glatte, samtige Haut sah man nicht häufig.
Also nahm sie ihren Schirm aus dem Auto und schnippte ihn auf. Wer hätte das gedacht, er war genauso weiß wie die Schleife auf ihrem Hut. Ihr Fahrer wollte nur noch wissen ob er sie nach drinnen begleiten sollte, doch sie verneinte. Mit edlem Gang setzte sie sich in Bewegung.
Kapitel 2: Im Raum der Schülervertretung
Drinnen wurde sie freundlichst von der Direktorin begrüßt. „Herzlich Willkommen auf meiner Schule, der Sweet Amoris Schule.“ Das Mädchen nickte nur. „Es Freut uns Sie an unserer Schule willkommen heißen zu dürfen. Um Ihre Anmeldung kümmert sich unser Schülersprecher.“ erkläre die alte, rosige Dame ihr.
Die Weißhaarige reichte ihr einen Zettel. Die Direktorin laß ihn und lächelte. „Keine Sorge, daran haben wir schon längst gedacht.“ Dann ging die Kleine in den eben benannten Raum. Die mollige Dame musste ihr nicht mal beschreiben wo es entlang ging, sie wusste es schon von ganz allein. Den Flur entlang laufend, wurde sie von drei Mädchen schief angeschaut.
Das Kind lief einfach an ihnen vorbei, trotzdem wurde sie von deren fremden, streng musternden Blicken verfolgt. Vor dem Zimmer des Schülersprechers blieb sie dann stehen. Mit einem dreimaligem Klopfen meldete sie sich. „Herein!“ ertönte eine männliche aber doch sanfte Stimme. Sie öffnete die Tür trat hinein. Leise schloss sie auch wieder die Tür, denn der Junge schien schwer beschäftigt zu sein. Das weißhaarige Mädchen wartete lieber.
Nach einer Stunde schien er sie ganz vergessen zu haben, doch sie blieb weiterhin stehen ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben. Mit einem Schrecken stellte der blonde Junge dann fest, dass er erst jemanden nach drinnen bat. Sofort sah er auf. Bei diesem wunderschöne Anblick wurde ihm ganz warm ums Herz.
Das erste was er sah, waren ihre weißen, perfekt proportionalen Augen, sowie ihr stummes Lächeln. Der Junge befreite sich endlich aus ihrem Gesicht und stand mal auf. Freundlichst begrüßte er sie, „Du musst Amai Kage sein, richtig?“ Zaghaft nickte sie und wartete. „Warte, ich sehe mal schnell nach deinen Unterlagen.“ Sofort drehte er sich wieder um. Er suchte die ganze nächste viertel Stunde nach der Mappe. Das Mädchen hätte fast angefangen zu lachen, doch sie räusperte sich nur leise.
Der Junge schien recht nervös zu sein. Das junge Fräulein nahm eine Mappe in die Hand. Da drehte er sich gerade um. „Oh, tut mir leid. Ich habe ganz vergessen, dass ich eben daran gearbeitet habe. Ich stand bisher nur selten vor so einer hohen Person. Deswegen bin ich vielleicht auch etwas durcheinander, verzeih!“ flehte er. Sie nickte verständnisvoll und lächelte weiterhin stumm vor sich hin. „Ach so, ähm … ich bin wirklich unhöflich. Mein Name ist Nathaniel. Also gut und hier sind die Fakten, dir fehlen noch ein paar Unterlagen. Wenn du die hast, dann kannst du auch gleich in den Unterricht. Also es fehlt ein Passbild, die 25$ Anmeldegebühr und ein wichtiges Formular.“ schilderte er die Sache.
Ein weiteres mal nickte das weißhaarige Mädchen. Sie nahm ihren recht kleinen Rucksack von ihren Schulter, öffnete diesen und reichte ihm alles fehlende nach. Erleichtert prustete er. Doch die Weißhaarige sah ihn immer noch erwartend an, zumindest glaubte er das, bis er merkte, dass sie ihn eher fragend anstarrte. „Was hast du?“ wollte er wissen. Sie sah sich eine Weile lang die Mappen an und fing dann an diese zu sortieren.
Der ganze Tisch war damit zugestellt und sogar auf dem Boden langen einige herum. Als sie sich danach bückte, hielt Nathaniel sie davon ab. Er wurde sehr verlegen. „Oh nein, nicht. Das mache ich schon, dazu brauchen Sie sich doch nicht extra bücken.“ reagierte er noch nervöser als vorher. Als er sich wieder aufrichtete, fiel er jedoch über seinen eigenen Stuhl. Dabei riss er wieder alle Mappen um. Hochrot lag er da. „Verzeiht!“ tat er es schon wieder.
Das halbe Kind hockte sich nun wieder herab. Die herunter gefallenen Mappen sammelte sie wieder auf und legte sie auf den Tisch. Verdutzt lag Nathaniel noch immer auf dem Bode. Erst als sie ihm ihre Hand ausstreckte, wachte er aus seiner Trance auf. Diesmal nahm er sogar an. Lächelnd stand er vor ihr, sie lächelte ebenfalls. Inzwischen waren alle Akten sortiert, Nath brauchte sie nur noch einräumen. „Tut mir leid. Ich habe Sie wohl vollkommen falsch eingeschätzt. Das muss schrecklich sein, oder?“ wieder gab sie nur ein nicken von sich.
Kapitel 3: Erster Tag mit einer neuen Klasse
Endlich riss sich der blonde Junge zusammen. „Dann werde ich Sie jetzt mal zu ihrer Klasse bringen.“ Sie brauchte ihm nur wieder in die Augen sehen. Er verstummte und nickte. „Okay, wenn Sie meinen.“ Dann ging sie allein. Vor einem Klassenzimmer mit der Aufschrift '9b' blieb sie stehen. Wieder meldete sie sich mit dem dreimaligem Klopfen.
Die Schüler bekamen es anfangs gar nicht mit, der Lehrer jedoch schon. „Nun seit mal still Kinder, ruhig!“ rief er durch den Raum. Langsam aber sicher hörten die Schüler. „Also meine Schüler, wie ihr vielleicht schon von Peggy gehört habt, dürfen wir heute eine neue Schülerin begrüßen.“ Alle saßen aufgeregt da und tuschelten. Sie schienen sich zu freuen, selbst die Jungs. Nur einen störte es, laut und deutlich stöhnte er genervt.
Der Lehrer ging zur Tür und öffnete diese Leicht. Alle standen gespannt auf und musterten sie genauestens.Der junge Mann öffnete seine Hand und sie legte sie wieder hinein. Langsam betrat das weißhaarige Kind den Raum. Erst drinnen schloss sie ihren Schirm. Die Mädchen platzten fast vor Neid oder weil sie sie so wunderschön fanden. Den Jungs erging es nicht besser. Wenn man nicht wüsste, dass Augen ihre ganz eigene Form haben, so hätte man denken können die ihre hätten die Form eines Herzens.
Wieder gab es nur einen der Widersprach und ein überflüssiges, genervtes seufzen von sich gab. „Herr Lehrer, wer ist das?“ „Wie alt ist sie, sie sieht so jung aus.“ „Woher stammt sie, nicht aus der Gegend, oder?“ fragten sofort alle nach. Das Mädchen fühlte sich sichtlich unwohl bei all den Fragen. „Ich übernehme das für dich, junges Fräulein.“ erklärte sich der Mann bereit. „Warum nennen sie sie 'junges Fräulein'?“ wollte nun auch der Rotschopf wissen. Allerdings klang er eher abgeneigt.
„Gut, dann hört mal schön zu. Das ist ab heute eure neue Mitschülerin. Ihr Name ist Amai Kage und sie ist 15 Jahre. Auch wenn sie aussieht wie 13. Wenn ihr nicht nett zu ihr seit, bekommt ihr von den Lehrern großen Ärger, weil sie die rechtmäßige Erbin des japanischen Kaiserreiches ist. Sie ist in sehr schlechter Verfassung und lässt daher ihr Recht auf den Thron für nächste Zeit fallen. “ Sie kamen aus dem staunen gar nicht mehr heraus. Ein so hohes Tier würde nun in ihrer Klasse Unterricht haben.
Seit diesem Tag an, hat sich alles für sie geändert. Und nicht nur für sie, sondern auch für ihre Klasse. Gleich in der Pause stürzten sich alle auf sie. Jeder stellte ihr fragen und wollte wissen wie es in Japan so ist. Andere wollten lieber wissen, wie sie auf die Idee kam, gerade in diese Schule zu gehen. Sie bekamen einfach keine Antwort. Selbst der Lehrer verriet nicht, warum sie nicht sprach. Sie sollten es einfach dabei beruhen lassen.
„Und ich dachte, es würde mal etwas lebendiges auf dieser Schule passieren. Dieses Mädchen hält sich ja noch mehr an die Regeln als alle anderen. Das heißt also nichts interessantes wird passieren. Die muss vielleicht ein leichtes Leben haben!“ sprach der Rotschopf mit sich selbst. Er verließ gerade die Klasse, um wieder rauchen zu gehen. Die anderen redeten weiter, als würden sie ihn nicht gehen sehen. Amai fragte sich, wie man soetwas nur zulassen konnte? Doch ändern würde sie auch nichts können.
Kapitel 4: heimlich nach dem Unterricht
Amai blieb in den Pausen meist drinnen oder verließ den Raum als letzte. Immer saß sie ganz gerade da. Ihre Beine setzte sie im rechten Winkel, geschlossen auf, ihren Rücken hielt sie gerade. Mit einem nichtssagendem lächeln verharrte sie so, selbst in den Pausen. Der erste Tag verging bereits. Sie wollte gerade hinaus, als sie nochmals von diesen Mädchen aufgehalten wurde. Sie stellten sich alle drei vor sie und schubsten sie nach hinten um. Gackernd liefen sie davon. Amai lag weiterhin auf dem Boden. Da sie wirklich sehr schwach war, konnte sie nicht mal von allein aufstehen.
Dann tauchte nochmals jemand auf. „Amai, Amai geht es dir gut?“ wollte eine besorgte Stimme wissen. Langsan sah sie auf. Da hockte wirklich Nathaniel auf allen Viren über ihr und sorgte sich auch noch um sie. Einen so nahen Kontakt hatte sie mit noch niemandem. Nun lief sie mal rot an. Als der blonde Junge ihre Bewegungen wahrnahm, half er ihr erleichtert auf. Sie nickte bedankend und verließ wortlos die Schule. Da musste sie lange sitzen, eh sie jemand abholte. Selbst als es schon dämmerte, tauchte noch keiner auf.
Der Rothaarige blieb ebenfalls immer so lange. In der Zeit verzog er sich auf dem Schuldach. Diesmal blieb er jedoch nicht allein. Erst bemerkte der Raucher es gar nicht, aber sie saß die ganze Zeit auf der Bank. Pausenlos verharrte sie in der gleichen Position. Ihm fiel dazu nur eins ein, „Roboter!“ Anstatt ihr weiter zuzusehen, ließ er sich rücklinks fallen und starrte in den Himmel. Beide starrten in den Himmel, der untergehenden Sonne hinterher.
Irgendwann, sie wusste nicht mehr wann genau, zog sich Amai's Aufmerksamkeit auf die spielenden Vögel, besser gesagt weißen Tauben, am Himmel. Sie sahen so frei, so lebenslustig aus. Sie flogen direkt auf einen Baum zu, doch keine der Tauben bekam es mit. Erst kurz davor stoppten sie, nur eine schaffte es nicht mehr daran vorbei. Das arme Federvieh flog direkt dagegen. Stumm fiel es zu Boden. Keine Bewegung mehr.
Amai erhob sich langsam und lief darauf zu. Sie ließ ihren Schirm dabei aus versehen stehen. Zwar trug sie ihren Hut, aber das änderte nichts daran, dass ihre Arme frei lagen. Zum Glück ging die Sonne schon unter, sonst wäre ihre Haut jetzt schon längst verbrannt. Vorsichtig beugte sie sich nach unten und hob das Köpfchen des Vogels leicht an. Sie untersuchte es gleich nach Verletzungen, mit dem Ergebnis, dass ein Flügel gebrochen war.
Der Junge hatte kleine Lust mehr, ihm wurde langsam langweilig. Also beschloss er nach unten zu klettern. Er schaute schon die mehr als 10m lange Treppe nach unten, da wurde er doch neugierig. Ein kleines Kind hockte noch immer auf dem Schulhof. Er sah nur ihren Rücken, doch wusste sofort, wer es war. Es gab ja nur eine Variante. Das weißhaarige Mädchen griff mit beiden Händen an ihr Kleid. Vorsichtig riss sie ein paar Stücke heraus mit welchen sie dann den Flügel des Tieres versorgte.
Aufmerksam starrte er nach unten, nicht zu auffällig aber interessiert. „Ein Prinzess'chen im zerrissenem Kleid, da wird Papi aber böse sein.“ erklang seine leicht raue, belustigte Stimme. Er kletterte dann doch mal nach unten. Da angekommen, war sie schon weg. „Besser so …“ dann ging auch er.
Amai jedoch blieb, er sah sie nur nicht. Sie schaffte die Taube in eine Ecke der Schule, mitten im dichtesten Gebüsch, in der ruhigsten Ecke setzte sie sie ab. Dann setzte sie sich wieder auf die Bank und wartete, und wartete …
Ihr Auftritt in der Schule blieb kühl, starr und doch genoss sie einen hohen Grad an Beliebtheit. Doch danach kümmerte sie sich immer um das Tier und vergaß alles andere. Ihre Haltung blieb, das konnte sich so schnell nicht ändern, aber ihr lächeln wurde ehrlich, ihr Ausdruck frei und trotz der starren Haltung wirkte sie locker. Der Rotschopf fand irgendwann das Versteck und fing an sie zu beobachten.
Das reiche Prinzess'chen, wie er sie nannte, schien auch eine ganz nette Seite zu haben. Aber das zeigte ja nur wieder, wie sie sich an alles hielt was man ihr sagte. Auf die Art 'sei immer schön freundlich zu deinen Mitmenschen' oder 'sei brav und tu das was man dir sagt'. Natürlich, eine Prinzessin musste so sein, sie hatte gar keine andere Wahl. Sie musste wirklich ein leichtes Leben haben glaubte er.
Als es wieder anfing zu dämmern, getraute sich das weißhaarige Mädchen aus ihrem Versteck. In der einen Hand hielt sie den Schirm, mit dem anderen Arm transportierte sie die Taube. „Das Federvieh scheint ja wieder gesund zu sein.“ murmelte er vor sich hin. Die Taube musste spüren, dass Amai sie jetzt wieder frei lassen würde. Eine Woche kümmerte sich das wunderschöne Kind um sie.
Das Tier erhob seine weichen, leichten Flügel und schwang sie auf und nieder. Die Weißhaarige ließ ihren Schirm fallen und half etwas nach. Sie streckte eine Hand hoch hinaus. So bekam sie etwas mehr Schwung. Nur ungern, langsam nahm sie ihre Hand auch wieder runter. Sie sah dem Tier noch ein bisschen nach. Dessen Freunde tauchten jetzt auch wieder auf. Vergnügt flogen sie hin und her. Amai drehte sich lieber um. Was sie nicht sah, sie machte es ihr gleich. Das reiche Mädchen war nicht so glücklich darüber, deswegen kam sie nochmals zurück. Es war als könnte die Taube sie wirklich verstehen.
Sie wirbelte der Kleinen die Haare ganz durcheinander. Sie musste dadurch nur breit grinsen. Ein ehrliches Lächeln huschte ihr kurz über die Lippen. Dann nahm sie eine Hand vor ihr Herz und wurde leicht rot. Als würde sie sich wieder bedanken nickte sie, dann verschwand auch das Tier wieder.
Kapitel 5: leichter gesagt als getan
Nach einer Weile wurde das Mädchen wieder uninteressant. Also legte er sich und starrte weiter in den Himmel. Das Prinzess'chen hingegen sah kurz mal zum Dach. Sie wusste von Anfang an, dass er da oben saß und sie beobachtete. Erst kurz vor Mitternacht kletterte der Junge nach unten. Er musste ja auch irgendwann mal mit seinem Hund nach draußen.
Mit dem Zug fuhr er knapp eine halbe Stunde eh er Heim war. Die letzte Runde fiel auf eine Zeit zwischen um eins und halb zwei. Wobei man das eher als erste Runde bezeichnen könnte. Meist ging er eine Stunde mit dem Riesen nach draußen. Trotz dessen reifen alters, war er noch verspielt wie ein kleiner Welpe. Um die Uhrzeit konnte er ihn immer von der Leine lassen, da brauchte er nichts befürchten. Immer wieder warf er einen dicken Ast vor sich her. Nach einer Weile liefen sie an einer riesigen Mauer vorbei.
Es fiel ihm noch nie so wirklich auf, aber das Gebäude dahinter war wirklich riesig. Wer da wohl drinnen wohnte? Um die Antwort zu bekommen brauchte er nicht gerade lang. Eines der Fenster stand offen und das Licht brannte noch. Direkt dahinter saß das weißhaarige Mädchen. Sie nahm wieder ihre gerade Haltung ein. Sie übten das schreiben, das schreiben! Als sie sich beobachtet fühlte, sah sie doch kurz nach draußen.
Sie hätte es nicht geglaubt aber es war ein Junge aus ihrer Klasse, der Raucher. Als sie sich gegenseitig in die Augen schauten, wurde er sogar etwas nervös. Zugegeben, ihre zärtlichen, weißen Augen waren wirklich niedlich. „Was tust du denn da? Du musst noch eine menge lernen also hör gefälligst auf zu träumen und arbeite weiter.“ befahl ihr Lehrer. Sie neigte ihren Kopf nach vorn, dabei wurden ihre Haare wieder wild nach vorn geweht. Sie tat es so lange, bis der Lehrer die Entschuldigung annahm. Der Rotschopf verließ lieber stillschweigend die Fläche.
Inzwischen plante er jede Runde die er mit seinem Hund ging so, dass sie an der Villa vorbei kamen. Immer war sie hoch beschäftigt. Sie lernte oder arbeitete hart, um mal in die Fußstapfen ihres Vaters treten zu können. Dabei hatte sie auch noch so viel anderes zu tun. Immer wieder kamen Leute aus der Schule an und schütteten ihre Herzen aus. Sie hörte immer zu. Anscheinend konnte sie gar nicht nein sagen. Sie tat immer das was am besten war, dazu musste sie nicht mal sprechen.
Manchmal musste sie auch ganz anderes üben. Er erinnerte sich nur zu sehr wie sie im Sportunterricht daneben saß und zusah. In ihrer eigenen Villa übte sie fleißig japanischen Tanz oder lernte die Teezeremonie oder auch manchmal Bogenschießen. Wie bekam sie nur so viel unter einen Hut? Schon seit über einer Woche konnte er nicht mehr behaupten,dass dieses Gör ein leichtes Leben hätte. Sie hatte so viel zu tun, wirkte am nächsten Morgen aber immer gut gelaunt. Egal wie sehr es sie anstrengte, sie blieb das was man wollte.
Der Lehrer stand bereits vor der Klasse. Sie standen alle hinter ihrem Stuhl und warteten geduldig, alle außer einer. Der Rotschopf verweigerte jegliche Art von Höflichkeiten. „Guten Morgen liebe Schüler.“ „Gute Morgen Herr Lehrer!“ schallte es in jede Ecke des Zimmer. „Setzt euch und wir fangen an.“ Sofort folgten sie, wie brave Hunde.
Das kotzte den Jungen immer am meisten an. Jeder tat das was man ihnen sagte. Jeden Tag passierte das gleiche. Immer der gleiche Ablauf, die gleichen Leute, das gleiche Verhalten . Als würde nie ein Tag vergehen. Er fühlte sich schon fast, als würde er unter Robotern leben. Doch da wusste er ja noch nicht, was alles passieren würde!
Nach der dritten Stunde hatten sie ihre erste große Hofpause. Alle stürmten aus den Zimmern, raus auf den Gang und ab zum Hof. Da war dann jeder wieder er selbst. Sie lachten, kreischten, spielten und machten Scherze. Da lief der Junge immer vom Hof. Er zog sich eine Schachtel Zigaretten aus einem Automaten, öffnete die Packung und steckte sie sich an. Lümmelnd an der Mauer betrachtete er grimmig das Geschehen seiner Schule.
Dann klingelte es wieder. Alle Roboter liefen nach drinnen. In scharen stopften sie sich durch die Tür als gäbe es nichts besseres als Schule. Erst zuletzt ging auch er, unfreiwillig. Das schrille klingeln der Schulglocke versetze jeden in Gänsehaut. Sie mochten es gar nicht, doch zum Glück passierte es nicht all zu oft.
Genau zu dem Zeitpunkt hielt ein langer, schwarzer Wagen. Die Scheiben wurden komplett getönt, damit auch ja keiner hinein schauen konnte. Der Fahrer stieg aus und hielt einem jungem Mädchen die Tür auf. „Fräulein Kage wir sind da.“ ertönte seine raue Stimme. Er reichte ihr eine Hand. Das Mädchen im Wagen legte ihre vertrauenswürdig hinein. Dann streckte sie ein Bein heraus. Gleich darauf das zweite und schon stand sie.
Sie trug ein knielanges, lichtblaues Kleid. Ihr Schlapphut wurde in der selben Farbe angefertigt und besaß eine kleine, weiße Schleife. Es passte alles perfekt. Es musste einfach maßgeschneidert sein. Wahrscheinlich gab es in normalen Läden einfach keine Sachen die ihr passen würde so abgemagert wie sie war. Von ihrem Vater bekam sie immer den Auftrag in der Öffentlichkeit etwas mehr drunter zu ziehen, damit er nicht in ein falsches Licht rücken würde.
„Junges Fräulein, vergessen sie nicht ihren Schirm. Sie müssen auf ihre Haut aufpassen.“ Wie recht er doch hatte. Ihr weiß-silbernes langes Haar und ihre fast eben so weiße Haut sahen so wunderbar gepflegt aus. Ihr kraftvolles Haar wippte im seichten Wind mit. Egal wo man hinsah oder sie hätte berühren können, alles an ihr wurde bis zum äußerten gepflegt. So reine, glatte, samtige Haut sah man nicht häufig.
Also nahm sie ihren Schirm aus dem Auto und schnippte ihn auf. Wer hätte das gedacht, er war genauso weiß wie die Schleife auf ihrem Hut. Ihr Fahrer wollte nur noch wissen ob er sie nach drinnen begleiten sollte, doch sie verneinte. Mit edlem Gang setzte sie sich in Bewegung.
Kapitel 2: Im Raum der Schülervertretung
Drinnen wurde sie freundlichst von der Direktorin begrüßt. „Herzlich Willkommen auf meiner Schule, der Sweet Amoris Schule.“ Das Mädchen nickte nur. „Es Freut uns Sie an unserer Schule willkommen heißen zu dürfen. Um Ihre Anmeldung kümmert sich unser Schülersprecher.“ erkläre die alte, rosige Dame ihr.
Die Weißhaarige reichte ihr einen Zettel. Die Direktorin laß ihn und lächelte. „Keine Sorge, daran haben wir schon längst gedacht.“ Dann ging die Kleine in den eben benannten Raum. Die mollige Dame musste ihr nicht mal beschreiben wo es entlang ging, sie wusste es schon von ganz allein. Den Flur entlang laufend, wurde sie von drei Mädchen schief angeschaut.
Das Kind lief einfach an ihnen vorbei, trotzdem wurde sie von deren fremden, streng musternden Blicken verfolgt. Vor dem Zimmer des Schülersprechers blieb sie dann stehen. Mit einem dreimaligem Klopfen meldete sie sich. „Herein!“ ertönte eine männliche aber doch sanfte Stimme. Sie öffnete die Tür trat hinein. Leise schloss sie auch wieder die Tür, denn der Junge schien schwer beschäftigt zu sein. Das weißhaarige Mädchen wartete lieber.
Nach einer Stunde schien er sie ganz vergessen zu haben, doch sie blieb weiterhin stehen ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben. Mit einem Schrecken stellte der blonde Junge dann fest, dass er erst jemanden nach drinnen bat. Sofort sah er auf. Bei diesem wunderschöne Anblick wurde ihm ganz warm ums Herz.
Das erste was er sah, waren ihre weißen, perfekt proportionalen Augen, sowie ihr stummes Lächeln. Der Junge befreite sich endlich aus ihrem Gesicht und stand mal auf. Freundlichst begrüßte er sie, „Du musst Amai Kage sein, richtig?“ Zaghaft nickte sie und wartete. „Warte, ich sehe mal schnell nach deinen Unterlagen.“ Sofort drehte er sich wieder um. Er suchte die ganze nächste viertel Stunde nach der Mappe. Das Mädchen hätte fast angefangen zu lachen, doch sie räusperte sich nur leise.
Der Junge schien recht nervös zu sein. Das junge Fräulein nahm eine Mappe in die Hand. Da drehte er sich gerade um. „Oh, tut mir leid. Ich habe ganz vergessen, dass ich eben daran gearbeitet habe. Ich stand bisher nur selten vor so einer hohen Person. Deswegen bin ich vielleicht auch etwas durcheinander, verzeih!“ flehte er. Sie nickte verständnisvoll und lächelte weiterhin stumm vor sich hin. „Ach so, ähm … ich bin wirklich unhöflich. Mein Name ist Nathaniel. Also gut und hier sind die Fakten, dir fehlen noch ein paar Unterlagen. Wenn du die hast, dann kannst du auch gleich in den Unterricht. Also es fehlt ein Passbild, die 25$ Anmeldegebühr und ein wichtiges Formular.“ schilderte er die Sache.
Ein weiteres mal nickte das weißhaarige Mädchen. Sie nahm ihren recht kleinen Rucksack von ihren Schulter, öffnete diesen und reichte ihm alles fehlende nach. Erleichtert prustete er. Doch die Weißhaarige sah ihn immer noch erwartend an, zumindest glaubte er das, bis er merkte, dass sie ihn eher fragend anstarrte. „Was hast du?“ wollte er wissen. Sie sah sich eine Weile lang die Mappen an und fing dann an diese zu sortieren.
Der ganze Tisch war damit zugestellt und sogar auf dem Boden langen einige herum. Als sie sich danach bückte, hielt Nathaniel sie davon ab. Er wurde sehr verlegen. „Oh nein, nicht. Das mache ich schon, dazu brauchen Sie sich doch nicht extra bücken.“ reagierte er noch nervöser als vorher. Als er sich wieder aufrichtete, fiel er jedoch über seinen eigenen Stuhl. Dabei riss er wieder alle Mappen um. Hochrot lag er da. „Verzeiht!“ tat er es schon wieder.
Das halbe Kind hockte sich nun wieder herab. Die herunter gefallenen Mappen sammelte sie wieder auf und legte sie auf den Tisch. Verdutzt lag Nathaniel noch immer auf dem Bode. Erst als sie ihm ihre Hand ausstreckte, wachte er aus seiner Trance auf. Diesmal nahm er sogar an. Lächelnd stand er vor ihr, sie lächelte ebenfalls. Inzwischen waren alle Akten sortiert, Nath brauchte sie nur noch einräumen. „Tut mir leid. Ich habe Sie wohl vollkommen falsch eingeschätzt. Das muss schrecklich sein, oder?“ wieder gab sie nur ein nicken von sich.
Kapitel 3: Erster Tag mit einer neuen Klasse
Endlich riss sich der blonde Junge zusammen. „Dann werde ich Sie jetzt mal zu ihrer Klasse bringen.“ Sie brauchte ihm nur wieder in die Augen sehen. Er verstummte und nickte. „Okay, wenn Sie meinen.“ Dann ging sie allein. Vor einem Klassenzimmer mit der Aufschrift '9b' blieb sie stehen. Wieder meldete sie sich mit dem dreimaligem Klopfen.
Die Schüler bekamen es anfangs gar nicht mit, der Lehrer jedoch schon. „Nun seit mal still Kinder, ruhig!“ rief er durch den Raum. Langsam aber sicher hörten die Schüler. „Also meine Schüler, wie ihr vielleicht schon von Peggy gehört habt, dürfen wir heute eine neue Schülerin begrüßen.“ Alle saßen aufgeregt da und tuschelten. Sie schienen sich zu freuen, selbst die Jungs. Nur einen störte es, laut und deutlich stöhnte er genervt.
Der Lehrer ging zur Tür und öffnete diese Leicht. Alle standen gespannt auf und musterten sie genauestens.Der junge Mann öffnete seine Hand und sie legte sie wieder hinein. Langsam betrat das weißhaarige Kind den Raum. Erst drinnen schloss sie ihren Schirm. Die Mädchen platzten fast vor Neid oder weil sie sie so wunderschön fanden. Den Jungs erging es nicht besser. Wenn man nicht wüsste, dass Augen ihre ganz eigene Form haben, so hätte man denken können die ihre hätten die Form eines Herzens.
Wieder gab es nur einen der Widersprach und ein überflüssiges, genervtes seufzen von sich gab. „Herr Lehrer, wer ist das?“ „Wie alt ist sie, sie sieht so jung aus.“ „Woher stammt sie, nicht aus der Gegend, oder?“ fragten sofort alle nach. Das Mädchen fühlte sich sichtlich unwohl bei all den Fragen. „Ich übernehme das für dich, junges Fräulein.“ erklärte sich der Mann bereit. „Warum nennen sie sie 'junges Fräulein'?“ wollte nun auch der Rotschopf wissen. Allerdings klang er eher abgeneigt.
„Gut, dann hört mal schön zu. Das ist ab heute eure neue Mitschülerin. Ihr Name ist Amai Kage und sie ist 15 Jahre. Auch wenn sie aussieht wie 13. Wenn ihr nicht nett zu ihr seit, bekommt ihr von den Lehrern großen Ärger, weil sie die rechtmäßige Erbin des japanischen Kaiserreiches ist. Sie ist in sehr schlechter Verfassung und lässt daher ihr Recht auf den Thron für nächste Zeit fallen. “ Sie kamen aus dem staunen gar nicht mehr heraus. Ein so hohes Tier würde nun in ihrer Klasse Unterricht haben.
Seit diesem Tag an, hat sich alles für sie geändert. Und nicht nur für sie, sondern auch für ihre Klasse. Gleich in der Pause stürzten sich alle auf sie. Jeder stellte ihr fragen und wollte wissen wie es in Japan so ist. Andere wollten lieber wissen, wie sie auf die Idee kam, gerade in diese Schule zu gehen. Sie bekamen einfach keine Antwort. Selbst der Lehrer verriet nicht, warum sie nicht sprach. Sie sollten es einfach dabei beruhen lassen.
„Und ich dachte, es würde mal etwas lebendiges auf dieser Schule passieren. Dieses Mädchen hält sich ja noch mehr an die Regeln als alle anderen. Das heißt also nichts interessantes wird passieren. Die muss vielleicht ein leichtes Leben haben!“ sprach der Rotschopf mit sich selbst. Er verließ gerade die Klasse, um wieder rauchen zu gehen. Die anderen redeten weiter, als würden sie ihn nicht gehen sehen. Amai fragte sich, wie man soetwas nur zulassen konnte? Doch ändern würde sie auch nichts können.
Kapitel 4: heimlich nach dem Unterricht
Amai blieb in den Pausen meist drinnen oder verließ den Raum als letzte. Immer saß sie ganz gerade da. Ihre Beine setzte sie im rechten Winkel, geschlossen auf, ihren Rücken hielt sie gerade. Mit einem nichtssagendem lächeln verharrte sie so, selbst in den Pausen. Der erste Tag verging bereits. Sie wollte gerade hinaus, als sie nochmals von diesen Mädchen aufgehalten wurde. Sie stellten sich alle drei vor sie und schubsten sie nach hinten um. Gackernd liefen sie davon. Amai lag weiterhin auf dem Boden. Da sie wirklich sehr schwach war, konnte sie nicht mal von allein aufstehen.
Dann tauchte nochmals jemand auf. „Amai, Amai geht es dir gut?“ wollte eine besorgte Stimme wissen. Langsan sah sie auf. Da hockte wirklich Nathaniel auf allen Viren über ihr und sorgte sich auch noch um sie. Einen so nahen Kontakt hatte sie mit noch niemandem. Nun lief sie mal rot an. Als der blonde Junge ihre Bewegungen wahrnahm, half er ihr erleichtert auf. Sie nickte bedankend und verließ wortlos die Schule. Da musste sie lange sitzen, eh sie jemand abholte. Selbst als es schon dämmerte, tauchte noch keiner auf.
Der Rothaarige blieb ebenfalls immer so lange. In der Zeit verzog er sich auf dem Schuldach. Diesmal blieb er jedoch nicht allein. Erst bemerkte der Raucher es gar nicht, aber sie saß die ganze Zeit auf der Bank. Pausenlos verharrte sie in der gleichen Position. Ihm fiel dazu nur eins ein, „Roboter!“ Anstatt ihr weiter zuzusehen, ließ er sich rücklinks fallen und starrte in den Himmel. Beide starrten in den Himmel, der untergehenden Sonne hinterher.
Irgendwann, sie wusste nicht mehr wann genau, zog sich Amai's Aufmerksamkeit auf die spielenden Vögel, besser gesagt weißen Tauben, am Himmel. Sie sahen so frei, so lebenslustig aus. Sie flogen direkt auf einen Baum zu, doch keine der Tauben bekam es mit. Erst kurz davor stoppten sie, nur eine schaffte es nicht mehr daran vorbei. Das arme Federvieh flog direkt dagegen. Stumm fiel es zu Boden. Keine Bewegung mehr.
Amai erhob sich langsam und lief darauf zu. Sie ließ ihren Schirm dabei aus versehen stehen. Zwar trug sie ihren Hut, aber das änderte nichts daran, dass ihre Arme frei lagen. Zum Glück ging die Sonne schon unter, sonst wäre ihre Haut jetzt schon längst verbrannt. Vorsichtig beugte sie sich nach unten und hob das Köpfchen des Vogels leicht an. Sie untersuchte es gleich nach Verletzungen, mit dem Ergebnis, dass ein Flügel gebrochen war.
Der Junge hatte kleine Lust mehr, ihm wurde langsam langweilig. Also beschloss er nach unten zu klettern. Er schaute schon die mehr als 10m lange Treppe nach unten, da wurde er doch neugierig. Ein kleines Kind hockte noch immer auf dem Schulhof. Er sah nur ihren Rücken, doch wusste sofort, wer es war. Es gab ja nur eine Variante. Das weißhaarige Mädchen griff mit beiden Händen an ihr Kleid. Vorsichtig riss sie ein paar Stücke heraus mit welchen sie dann den Flügel des Tieres versorgte.
Aufmerksam starrte er nach unten, nicht zu auffällig aber interessiert. „Ein Prinzess'chen im zerrissenem Kleid, da wird Papi aber böse sein.“ erklang seine leicht raue, belustigte Stimme. Er kletterte dann doch mal nach unten. Da angekommen, war sie schon weg. „Besser so …“ dann ging auch er.
Amai jedoch blieb, er sah sie nur nicht. Sie schaffte die Taube in eine Ecke der Schule, mitten im dichtesten Gebüsch, in der ruhigsten Ecke setzte sie sie ab. Dann setzte sie sich wieder auf die Bank und wartete, und wartete …
Ihr Auftritt in der Schule blieb kühl, starr und doch genoss sie einen hohen Grad an Beliebtheit. Doch danach kümmerte sie sich immer um das Tier und vergaß alles andere. Ihre Haltung blieb, das konnte sich so schnell nicht ändern, aber ihr lächeln wurde ehrlich, ihr Ausdruck frei und trotz der starren Haltung wirkte sie locker. Der Rotschopf fand irgendwann das Versteck und fing an sie zu beobachten.
Das reiche Prinzess'chen, wie er sie nannte, schien auch eine ganz nette Seite zu haben. Aber das zeigte ja nur wieder, wie sie sich an alles hielt was man ihr sagte. Auf die Art 'sei immer schön freundlich zu deinen Mitmenschen' oder 'sei brav und tu das was man dir sagt'. Natürlich, eine Prinzessin musste so sein, sie hatte gar keine andere Wahl. Sie musste wirklich ein leichtes Leben haben glaubte er.
Als es wieder anfing zu dämmern, getraute sich das weißhaarige Mädchen aus ihrem Versteck. In der einen Hand hielt sie den Schirm, mit dem anderen Arm transportierte sie die Taube. „Das Federvieh scheint ja wieder gesund zu sein.“ murmelte er vor sich hin. Die Taube musste spüren, dass Amai sie jetzt wieder frei lassen würde. Eine Woche kümmerte sich das wunderschöne Kind um sie.
Das Tier erhob seine weichen, leichten Flügel und schwang sie auf und nieder. Die Weißhaarige ließ ihren Schirm fallen und half etwas nach. Sie streckte eine Hand hoch hinaus. So bekam sie etwas mehr Schwung. Nur ungern, langsam nahm sie ihre Hand auch wieder runter. Sie sah dem Tier noch ein bisschen nach. Dessen Freunde tauchten jetzt auch wieder auf. Vergnügt flogen sie hin und her. Amai drehte sich lieber um. Was sie nicht sah, sie machte es ihr gleich. Das reiche Mädchen war nicht so glücklich darüber, deswegen kam sie nochmals zurück. Es war als könnte die Taube sie wirklich verstehen.
Sie wirbelte der Kleinen die Haare ganz durcheinander. Sie musste dadurch nur breit grinsen. Ein ehrliches Lächeln huschte ihr kurz über die Lippen. Dann nahm sie eine Hand vor ihr Herz und wurde leicht rot. Als würde sie sich wieder bedanken nickte sie, dann verschwand auch das Tier wieder.
Kapitel 5: leichter gesagt als getan
Nach einer Weile wurde das Mädchen wieder uninteressant. Also legte er sich und starrte weiter in den Himmel. Das Prinzess'chen hingegen sah kurz mal zum Dach. Sie wusste von Anfang an, dass er da oben saß und sie beobachtete. Erst kurz vor Mitternacht kletterte der Junge nach unten. Er musste ja auch irgendwann mal mit seinem Hund nach draußen.
Mit dem Zug fuhr er knapp eine halbe Stunde eh er Heim war. Die letzte Runde fiel auf eine Zeit zwischen um eins und halb zwei. Wobei man das eher als erste Runde bezeichnen könnte. Meist ging er eine Stunde mit dem Riesen nach draußen. Trotz dessen reifen alters, war er noch verspielt wie ein kleiner Welpe. Um die Uhrzeit konnte er ihn immer von der Leine lassen, da brauchte er nichts befürchten. Immer wieder warf er einen dicken Ast vor sich her. Nach einer Weile liefen sie an einer riesigen Mauer vorbei.
Es fiel ihm noch nie so wirklich auf, aber das Gebäude dahinter war wirklich riesig. Wer da wohl drinnen wohnte? Um die Antwort zu bekommen brauchte er nicht gerade lang. Eines der Fenster stand offen und das Licht brannte noch. Direkt dahinter saß das weißhaarige Mädchen. Sie nahm wieder ihre gerade Haltung ein. Sie übten das schreiben, das schreiben! Als sie sich beobachtet fühlte, sah sie doch kurz nach draußen.
Sie hätte es nicht geglaubt aber es war ein Junge aus ihrer Klasse, der Raucher. Als sie sich gegenseitig in die Augen schauten, wurde er sogar etwas nervös. Zugegeben, ihre zärtlichen, weißen Augen waren wirklich niedlich. „Was tust du denn da? Du musst noch eine menge lernen also hör gefälligst auf zu träumen und arbeite weiter.“ befahl ihr Lehrer. Sie neigte ihren Kopf nach vorn, dabei wurden ihre Haare wieder wild nach vorn geweht. Sie tat es so lange, bis der Lehrer die Entschuldigung annahm. Der Rotschopf verließ lieber stillschweigend die Fläche.
Inzwischen plante er jede Runde die er mit seinem Hund ging so, dass sie an der Villa vorbei kamen. Immer war sie hoch beschäftigt. Sie lernte oder arbeitete hart, um mal in die Fußstapfen ihres Vaters treten zu können. Dabei hatte sie auch noch so viel anderes zu tun. Immer wieder kamen Leute aus der Schule an und schütteten ihre Herzen aus. Sie hörte immer zu. Anscheinend konnte sie gar nicht nein sagen. Sie tat immer das was am besten war, dazu musste sie nicht mal sprechen.
Manchmal musste sie auch ganz anderes üben. Er erinnerte sich nur zu sehr wie sie im Sportunterricht daneben saß und zusah. In ihrer eigenen Villa übte sie fleißig japanischen Tanz oder lernte die Teezeremonie oder auch manchmal Bogenschießen. Wie bekam sie nur so viel unter einen Hut? Schon seit über einer Woche konnte er nicht mehr behaupten,dass dieses Gör ein leichtes Leben hätte. Sie hatte so viel zu tun, wirkte am nächsten Morgen aber immer gut gelaunt. Egal wie sehr es sie anstrengte, sie blieb das was man wollte.