Kapitel 6: für alles gibt es Gründe
Das kleine Mädchen kümmerte sich in der Schule wieder um alles was sie verlangten. Sie war eine richtige Jasagerin aber das machte weder ihr etwas aus noch den anderen. Sie versuchte es abermals mit der anderen Band in ihrer Klasse in Kontakt zu kommen, unmöglich. Der Sänger reagierte immer so eingebildet. Er hatte wegen irgendetwas Vorurteile gegen sie. Irgendwann schrieb sie einfach einen Zettel.
„Hey, ich wollte nur wissen, ob ihr auf dem Fest auch auftreten würdet?“ Nach einiger Zeit fand sie diesen Zettel zerknüllt in ihrem Spint vor. Sie sah trotzdem mal drauf. Über das ganze Blatt war ein „NEIN!“ verzeichnet. Sie nahm sich einfach einen neuen und versuchte es weiter. „Wenn es um euren fehlenden Gitarristen geht, ich könnte so lange aushelfen. Aber nur wenn ihr damit einverstanden seit.“ Diesmal fand sie keinen Zettel vor.
Sie wartete noch bis Schulschluss, keine Antwort war die Dewiese. Während der Arbeit bei Nathaniel, dem Schülersprecher, klopfte es. Das freundliche, hilfsbereite Mädchen öffnete umgehend. „Ja, was können wir für Sie tun?“ bei dieser Aussage schaute sie dem ihr Gegenüber aus versehen nicht an. Ihren Blick zu ihm wendend, ging sie erstaunt zwei Schritte zurück. „Glotz' nicht so und komm mit!“ befahl ein ziemlich großer, gutaussehender Kerl. Es war ein Junge aus der anderen Band.
„Nathaniel, kommst du allein klar.“ Er erhob gerade mal eine Hand aus den Akten und brummelte etwas vor sich hin. Das bedeutete so viel wie 'ich bin fast am Ende mit meinen Nerven aber wenn man dich wo anders braucht, geh ruhig!' Also folgte sie ihm. Er zeigte ihr den Weg zur Turnhalle. Da stand die Band mit all ihren Instrumenten. Der Weißhaarige, der ihr vorher so doof kam, lächelte nun. Was war nur passiert? „Okay, du willst mit uns spielen. Dann komm auf die Bühne.“ Er konnte ja auch lächeln?! Das hat sie bei ihm noch nie zuvor entdeckt.
Erstaunt folgte sie dem Drummer. Es stand bereits eine geliehene Gitarre für sie bereit. Ein paar Noten hatten sie auch für die Kleine. Sie spielten schon ziemlich zeitig los. Also eine Probe … auf IHRE Art! Machte es sofort klick. Sie spielte anfangs nicht mit sondern ließ die Musik wirken. Der Weißhaarige fühlte sich schon siegessicher, die anderen beiden fühlten sich dabei nicht sehr wohl sie so ins Messer laufen zu lassen, denn sie nahmen das alles mit Kamera auf.
Doch sie ließ nicht locker, das würde sie niemals tun. Als sie den Rhythmus spürte, spielte sie einfach mit. Sie konnte auch nicht auf den Zettel schauen, denn da waren falsche Noten drauf verzeichnet. Es rutschten ein paar Noten dazwischen die da nicht mit hingehörten, aber das war ihnen egal. Zugegeben, leider, sie war gut, zu gut. Selbst dem Sänger gefiel es und er sang so gut wie nur selten. Gerade in dem Moment legte sich ein lächeln auf die Lippen der anderen. Nach diesem Song gab er sich geschlagen. Er hörte auf und drehte sich zu ihr um. „Tut mir leid. Ich habe übertrieben. Ich würde gern mit dir auf dem Fest zusammen stehen. Das bedeutet aber auch Proben mit uns, schaffst du das?“
Er hatte ja eine ganz warme, weiche Stimme. Er wies ein Verhalten auf, welches ihr bekannt vorkam. „Klar aber … warum hast du das nun getan?“ Sie wurde nicht mal wütend. „Weißt du, früher kannte ich mal so ein Mädchen. Sie war wirklich klasse und hat alles geschafft was sie wollte. Wir haben uns ausgemacht jeder für sich eine Band zu gründen. Die bessere solle dann gewürdigt werden. Ich wollte einfach nicht aufgeben … gegen das Mädchen von früher. Dabei hatte sie doch schon längst gewonnen, schon vor diesem Versprechen.“
Ach du scheiße! Jetzt weiß ich woher ich ihn kenne. Wir haben als kleine Kinder zusammen gesungen und dann entstand dieses 'Versprechen'. So'n Mist, wie konnte ich das vergessen! Schämte sie sich unheimlich. Sie wusste schließlich, dass es falsch war, ihn zu vergessen. Ihm schien das ziemlich wichtig gewesen zu sein. „Tut mir leid, das habe ich vergessen.“ „Schon okay, zumindest jetzt. Außerdem weiß ich ja, wie viel du um die Ohren hast. Da vergisst man soetwas schonmal. Also, mein Name ist Lysander. Willkommen im Team aber sobald unser richtiger …“ „Schon okay, das verstehe ich.“ sprach sie ihm schnell dazwischen.
Die anderen beiden stellten sich noch schnell als Maik und Miki vor, Brüder! Dann meinte Lys schon, sie solle sich lieber beeilen. Er wusste von ihrem Zug. Er musste sie lange Zeit beobachtet haben. Umso mehr war ihr das peinlich.
Kapitel 7: Wie am Anfang und doch ganz anders
Ein kleiner Sprint zum Gleis tat ihr richtig gut. Noch gerade so konnte sie ihren zweiten Fuß reinziehen. Eine Millisekunde später und der Fuß wäre zerquetscht. Nochmal schnell überprüft ob sie auch nichts vergessen hat und schon ging es ihr wieder gut. Aus dem Zug draußen, streckte sie sich erleichtert und voller Genuss. „Na, welchem armen Seel'chen helfen wir heute?“ fragte sie sich seit einer Weile mal wieder.
Dieses süße Grinsen von ihren Lippen verschwand einfach nicht. Ihre kurzen Beinchen trugen sie schnell zu den Automaten, die fast jeden Monat wegen ihr neu befüllt werden mussten, zumindest was heißen Zitronentee betraf. Ebenso nahm sie sich die leckeren Kekse und ein Brötchen. Gleich darauf erhaschte sie das Bild des betrunkenen, rothaarigen Jungen. „Stimmt ja …“ Das ist alles so wie am ersten Tag, nur dass sein Hund inzwischen fehlt. Ob es ihm wohl noch schlechter geht? Er meinte zwar, ich solle mich raus halten, weil es mich nichts anginge … „Aber ich finde ihn gar nicht mal so übel. Ich möchte gern wissen, was seine Seele so sehr belastet.“ flüsterte sie.
Wieder kam sie zum Jungen hin. Sie hockte sich und schloss ihre Arme um ihre Beine. Er sah alles doppelt und dreifach, doch sein gieriger Blick auf ihre Unterwäsche verharrte. „Was ist mit dir? Was hast du?“ Er hob seine Hand und erwischte zum Glück gleich die Person. Der Rüpel schubste sie einfach wieder um. Ihre Ellenbogen waren noch von letzten mal etwas angeschlagen, jetzt rissen sie wieder auf. „Das geht dich nichts an. Verschwinde!“ meckerte er lallend.
Diesmal nicht, diesmal wollte sie es wissen. Das Mädchen kauerte sich wieder so hin. „Sage es mir, bitte.“ hauchte sie flehend. Er sah weg und tat nichts mehr. „Bitte!“ Immer noch keine Reaktion. „Ich weiß, dass es dich belastet. Du musst mit jemanden darüber sprechen.“ hauchte sie noch leiser, mit ihren Blicken auf den Boden verharrend. Keine Sekunde später hörten beide einen Hund bellen. Diese rannte zum Rotschopf. Erleichtert fiel er Demon um den Hals. „Warum musst du auch immer wieder gehen?!“ jammerte er. Dabei konnte man nicht entziffern wen von beiden er meinte. Mit dem Gesicht hinter dem Beauceron versteckt, redete er endlich.
„Ich wusste an dem Tag wirklich nicht was passiert ist. Als ich wieder wach wurde, lagen da drei gefesselte Frauen vor mir, alle drei Nackt und eine davon meine Freundin. Ihre Kehlen waren aufgeschlitzt und ihre Körper bluteten überall. Ich habe sie an diesen Tag vergewaltigt und dann getötet. Das alles Gott weiß warum! Ich bin ein Mörder und Vergewaltiger. Weißt du, in der Schule konnte ich mit einem scheiß Ruf leben aber jetzt werde ich von der Polizei gesucht wegen diese Sache. Und sie haben vollkommen recht, ich gehöre weggesperrt.“
Als das Mädchen mit weit aufgerissenen Augen verstummte und anfing zu zittern, schloss er lieber die Augen. Sie hat Angst, sie hat Angst, ich wusste es! Sie hat mit Sicherheit … Seine Gedanken unterbrachen. Die Brünette umarmte ihn einfach. Sie setzte sich auf seinen Schoß und umarmte ihn so fest sie konnte. Doch er spürte es eher als leichtes kribbeln. Er ließ seinen inzwischen gut ernährten Hund los.
„Eigentlich hasse ich Leute wie dich. Leute die Frauen oder Mädchen etwas so böses antun …“ „Warum dann...“ „Weil man dir deine Verzweiflung doch ansieht. Du bereust es und das auf eine Schreckliche Art und Weise.“ Dabei hielt sie zitternd seinen Arm fest. Er zuckte zusammen, denn die Wunden brannten. Seit langem fühlte er sich mal wieder geborgen. Er spürte eine ihm längst vergessene Wärme und diese Wärme übertrug sich auf ihn und dann auf sein Herz.
Er drehte sich noch mehr zu ihr. Mit seinen kräftigen Armen, die so sehr unter seinen Depressionen litten, nahm er sie endlich zurück in die Arme. Sie vergoss Tränen, er spürte die kleinen Tropfen an seinem Rücken. Das Mädchen, sie weinte für ihn und nur für ihn. Es galt alles ihm, alles!
Kapitel 8: sicheres Versteck?
Trotzdem, irgendetwas stimmte seit dem nicht mehr mit ihm. Er achtete vorher noch nie auf soetwas. Er wusste schließlich wie weibliche Unterwäsche aussah und auch wie Brüste aussahen, schließlich hatte er eine Freundin. Seit diesem Vorfall konnte er nie seine Augen von solchen Dingen lassen.
Als sie sich endlich beruhigte, wischte sie sich schnell die Tränen weg. Er legte ihr die beiden Zipfel ihres Joker-Hutes über die Schulter und berührte dann ganz leichte ihre Wange. Mit seinem anderen Arm umfuhr er ihre Hüfte. Verträumt starrte er sie so an. „Was denn?“ Der Rotschopf zog sie näher zu sich und … „Stopp! Ich mag dich, ja, aber das heißt noch lange nicht, dass du mich küssen darfst!“ regte sie sich vorher auf. Ein leises zischen ertönte.
„Du magst mich also. Deswegen etwa dieses Theater? Das hättest du dir echt sparen können!“ er benahm sich so frech wie am ersten Tag. „Das ist kein Theater und du kümmerst dich ja um nichts. Außerdem …“ sie beugte sich wieder zu ihm runter. „... wäre es denn so schlimm, wenn ich auf dich stehen würde!“ Mit diesen Satz stand sie einfach auf. Bei einem Blick über ihre Schulter zwinkerte sie ihm verwegen zu und verschwand dann einfach.
Verdutzt blieb er allein zurück, mal wieder. „Also … war das jetzt echt oder nicht? Aus dem Mädchen werde ich nicht schlau.“ brummelte er. Sie wirkte plötzlich so 'erwachsen', diese kindliche Seite war weg. Als er sich umblickte war auch Demon wieder weg. „Nein, nicht wieder allein!“ jammerte er. Der Kerl winkelte seine Beine an und umschloss diese. Sein Herz war wieder so schwer, so kalt, so einsam. Bis tief in die Nacht hinein verharrte er so, die Tränen aufhaltend.
Diese Sache vor ein paar Wochen machte ihn so fertig. Er wollte sterben, wirklich sterben. Von weit entfernt nahm er ein paar leise Schritte war. Sie waren leicht und kamen immer näher. Seine Augen blieben einfach geschlossen. Er versuchte es zu ignorieren. Es konnte nicht wieder dieses dumme Gör sein, welches ihm seinen Hund nahm. „Hey du, ja du! Sieh mich an!“ meckerte sie. Verwirrt starrte er auf, dabei wusste er doch schon, wer es war.
„Was willst du hier! … Willst du etwa auch noch vergewaltigt und ermordet werden!“ Der Tag war eindeutig zu viel für ihn, wenn er das jetzt schon wildfremden Mädchen an den Kopf warf. „Ach so tickst du also. Ein kleiner Vergewaltiger also. Und jetzt, was hast du vor?“ Verzweiflung pur. „Ach her je!“ murmelte sie genervt. „Komm mit. Ich kenne das beste versteck der Welt. Wehe du rührst mich an!“ „Kann man dir da vertrauen?“ „Na was denkst du denn? Deinem Hund geht es schließlich auch gut, oder?!“ erinnerte sie ihn böse.
Zögernd stand er auf. Schwäche machte sich breit. Schon lang stand der Rothaarige nicht mehr auf beiden Beinen und noch weniger lief er sinnlos durch die Gegend. Wie auf Stelzen laufend folgte er ihr. Sie führte ihn in eine stark bewohnte Gegend. „Willst du mich verarschen?“ wurde er sauer. „Wenn du noch lauter brüllst ist das Versteck natürlich dahin.“ „Sicher, dass hier nicht irgendwo die Bullen warten?“ wollte er nur nochmal versichert haben.
Langsam lief sie einfach weiter. „Nein aber sie würden nichts tun. Komm jetzt! Ich bringe dich in meine Wohnung und werde dich sicher nicht verraten. Auch wenn auf dich eine hübsche Summe ausgesetzt wurde.“ ihr höllisches Grinsen löste nicht gerade vertrauen in ihm aus. Da angekommen, sprang Demon ihn gleich an. Sein Herrchen fiel zum ersten mal durch seine Wucht um. „Komm, hier ist es sicher.“ Es war dunkel. Hoffentlich behielt sie auch recht.
Kapitel 9: Fang an damit zu leben!
Lässig ließ sie den Schlüssel auf eine Kommode gleich am Eingang sinken. Die halbe Frau streckte ihren Arm aus und er erwartete wirklich schon die Polizei hinter jeder Ecke, doch falsch gedacht. „Da drüben ist das Bad. Das Wasser ist schon drinnen. Geh ruhig.“ Sie klang schon etwas verträumt aber vor allen ruhig und vertrauenswürdig. Endlich ein warmes Bad! Er machte die Tür nur ran, zog sich alle Sachen aus und stieg sofort hinein. Es war genau richtig. Am Rand waren ein paar Knöpfe. Er drückte einen davon und der eingebaute Whirlpool sprang an. Luxus pur!
Seiner Meinung nach saß er höchstens eine halbe Stunde drinnen als sie an der Tür klopfte. „Komm jetzt, du musst auch etwas schlafen.“ „Man, jetzt nicht. Noch ein paar Minuten.“ „Du badest jetzt schon seit drei Stunden. Wenn du raus kommst, ich bin im Schlafzimmer.“ berichtete sie noch flüchtig.
Nach nochmals zwei Stunden überwand er sich endlich dazu. Die Handtücher waren so wollig weich. Gott, wie er soetwas vermisste. Er zog sich ein paar der zurechtgelegten Sachen an und ein Handtuch um die Schultern. Damit rubbelte er dann sein Haar trocken. Er fühlte sich wie neu geboren. Bei dem schwachen Licht in der Wohnung suchte er jetzt das Schlafzimmer. Irgendwo fand er es dann mal. „Danke, auch wenn die Sachen etwas gewöhnungsbedürftig sind.“ Ihm fiel dabei fast eine ganze Lawine vom Herzen, so wohl fühlte er sich.
Das Mädchen war voll auf ein Buch vertieft. Da er immer in Boxershorts schlief, nicht wusste wo hin und auf dem riesigen Doppelbett noch genug platz war, legte er sich einfach so daneben. Herr Gott, hätte er sich auch gleich denken können. Eine wunderbare Matratze, wie auf ihn zugeschnitten. Er schnappte sich ein Kissen und kuschelte sich darin ein. Das Mädchen sah ihn mit einem Auge dabei zu. Nach kurzen hin und her, legte sie das Buch zur Seite. „Sag mal, wie willst du jetzt weiter machen?“ stellte sie ihm die frage. „Kann ich darüber nicht später nachdenken?“ wollte er nur wissen.
Sie überlegte kurz. „Natürlich!“ „Obwohl, einen kleinen Plan hätte ich da schon.“ der rothaarige Junge streckte sich und gähnte genüsslich. Einen seiner Arme legte er vor sie, da sie auf dem Bauch lag. Mit dieser Hand griff er ihn dann leicht an den Arm und streichelte sie etwas. „Was genau meinst du?“ durchfragte sie ihn. „Ich könnte jetzt 'ne Mütze voll Schlaf gebrauchen und in 10 Stunden mit heißem guten-morgen-Sex geweckt werden.“ Dabei konnte er sie ganz offen ansehen.
„Du gewöhnst dich langsam an das was du gemacht hast oder?“ „Ich muss doch irgendwie damit leben, oder? Du hast recht. Es ist nicht sinnvoll jetzt zu schmollen und sich zu verkriechen. Selbst in die Schule gehe ich seit fast zwei Wochen nicht mehr. Das wird nachsitzen geben. Hoffentlich finden sie mich da nicht.“ flehte er schon irgendwie. Die Tatsache, dass der Junge jetzt gern Sex hätte, machte die junge Frau kein Stück nervös. „Hey, das mit deinem guten Morgen könnte ich vielleicht organisieren. Ich habe da ein paar gute Kontakte.“
Er grinste noch breiter und kam ihr etwas näher. „Ich will aber dich.“ „Dann tut es mir leid. Morgen früh bin ich nicht mehr da. Den Rest werde ich dir schon noch erklären.“ er fragte lieber nicht weiter danach. Lieber sprach er ein anderes Thema an, welches ihn sehr interessierte.
Kapitel 10: von der einen Gefahr zur Nächsten
Sogleich fragte er, „Sag mal, warum ist gerade das der sicherste Ort der Gegend?“ „Glaubst du mir nicht?“ stellte sie die Gegenfrage. „Irgendwie nicht, nein.“ „Weißt du, ich lebe schon seit langer Zeit hier und mich hat noch keiner geschnappt. Das allein deutet doch schon auf Sicherheit.“ Neugierig stemmte er sich auf, dabei nahm er seinen Arm endlich von ihr. „Wie meinst du das? Flüchtest du auch?“ „Nein, ich zeige mich offensichtlich. Das macht sie wütend und verzweifelter und das Spiel wesentlich interessant. Wobei … sie wissen ja nicht mal richtig, wer es ist!“
Er verstand kein Wort mehr. Fragend durchbohrten seine Blicke sie. „Sagen wir mal so, ja, ich werde gesucht. Ich leben wie ein ganz normaler Mensch. Wenn ein Streifenwagen an mir vorbei fährt reagiere ich einfach normal, mal schauen aber sonst nichts. Wenn mich einer nach meinem Ausweis fragt, was solls, zeige ich ihm halt den Ausweis ABER …“ „Was aber?“ wollte er angespannt wissen.
„Weißt du wie viel für dich bezahlt wird, wenn man dich schnappt?“ „Ja, das letzte mal waren es zweitausend $ aber was hat das …“ Er brauchte nicht aussprechen. „Tja … dann sage ich mal willkommen in meiner Welt … auf mich sind … 3Milliarden $ ausgesetzte. Sowohl altertümliche Kopfgeldjäger als auch die Polizisten suchen nach mir. Sie finden mich einfach nicht, weil sie an den falschen Orten suchen.“ belächelte sie die Tatsache. Ein leichtes lächeln umspielte ihre sanften Lippen.
Seine Kehle wurde so langsam zugeschnürt. Um Luft zu bekommen räusperte er sich doll. „Wie bitte? Wie viel? Und da findet dich keiner?“ „Richtig. Ich arbeite so weiter wie immer und leben hier im Luxus, denn schlecht verdiene ich nicht daran. Und noch dazu, geh ich auch in die Schule. Man kann sich daran gewöhnen gesucht zu werden. Wie heißt du eigentlich?“ wollte sie nun mal etwas wissen. „Ich bin Castiel, 17 Jahre und Gitarrist.“ „Oh du spielst Gitarre? Cool.“ gab sie zu.
„Wie heißt du?“ „Ähm … gib mir einen Namen.“ forderte sie freundlich. Auch sie schnappte sich jetzt ein Kissen. Darauf verkreuzte die Brünette ihre Arme und legte ihren Kopf darauf. „Warum? Sage es doch einfach.“ „Tut mir leid. Ich muss auf Nummer sicher gehen. 3Milliarden $ sind nicht gerade wenig. Vielleicht kommst du ja in Versuchung.“ „Klar, ich geh zu den Bullen und sage ihnen … hey ich bin Castiel ich würde gern jemanden anzeigen. Oh und damit ihr es nicht erst beim zweiten mal bemerkt, das auf dem Foto da, das bin ich.'“ spielte er die Szene nach.
Sie musste dadurch nur schmunzeln. „Gut aber trotzdem, gib mir einen Namen PK!“ „PK?“ fragte er. „Ja, warum denn nicht. Die englische Version von Schwein. Ich steh mehr auf das Wort pork als auf pig. Also PK!“ Er blickte sie noch immer fragend an. „Warum?“ „Ganz einfach, wegen der Scheiße die du getan hast. Du bist ein Schwein, das musst du zugeben. Ich könnte dich natürlich auch Schwein'chen nennen, wenn dir das lieber ist.“ Mit einem einfachen leisen lachen stimmte er ihr zu. „Okay, dann bin ich jetzt PK. Für dich finde ich auch noch einen Name.“
Das hübsche Mädchen schlüpfte unter die Decke und schlief schon bald darauf ein. „Morgen musst du hier raus. Das meinte ich erst.“ hauchte sie noch zuvor. „Was? Schon morgen?! Wie soll ich das packen?“ „Überleg' dir was. Ist nicht mein Problem.“ „Schlampe, wenn es denn sein muss aber erstmal Schule! … so wie du.“ murmelte auch er nur noch. „PK, laber nicht so viel und überlege später was ich erst sagte.“ befahl sie ihm streng. Noch eh er antworten konnte schliefen beide ein.
Das kleine Mädchen kümmerte sich in der Schule wieder um alles was sie verlangten. Sie war eine richtige Jasagerin aber das machte weder ihr etwas aus noch den anderen. Sie versuchte es abermals mit der anderen Band in ihrer Klasse in Kontakt zu kommen, unmöglich. Der Sänger reagierte immer so eingebildet. Er hatte wegen irgendetwas Vorurteile gegen sie. Irgendwann schrieb sie einfach einen Zettel.
„Hey, ich wollte nur wissen, ob ihr auf dem Fest auch auftreten würdet?“ Nach einiger Zeit fand sie diesen Zettel zerknüllt in ihrem Spint vor. Sie sah trotzdem mal drauf. Über das ganze Blatt war ein „NEIN!“ verzeichnet. Sie nahm sich einfach einen neuen und versuchte es weiter. „Wenn es um euren fehlenden Gitarristen geht, ich könnte so lange aushelfen. Aber nur wenn ihr damit einverstanden seit.“ Diesmal fand sie keinen Zettel vor.
Sie wartete noch bis Schulschluss, keine Antwort war die Dewiese. Während der Arbeit bei Nathaniel, dem Schülersprecher, klopfte es. Das freundliche, hilfsbereite Mädchen öffnete umgehend. „Ja, was können wir für Sie tun?“ bei dieser Aussage schaute sie dem ihr Gegenüber aus versehen nicht an. Ihren Blick zu ihm wendend, ging sie erstaunt zwei Schritte zurück. „Glotz' nicht so und komm mit!“ befahl ein ziemlich großer, gutaussehender Kerl. Es war ein Junge aus der anderen Band.
„Nathaniel, kommst du allein klar.“ Er erhob gerade mal eine Hand aus den Akten und brummelte etwas vor sich hin. Das bedeutete so viel wie 'ich bin fast am Ende mit meinen Nerven aber wenn man dich wo anders braucht, geh ruhig!' Also folgte sie ihm. Er zeigte ihr den Weg zur Turnhalle. Da stand die Band mit all ihren Instrumenten. Der Weißhaarige, der ihr vorher so doof kam, lächelte nun. Was war nur passiert? „Okay, du willst mit uns spielen. Dann komm auf die Bühne.“ Er konnte ja auch lächeln?! Das hat sie bei ihm noch nie zuvor entdeckt.
Erstaunt folgte sie dem Drummer. Es stand bereits eine geliehene Gitarre für sie bereit. Ein paar Noten hatten sie auch für die Kleine. Sie spielten schon ziemlich zeitig los. Also eine Probe … auf IHRE Art! Machte es sofort klick. Sie spielte anfangs nicht mit sondern ließ die Musik wirken. Der Weißhaarige fühlte sich schon siegessicher, die anderen beiden fühlten sich dabei nicht sehr wohl sie so ins Messer laufen zu lassen, denn sie nahmen das alles mit Kamera auf.
Doch sie ließ nicht locker, das würde sie niemals tun. Als sie den Rhythmus spürte, spielte sie einfach mit. Sie konnte auch nicht auf den Zettel schauen, denn da waren falsche Noten drauf verzeichnet. Es rutschten ein paar Noten dazwischen die da nicht mit hingehörten, aber das war ihnen egal. Zugegeben, leider, sie war gut, zu gut. Selbst dem Sänger gefiel es und er sang so gut wie nur selten. Gerade in dem Moment legte sich ein lächeln auf die Lippen der anderen. Nach diesem Song gab er sich geschlagen. Er hörte auf und drehte sich zu ihr um. „Tut mir leid. Ich habe übertrieben. Ich würde gern mit dir auf dem Fest zusammen stehen. Das bedeutet aber auch Proben mit uns, schaffst du das?“
Er hatte ja eine ganz warme, weiche Stimme. Er wies ein Verhalten auf, welches ihr bekannt vorkam. „Klar aber … warum hast du das nun getan?“ Sie wurde nicht mal wütend. „Weißt du, früher kannte ich mal so ein Mädchen. Sie war wirklich klasse und hat alles geschafft was sie wollte. Wir haben uns ausgemacht jeder für sich eine Band zu gründen. Die bessere solle dann gewürdigt werden. Ich wollte einfach nicht aufgeben … gegen das Mädchen von früher. Dabei hatte sie doch schon längst gewonnen, schon vor diesem Versprechen.“
Ach du scheiße! Jetzt weiß ich woher ich ihn kenne. Wir haben als kleine Kinder zusammen gesungen und dann entstand dieses 'Versprechen'. So'n Mist, wie konnte ich das vergessen! Schämte sie sich unheimlich. Sie wusste schließlich, dass es falsch war, ihn zu vergessen. Ihm schien das ziemlich wichtig gewesen zu sein. „Tut mir leid, das habe ich vergessen.“ „Schon okay, zumindest jetzt. Außerdem weiß ich ja, wie viel du um die Ohren hast. Da vergisst man soetwas schonmal. Also, mein Name ist Lysander. Willkommen im Team aber sobald unser richtiger …“ „Schon okay, das verstehe ich.“ sprach sie ihm schnell dazwischen.
Die anderen beiden stellten sich noch schnell als Maik und Miki vor, Brüder! Dann meinte Lys schon, sie solle sich lieber beeilen. Er wusste von ihrem Zug. Er musste sie lange Zeit beobachtet haben. Umso mehr war ihr das peinlich.
Kapitel 7: Wie am Anfang und doch ganz anders
Ein kleiner Sprint zum Gleis tat ihr richtig gut. Noch gerade so konnte sie ihren zweiten Fuß reinziehen. Eine Millisekunde später und der Fuß wäre zerquetscht. Nochmal schnell überprüft ob sie auch nichts vergessen hat und schon ging es ihr wieder gut. Aus dem Zug draußen, streckte sie sich erleichtert und voller Genuss. „Na, welchem armen Seel'chen helfen wir heute?“ fragte sie sich seit einer Weile mal wieder.
Dieses süße Grinsen von ihren Lippen verschwand einfach nicht. Ihre kurzen Beinchen trugen sie schnell zu den Automaten, die fast jeden Monat wegen ihr neu befüllt werden mussten, zumindest was heißen Zitronentee betraf. Ebenso nahm sie sich die leckeren Kekse und ein Brötchen. Gleich darauf erhaschte sie das Bild des betrunkenen, rothaarigen Jungen. „Stimmt ja …“ Das ist alles so wie am ersten Tag, nur dass sein Hund inzwischen fehlt. Ob es ihm wohl noch schlechter geht? Er meinte zwar, ich solle mich raus halten, weil es mich nichts anginge … „Aber ich finde ihn gar nicht mal so übel. Ich möchte gern wissen, was seine Seele so sehr belastet.“ flüsterte sie.
Wieder kam sie zum Jungen hin. Sie hockte sich und schloss ihre Arme um ihre Beine. Er sah alles doppelt und dreifach, doch sein gieriger Blick auf ihre Unterwäsche verharrte. „Was ist mit dir? Was hast du?“ Er hob seine Hand und erwischte zum Glück gleich die Person. Der Rüpel schubste sie einfach wieder um. Ihre Ellenbogen waren noch von letzten mal etwas angeschlagen, jetzt rissen sie wieder auf. „Das geht dich nichts an. Verschwinde!“ meckerte er lallend.
Diesmal nicht, diesmal wollte sie es wissen. Das Mädchen kauerte sich wieder so hin. „Sage es mir, bitte.“ hauchte sie flehend. Er sah weg und tat nichts mehr. „Bitte!“ Immer noch keine Reaktion. „Ich weiß, dass es dich belastet. Du musst mit jemanden darüber sprechen.“ hauchte sie noch leiser, mit ihren Blicken auf den Boden verharrend. Keine Sekunde später hörten beide einen Hund bellen. Diese rannte zum Rotschopf. Erleichtert fiel er Demon um den Hals. „Warum musst du auch immer wieder gehen?!“ jammerte er. Dabei konnte man nicht entziffern wen von beiden er meinte. Mit dem Gesicht hinter dem Beauceron versteckt, redete er endlich.
„Ich wusste an dem Tag wirklich nicht was passiert ist. Als ich wieder wach wurde, lagen da drei gefesselte Frauen vor mir, alle drei Nackt und eine davon meine Freundin. Ihre Kehlen waren aufgeschlitzt und ihre Körper bluteten überall. Ich habe sie an diesen Tag vergewaltigt und dann getötet. Das alles Gott weiß warum! Ich bin ein Mörder und Vergewaltiger. Weißt du, in der Schule konnte ich mit einem scheiß Ruf leben aber jetzt werde ich von der Polizei gesucht wegen diese Sache. Und sie haben vollkommen recht, ich gehöre weggesperrt.“
Als das Mädchen mit weit aufgerissenen Augen verstummte und anfing zu zittern, schloss er lieber die Augen. Sie hat Angst, sie hat Angst, ich wusste es! Sie hat mit Sicherheit … Seine Gedanken unterbrachen. Die Brünette umarmte ihn einfach. Sie setzte sich auf seinen Schoß und umarmte ihn so fest sie konnte. Doch er spürte es eher als leichtes kribbeln. Er ließ seinen inzwischen gut ernährten Hund los.
„Eigentlich hasse ich Leute wie dich. Leute die Frauen oder Mädchen etwas so böses antun …“ „Warum dann...“ „Weil man dir deine Verzweiflung doch ansieht. Du bereust es und das auf eine Schreckliche Art und Weise.“ Dabei hielt sie zitternd seinen Arm fest. Er zuckte zusammen, denn die Wunden brannten. Seit langem fühlte er sich mal wieder geborgen. Er spürte eine ihm längst vergessene Wärme und diese Wärme übertrug sich auf ihn und dann auf sein Herz.
Er drehte sich noch mehr zu ihr. Mit seinen kräftigen Armen, die so sehr unter seinen Depressionen litten, nahm er sie endlich zurück in die Arme. Sie vergoss Tränen, er spürte die kleinen Tropfen an seinem Rücken. Das Mädchen, sie weinte für ihn und nur für ihn. Es galt alles ihm, alles!
Kapitel 8: sicheres Versteck?
Trotzdem, irgendetwas stimmte seit dem nicht mehr mit ihm. Er achtete vorher noch nie auf soetwas. Er wusste schließlich wie weibliche Unterwäsche aussah und auch wie Brüste aussahen, schließlich hatte er eine Freundin. Seit diesem Vorfall konnte er nie seine Augen von solchen Dingen lassen.
Als sie sich endlich beruhigte, wischte sie sich schnell die Tränen weg. Er legte ihr die beiden Zipfel ihres Joker-Hutes über die Schulter und berührte dann ganz leichte ihre Wange. Mit seinem anderen Arm umfuhr er ihre Hüfte. Verträumt starrte er sie so an. „Was denn?“ Der Rotschopf zog sie näher zu sich und … „Stopp! Ich mag dich, ja, aber das heißt noch lange nicht, dass du mich küssen darfst!“ regte sie sich vorher auf. Ein leises zischen ertönte.
„Du magst mich also. Deswegen etwa dieses Theater? Das hättest du dir echt sparen können!“ er benahm sich so frech wie am ersten Tag. „Das ist kein Theater und du kümmerst dich ja um nichts. Außerdem …“ sie beugte sich wieder zu ihm runter. „... wäre es denn so schlimm, wenn ich auf dich stehen würde!“ Mit diesen Satz stand sie einfach auf. Bei einem Blick über ihre Schulter zwinkerte sie ihm verwegen zu und verschwand dann einfach.
Verdutzt blieb er allein zurück, mal wieder. „Also … war das jetzt echt oder nicht? Aus dem Mädchen werde ich nicht schlau.“ brummelte er. Sie wirkte plötzlich so 'erwachsen', diese kindliche Seite war weg. Als er sich umblickte war auch Demon wieder weg. „Nein, nicht wieder allein!“ jammerte er. Der Kerl winkelte seine Beine an und umschloss diese. Sein Herz war wieder so schwer, so kalt, so einsam. Bis tief in die Nacht hinein verharrte er so, die Tränen aufhaltend.
Diese Sache vor ein paar Wochen machte ihn so fertig. Er wollte sterben, wirklich sterben. Von weit entfernt nahm er ein paar leise Schritte war. Sie waren leicht und kamen immer näher. Seine Augen blieben einfach geschlossen. Er versuchte es zu ignorieren. Es konnte nicht wieder dieses dumme Gör sein, welches ihm seinen Hund nahm. „Hey du, ja du! Sieh mich an!“ meckerte sie. Verwirrt starrte er auf, dabei wusste er doch schon, wer es war.
„Was willst du hier! … Willst du etwa auch noch vergewaltigt und ermordet werden!“ Der Tag war eindeutig zu viel für ihn, wenn er das jetzt schon wildfremden Mädchen an den Kopf warf. „Ach so tickst du also. Ein kleiner Vergewaltiger also. Und jetzt, was hast du vor?“ Verzweiflung pur. „Ach her je!“ murmelte sie genervt. „Komm mit. Ich kenne das beste versteck der Welt. Wehe du rührst mich an!“ „Kann man dir da vertrauen?“ „Na was denkst du denn? Deinem Hund geht es schließlich auch gut, oder?!“ erinnerte sie ihn böse.
Zögernd stand er auf. Schwäche machte sich breit. Schon lang stand der Rothaarige nicht mehr auf beiden Beinen und noch weniger lief er sinnlos durch die Gegend. Wie auf Stelzen laufend folgte er ihr. Sie führte ihn in eine stark bewohnte Gegend. „Willst du mich verarschen?“ wurde er sauer. „Wenn du noch lauter brüllst ist das Versteck natürlich dahin.“ „Sicher, dass hier nicht irgendwo die Bullen warten?“ wollte er nur nochmal versichert haben.
Langsam lief sie einfach weiter. „Nein aber sie würden nichts tun. Komm jetzt! Ich bringe dich in meine Wohnung und werde dich sicher nicht verraten. Auch wenn auf dich eine hübsche Summe ausgesetzt wurde.“ ihr höllisches Grinsen löste nicht gerade vertrauen in ihm aus. Da angekommen, sprang Demon ihn gleich an. Sein Herrchen fiel zum ersten mal durch seine Wucht um. „Komm, hier ist es sicher.“ Es war dunkel. Hoffentlich behielt sie auch recht.
Kapitel 9: Fang an damit zu leben!
Lässig ließ sie den Schlüssel auf eine Kommode gleich am Eingang sinken. Die halbe Frau streckte ihren Arm aus und er erwartete wirklich schon die Polizei hinter jeder Ecke, doch falsch gedacht. „Da drüben ist das Bad. Das Wasser ist schon drinnen. Geh ruhig.“ Sie klang schon etwas verträumt aber vor allen ruhig und vertrauenswürdig. Endlich ein warmes Bad! Er machte die Tür nur ran, zog sich alle Sachen aus und stieg sofort hinein. Es war genau richtig. Am Rand waren ein paar Knöpfe. Er drückte einen davon und der eingebaute Whirlpool sprang an. Luxus pur!
Seiner Meinung nach saß er höchstens eine halbe Stunde drinnen als sie an der Tür klopfte. „Komm jetzt, du musst auch etwas schlafen.“ „Man, jetzt nicht. Noch ein paar Minuten.“ „Du badest jetzt schon seit drei Stunden. Wenn du raus kommst, ich bin im Schlafzimmer.“ berichtete sie noch flüchtig.
Nach nochmals zwei Stunden überwand er sich endlich dazu. Die Handtücher waren so wollig weich. Gott, wie er soetwas vermisste. Er zog sich ein paar der zurechtgelegten Sachen an und ein Handtuch um die Schultern. Damit rubbelte er dann sein Haar trocken. Er fühlte sich wie neu geboren. Bei dem schwachen Licht in der Wohnung suchte er jetzt das Schlafzimmer. Irgendwo fand er es dann mal. „Danke, auch wenn die Sachen etwas gewöhnungsbedürftig sind.“ Ihm fiel dabei fast eine ganze Lawine vom Herzen, so wohl fühlte er sich.
Das Mädchen war voll auf ein Buch vertieft. Da er immer in Boxershorts schlief, nicht wusste wo hin und auf dem riesigen Doppelbett noch genug platz war, legte er sich einfach so daneben. Herr Gott, hätte er sich auch gleich denken können. Eine wunderbare Matratze, wie auf ihn zugeschnitten. Er schnappte sich ein Kissen und kuschelte sich darin ein. Das Mädchen sah ihn mit einem Auge dabei zu. Nach kurzen hin und her, legte sie das Buch zur Seite. „Sag mal, wie willst du jetzt weiter machen?“ stellte sie ihm die frage. „Kann ich darüber nicht später nachdenken?“ wollte er nur wissen.
Sie überlegte kurz. „Natürlich!“ „Obwohl, einen kleinen Plan hätte ich da schon.“ der rothaarige Junge streckte sich und gähnte genüsslich. Einen seiner Arme legte er vor sie, da sie auf dem Bauch lag. Mit dieser Hand griff er ihn dann leicht an den Arm und streichelte sie etwas. „Was genau meinst du?“ durchfragte sie ihn. „Ich könnte jetzt 'ne Mütze voll Schlaf gebrauchen und in 10 Stunden mit heißem guten-morgen-Sex geweckt werden.“ Dabei konnte er sie ganz offen ansehen.
„Du gewöhnst dich langsam an das was du gemacht hast oder?“ „Ich muss doch irgendwie damit leben, oder? Du hast recht. Es ist nicht sinnvoll jetzt zu schmollen und sich zu verkriechen. Selbst in die Schule gehe ich seit fast zwei Wochen nicht mehr. Das wird nachsitzen geben. Hoffentlich finden sie mich da nicht.“ flehte er schon irgendwie. Die Tatsache, dass der Junge jetzt gern Sex hätte, machte die junge Frau kein Stück nervös. „Hey, das mit deinem guten Morgen könnte ich vielleicht organisieren. Ich habe da ein paar gute Kontakte.“
Er grinste noch breiter und kam ihr etwas näher. „Ich will aber dich.“ „Dann tut es mir leid. Morgen früh bin ich nicht mehr da. Den Rest werde ich dir schon noch erklären.“ er fragte lieber nicht weiter danach. Lieber sprach er ein anderes Thema an, welches ihn sehr interessierte.
Kapitel 10: von der einen Gefahr zur Nächsten
Sogleich fragte er, „Sag mal, warum ist gerade das der sicherste Ort der Gegend?“ „Glaubst du mir nicht?“ stellte sie die Gegenfrage. „Irgendwie nicht, nein.“ „Weißt du, ich lebe schon seit langer Zeit hier und mich hat noch keiner geschnappt. Das allein deutet doch schon auf Sicherheit.“ Neugierig stemmte er sich auf, dabei nahm er seinen Arm endlich von ihr. „Wie meinst du das? Flüchtest du auch?“ „Nein, ich zeige mich offensichtlich. Das macht sie wütend und verzweifelter und das Spiel wesentlich interessant. Wobei … sie wissen ja nicht mal richtig, wer es ist!“
Er verstand kein Wort mehr. Fragend durchbohrten seine Blicke sie. „Sagen wir mal so, ja, ich werde gesucht. Ich leben wie ein ganz normaler Mensch. Wenn ein Streifenwagen an mir vorbei fährt reagiere ich einfach normal, mal schauen aber sonst nichts. Wenn mich einer nach meinem Ausweis fragt, was solls, zeige ich ihm halt den Ausweis ABER …“ „Was aber?“ wollte er angespannt wissen.
„Weißt du wie viel für dich bezahlt wird, wenn man dich schnappt?“ „Ja, das letzte mal waren es zweitausend $ aber was hat das …“ Er brauchte nicht aussprechen. „Tja … dann sage ich mal willkommen in meiner Welt … auf mich sind … 3Milliarden $ ausgesetzte. Sowohl altertümliche Kopfgeldjäger als auch die Polizisten suchen nach mir. Sie finden mich einfach nicht, weil sie an den falschen Orten suchen.“ belächelte sie die Tatsache. Ein leichtes lächeln umspielte ihre sanften Lippen.
Seine Kehle wurde so langsam zugeschnürt. Um Luft zu bekommen räusperte er sich doll. „Wie bitte? Wie viel? Und da findet dich keiner?“ „Richtig. Ich arbeite so weiter wie immer und leben hier im Luxus, denn schlecht verdiene ich nicht daran. Und noch dazu, geh ich auch in die Schule. Man kann sich daran gewöhnen gesucht zu werden. Wie heißt du eigentlich?“ wollte sie nun mal etwas wissen. „Ich bin Castiel, 17 Jahre und Gitarrist.“ „Oh du spielst Gitarre? Cool.“ gab sie zu.
„Wie heißt du?“ „Ähm … gib mir einen Namen.“ forderte sie freundlich. Auch sie schnappte sich jetzt ein Kissen. Darauf verkreuzte die Brünette ihre Arme und legte ihren Kopf darauf. „Warum? Sage es doch einfach.“ „Tut mir leid. Ich muss auf Nummer sicher gehen. 3Milliarden $ sind nicht gerade wenig. Vielleicht kommst du ja in Versuchung.“ „Klar, ich geh zu den Bullen und sage ihnen … hey ich bin Castiel ich würde gern jemanden anzeigen. Oh und damit ihr es nicht erst beim zweiten mal bemerkt, das auf dem Foto da, das bin ich.'“ spielte er die Szene nach.
Sie musste dadurch nur schmunzeln. „Gut aber trotzdem, gib mir einen Namen PK!“ „PK?“ fragte er. „Ja, warum denn nicht. Die englische Version von Schwein. Ich steh mehr auf das Wort pork als auf pig. Also PK!“ Er blickte sie noch immer fragend an. „Warum?“ „Ganz einfach, wegen der Scheiße die du getan hast. Du bist ein Schwein, das musst du zugeben. Ich könnte dich natürlich auch Schwein'chen nennen, wenn dir das lieber ist.“ Mit einem einfachen leisen lachen stimmte er ihr zu. „Okay, dann bin ich jetzt PK. Für dich finde ich auch noch einen Name.“
Das hübsche Mädchen schlüpfte unter die Decke und schlief schon bald darauf ein. „Morgen musst du hier raus. Das meinte ich erst.“ hauchte sie noch zuvor. „Was? Schon morgen?! Wie soll ich das packen?“ „Überleg' dir was. Ist nicht mein Problem.“ „Schlampe, wenn es denn sein muss aber erstmal Schule! … so wie du.“ murmelte auch er nur noch. „PK, laber nicht so viel und überlege später was ich erst sagte.“ befahl sie ihm streng. Noch eh er antworten konnte schliefen beide ein.