Die Klassenfahrt war schnell vorbei und verging noch schneller, als er sich endlich getraut hat. Ein wundervoller Ausflug und ich fühle mich richtig erleichtert. Lex hat sich eine Menge getraut. Es hat auch lange genug gedauert aber letztendlich war es freiwillig und das ist alles was zählt.
Im Bus sitzend, traut sich Lex auch ein paar Sitze weiter zurück. Ich habe ihm gesagt, dass wir auch wieder nach vorn gehen können, wenn ihm wieder übel wird. Ich habe mich diesmal ans Fenster gesetzt, so dass er nicht die ganze Zeit heraus schauen kann. Er hat sich voll an mich gehängt. Na ja, ich habe es ihm ja auch erlaubt. Ich habe mich gegen das Fenster gelehnt und Lex liegt zwischen meinen Beinen. Er umklammert eines meiner Beine und hat seine Beine an seinen Körper heran genommen. Er schläft halb dabei ein, doch will mithören, worüber die anderen so reden. Was sie da erzählen, die ganzen Dinge, die wir angeblich auf Klassenfahrt gemacht haben … an die erinnere ich mich gar nicht mehr und Lex sich offensichtlich auch nicht. Wir schauen uns beide verwundert an, müssen darüber Schmunzeln und ich beuge mich das Stück zu ihm herunter, um ihm einen Kuss geben zu können. Lex geht es endlich wieder gut, er ist normal und ich merke, dass er nicht mehr von meiner Seite weichen will. Erst seine Worte, die er im Moment nach dem Kuss wählt, bestätigen mir das. Er haucht mir zu: „Harm ich – ich möchte für immer mit dir zusammen sein, egal was passiert. Harmony … ich liebe dich, über alles!“ Aber auch genau diese Worte sind es, die mich zurück in die Realität rufen. Wir zwei für immer eins … Mein spöttisches Grinsen verrät ihm schon, dass keine liebevolle Antwort kommen wird: „Und es soll nicht doch lieber dein toller Banknachbar sein? Bist du dir da auch ganz sicher?“ „Ach quatsch! Tyron ist unglaublich cool und lustig aber NEIN! Auf keinen Fall! Ich will dich, nur dich.“ Ich glaube, er hat danach noch einiges mehr von sich gegeben, doch ich erinnere mich nicht. Mein Kopf ist so vernebelt, von all diesen Dingen die passiert sind und vielleicht noch passieren werden. Alexy hat irgendwann aufgehört zu reden und sich einfach wieder hingelegt. Mein Kopf ist deswegen nicht frei geworden. Wird es aber, als sich drei Leute auf einmal an mich wenden. Old man, Redhead und Häschen wenden gleichzeitig an mich. Die drei? Was wollen die denn von mir? Sie haben ernste Blicke aufgesetzt und hoffen, dass das reichen würde, damit ich ihnen antworte. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, was sie von mir wollen. Also sprechen sie, alle drei zugleich: „Vergiss es nicht, verstanden!“ „In 2 Tagen ist das Konzert!“, setzt Lysander fort. „Du musst kommen!“, fordert Nathaniel hart von mir. „Und vergiss die Wette nicht, verstanden?!“, muss es Castiel auch unbedingt erwähnen. Entwaffnet nehme ich meine Hände etwas in die Höhe, lass mir nicht anmerken wie abwesend ich eigentlich bin. Ich kenne nur eine Antwort darauf, die mir auch nur gerade so über die Lippen rollt: „Ja, ja, ich werde schon da sein!“ Mit einem Blick auf meinen Terminplan am Handy weiß ich aber, dass ich da noch etwas zu erledigen habe. Gleich am nächsten Tag ist da etwas, wo ich unbedingt hin muss. Ich habe eigentlich keine Lust aber was sein muss … meine Erinnerungen an diesen Tag geben auch nicht mehr viel her. Wie gesagt, am liebsten würde ich ihn vergessen aber dieser eine Fetzen geht mir nicht mehr aus dem Kopf. „Du musst, ansonsten … Ich dachte, du wolltest mit … mit deinem Freund … “ „Ja, ja, ist ja schon gut! Seien Sie endlich still! Ich werd' ja wohl noch etwas Bedenkzeit haben, oder?!“, bin ich halb durchgedreht bei den Wortfetzen, die sie mir entgegen geworfen hat. Sie hat mich verstanden, musste aber noch unbedingt los werden: „ … aber nicht mehr lang …“ Ich werde das echt nicht mehr los, egal wie sehr ich es versuche. Ihre Stimme war so … so bedrückt, so seltsam halt, ach … egal. Heute ist heute und heute ist das Konzert! DAS Konzert meine ich. Es ist bereits Abend, spät am Abend und auf meinem Weg zur Schule weiß ich auch, dass bereits alle da sind. Wie sagt man immer so schön? Das Wichtigste kommt zum Schluss und das Wichtigste bin natürlich ich! Natürlich weiß ich auch, dass sie sich so intensiv darauf vorbereiten und auch vorbereitet haben, weil sich jeder von ihnen darauf freut. Als ich um die Kurve zur Schule biege, sind da nur ein paar Laternen, die den Weg erleuchten und unter der Laterne direkt vor dem großen, schweren Tor, steht eine einzige Person. Lex. Ich Schmunzle. Ich weiß doch, dass er extra da abgestellt wurde, um zu schauen, wann ich komme aber auch, dass er sich so oder so da hin gestellt hätte. Er will auch, dass dieses Konzert stattfindet. Lex hat sich direkt unter die Laterne gestellt und nur wenige Zentimeter mehr um ihn herum sind erleuchtet. Als er sieht, dass da wer auf ihn zu kommt, sieht er sofort auf. Seine Blicke, die auf mich fallen, entwickeln sich sofort zu einem strahlendem Blick, mit blitzenden Zähnen, die sich vor Freude zeigen. Er atmet tief durch, als ich vor ihm stehe. Er ist sichtlich erleichtert, dass ich tatsächlich gekommen bin. Mein Großer sieht mich erwartend an, doch das habe ich in dem Moment nicht gesehen, merke es erst, als er mich fragend anschaut. „Was ist mit dir? Stimmt etwas nicht?“, will er ganz dringend wissen. Ich grinse ihn an, schüttle meinen Kopf: „Ach was, nichts. So sieht's nur aus, wenn ich aufgeregt bin.“ „Du bist echt aufgeregt?“ „Ja, klar doch.“ Ja, das bin ich … aber nicht wegen … ach, egal … „Klingt unwirklich aber hey, wir sind ja alle da, vor allem ich. Also wenn du dich vorher nochmal etwas entspannen willst, dann sage einfach Bescheid.“, schnurrt er mich an. Es erzielt heute keine Wirkung und das merkt er. Vergisst es, sobald ich beide Arme fest um ihn, um seine Schultern gelegt habe. Ich umarme ihn doll, drücke ihn an mich heran. Er beugt sich wie immer zu mir runter. Ich küsse ihn einfach nur. Ich lege ihm meine Lippen immer wieder auf, öffne meinen Mund, um sein Innerstes zu ertasten. Er tut es mir gleich und bekommt spürbar weniger Luft aber ich will noch nicht aufhören. Noch nicht, nicht heute, nicht jetzt. Ich küsse ihn weiter, bis das eine, wirklich unerträgliche Kribbeln in mir schwächer wird. Es ist fast erlösend, wenn ich ihn so eng, so nah an mir haben kann. Ich muss ihn erst dann los lassen, als er kaum noch stehen kann. Ich halte ihn eigentlich mehr festhalten, als dass er noch selbst steht. Ich löse mich von ihm und er holt sofort ganz tief Luft, wieder und wieder. Er hat sich so in diesen Kuss vertieft, dass sich sein Körper schon wieder verselbstständigt hat. „Du solltest vielleicht schon rein gehen, einen kurzen Abstecher ins Bad machen.“, schlage ich ihm schnurrend vor. Lex sieht mich an, als wolle er mir sagen, dass ich mitkommen soll, ihm … behilflich sein soll. Er ist einfach nur so … überglücklich. Ich will ihn immer so sehen können, einfach immer. Ich verneine ihm seine Bitte, die er nicht mal aussprechen musste, lenke gleichzeitig vom Thema ab. In meiner Hand halte ich schon die ganze Zeit einen Brief, der ist wichtiger. „Also Lex, kannst du mir einen Gefallen tun?“ „Ja, was denn?“, fragt er gutmütig nach. Ich reiche ihm den Brief. Er nimmt ihn mit fragender Miene entgegen. „Behalte den bis nach der Show.“ „Ein Brief? Für wen? Es steht kein Name drauf. Und nach der Show?“ „Einfach öffnen.“, erkläre ich ihm. Ich merke, dass er skeptisch wegen dem Brief ist, was aber immer mehr nachlässt. Er freut sich einfach zu sehr über diesen Abend. „Na dann, können wir gehen?“, fragt er mich. „Ja, äh M-Moment. Ich will noch schnell eine rauchen.“ Er stimmt mir einfach zu und ich gebe ihm nochmals einen Kuss mit einem abschließenden Kuss auf die Stirn. Dann geht er freiwillig Richtung Schule. So still es dann um mich wird, sind da noch ein paar Worte, die sich einfach nicht unterdrücken lassen. Sie müssen von mir ausgesprochen werden, wenigstens dieses eine Mal. Leise murmelnd, eigentlich unhörbar, kommen sie aus mir: „Es tut mir leid … “ Lex war in dem Moment leider noch nicht weg. Er wollte eben zur Tür herein, als ich es sagen musste. Das seltsame Wispern irritiert ihn. Er dreht sich um und bekommt quälend große Augen mit einem kaum noch vorhandenem Atem. Ihm steigen Tränen in die Augen, tiefe, verzweifelte Tränen. „Wofür hatte er denn … diese große Tasche, wofür … Warum ist mir das nicht … es hätte mir doch, a-auffallen … äh … wie … ich … “, kommt kein klarer Satz mehr zustande. Sein Körper ist noch immer so klar, dass er die paar Schritte bis zur Laterne zurück rennt. Vielleicht ist da ja doch noch etwas. Leider falsch. Nicht mal eine Silhouette ist zu sehen. Seine Blicke ragen in alle Richtungen, nervös, aufgebracht, verängstigt. Nichts. Da ist einfach nichts. Je länger er da draußen ist, desto klarer wird es ihm und als dann die Jungs dazu kommen, sehen die sich ebenfalls fragend um. Sprechen aus, was sie stört. „Was dauert denn hier so lange?“ „Wo ist er de… “ „Alexy?“ „L-Lexy? Lexy!“, versucht Armin ihn zurück zu rufen. Lex hat sich bei jedem Wort mehr fallen lassen. Er kann nicht mehr stehen, bildet eine einzige kleine Kugel, die am Boden liegt. Zerstört. Sie gehen zu ihm, getrauen sich und letztendlich fragt einer, was denn mit ihm los sei. Ist die Frage wirklich ernst gemeint? Will das wirklich jemand wissen? Ja … sie wollen, müssen es wissen. Alle. Lex nimmt den Brief hervor, den er vor Verzweiflung geöffnet hat. Er hat nach einer Antwort gesucht, nach einem Grund aber findet noch immer keinen. Der Blauschopf zeigt ihn hoch. Armin sieht in das vertränte, verzweifelte und zutiefst verletzte Gesicht seines Bruders. Er reicht den Brief einfach weiter, begibt sich zu ihm auf den Boden und hört zu … sie hören alle zu, wie Nathaniel vorliest. „Vor der Show ist nach der Show, oder so ähnlich … sorry Leute.“ Er dreht den kleinen Zettel, der einen Brief darstellen soll, um und liest noch einmal. In seiner Hand hat er Geld, eine Menge Geld. Genau genommen 500€ „Wette gewonnen … Castiel.“ Ende Teil 1
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