Als ich den Pappkarton zusammen knautsche und ihn eben wegschmeiße, klingelt es schon. Also rauchen die Köpfe der anderen nicht wegen dem vielen Stoff, sondern wegen der Unfähigkeit dieses Lehrers. Bei so jemanden, würde es nichts bringen ihn reizen zu wollen. Schade.
Murmelnd spreche ich zu mir, „Es ist viel zu warm draußen!“ Damit bleibe ich auf meinem Platz sitzen. Alle anderen sind draußen, dachte ich zumindest. Ein paar Jungs haben sich nur etwas zu trinken geholt. Bevor ich die Jungs deutlicher hören kann, stürzt auch schon der nächste ins Zimmer, mit dem ich nicht gerechnet hätte. „Nun gib mir endlich den Rest. Es fehlen doch nur noch Foto und Geld. Hast du es endlich zusammen? Na los!“, macht er mal wieder Druck. Mir war gar nicht klar, dass er so wütend werden kann. Er muss wohl eben wegen irgendetwas ziemlichen Ärger bekommen haben, wenn er es jetzt schon an mir auslässt. Wenn er schon so durchdreht, anstatt ordentlich zu fragen, brauche ich auch nicht antworten. Na und, dann bekommt er eben wieder ärger, was interessiert es mich denn. Er versucht es noch ein Weilchen weiter, eh er verzweifelnd geht. Schon von weitem höre ich nun die anderen, „Deswegen hasse ich Sonne! Man sieht nie etwas auf seinem Display!“ Wenn sich jemand auf diese Art aufregt, kann ich mir schon denken wer das ist. Mit ihm, kommen noch zwei Jungs herein. Kentin und Alexy und … aus irgendeinem Grund noch ein vierter. Er ist mir am Anfang gar nicht aufgefallen und ich weiß nicht genau wer das sein soll. Er hat weißes Haar mit ein paar grünen Strähnen. Er sieht aus wie ein früher Adel mit seinen komischen Klamotten. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet er sich hinter mich setzt. Warum muss ich jedes mal aufs neue feststellen, dass das Banknachbars bester Freund ist? Ich verfolge ihn mit meinen Blicken unter meiner Kapuze hindurch. Er setzt sich nur und holt ein Notizbuch heraus. Fast unbemerkt flüstert er, „Ein Glück, ich dachte ich hätte es verloren.“ „Ah da bist du ja Mino!“, freut sich einer unter den dreien besonders. Ratet mal wer! „Wir haben dir etwas zu trinken mitgebracht.“ Da stellt er mir wirklich genau so eine Pappe vor die Nase wie die, die ich erst weggeschmissen habe. Meine Blicke wandern zum Military. „Hast du …“, ertönt schon meine Stimme. Er schüttelt nur mit seinem Kopf und deutet leicht auf den vor sich, auf Alexy. Er muss es wohl gesehen haben. Irgendwie komisch zu wissen, dass man beobachtet wird. Noch als ich so nachdenke, greife ich wirklich nach der Milch und fange an am Strohhalm zu saugen. Das scheint dem bunten Vogel aus irgendeinem Grund zu gefallen. Genau in dem Moment, in dem ich nicht auf die vor mir achte, kommt sein Bruder an und verpasst ihm einen ordentlichen Hieb auf den Hinterkopf. Alexy hält ihn sich daraufhin mit beiden Händen und zischt schmerzlich. Was sie daraufhin flüstern kann ich nicht verstehen, Kentin hingegen umso besser, „Ich weiß ja nicht, was du für eigenartige Fantasien daraus schließt aber du solltest das dringend sein lassen!“ Kentin kann sich nicht mal zusammen reißen und lacht einfach frei drauf los. Ich hingegen wirke verwirrt, auf jeden anwesenden. Sein Bruder, der Zocker, lässt sich einfach auf den Platz neben mir fallen. „Besser du weißt nicht wovon ich spreche!“, rät er mir, flüsternd und näher kommend. Sobald seine Worte gesprochen sind entfernt er sich auch wieder von mir. Auch er lacht. Warum lachen heute alle?! Nein, stimmt nicht, nicht alle. Alexy hat sich bisher nur gefreut als sie hinein kamen. Gerade jetzt scheint er geknickt zu sein, irgendwie wegen seinem Bruder. Als zweite Wahl greift er sich den leeren Stuhl vor mir und setzt sich breitbeinig verkehrt herum darauf. Seine Arme stützt er auf die Lehne. Nun sieht er mich so an wie es damals Kentin gemacht hat. Ein breites Grinsen ziert sein Gesicht, welches seine Augen erreicht. Sie sind geschlossen. Was erwartet er wohl von mir? Noch eh er zum sprechen kommt, mischt sich der neben mir mit ein. „Verdammt! Das geht schon wieder nicht! Hey du, Mino, sage schon, was muss ich tun?!“ Zögernd reagiere ich auf seine Frage. Ein wenig wende ich mich zu ihm und schaue auf sein Display. Genervt stöhne ich und greife danach. Er hat wieder nichts dagegen, diesmal hat er wohl auch keine Angst davor, dass ich sie wegwerfen würde. Er steht sofort auf und setzt sich hinter mich, damit er auch genau sieht was ich mache. Der hinter mir reagiert nur darauf, weil sich der Zwilling auf seine Bank gesetzt hat. Tja, so sehr Zocker wie er auch ist, meinen Bewegungen kann er nicht immer ganz folgen. Es amüsiert mich je mehr er verzweifelt. Das Level ist binnen zwei Minuten erledigt und ich lege ihm das Gerät wieder auf den Platz. „O-Okay.“, will er nicht zugeben, dass er nicht alles verstanden hat. Ich erfreue mich noch etwas an seinem dummen Gesichtsausdruck, eh ich ihn auf den Platz neben mich verweise. Er startet das gleiche Level nochmal. „Also, in dem Level funktioniert der Jump nicht, da hat er nen Speed-Schub.“ „O maaan, da gibt es doch echt Level bei denen das nicht funktioniert.“ „Ich habe beim ersten mal spielen auch länger gebraucht.“, als wäre das noch nicht genug greife ich mit einer Hand in sein Haar und zerzause es ihm wie bei einem Kleinkind, „Das packst du schon noch!“ Es stört ihn, dass ich das mache. Missbilligend schaut er mich an. Sonst immer war er der einzige Spieler in der Klasse und jetzt gibt es einen der auch noch besser ist als er. Genervt atmet er durch und sieht mich genervt grummelnd an. Heute schon der dritte, das freut mein kleines Herz. „Sage mal, hast du inzwischen deine Unterlagen zusammen? Nath war erst ziemlich laut bevor wir gekommen sind.“, mischt sich Alexy von der Seite aus ein. Kentin sieht im an, dass ihm das Verhalten seines Bruder nicht gefällt und er uns nur deswegen unterbricht, sagt aber nichts dazu. Bei alle dem vergesse ich ganz auf den hinter mir zu achten. Er ist erstaunt darüber, dass ich so viel rede und dann noch mit Leuten, die ich eigentlich nicht kenne. Er weiß ja nicht, was im Schulgarten war. So oder so legt sich auch auf seine Lippen ein Lächeln, dann schreibt er weiter. Bevor ich noch mehr sage, lasse ich den neben mir endlich los und in Ruhe spielen. Aus meinem Rucksack krame ich das Geld und das gestern gemachte Foto. Es fällt zum Glück verkehrt herum, so kann sich keiner darüber beschweren. „Na super, dann fehlt dir jetzt nur noch die Büroklammer!“ Was habe ich gestern noch gesagt?! Nicht noch mehr!!! Hätte das dieser Schülersprecher nicht auch mal früher sagen können?! Dann hätte ich gestern noch eine kaufen können! Oder mein Banknachbar, der wusste es bestimmt auch! So langsam reicht es auch mir. Genervt lasse ich mich nach hinten gegen die Lehne fallen, schließe meine Augen und verkneife mir jeglichen Kommentar dazu. Alle VIER merken, dass ich anscheinend keine zur Hand habe. „Mach dir nichts draus, wir finden bestimmt eine.“, ist es diesmal Kentin, der mir zuredet. Endlich setzt er sich auch mal, direkt neben Alexy, in genau der gleichen Stellung wie er. „Richtig und danach können wir ja noch irgendetwas machen!“, schlägt der bunte Vogel sofort vor. „Kino.“, kommt vom Military, obwohl er mir ansieht, dass ich keine große Lust dazu habe. „Oder zocken!“, schlägt der andere Zwilling vor. Das klingt schon besser aber trotzdem: Keine Lust! „Ich dachte eher an shoppen!“, schlägt letztendlich Alexy vor. Von der Idee ist keiner so recht begeistert! „Nein!“, sind wir uns alle einig, der hinter uns sieht kurz auf und lacht leise. „Och kommt schon, warum denn nicht? Armin kauft sich nie eigene Sachen und die die er jetzt an hat, fallen ja fast auseinander. Kentin's Sachen sind eh Müll und du … du hast immer die gleichen Sachen an.“ Zwar protestieren alle weiter aber eigentlich hat er Recht, zumindest was seinen Bruder und mich angeht. Was er gegen Kentin's Kleidung hat werde ich wohl nie verstehen. „Ihr wollt also wirklich in die Stadt ja?“, werfe ich leise dazwischen, mich schon langsam damit abfindend keine Wahl zu haben. Sogar Armin stimmt diesmal zu, obwohl er Licht doch eigentlich gar nicht mag. Kentin kommt indessen auf die Idee der Ideen! *sarkasm* „Wir können doch nachher noch entscheiden, was wir machen. Das wichtigste ist eh erst mal die Büroklammer!“ Die Jungs unterhalten sich noch eine Weile so weiter und Armin, also der neben mir, fragt ab und zu noch ein paar Sachen zum Spiel. Der hinter uns schreibt die ganze Zeit, hört aber zugleich mit einem Ohr zu. So langsam frage ich mich, was die nur alle hier wollen. Ich komme mir wirklich immer mehr wie der 'Neue' vor. Dadurch – Genau dadurch wird mir eins klar. Wenn ich nun schon diesen Stempel aufgedrückt bekomme, egal wie oft ich mich dagegen wehren würde, dann kann ich es auch einfach annehmen oder? Es ist zumindest einfacher …
0 Kommentare
|
Wörter: 1529
Zeichen: 8776 |