Ach verdammt, was habe ich nur schon wieder angestellt? War die Frage denn so falsch? … Ich bin mir da echt nicht mehr sicher aber wer weiß, am Ende wäre vielleicht das gleiche Drama ausgebrochen wie mit meinem Bruder. Im übrigen, wo genau ist der eigentlich?
Ich lasse mich wirklich zu schnell ablenken aber ich habe das Gefühl, dass ich in letzter Zeit viel zu viele Tränen vergossen habe. Ich will nicht schon wieder heulen und erst Recht nicht vor allen anderen. Ich finde es wirklich so furchtbar, wenn er ständig sauer auf mich ist. Mache ich denn wirklich alles falsch? Es tut mir leid, es tut mir so, so, so leid. Nach dem Streit gestern, als ich ihn als dumm gehalten hatte und das jetzt … das wird er mir nie verzeihen. Er wird bestimmt wieder anfangen in Frage zu stellen, ob ich ihm überhaupt vertraue. … Wobei … das hat er schon so lange nicht mehr … Nervös wie ich bin, setze ich mich einfach auf meinen Platz. Ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren, bis ich das vibrieren in meiner Hosentasche bemerke. Verdammt! Gerade jetzt muss mir das auch noch gefallen. Ich hasse es, wenn mein Körper eigenwillig reagiert. Also nehme ich es lieber gleich als später heraus und schaue, wer mir da geschrieben hat. Ich hoffe natürlich, dass es Harm war. Dem ist nicht so, leider. So langsam könnte ich wirklich wieder losheulen. Warum schreibt er mir denn nicht? Ich weiß das macht er so schon nicht sehr oft aber wenigstens jetzt wüsste ich gern, ob noch alles in Ordnung ist zwischen uns. Also lese ich, was mir Armin geschrieben hat. Vielleicht lenkt es ja ein wenig ab. „Tust du mir einen gefallen?“ Ich verstehe nicht ganz und sehe irritiert zu ihm herüber. Er schaut nicht, sondern zockt nur, eben wie immer. „Was?“ „Hör auf zu zittern! Das nervt, wenn man das immer im Augenwinkel hat!“ „Du verstehst mich wohl echt gar nicht oder?“ Und trotzdem hilft es schon nur, dass er es gesagt hat. Ich höre sofort auf, doch meine Sorgen werden mit der Zeit eher schlimmer als besser. Ich wüsste eben gern, wie sauer er deswegen auf mich ist. Schon wieder kommt eine Nachricht und wieder von Armin. Die Blicke der Anderen sind mir auch völlig egal inzwischen. Er hat Recht, ich sollte mir nicht solche Gedanken deswegen machen. Auch wenn er das so nicht gesagt hat und auch niemals sagen würde aber sie gewöhnen sich sicherlich eher daran, wenn ich nicht so ein Theater darum mache. Also lese ich: „Du weißt hoffentlich, dass wir Nachsitzen bekommen haben oder?“ „Was? Wann?! :o“ „Eben gerade … als du mal wieder nicht aufgepasst hast! Und das sage ICH dir!“ Daraufhin kann ich nur in mich hinein lachen. Schon komisch aber für gewöhnlich läuft das Gespräch genau andersherum. „Schreibe ihm einfach …“ …... Er hat völlig recht! Bevor ich überhaupt nochmal nachdenken kann, schreibe ich auch schon eine SMS an meinen Geliebten. „Schatz … tut mir leid, ehrlich … wie sauer bist du jetzt deswegen?“ Darauf folgt nichts. Erst 10 Minuten später kommt eine Antwort und ich sehe auch weshalb. Er hat mir per SMS ein Bild geschickt und gleich danach auch eine Frage. „Jetzt überzeugt, Arschloch?!“ Autsch … das tat fast so weh wie gestern Abend der Streit aber … aber dieses Bild … es sieht so gut aus. Er hat sich auf ein Sofa gesetzt und wenn mich nicht alles täuscht, ist das unser Sofa. Seine Beine hat er an seinen Körper heran gezogen und in seinen Armen hält er tatsächlich eine Gitarre. Mit seinem Kopf lehnt er gegen den Hals der Gitarre und gibt seinem liebsten Instrument einen Kuss darauf. Mit seinen Augen hat er die Kamera fixiert. Wie immer hat er nur Kontaktlinsen drinnen aber die gelben trägt er am häufigsten. Deswegen sage ich auch immer, dass mein Freund gelbe Augen hat. Sie glühen richtig durch das gedimmte Licht. Er muss die Fenster zugezogen haben oder zumindest zum Großteil. Er sieht so wunderschön darauf aus. Er sieht auf allen Bildern so schön aus. Ich hätte wirklich besser nachdenken sollen aber es klang so falsch. Wieso ist mir nicht eingefallen, dass Harmony mich niemals anlügt, eigentlich nie jemanden anlügt? Erst beim zweiten Mal hinschauen erkenne ich auch, warum er noch nie damit gespielt hat bei uns. Keine einzige Saite ist an der Gitarre. Sie sind ihm bestimmt alle gerissen. Trotzdem … so wenig ich davon wegsehen kann, entscheide ich immer mehr, mir einfach ein neues Hintergrundbild anzulegen. Gesagt, getan aber sehen wird er das eh niemals. Nur zu schade, das würde ihn bestimmt milde stimmen. „Es tut mir doch leid. Kannst du mir nicht einfach wieder verzeihen? Bitte, bitte. Harm … Liebling … Schatz, bitte!“, bettle ich über Handy noch viel mehr als in echt. Er antwortet nicht nochmal. Also entweder ist er wieder mit den anderen Jungs beschäftigt oder er will nicht mehr antworten. Gleich darauf klingelt es auch schon und ich will eben aus dem Raum, als sich mir Armin in den Weg stellt. „Na, was machen wir die Pause?“ „Nichts.“, antworte ich ihm hastig, eh ich meine kindliche Stimme auflege: „Duu?“ Er weiß sofort, dass etwas nicht stimmt. Seine Miene geht nach unten und er hakt nach: „Was?!“ „Wir müssen doch eh schon Nachsitzen oder?“ „Du willst doch nicht echt … man Lexy!“, höre ich seine Flüche schon nur noch hinter mir. Eigeninitiative ist für gewöhnlich nicht meins aber … selbst wenn ich ihn jetzt mit einem Kerl erwischen sollte, ich will es wissen! Der letzte Anhaltspunkt sagt mir, dass er bei mir war. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig als da nachzusehen. Auf dem Weg da hin komme ich auch am Park vorbei. Hier kann man sich als Pärchen wirklich gut verstecken. Überall Sträucher und Gruppen aus Bäumen und viele, viele versteckte Bänke. Ich wollte früher immer mit meinen Exfreunden hier her gehen aber inzwischen will ich nichts mehr, als diesen Ort meiden. Alle haben sie scheiße gebaut. Alle sind sie nur auf das körperliche aus. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass es schlimmer wäre als bei Heteros. Klar, will ich nicht sehen, dass mein Liebster mit anderen im Bett landet aber … immerhin drängt er mich zu nichts und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Ich will ihn nicht verlieren und deswegen – deswegen muss ich ihn jetzt finden, egal ob mit weiterem Kerl oder ohne. Dafür gehe ich sogar seit Ewigkeiten wieder geradewegs durch den Park. Früher habe ich das immer wegen der Abkürzung gemacht, sagte ich zumindest, doch eigentlich wollte ich nur die Basketballer sehen, wie sie hier trainiert haben. Als ich jetzt wieder daran vorbei laufe, kann ich meinen Augen kaum trauen. Es sind genau 2 Personen da und schon nur an diesem kurzen Blick, kann ich zumindest einen davon genau erkennen. Verdammt, ich habe ja damit gerechnet aber … aber es jetzt echt zu sehen, das ist einfach zu viel für mich. Ich will gar nicht mehr genauer hinsehen, sondern am liebsten wieder weglaufen. Weglaufen? Das geht nicht! Mein Körper bleibt an Ort und Stelle verharren, als auch schon die Worte dessen ertönen, der am Boden von Harmony gefesselt wird. Erst jetzt fällt mir auf, dass Beide noch etwas an haben, also nicht mal nur Hose geöffnet oder so. Gott war ich vielleicht blöd! Peinlichst laufe ich rot an, eh ich auch erkenne, wie mein Freund nur auf seinem Rücken sitzt und die Arme des Unteren mit einer Hand gefesselt hält. „Verdammter Bastard, lass endlich los! Ich bin nicht hergekommen, weil ich mich prügeln wollte oder so!“ „Was dann? Willst ficken oder was?“, fragt Harmony gereizter nach als er vorher schon war. Trotzdem habe ich keine Angst mehr davor. Meine Beine bewegen sich von allein, bis ich direkt neben den Beiden streitenden stehe. Ich beuge mich herunter und greife Harm an die Schulter. Er zuckt sofort zusammen, richtet sich etwas auf und sieht geschockt zu mir. „Was – Was machst du denn …“ Der unter ihm hat sofort den Moment der Unaufmerksamkeit genutzt und einen seiner Arme befreit. Er hat ausgeholt und mit seinem Ellenbogen so weit nach hinten ausgeholt, zugeschalagen, dass er Harmony genau am Auge getroffen hat. Ohne noch einen Ton von sich geben zu können, sinkt er einfach in sich zusammen. Nicht wegen der Schmerzen, sondern weil er sein Bewusstsein verloren hat. Sein Körper fällt in genau die andere Richtung, doch ich halte ihn sofort fest. „Nein! Scheiße Castiel, was sollte das denn?!“, bin ich außer mir vor Wut und Sorge. „Was kann ich denn dafür, wenn der mich einfach angreift?!“, reagiert er genauso gereizt. „U-Und jetzt? Was machen wir jetzt? Er wacht nicht auf!“, tut sich nun auch schon Panik in mir auf. Castiel muss sich erst mal aufrichten und kurz durchatmen. Er ist zwar nicht panisch so wie ich, dafür aber voller Adrenalin. „O-O-Okay, warte Mal. Lege – Lege ihn einfach hin u-und schaue mal nach seinem Puls.“, versucht sich der Rotschopf einen Plan zurecht zu legen. Ich bin damit irgendwie nicht einverstanden und meine: „Was? Einfach so auf den kalten Boden? Spinnst du?! So gehe ich ganz bestimmt nicht mit ihm um!“ „Ja, was weiß ich denn, dann lege ihm deine Jacke drunter oder so!“, fangen wir Beide uns nun genauso an zu streiten. Castiel geht auf seine Knie vor uns und sieht selber mal nach seinem Puls. Gerade als er sagen konnte: „Puls ist noch da, also keine Panik.“, wacht Harm auch schon wieder auf. Er hat sich so sehr erschrocken, dass er mit seiner Faust ausgeholt hat und Castiel nun genauso umschlägt, wie er vorher ihn. Ich glaube, selbst wenn es kein Reflex gewesen wäre, er hätte zugeschlagen, denn sein Kommentar dazu lautet: „So, der war ja mal so was von verdient! Man, man, man, man kann sich nicht mal kurz unterhalten und wird sofort platt gemacht!“ Er knurrt richtig böse und zeigt dem bewusstlosen Castiel bissig seinen Vampirzahn. Harmony liegt zwar nicht mehr in meinem Arm aber mit Castiel mache ich deswegen trotzdem nicht das Gleiche. Ich finde, er hat es verdient. Wer meinen Freund schlägt, hat es immer verdient genauso niedergeschlagen zu werden. Erst als ich wieder zu genau diesem schaue, fällt mir auf, wie er sich seine Nase hält, sich von mir weggedreht hat. „H-Hey, alles in Ordnung? Hat – Hat er dich doch härter erwischt?“, will ich besorgt wissen und versuche ihn zu mir zu drehen. Das ist das erste Mal, dass er sich nicht von mir ansehen lässt. Er zieht immer wieder seine Schulter zurück, wenn ich versuche ihn zu mir zu drehen. Ich erfahre nicht, was los ist. Ich bekomme ein ungutes Gefühl und vergesse schon wieder nachzudenken, bevor ich handle. Ich falle ihm einfach von hinten um den Brustkorb, so dass er meine Hände genau vor sich hat. „Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid, es …“, höre ich nicht mehr damit auf, bis eine Reaktion von ihm kommt. Er wendet sich nun doch zu mir und hält mir sofort den Mund zu. Erst dann sehe ich das viele Blut in seinem Gesicht. Es kommt aus seiner Nase, die er sich bis eben versucht hat zuzuhalten, und ein bisschen etwas sogar aus seinem Auge. Auch das Nasenbein hat einen dicken Kratzer und seine Lippe ist genauso aufgeplatzt. Am liebsten würde ich mich ja fragen, wie man das hinbekommt aber dazu wird mir einfach zu übel. Bevor ich richtig merke, wie es mir hoch kommt, landet es schon beinahe auf Harm. Dieser springt schon halb auf und hält mir wie bei einem betrunkenem Mädchen die paar längeren Strähnen aus dem Gesicht. Ich komme mir so albern vor und so ekelhaft und es wird nicht besser, als Castiel auch noch wach wird. Er sieht genau dabei zu, wie ich mich gerade ausgiebig übergebe und zieht seine Beine noch ein Stück weiter weg, als wie Harm sie eh schon weggestoßen hat. „Siehst du, genau – genau deswegen wollte ich nicht, dass du das siehst man! Dass du auch nie hören kannst!“ Das ist so peinlich. Ich versuche wirklich es sein zu lassen aber es kommt immer mehr heraus anstatt alles andere. Gleichzeitig kommen mir nun wirklich die Tränen. Ich will, dass das aufhört! Sofort! Sogar Castiel hat sich jetzt schon vor mich gestellt und durchbohrt mich mit seinen Blicken. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich Sorge sein soll. Erst als er ein paar Worte dazu sagt, die ich durch mein Husten kaum verstehen kann, bin ich mir sicher. „Mensch Junge, was denn jetzt los? Komm mal wieder runter!“, spricht er ruhig zu mir. Gut, das war zwar mehr eine Aufforderung aber ich weiß ja, wie solche Sätze von ihm gemeint sind. Nur weiß genau das Harm nicht und deswegen erreichen den Rotschopf weitere böse Blicke von ihm. „Verdammt, habe ich dich echt so hart erwischt?“ „Ja, is gut, das gerade nicht das Problem! Hast was zu trinken bei?“ Endlich fühlt sich mein Magen wieder etwas sicherer, nur ich würde jetzt liebend gern im Erdboden versinken. Bitte lieber Gott, lass mich hier einfach verschwinden. Mein Kopf glüht und das liegt nicht am Luftmangel. Sekunden später kommt auch schon Castiel zurück und Harmony hält mir ein Tuch hin. Daran klebt durch ihn schon etwas Blut aber das erträgt mein Magen noch. Ich glaube, viel mehr kann da auch nicht mehr heraus kommen. „Man, jetzt seht mich doch nicht so an! Schaut weg, schaut weg, schaut weg!!!“, jammere ich Beide an. Sie stehen wieder auf und sehen sich gegenseitig an. Sie lachen lautlos über meine Aufforderung. Die Wut ist aus Beiden draußen. „Geht's jetzt echt? Sollen wir dich …“ „Ja, ja, ja!!! Geht endlich!!!“, flehe ich mit viel zu hoher Stimme und kneife dabei sogar meine Augen zu. Ich weiß, schon wieder baue ich Mist und unterbreche meinen Freund. Diesmal kann ich spüren, ob er diesmal nicht wütend dabei wird. Immerhin etwas positives an diesem Tag. Sie stellen die kleine Flasche Wasser und die Taschentücher bei mir ab und gehen dann ein Stück weiter weg. Beide stellen sich gegen die Gitterwand des Platzes und starren nach draußen auf den Weg. Ich bin so froh, dass mich jetzt keiner mehr sehen muss. Castiel ergreift sofort das Wort: „Man und das alles nur, weil ich dich wegen dem Konzert was fragen wollte!“ „Hat sich das nicht eh erledigt?!“, will mein Punker entnervt wissen. Man kann förmlich hören, wie er zwischen all dem Blut versucht etwas zu sagen. Castiel gibt es sofort auf und geht wieder. Er holt sich nur seinen Rucksack von der anderen Seite des Platzes und kramt schon auf dem Weg ein weißes Handtuch heraus. „Ist eigentlich mein Trainingshandtuch aber was soll's. Nimm!“ Harmony fängt es von weitem auf und hält es sich sofort vor die Nase. Dabei befreit er auch gleich seinen Mund von all dem Blut.. Die Beiden reden so ruhig miteinander, als hätten sie sich nie gegenseitig niedergeschlagen. „Und du kommst mit einem einfachen blauen Auge davon, man hast du ein Schwein!“ „Ja, sorry, sagte ich das nicht schon?“, Genau genommen sagte er es nicht!, „Ich hatte vergessen, dass auf der Seite der Reißverschluss ist. Habe da noch eine kleine Tasche im Ärmel.“ „Ja, super hinbekommen, ganz ehrlich!!! Mieser, kranker Typ!“ „Ja, wer hat mich denn gleich angefallen?“, will der Rotschopf nun auch mal wissen. Und ja, obwohl sie sich gegenseitig beschuldigen, reden sie nach wie vor ruhig miteinander. „War halt noch sauer, Eigenschuld! Mich provoziert man eben nur einmal.“ „Und mich fesselt man nur einmal!“, stellt Castiel mal so leer in den Raum. Für einen Moment schweigen Beide, bis Harmony seine Hand wieder von seiner Lippe nehmen kann. „Und? Was ist nun mit dem Konzert? Soll ich doch?“, bietet er sich noch einmal an. Mir bleibt der Atem fast wieder stehen, als ich das höre. Niemals! Das muss ein Traum sein. „Klar. Ich geb's ja nicht gerne zu aber die Band hat's nötig. Die Sache ist nur die: Nur Schüler dürfen dabei mitwirken, verstehst du?“ Wieder ist es ruhig. In der Zeit schaffe ich es endlich wieder aufzustehen aber meine Beine sind so wackelig und ich sehe, dass fast genauso viel Erbrochenes auf mir gelandet ist, wie auf dem Boden. Harmony lässt es sich trotzdem nicht nehmen sofort hinter mir aufzutauchen. „Zieh mal aus, zieh mein Top drüber. Nur mit Hose kann ich nicht dienen.“ Er steht nach wie vor nur hinter mir. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er mich so sehen müsste und das weiß er auch. Zögernd ziehe ich mein Shirt mitten in der Öffentlichkeit aus und dafür das seine drüber. Da es eh das von Armin ist, was mich eigentlich auch schon wieder stört, passt es mir wie angegossen. „Ich hätte noch meine Trainingshose im Angebot, falls die wer will.“, ruft uns Beiden wer von hinten zu. Ich würde das am liebsten so gerne ausschlagen aber mit der Hose weiter rumlaufen geht auch nicht. Selten ruhig spricht mein Freund weiter: „Nimm an. Wir können danach ja zu dir gehen und du ziehst dich schnell um. In deiner Schule wird man's ja sicher verstehen oder?“ „D-Da bin ich mir nicht so sicher. Da weiß keiner, dass … a-also …“, bringe ich nicht über meine Lippen, was ich ihm eigentlich sagen wollte. „Na super! Dann sage denen, dir ging's scheiße. Wenn wer nen Beweis sehen will, den habe ich in der Hand! Jetzt verrate mir endlich, was du hier gemacht hast? Du gehörst nicht zu den Schulschwänzern und auch nicht zu den Sportlern. Was los?“ Er hält mir die Hose schon automatisch hin und dreht sich genervt mit seinem Rücken zu mir. Ich weiß nicht aber nach gestern ist es mir fast egal geworden, ob er mich mit Sachen oder nur in Boxershort sieht. Trotzdem hält er sich an die alten Regeln. Kann ich mich innerlich noch mieser fühlen? Und dann, dann platzen meine Sorgen einfach aus mir heraus: „Verdammt Harm, ich – ich habe mir doch nur Sorgen gemacht, weil du nicht mehr geantwortet hast und deine letzte Nachricht war auch nicht wirklich toll. Ich – Ich habe mir eben Vorwürfe gemacht. Ich hätte dich nicht in Frage stellen dürfen, das weiß ich a-aber …“ „War's das jetzt?“, unterbricht er mich kühl und ich weiß langsam nicht mehr, was ich denken soll. Ich nehme ihm erst mal die Hose ab und ziehe mich dann an. Währenddessen sprechen wieder die Beiden miteinander. „Du sage mal … und wenn ich es machen würde, ihr würdet euch echt auf mich verlassen? Seit ihr total bescheuert?“, ruft der hinter mir Castiel zu. Ich verharre in meiner Bewegung und wende mich mit noch immer offener Hose zu meinem Freund. Castiel tritt näher an uns heran, damit sie nicht mehr so laut sein müssen. „Natürlich nicht! Als ob man dir vertrauen könnte!“, Autsch! Wenn ich noch ein Wort herausbringen könnte, dann würde ich das jetzt ja tun aber mir will noch immer kein vernünftiges Wort einfallen. Also höre ich weiter zu: „Also … ich wette mit dir, dass du es nicht zum Konzert schaffst und nicht mit uns auftrittst und ich wette auch, dass du es nicht mal zur ersten Probe schaffst UND das aller wichtigste: Ich wette, dass du nicht die Eier in der Hose hast, dich überhaupt an unserer Schule anzumelden!“ W-Was? Ist das deren ernst? Sie machen ein Spiel daraus? Eine völlig banale Wette?! Ich gehe sofort dazwischen und halte mich an den Schultern von Harmony fest. Er sieht zu mir zurück über seine Schulter und sieht nach oben. „Was ist?“ „Hör mal, lass das bitte. Geh da nicht drauf ein! I-Ich sage ja nicht, dass du die Wette nicht erfüllen könntest a-aber … du sollst dich doch zu nichts …“ Er lässt mich wieder nicht aussprechen. Obwohl ich mich gerade noch übergeben habe, legt Harmony seine Arme um meinen Hals und zieht mich zu sich herunter. Er schaut nur weiter über seine Schulter und küsst mich dann. Ich ertrage das immer noch nicht. Ich weiß, er ist bei so vielem abgehärtet aber das. Er muss so etwas doch nicht tun, nicht mal ich würde … „Ich habe dich echt gern Lex.“ . . . . . O – mein – Gott! So sehr wir uns bisher auch immer unterhalten haben, das hat er NOCH NIE gesagt! Ich schwöre es. So etwas … Wi-Wieso? Wieso jetzt? Was will er mir damit sagen? „Deine Blicke verraten echt alles. Erst erschrickst dich und jetzt stellst dir lauter Fragen. Lex ganz einfach … ich gehe seit einem Jahr so mit dir um. Höre auf dich wegen jedem Wort fertig zu machen. Ich weiß, dass du immer überbesorgt bist aber das?! Ich nehme mir immer …“ … eine Auszeit, wenn du sauer wirst. Verdammt … wie konnte ich das nur vergessen? Er hat auch keine Lust auf Streit und geht deswegen immer, bevor es eskaliert. Die Zeit, wie er weg bleibt, hat sich sogar so drastisch verringert, dass ich es schon glatt nicht mehr merke. Ich lasse meine verkrampften Schultern endlich mal wieder sinken und lehne meinen Kopf auf die Schulter meines Geliebten. Er hält eine Hand weiter in meinem Nacken, die andere Hand lässt er sinken. Er holt sein Handy heraus und öffnet die Notizen. „Verdammter Mistkerl, wer hat dir davon erzählt?“ „Armin, wer sonst. Er musste nur etwas überzeugt werden?“ „Hast du ihm was getan?“, wird Harmony misstrauisch, ernst. Das löst sich sofort auf als Castiel mit seinem Kopf schüttelt. „Um wie viel willst du wetten?“, geht mein Punk noch weiter auf die Wette ein. Ich kann es nach wie vor nicht glauben aber eins weiß ich … wenn er zustimmt, dann können wir noch viel, viel mehr Zeit miteinander verbringen und obwohl ich weiß, dass dabei Ärger vorprogrammiert ist, bin ich ihm so unendlich dankbar dafür. Ich liebe ihn … und manchmal übertreibe ich es wohl. „Ich würde sagen … wenn du alles erfüllen kannst, dann gebe ich dir dafür 500€! Fehlt auch nur ein Punkt, kannst du dein Geld vergessen! Dann wirst du genau das gleiche an mich zahlen!“ Harmony hält inne. Er schaut auf seine Schulter, mir direkt in die Augen. In dem Moment kann ich einfach nicht anders. Es rutscht mir einfach so über die Lippen aber das ist mir egal. Ich bin eben wie ich bin und er liebt mich genau deswegen. Auch wenn er sauer wird, liebt er mich trotzdem. Ganz ruhig, in einer fast unendlichen Stille, dringen die Worte zu ihm hervor: „Ich liebe dich.“ Er wendet sich wieder von mir ab und antwortet Castiel: „Alles klar. 500€, die Wette gilt! Wäre nur schön, wenn ich wenigstens ein paar Saiten für meine Gitarre …“ Ich wage es sogar ihm den Mund ganz ruhig zuzuhalten. Harmony hält inne und sieht fragend zu mir. Ich nicke einfach als Zeichen, dass ich ihm seine Saiten kaufen werde. Damit ist die Wette also beschlossen. Er macht in seinen Notizen eine neue Seite auf und schreibt sich die Daten hinein. Als er sie schließt sehe ich erst, wie viele Wetten er gerade am laufen haben muss. Mir war bisher nie aufgefallen, dass er sich auch auf die Art mit anderen anlegt. Irgendwie schon süß, dass er nie ohne eine Herausforderung kann. „Na dann, wir sehen uns. Ach ja und das Handtuch kannst behalten.“, dann ist Castiel auch schon weg. Ich bleibe noch eine Weile so stehen und umarme Harmony von hinten. Er hat nichts dagegen. Mir macht es auch nichts mehr aus ihn so zu sehen. Das Blut ist so gut wie verstummt. Trotzdem hängt es überall an ihm. Sein ganzes Gesicht ist getränkt von Blutresten aber trotzdem … trotzdem sieht er noch immer attraktiv für mich aus. „Was ist? Sage nur du freust dich nicht, dass ich jetzt auf eure Schule muss?“ Meine Umarmung wird wesentlich fester, eindringlicher und ich vergrabe mein Gesicht an seinem Hals. Obwohl ich vor dieser Seite echt Angst habe, brauche ich jetzt einfach diese Nähe und seinen Geruch. Mit meiner schwach ausgeprägten Muskulatur halte ich ihn an mich gedrückt. „Ich liebe dich … danke!“, presst sich ganz leise zwischen meinen Lippen hervor, eh wir beschließen zu gehen. „Lass uns lieber gehen, bevor du nochmal kotzt. Weichei!“ Schmunzelnd löse ich mich von ihm und er lacht. Was ich jetzt brauche ist ein Bad, ein richtiges Bad!
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