Gerade als wir den Raum betreten haben, hat sich Armin nochmal zu mir gesellt. Er flüstert so leise, dass alle um uns herum aufmerksam werden, doch keiner versteht ihn. Zum Glück!
„Alexy, egal was du dir auf dem Weg hierher eingeredet hast, das wird eh nicht passieren. Sogar vom Türrahmen aus konnte ich das Nein lesen. Erwarte einfach nicht zu viel, verstanden!“ Meine schön aufgebaute Hoffnung auf dem Weg hierher geht in Rauch auf. Ich habe so sehr gehofft, mir so oft ausgemalt, dass er vielleicht doch hier auftauchen würde. Nur Armin hat es drauf, mir all meine Fantasien binnen weniger Sekunden zu zerstören. Trotzdem muss ich ihm wohl dankbar dafür sein … ohne ihn hätte ich schon zu oft den Boden unter meinen Füßen verloren und damit wohl auch … wohl auch meinen … meinen Harmony … Obwohl sich meine Stimmung nun nicht mehr aufbauen lässt, hängt sich etwas von mir an einem einzigen kleinen Wörtchen auf. Meins! Und unweigerlich damit verbunden auch an den Stempel, den er mir heute Morgen aufgedrückt hat. Ich hole meine Federtasche, einen karierten und einen weißen Block aus meinem Rucksack. Auch der erinnert mich an etwas … es war, als wir gerade erst 2,5 Monate zusammen waren. Während ich meine Hausaufgaben machen musste, hatte Harm sich meinen Rucksack geschnappt und irgendetwas darauf gekritzelt. Das alles steht bis heute noch darauf aber ausgetauscht habe ich ihn deswegen noch nicht. Wie könnte ich auch? Ich habe ihm die ganze Zeit über mehr dabei zugesehen, als dass ich mich auf meine Hausaufgaben konzentrieren konnte. Eigentlich ist es egal was er macht, ich schaue immer lieber ihm zu. Zuletzt hatte er dann auch noch darauf unterschrieben wie irgendein Star. Ich musste so darüber lachen, dass es ihn schon wieder verärgert hatte. Er drängte mich mit voller Kraft zurück gegen den Schreibtisch, sodass ich noch ewig danach diesen blauen Fleck hatte und ging ohne ein Wort. Er kam 3 Tage lang nicht wieder, bis ich schon halb fertig mit meinen Nerven war und nicht mal mehr schlafen konnte. „Hör auf zu flennen, das kann sich ja keiner mit ansehen. Platz da!“, hatte er mich ganz knapp angewiesen. Ich habe nicht gehört und so hat er sich einfach rücklings auf mich fallen lassen. Ich bin zusammen gezuckt, weil er sich direkt auf den blauen Fleck geschmissen hatte. Mir war klar, dass das mit Absicht war. Sobald ich zusammen zucke, ob nun wegen Schmerz oder Erregung, freut ihn das ungemein und zeigt es mir für gewöhnlich auch sofort, nur diesmal nicht. Im ersten Moment machte mich all das einfach nur sauer, doch dann war da seine Wärme und seine angespannte Muskulatur … da bin ich eben wieder schwach geworden. Er ist bis zum nächsten Morgen nicht von mir herunter gegangen und trotzdem konnte ich so gut schlafen wie selten vorher. Sobald ich wach war, habe ich mich ganz vorsichtig bewegt, sodass er nicht davon aufwachen konnte. Ich habe mir diesmal meinen Rucksack geschnappt und mit selbigem Stift etwas dazu gezeichnet. Eigentlich war es nur ein kleines Herz, eben wie man es wirklich tun würde, würde man einen Star anhimmeln und irgendwie … kann man ja auch sagen, dass ich ihn anhimmle. Ich konnte mir damals nicht so viel erlauben wie jetzt, weil er wirklich schnell die Flucht ergriffen hatte oder wütend geworden ist. Ich fürchtete auch schon, dass er meinen Schulrucksack dieses mal verbrennen würde, doch dem war nicht so. Viel mehr drehte er sich auf seine Seite und betrachtete sich das Herz erst mal einfach nur. Wie selbstverständlich hatte Harmony, noch mit meiner umschlossenen Hand, dann noch etwas kleines hinzugefügt. „A♥H“ „Alles meins!“, hatte er es damals ganz knapp in seinen Worten beschrieben. Es war wohl die erste Gefühlsregung die ich bei ihm mitbekommen habe. Er hatte nie so etwas gesagt oder angedeutet, weswegen ich schon nur deswegen mit glühendem Kopf vor ihm lag. Für ihn ein Grund zum lachen und für mich inzwischen auch. Verträumt streiche ich ein paar Mal über sein inzwischen schon halb verblasstes Liebesgeständnis, zumindest habe ich es immer dafür gehalten. Es ist neben ein paar anderen Dingen mit zum wichtigsten Bestandteil meiner Erinnerungen geworden. Verdammt Harm, ich liebe dich wirklich. Warum kannst du nicht einfach hier auftauchen und mir meinen jetzigen Wunsch auch noch erfüllen? Ich verzweifle nochmal, wenn das heute so weiter geht. Am Ende fange ich schon wegen meiner Gedanken an den Fleck von heute Morgen auf Papier zu bringen, dann aber in der Situation, wie er diesen gemacht hat. Leider schlafe ich so gut wie immer, wenn er schon mal so etwas süßes macht. Gleichzeitig schreibe ich den Stoff von der Tafel ab und decke die Zeichnungen zu, wenn der jeweilige Lehrer herum geht. Als wir dann auch schon zur großen Pause raus gehen, sehe ich mich schon überall suchend um. Niemand taucht einfach mal so spontan hier auf und noch viel weniger meinetwegen. Gerade Peggy hat sich mal wieder zu uns gesellt und versucht an neue Informationen heran zu kommen. Jegliche Diskussion ist so anstrengend und sinnlos, dass ich hoffe, dass sie irgendwann mal damit aufhören wird. Leider … schafft sie es trotzdem mich zu reizen. Warum ich schon sage? Weil ich mich mal wieder auf nichts mehr freue, als endlich wieder zu Hause in den Armen eines gewissen Typen liegen zu können. Manchmal vergeht dadurch die Zeit nur noch langsamer, noch quälender aber heute hat die Welt wohl mal entschieden, dass ich schon genug gequält wurde. Hoffe, dass die Welt ihre Meinung nicht doch nochmal ändert …
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