Die Zeit wollte nicht so recht vergehen, seitdem … verdammt, sobald ich nur versuche daran zu denken, werde ich schon wieder so abgrundtief sauer. Ich habe da keinen Bock mehr drauf und keinen Nerv mehr übrig. Kann das nicht einfach mal aufhören? Und dann noch Castiel's Frage dazu – sind wir noch oder sind wir nicht mehr? Was weiß ich denn?! Im Prinzip hat das Gespräch mit ihm überhaupt nichts gebracht, ein wenig Dampf abgelassen, das war's dann auch schon. Keine Ahnung warum andere immer wen zum Reden aufsuchen wenn sie Probleme haben. Stehen die so sehr auf lästern? Wollen sie immer alles tot quatschen? Ist das wirklich nötig?!
So an der Bushaltestelle stehend und immer wieder auf den Eckpfeiler der Überdachung eintretend, erblicke ich auf der anderen Straßenseite mal wieder die große LED Uhr. Sie wechselt immer zwischen Zeit, Datum und Wetter. Die Anzeige habe ich heute schon soooo oft gelesen. Die geht mir so langsam auch auf den Wecker! Es ist 12:30, am Mittwoch, dem 9.12., wir haben es noch immer 20° draußen und es ist sonnig. Kein Schnee, kein Regen, nicht mal viele Wolken. Diesen Winter über merkt man gar nicht, dass es Winter sein soll. A-Ach ja … wir haben es Mittwoch. Da könnte ich doch … In den nächsten Bus der kommt steige ich ein. Eine Weile später, irgendwo in der Stadt, stürme ich halb die Stufen in ein Hochhaus hinauf und platze durch eine Tür. Durch die erste Tür und gleich darauf auch durch die zweite, in der ich zwei Menschen sitzen sehe. Irgendein Typ und eine Frau. Beide schauen verwundert zur Tür aber nur die Frau reagiert auf mich. „O … du, hier?“ Sie ist ruhig und wirklich verwundert. Ich starre sie einfach nur an, sage sonst nichts. Ihr Blick sagt mir, dass sie mir ansieht, wie fertig mich die ganze Sache macht. Ich hasse es, dass sie das sehen kann. „Harmony, warte bitte kurz draußen. Ich rufe dich gleich rein.“, spricht sie mir gut zu. Diese sanfte und liebe Stimme an ihr kotzt mich genauso an! Als wäre ich ein Kleinkind, das nichts zustande bringen könnte. Ich habe etwas zustande gebracht! Fuck man, etwas ganz mieses!!! Sie lässt mich ganze fünf Minuten vor der Tür zappeln, eh der Typ von eben aus dem Zimmer heraus kommt und ich endlich wieder hinein stürmen kann. Ich setze mich auf genau das gleiche Sofa wie der Typ eben saß. Das gleiche weiße Sofa wie immer. Hier hat sich auch wirklich nichts geändert in all der Zeit. Die selbe grüne Pflanze am selben Platz wie immer, direkt neben dem Schreibtisch der Frau, der auch noch genauso da steht wie jedes Mal. Die Pflanze verdeckt etwas vom tiefen Fenster und dem dahinter entlang laufenden Balkon. Wirklich rein gar nichts hat sich geändert. „Also, was hast du?“, spricht sie mich direkt an. Ich weiß – Ich weiß zum ersten Mal nicht richtig zu antworten. Ich starre lediglich den hellen Teppichboden unter meinen Füßen an und Seufze frustriert. „Okay, fangen wir doch ganz von vorne an. Wie geht es dir denn heute?“, versucht sie es auf einen anderen Weg. Darauf weiß ich sehr gut zu antworten: „Geht so … “, und mit einem tiefen Durchatmen werde ich ganz knapp los, „ … Ich habe Scheiße gebaut!“ Sie sieht mich fragend an, bis sie spricht: „Hat das etwas mit der Sache zu tun, von der du mir mal erzählt hast? Mit – Mit deinem Ziel, was du verfolgst?“ „Was? Nein! Das wäre keine Scheiße, das wäre ein richtiger Segen! Ich meine …“, nochmal muss ich durchatmen, eh ich ihr verrate: „Ich habe einen Freund … oder hatte. Ich weiß auch nicht so genau.“ „O-ooohh, d-das ist mir wirklich mal neu. Ich dachte immer … na ja, jedenfalls ist das doch ein Grund zur Freude oder? Nicht? Erzähl, was ist passiert?“ Die Zähne zusammen beißend, spreche ich es einfach aus: „Ich habe ihn letztens fast missbraucht, das ist passiert!“ „Das ist … fangen wir doch nochmal ganz von vorn an, ja?“, schlägt die Frau mir viel zu souverän vor. Wobei, sie brauchte auch erst einmal eins, zwei Sekunden um sich der Situation klar zu werden. Ich muss ihr alles erzählen was passiert ist, wodurch es dazu gekommen ist. Ich wusste gar nicht wo ich anfangen sollte. Am einfachsten war da: Ich habe Lex zu den Drogen gebracht! Er dreht innerlich ständig durch, bietet sich mir dann an und ich mache erst mal komplett zu. Hätt' ich mir nicht denken können, dass da mehr dahinter steckt? Lex bietet sich nicht an, nicht mir und auch sonst niemandem! Ich hätte es besser wissen müssen! Als ich fertig erzählt habe und ich denke, dass sie kaum noch Fragen stellen kann, steht sie von ihrem Platz am Schreibtisch auf und setzt sich zu mir auf das Sofa. Sie sieht mich an, als würden wir uns schon ewig kennen. So ein ekelhaft weicher Blick. Okaay, ja, wir kennen uns schon ewig aber … das ist kein Grund für solche Blicke! „Und du bist dir ganz sicher, dass er dich dafür hasst?“, habe ich mich ganz offensichtlich geirrt. Diese Frau hat immer noch Fragen über! „W-Was? Natürlich! Haben Sie mir nicht zugehört?! Nicht verstanden, was ich gemacht habe?!“ „Doch, natürlich habe ich zugehört aber … das alles klingt mir eher nach einem Unfall, einem Ausrutscher. Ich will das auch nicht einfach runter reden, was du getan hast aber an deiner Stelle würde ich einfach nochmal mit ihm reden. Ich weiß, dass das andere Menschen nicht so sehen und auch nicht so sehen wollen aber du bist ein guter Junge, glaube das ruhig mal jemandem. Er weiß das bestimmt auch, wenn er dich wirklich liebt. Redet einfach nochmal darüber. Es wird euch gut tun, glaube mir ruhig.“ Mein Kopf platzt gleich. Warum sagt die mir so etwas? Die soll alles realistisch sehen und nicht so weich labern. Da lasse ich mich schon dazu hinreißen und labere den Scheiß bei der aus und dann kommen solche Antworten! … Andererseits … vielleicht hat sie ja recht. Wir haben seitdem nicht miteinander geredet. Will ich das denn überhaupt? Na toll … es hat wirklich nichts gebracht hier her zu kommen. Ich stehe trotzdem auf, bedanke mich ganz knapp und leise und bin dann schon verschwunden.
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