„Alexy was sollte das denn eben?“
„Warum hast du gesagt, dass Kentin's Verletzung nicht so schlimm wäre.“ „Er hat ihn glaube ich ziemlich ernsthaft erwischt. Das sah schon eher nach Krankenhaus aus aber egal. Verrate mir mehr über dich, deinen Bruder, diesen Neuen und vielleicht auch noch über seine komische Art.“ Von wem die letzte Aufforderung stammt, brauche ich ja wohl kaum zu sagen oder? Die anderen reden auch schon wieder auf mich ein. Eigentlich wäre das jetzt die Gelegenheit ihnen zu sagen, dass ER Harmony ist, nur getraue ich mich irgendwie nicht mehr. Nur eins getraue ich mich sehr wohl zu sagen: „Jetzt hört endlich auf. Er ist vielleicht sauer geworden aber hätte doch nie so eine Stelle getroffen! Er ist doch selber ein Kerl und kann so etwas sehr gut einschätzen. Hört endlich auf me...“ Ich verstumme sofort, sowohl wegen dem, was mir nun doch fast entflohen wäre, als auch wegen des Brünetten, der ziemlich breit grinsend zur Tür herein kommt. Er scheint sich wegen irgendetwas tierisch zu freuen. Sofort rennen alle zu ihm, sogar die Jungs wollen wissen wie es ihm geht. Zumindest so lange, bis er ihnen die Antwort gibt, die ich schon die ganze Zeit versuche den Mädchen einzureden. „Keine Sorge, bei mir ist noch alles heile! Er hat nur mein Bein getroffen. Durch diese blöde Kante zwar ziemlich doll aber eigentlich … kann ich damit ganz gut leben, tut auch kaum noch weh.“ Sein strahlen hört gar nicht mehr auf. Er scheint irgendwie froh über die Wunde zu sein. Bevor ich anfange mir zu viele Gedanken darüber zu machen, gehe ich nun doch wieder auf meinen Platz zurück. Mittelreihe, 3. Bank. Ich habe es endlich geschafft die Mädchen los zu werden, na ja eigentlich ist das ja Kentin zu verdanken. Trotzdem wird meine Laune umgehend schlechter. Obwohl Harmony nun in der Schule war, habe ich absolut gar nichts davon gehabt. Ich dachte, gerade weil heute … na ja, weil heute ein besonderer Tag ist, dass er mir diesen Wunsch wirklich mal erfüllen könnte. Stattdessen ist er nur vorbei gekommen, um meinen Bruder zu sehen. Das ist frustrierend und ich weiß, dass er mich damit nur aufziehen wollte. Er hatte mich gestern extra gefragt, was ich denn will aber bekommen habe ich genau das nicht. Schmollend lasse ich meinen Kopf auf die Bank fallen und fange an alle neuen Zeichnungen durch zu kritzeln. Dabei lasse ich mir schön Zeit, weil sie mir ja doch irgendwie gefallen … und dann wiederum hasse ich sie. Fast 10 Minuten später kommt auch Herr Faraize wieder zurück. Seine Aufgaben habe ich schon gelöst und trotzdem sind 3 von 5 Zeichnungen ebenso schon für den Müll. So langsam tut es nur noch weh sie durchzustreichen. Dummerweise bekommen auch die anderen mit, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt. Meine Augen eben schließend, reißt mir jemand den Bleistift geradewegs aus der Hand und setzt sich dann auch noch neben mich. Irritiert sehe ich auf und kann es fast nicht glauben. Mein Kopf hebt sich wieder und anschließend mein ganzer Körper. Sprachlos schaue ich ihn an. Wie gewohnt sitzt er so kindlich da. Sogar auf diesem kleinen Stuhl schafft er es seine Beine hoch zu nehmen und sich an der vorderen Kante mit beiden Händen festzuhalten. Diese Art platz zu nehmen ist einmalig und eines seiner Wiedererkennungsmerkmale. Auf meine Lippen legt sich endlich ein Lächeln, ein sehr sehr erleichtertes und zufriedenes Lächeln. Natürlich sehe ich auch, wie sehr Armin darüber in sein Spiel hinein grinst. „Hör endlich auf deine Arbeiten zu zerstören!“, befielt mir der neben mir. Ich klappe das Heft zu und lege es unter meine Federtasche. Meine Blicke kann ich noch immer nicht lösen. Erst als sein böses Gesicht zu einem breiten Grinsen über geht und er mir sagt: „Na, endlich zufrieden? Jetzt mach schon mit!“, kann ich wieder zur Tafel schauen. Ich kann es noch immer nicht glauben. Er hat es tatsächlich gemacht. Er ist für mich zur Schule gekommen und bleibt jetzt sogar noch. Wenn ich könnte, wenn ich mich getrauen würde, wenn ich wüsste, er hätte nichts dagegen, dann würde ich ihm sofort um den Hals fallen. Es ist nicht in Worte zu fassen, wie ich mich gerade fühle. Wie alle anderen um uns herum dadurch reagieren, ist mir eigentlich völlig egal. Sehen tue ich es natürlich trotzdem. Sie – Sie alle schauen uns an als würde die Welt eben untergehen. Meine jedoch ist gerade erst aufgegangen und deswegen sind mir die anderen egal! „Herr – Herr Faraize, was – was macht der denn hier?“, stottert sogar mal Misami ihre Frage zusammen und sie hat sonst vor fast nie etwas Angst. „Also meine Klasse. Ihr habt bestimmt die Auseinandersetzung zwischen Kentin und dem Fremden mitbekommen …“ Sie kennen also immer noch nicht seinen Namen. Er ist so lustig. Wenn ihn keiner direkt danach fragt, wird er sich den ganzen Tag lang nicht vorstellen. Solche versteckten Aufforderungen versteht er zwar, geht denen aber nie nach. Viel mehr lacht er noch mehr darüber als sonst schon. Faraize setzt seinen Satz mit einem frustriertem Seufzer fort: „ … Da er sich aber ordnungsgemäß entschuldigt hat und ihm beim verarzten geholfen hat …“ Harm nimmt unauffällig eine Hand vom Stuhl und legt sie mir sanft auf mein Knie. Ich bin hin und her gerissen. Soll ich es genießen oder sie doch lieber wegschlagen, damit es die anderen nicht sehen? Schon fast Panik bricht in mir aus, als ich sehe, weshalb er das getan hat. Er muss sich wegen irgendetwas so tierisch freuen, dass er das normalerweise sofort zum Ausdruck bringen würde. Sich aber zurückhaltend, hält er sich an meinem Knie fest, streicht mir immer wieder darüber und drückt auch ab und an mal zu. Er steckt mich beinahe schon mit seiner Freude an aber ich halte mich besser zurück. „ … habe ich ihm erlaubt diese Stunde hier bleiben zu dürfen. Er macht sozusagen eine Schnupperstunde mit.“ Sofort heben sich ein paar Hände, als wäre er ein neuer Schüler. Als sich ihre Blicke zu uns nach hinten wenden, nimmt er seine Hand von mir. Erst da wird mir klar, dass ich das gar nicht gewollt hätte. „Sind noch Fragen offen?“, wundert sich sogar unser Lehrer und nimmt dann Rosa dran. „Wieso macht er eine Schnupperstunde mit? Hat er keinen Abschluss oder so oder geht er nirgendwo auf eine Schule?“, fragt sie ganz direkt nach und alle warten geradezu auf eine Antwort von ihm. Ich habe Angst davor, dass sie ihn wegen der Antwort runter machen werden, denn wie er so ist, er ist immer ehrlich. Das ist das erste, was ich damals von ihm lernen durfte. Er lügt nicht, er lügt nie. „Nö, habe keinen Abschluss, gehe auch auf keine Schule. Ganzen Tag rumsitzen liegt mir nicht, brauche Aktion.“, hält er sich knapp. Gleich nachdem er das gesagt hat, habe ich meine Augen verkrampft geschlossen. Ich habe von Castiel oder Nathaniel erwartet, dass sie irgendeinen dummen Spruch fallen lassen aber nichts dergleichen. Trotzdem sehe ich Harmony an, dass er genau solche Situationen überhaupt nicht leiden kann. Herr Faraize nimmt gleich danach die nächste dran. Melody: „Und warum setzt er sich nicht ordentlich hin?“ „Muss ich denn? Ich hocke auf nem Platz, das reicht ja wohl!“, wird er schon wieder pampig, so dass ich darüber fast lachen muss. Ich wundere mich nur, was mit ihm los ist. Ich meine, sogar Mädchen würden für solche Fragen zumindest einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen. Als letztes nimmt er doch tatsächlich Viola dran. Ich meine, die Viola, die sonst so gut wie nie etwas sagt! Sie will wissen: „Wie haben du und Alexy euch kennen gelernt?“ Da muss er doch wirklich erst drüber nachdenken. Ich bin schon fast wieder enttäuscht! Doch er sieht auffällig herausfordernd zu mir herüber und da weiß ich schon Bescheid. „Also, das war so … im Skatepark saß Armin immer mal wieder herum, bis er es selber mal ausprobiert hat. Dann kam irgendwann Lex auch mal an, um ihm seine Spiele abzunehmen und joar … das war's im groben.“ Doch neugierig sind alle noch. Na ja, wirklich viel hat er ja nicht verraten. Andere wiederum sind einfach schweigsam. Sie wissen alle, dass ich diesen Spitzname hasse. Niemand darf mich so nennen aber eigentlich erst, seitdem ich Harmony kenne. Ich wollte nicht mehr, dass andere mir diesen Namen geben. Nur er sollte dieses Privileg besitzen. „Das war alles? Und wann war das? Wie genau seit ihr Freunde geworden?“, führt Peggy weitere Fragen aus, die so im großen und ganzen heißen sollen: Verrate uns alles! Also atmet er tief hörbar durch und erklärt, fast schon monoton, als würde er dabei einschlafen, weiter: „Also meinen Bro da drüben kann man ja super easy beeindrucken. Ein paar neue Games und man hat ihn schon auf seiner Seite. Natürlich zocken wir auch zusammen und da … na ja, das erste mal gesehen habe ich Lex im Park aber gesprochen bei ihnen zu Hause.“, er legt mir eine Hand auf den Kopf und zerzaust mir grob mein Haar. Noch etwas, was sich sonst keiner erlauben darf, doch bei ihm liebe ich es. Gerade wenn ich an heute Abend denke, wenn er sanft durch mein Haar streichen wird und mir meinen Nacken krault – einfach himmlisch! Mir stellen sich automatisch alle Nackenhaare auf. „Na ja jedenfalls ging's ihm nicht so gut und wir haben ihn bissl aufgeheitert. Seit ihr jetzt zufrieden?!“ Dieses 'bissl' bezieht sich wohl auf die Nacht, nachdem mein vorheriger Freund Schluss machte. Die Beiden zockten zusammen im Wohnzimmer und beide haben mich heulend in ihre Mitte genommen. Armin hat versucht mich mit Worten aufzuheitern und Harm hat mich sofort an sich ran gezogen. Er war so locker drauf und völlig entspannt, trotz meiner vielen Tränen und dem Rotz, dass ich recht schnell aufgehört hatte. Anschließend haben sie mich mit Wodka abgefüllt. Harmony hat mich hoch in mein Zimmer geschafft und mich ganz ruhig ins Bett gelegt. Dann hat er gewartet, bis ich am nächsten Morgen wach wurde. Er hat mir einen Eimer, Wasser und Tabletten gebracht und mein Bruder brachte das Essen. Ich brauchte ihn nur einmal ansehen und wusste sofort, dass mein Ex gar nichts im Vergleich zu ihm wäre. Er selbst musste nur noch davon überzeugt werden. So sehr ich gerade in meinen Erinnerungen schwelge, so sehr fragen die anderen Mädchen weiter. Normalerweise würde er bei 'so nervigen Leuten' sofort anfangen zu randalieren, doch er tut auch diesmal nichts. Faraize versucht die Runde irgendwie zu unterbinden, bis er doch tatsächlich auf Harmony losgeht. „Jetzt hört endlich alle auf. Wir wollen mit dem Unterricht beginnen und du junger Mann nimmst bitte deine Füße vom Stuhl, damit wir ordentlich Unterricht machen können, verstanden?!“, wird er richtig ernst und aufbrausend. Ich kann gar nicht verstehen, warum er so wütend wird aber was ich verstehe ist, dass es Harm jetzt endgültig reicht. Er steht wütend auf und zeigt deutlich, wie schlimm es ist. Seine linke, geballte Faust zittert und er hat seine Augen zusammen gekniffen, bevor er jemanden ins Visier nehmen könnte, um ihm etwas zu tun. Bevor er geht, wendet er sich mit einem wütendem Blick an mich. „Ich hab's dir ja gesagt. Ich hasse so etwas wie die Pest!“, knurrt er wütend. Obwohl ich erst noch so eine Angst hatte, was wohl die richtige Entscheidung wäre, ist es mir nun völlig egal. Ich greife einfach ganz offen mit beiden Händen nach seiner geballten Faust und schaue zu ihm auf. „T-Tut mir Leid, ehrlich. Ich wusste nicht … Ich dachte doch nur …“ Tja, was genau dachte ich mir dabei wohl? Er entreißt mir seine Hand sofort, woraufhin ich ihn nur noch entsetzt anschaue. Als ich meine Hände perplex, langsam sinken lasse, sieht er nochmal zu mir herunter. Ich kann ein lautes, wirklich, wirklich genervtes Stöhnen hören, doch als ich zu ihm auf schauen will, befindet er sich schon direkt vor mir. Er nimmt eine Hand an mein Kinn und rückt meinen Kopf so, dass er mich vor der ganzen Klasse, ohne jegliches Schamgefühl, küssen kann. Ich könnte heulen vor Freude. Nach so einem wirklich miesen Tag endlich dieses Gefühl zu bekommen, ist mit nichts zu vergleichen. Ich hebe sogar einen meiner Arme und lege ihm diesen um den Hals und weil er merkt, wie sehr ich das gerade genieße, löst er sich nur kurz und küsst mich noch ein paar Mal. Er hält lange im Kuss inne, eh er sich ganz von mir versucht zu lösen. Diesmal geht er wirklich, ich weiß es und deswegen kann ich meinen Arm nicht von ihm lösen. Ich will nicht, dass er geht, gerade jetzt, nachdem es mir wieder besser geht. „H-Harmony tut – tut mir echt Leid. Das – Das wollte ich so nicht, ä-ähm … S-Sehen wir uns später noch?“, muss ich lieber sofort als gleich wissen. Seine Wut hat er für den Moment herunter geschluckt. Er sieht mich verführerisch an und haucht mir beruhigend zu, „Klaro Großer, der Abend gehört eh uns. Werde in deinem Zimmer auf dich warten.“ Anschließend nimmt er ganz vorsichtig meinen Arm von sich herunter und legt ihn auf meinen Schoß. Eh er wirklich geht, richtet er sich nochmals an unseren Lehrer. „Fehlt ja nur noch, dass Sie mich umsetzen wollen, nur weil wir zusammen sind. Sind Sie echt so homophob? Und so etwas nennt man Schule! Scheiß drauf! Bin ja eh kein Schüler, zum Glück auch!“ Nach dieser kurzen aber knackigen Ansage steigt er lässig auf sein Board und rollt aus dem Zimmer raus. Zuvor fällt mir noch eine Frage ein, die ich eigentlich nicht hätte stellen müsse: „A-Aber warte mal, du – du hast doch gar keinen Schlüssel oder?“ Immerhin ist sein schelmisches Grinsen zurück und ich bekomme einen Blick auf seinen Vampirzahn und die daneben liegende Zahnlücke. Das lässt genau diesen Zahn noch viel größer wirken. „Als ob ich so was bräuchte. Lass dich einfach überraschen.“, sind seine nun wirklich letzten Worte, dann ist er im Flur und schon bald darauf ist das Geräusch seiner Rollen völlig verstummt. Wenn er schon damit gekommen ist und damit wieder geht, weiß ich ganz genau, was er bis zum Abend so treiben wird. Mir fällt erst jetzt wieder auf, dass die Runde auffällig ruhig geworden ist. Sogar Herr Faraize sagt kein einziges Wort mehr. Ich selber bin nun auch stumm. Die Blicke der Anderen fallen alle auf mich und bei den meisten steht der Mund weit offen. Sobald die erste Frage ertönt, welche dann auch noch von Rosa kommt, setzt sich Armin umgehend neben mich. „D-D-D-Das i-ist Harmony?!“, kreischt sie quer durch den Raum. Ich schäme mich ein wenig. Nicht wegen meiner Neigung oder wegen meinem Liebsten, sondern wegen dieser grundlos entsetzten Blicke. Sie selbst haben immer behauptet ich wäre mit Mädchen zusammen. Sie haben ja nie nachgefragt, jedenfalls nicht so … Das muss ich mir wohl von Harm abgeschaut haben. Wofür ich mich wirklich schäme ist tatsächlich ein ganz anderer Grund. Obwohl Harm nicht mehr sauer wirkte, weiß ich, dass dem doch so ist. Er wollte nicht, dass die anderen davon wissen, dass sie von IHM wissen. Ich habe ja erst schon mitbekommen, wie sie auf ihn reagiert haben … wie sie jetzt wohl auf diese Neuigkeit reagieren? Die Mädchen setzen sich alle in einem Kreis um mich herum zusammen und sogar die Jungs hören aufmerksam zu. Nicht mal Castiel verlässt genervt den Raum. „Du bist echt schwul?“ „Das hätten wir nie gedacht aber du hast auch nie was gesagt Alexy!“ „Warum sind die besten Kerle nur immer schwul? Und in diesem Falle auch noch schwul und schon vergeben! Und dann auch noch an SOEINEN Typen!!!“, regen sie sich nacheinander alle auf. Ich dachte eigentlich immer, dass Freunde hinter einem stehen würden aber davon spüre ich jetzt reichlich wenig. Sie durchlöchern mich alle nochmals und diesmal viel detaillierter. Gerade Peggy hat nun ihre Hauptstory für morgen gefunden. Vielen Dank auch: Alexy gehört nicht zu den üblichen Heten in allen Klassen, nein, er ist schwul und muss deswegen gleich mal auf's Titelblatt … „Also ehrlich gesagt hätte ich dir alles zugetraut, auch Kerle wenn ich ehrlich bin Alexy aber … dieser Typ wirkt echt nicht so, als würde er zu dir passen.“, macht sogar Rosalia wieder mit. Immerhin klingt sie nicht sauer, gereizt oder sonst was, sie hat eher Sorge wegen irgendetwas. „Wieso glaubst du, dass er nicht zu mir passt? Wie-Wieso seit ihr alle so negativ dazu eingestellt?!“, werde nun auch ich ernster. „Na ja, weil – weil er so aggressiv ist. Er wird wegen allem sofort sauer und scheint auch eher … na ja, er wirkt eben so – so anders.“, versucht sie sich vorsichtig auszudrücken, was mich nun langsam doch richtig sauer werden lässt. „Du meinst so schwul? Tut mir leid aber das sind wir Beide! Harmony hatte im Gegensatz zu mir nur keine Angst davor es zuzugeben und im übrigen hat er sich nur nie mit mir zeigen lassen, weil er genau wusste, wie ihr reagieren würdet! Er ist vielleicht etwas anders als andere aber genau das liebe ich ja so sehr an ihm!“ „Ja aber er – er ist so klein! Und trotzdem … wir haben doch nur Angst um dich Alexy.“, versucht es nun auch Misa wieder. Richtig wütend geworden stemme ich mich auf beide Arme und sehe alle Mädchen von oben herab an. „Na und, dann ist er eben 25cm kleiner als ich, was macht das schon? Dafür ist er zwei Jahre älter und nur damit ihr es wisst, er ist NICHT aggressiv! Nicht mir gegenüber und nicht mit Absicht! Er hat mir NIE etwas getan und wird es auch NIE tun! Hätte er mir mal etwas getan, außer für ein paar blaue Flecken zu sorgen, die ich noch dazu verdient hatte, wäre ich ja wohl kaum seit einem Jahr mit ihm zusammen!!!“ Nochmal sind alle sprachlos. Sie sehen mich sonst nur fröhlich und lachend aber was gegen Harm geht, dafür habe ich kein Verständnis. Auch die Mädchen erheben sich nun und ich bekomme das Gefühl, als würde ich flüchten müssen. Ich habe keine Lust mehr auf diese Diskussionen und könnte beinahe heulen. Plötzlich fangen auch ein paar der Jungs damit an. Sie glauben, dass ich seinetwegen so komisch in letzter Zeit wäre. Er würde mich zu einem schlechteren Menschen machen und ich würde aggressiv werden. Ich weiß eigentlich gar nicht, was sie von mir wollen und verstehe auch nicht, dass sie so haltlos bei dem Thema werden. Ist die ganze Schule denn so konservativ eingestellt? Aber weil das alles ja noch nicht reicht, muss Armin mal wieder einen drauf setzen und mir diese Frage unbedingt stellen: „Bist du jetzt zufrieden Lexy?! Er hätte das nie gewollt, nie und das weißt du auch!“ Wieso … wieso muss dieser Tag von grauenhaft, zu schön, zu richtig mies, zu wundervoll und dann wieder zum schlimmsten Tag aller Zeiten werden. Ich will nicht mehr, ich will nicht! Ich will nur noch nach Hause … alles andere ist mir doch völlig egal, einfach nach Hause.
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