Meinem Gejammer von eben folgend, taucht eine weitere Person hier unten in der Mitte auf. Es ist verwirrend. Wie viele sollen es denn noch werden? Ich dachte, es wäre verboten, sich in den Kampf mit einzumischen.
„Ja, der Kampf ist vorbei …“, ertönt eine kräftige Stimme, wie die des sogenannten First-King-sama aber … das kann doch wohl nicht sein oder? Was auch immer er da den Zuschauern erklärt, der neben ihm hört ihm gar nicht erst zu. Er wendet sich uns zu. Diese Drachenmaske, dieser Unbekannte, der uns schon die ganz Zeit so angestarrt hat. „Na, bereit für deine Bestrafung?“, fragt er mich und ich bin mir sicher, seiner Stimme zufolge hat er ein sehr breites Lächeln auf seinen Lippen. Ich bekomme Angst. Was hat er nur vor? Eh ich etwas dazu sagen kann, regt sich da auch schon wieder etwas hinter mir. Sally. Sie hat sich irgendwie auf ihre Beine hiefen können, steht nur gerade so, heftig zitternd, auf ihren Füßen. Sie stützt sich schwerfällig, kaum atmend, auf meine Schulter. „N-Nicht. Sie – Sie hat doch nichts …“ „Ja! Mir egal, mach doch was du willst!“, unterbreche ich sie, bevor sie zu viel sagen kann. Wobei … dieser Kerl hier vor mir weiß bestimmt, dass ich keiner dieser King-sama's bin. So wie er mich ansieht, weiß er sogar ziemlich viel über mich. Sein Blick ist beängstigend. Ich greife nur nach hinten, die Hand meiner Schwester. Sie sagt nichts dazu, nimmt sie auch nicht weg wegen der Ohrfeige. Wie gesagt, sie hat sie einfach akzeptiert. Ob sie wohl glaubt, dass sie sie verdient hat? Ich weiß ja, dass sie das macht um unseren Lebensstand zu finanzieren aber … es hätte bestimmt noch andere Wege gegeben. Sie hat doch früher mal als Aushilfe gekellnert oder im Laden nebenan ausgeholfen. Das hier hätte nicht sein müssen! … oder? Auch der Junge vor mir wird unterbrochen, als er gerade zu einer Antwort ansetzen will. Die beiden Zwillinge verneigen sich bis auf den Boden vor ihm. „Verzeiht, …“ „Seid schon still, alle Beide! Tzz, ihr hättet wissen müssen, dass ich nicht so ein dummes, kleines Mädchen bin!“, ranzt er beide zurecht. Dieser Umgangston. Die Köpfe der Beiden neigen sich weiter zwischen ihre Beine dem Boden zu, bleiben aber mit einem Knie auf dem Boden gestützt. „Verzeiht!“, flehen sie weiter. Ich … ich bekomme kaum noch Luft. Wenn – Wenn sie sich vor ihm verbeugen, a-also … vor IHM, dann … o Gott! Um mich herum dreht sich alles, mehr als so schon. Verdammt, wie soll ich denn jetzt bitte reagieren? Was soll ich ihm sagen? Ähhh … „Hör auf Panik zu schieben. Warst du nicht eben noch so von dir überzeugt?“, wird er nun doch noch arrogant. Seine Stimme ging wurde fester aber auch leiser. Er sieht mich von oben herab an. Etwas, was ich über alle Maßen hasse. Gut, dann brauche ich mich ja nicht zu entschuldigen. Na los, sage endlich, was du mir antun … „Ihr Zwei, steht endlich auf. Ihr seid nun Ihre Wächter!“ Auch die Beiden sind verwirrt. Sie haben ihre Köpfe gehoben und sich beinahe gegenseitig angeschaut. Nur beinahe. „Für heute!“, fügt er erst dann hinzu. Seine Blicke sind so feurig geworden und er starrt mich an. „Newby, zeige uns was du kannst und … mache meinen Ruf nicht ganz zunichte!“ W-Was? Ich verstehe gar nichts, wirklich. Was soll das denn jetzt bedeuten? „Du genauso Cat Doll. Das Spiel wurde beendet, bevor wir alle eingegriffen haben. Es gibt keinen Regelverstoß. Das Spiel ist beendet, DIESES Spiel ist beendet. Geht, bereitet euch vor. Noch ein Round Jump 'n' Run!“ WOW, kann der Typ auch mal in Sätzen sprechen oder sind wir ihm dafür zu Schade? So oder so weiß meine große Schwester, dass ich mir so etwas ungern gefallen lasse. Sie stellt sich trotz ihrer Probleme vor mich und getraut sich das, was ich schon die ganze Zeit tue. Sie schaut ihn an. „I-Ich verzichte …“, keucht sie schwer, mit großer Pause. Wir zwei glauben nicht, was sie da sagt und schweigen, ungewollt, „ … wenn – wenn sie einfach g-ge-gehen darf.“ Ihr Stottern tut mir im Herzen weh. Ich habe nicht viel verstanden, von dem was er da gesagt hat aber sie soll nochmal laufen, in diesem Zustand. Soviel kann ich verstehen und sie wird es tun, nur weil ich mich eingemischt habe, auch das konnte ich verstehen. Also … Also ist diese ganze eskalierte Situation völlig meine Schuld. Wie grauenhaft so etwas zu wissen. „N-Nicht S – S … C-Cat Doll, wirklich … das – das ist meine Bestrafung.“ Dabei habe ich ihre Hand mit meinen beiden gegriffen. Ich schaffe es nicht sie dabei anzusehen, weil ich mich nur noch mehr schämen müsste aber mein Entschluss ist ernst gemeint. Sie soll nichts dagegen sagen. Dieser Junge sieht eh an ihr vorbei, mir direkt durch die Wolfsmaske in die Augen. Sein böses, breites Grinsen unter der Drachenmaske erreicht seine Augen so sehr, das er sie halb schließen muss. „Na dann …“ „ … könnt ihr beide euch jetzt endlich mal vorbereiten gehen! Kannst du bis raus laufen?“, erkundigt sich der Mann, der sich hinter dem Unbekannten auftut, der, der die ganze Zeit mit dem Publikum gesprochen hat. Er muss … der First sein! Er sieht hinter seiner Maske wie ein Erwachsener aus. Groß, kräftig, sehr Muskulös sogar. Unter seinem Zerrissenem Hemd erkennt man die gebräunte Haut. Er trägt normale Sachen, als wäre das hier sein Zuhause, Frau und Kind wären hier und sie würden lediglich TV schauen. „Hast du endlich verstanden Kleine? DU wirst als Fourth antreten, mit uns allen zusammen!!!“, prägt er mir ganz eindringlich in den Kopf ein. Es fühlt sich an wie ein knacken, was meinen Kopf komplett ausschalten lässt. Das war zu viel, zu viel auf einmal, zu viel für mich. Ich nicke lediglich wie ein gut erzogener Hund. Ich habe keine Lust mehr nachdenken zu müssen, was hier ab geht. Sie wollen mich so etwas hier machen lassen? Ich meine, MICH?! Als einer dieser arroganten Fatzken, die sich hinter einem Dark-Room verstecken! Also … wenn das meine Bestrafung ist … dann ist das wohl so. Nur Sally macht sich weiter sorgen darüber. Also tippe ich sie an, so lange, bis sie mich anschaut. Sie erkennt sofort, dass ich überfordert bin mit dem hier. Sie nimmt einfach meine Hand und nimmt mich mit raus. Wir gehen irgendwo zwischen den Säulen entlang, in irgendeine Richtung, durch irgendein Tor, mir egal, Hauptsache raus hier. Sobald wir in einer Art Flur sind, der von oben bis unten aus Metall geformt wurde, kehrt auch wieder Ruhe ein. Sally hat sich bis hier her zusammen gerissen. Ihre Schritte haben gezittert, jeder Zeh hat sich verkrampft, nur damit sie es bis raus schafft … meinetwegen. Es dauert keine 10 Sekunden und sie fällt sofort zu Boden. Ich habe einfach ihren Arm genommen und versuche sie weiter auf ihren verletzten Beinen zu halten. Sie sieht schwach aus. Sie gibt zum ersten Mal zu, dass es ihr so schlecht geht. Meine Blicke klaren wieder auf. Ich kann nicht einfach abschalten, nur weil es zu viel wird. Sally braucht mich, jetzt! Da gibt es nur ein Problem: sie ist in jeglicher Hinsicht größer gewachsen als ich. Ich kann sie kaum oben halten, durch die … Extragewichte … die sie mit sich führt. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass die Zwillinge uns gefolgt sind. Ich hätte mehr gedacht, dass sie … ach was, nein … ihr King-sama hat ihnen schließlich befohlen, dass sie das tun müssen. Sobald sie sehen, wie es meiner Schwester geht, helfen sie ihr bis zum Ende des Ganges. ich bin ja irgendwie froh darüber, dass sie es machen, nur machen sie es nicht meinetwegen. Warum auch … Meine Schultern sinken immer mehr. Ich schäme mich, ich muss mich schämen, für das Theater, was ich den Beiden vorgeführt habe. Ich kann hören, wie sie Sally auf einem Sofa absetzen. Mit geneigten Blicken bleibe ich im Zaren stehen und betrachte mir den klinisch reinen und weißen Boden. „Ich … ähm … also …“ „Was ist? Nun komm schon rein, wir sind schließlich nur auf dein dummes Spielchen reingefallen!“, wirft mir Séox vor. Von wegen 'Was ist?'. Sie sind sauer, er ist sauer. Ich kann's ja verstehen. „Hört schon auf, Beide! Komm her, setz dich.“, fordert mich die Ältere auf. Ich halte weiterhin meine Schultern gesenkt und tue einfach, was sie verlangt. Mir fällt auf, dass der ganze Raum aus diesen Metallwänden besteht. Platten, die nebeneinander zusammen geschraubt wurden. Sie glänzen nicht, lassen aber alles kalt erscheinen. Mitten im Raum steht dieses orangene Sofa, auf dem Sally sitzt. Am Rand, da wo die Jungs platz nehmen, steht ein kleiner Tisch mit 2 Stühlen. Nichts besonderes oder teures. Das einzig auffällige ist tatsächlich die Krankenliege mitten im Zimmer. Ich fixiere meine Blicke darauf, selbst als ich an ihr vorbei bin. Es erschrickt mich zu wissen, dass so etwas gebraucht wird. Zwei Hände greifen ganz ungestüm nach meinen Armen. „Nun setz dich schon, bitte!“ Sie klingt verzweifelt. Vergiss diese Liege! Also setze ich mich direkt neben sie, trotzdem nimmt sie ihre nervös zitternden Hände nicht von mir. Ihre Erschöpfung kann sie ganz gut unterdrücken. „Kann ich dir etwas bringen? Brauchst du Wasser, etwas zu Essen?“, hake ich sofort nach. Sie schüttelt nur ihren Kopf und doch lassen die Zwillinge es sich nicht nehmen meine Vorschläge umzusetzen. Sie kramen aus einem kleinen Schrank Wasser und aus dem Kühlschrank holen sie fertige Brötchen heraus. In der Zeit sieht mich meine große Schwester wehleidig an. „Was hast du? Du warst erst schon so komisch? Ist es wegen der Ohrfeige? Für die entschuldige ich mich nicht … du hast es …“ „ … verdient, ich weiß doch Mikain!“, wird ihre Stimme laut. Sie spricht mich beim vollen Namen an. Meine Augen gehen weit auf und ich starre sie erschrocken an, eben starr. „T-Tut mir leid … Miki … es ist nur, bitte, lass das sein.“, fleht sie. Ich muss mehr darüber wissen: „Warum? Es ist sein Rang. Wenn er sich den kaputt machen will, nur zu!“ „Nein Miki, bitte. Du weißt doch gar nicht, wie …“ „ … wie gefährlich das ist? Sally … ich habe dir den ganzen Abend zugesehen, ich sehe dich jeden Tag zu Hause und ich … ich habe dich beim Arzt gesehen. Ich kann mir sehr wohl vorstellen, wie gefährlich das sein kann, nur … nur weiß ich nicht wieso.“, hauche ich ihr eindringlich entgegen. Ich habe zwar den ganzen Abend nichts gemacht aber fühle mich trotzdem wie ausgelaugt. Tief durchatmend versucht Sally sachlich zu bleiben. „Du – Du hast mich beim Arzt gesehen? Wieso …“ Ach Mist, stimmt ja … sie wusste nichts von der Prügelei. Ich schüttle heftig meinen Kopf und sehe dann zu ihr auf: „Ich war eben auch da, was spielt das schon für eine Rolle, vergiss das einfach. Sage mir endlich, was das hier soll? Ich kapiere rein gar nichts, du kennst mich doch!!!“ „Ganz genau!“, spricht sie sofort weiter, genauso angereizt wie ich, „Genau deswegen habe ich dir nie davon erzählt! Ich kenne dich doch … du bist so unheimlich sportlich. Du hattest dieses Extratraining nie nötig. Hätte ich dir hiervon erzählt …“, ich verstehe nicht warum aber ihr fließen ein paar Tränen die Wange hinunter. Mir fällt auf, dass ich sie seit dem ersten Übergriff unseres Vaters nie mehr habe Weinen sehen. Was hat sie nur? „ … hätte ich dir hiervon erzählt, dann hättest du mich bestimmt davon abhalten wollen … weil du nicht wollen würdest, dass ich mich verletze, weil … weil dieser Sport unheimlich krank machen kann!“ Mit ihren Händen zieht sie mich energisch an sich und legt die meinen auf ihre Beine. Ich sehe zum ersten Mal, warum Rino diese Risse in seiner Hose hatte. Warum jeder einen Zugang zu seinen Knien braucht. „Was ist das?“, hacke ich erschrocken nach und entziehe mich ihr. Ich rutsche ein paar Zentimeter von ihr weg und schaue sie erwartend an. Ihre Tränen hören nicht auf zu fließen. Wie soll ich reagieren? Wird sie mir die Wahrheit sagen, wenn ich wieder näher rutsche? Sie lässt mir keine andere Wahl und greift zitternd erneut nach meinen Händen. „Bitte, bitte Miki, du darfst nicht … wir können zu den Kings gehen. Wenn wir ihnen die Situation erklären, dann kannst du bestimmt noch …“ „Nein!“ „ … aber Miki, bitte …“ Nochmal muss ich sie unterbrechen, ernster, sachlicher: „Ich sagte NEIN! Wie du schon so schön sagtest, das will ich nicht zulassen. Wer soll dir denn da draußen für dieses letzte Spiel helfen? Du kannst kaum aufstehen und ich begreife zumindest, dass es an diesen Dingern liegt! Das sind keine normalen Inlineskater oder? Sie haben nur 3 Rollen und sind über dieses komische Ding mit deinen Beinen verbunden. Diese Dinger haben dich krank gemacht, richtig! Sally … ich werde das schon irgendwie hinbekommen, vertraue mir, wenigstens dieses eine Mal. Hör auf mich anzulügen … das hast du jetzt doch lang genug gemacht oder?“ Sally schließt ihre Augen. Ihr fällt irgendetwas unheimlich schwer. Ich kann ihr einfach nur wieder näher rutschen und meine Arme um ihren nach vorn geneigten Körper legen. Sally hat so selten Angst aber sie kann nicht abstreiten, das ich recht habe. Sie atmet tief durch, wägt ihre restlichen Optionen noch ab, eh sie zu den Zwillingen aufschaut. O nein, ich weiß, was sie sagen will. Bevor sie sprechen kann, wedeln schon beide mit ihren Armen vor ihrem Körper herum. „Vergiss es! Dank der da haben wir schon genug Probleme! Wir waren aber auch so blöd. Nur weil sie die Karte des Fourth hatte, gleich ein King-sama zu sein … Wir mischen uns da bestimmt nicht nochmal mit ein!“, spricht Séox für beide. Er hat seinem Bruder auch gleich den Mund zu gehalten, bevor der etwas anderes sagen könnte. „Siehst du Sally. Sage mir endlich …“ Doch ihre Augen gehen weit auf. Sie steht energisch auf, läuft kaum auf ihren Fußsohlen, hält sich nur irgendwie aufrecht und stürzt trotzdem dem großen Zwilling zu. Sie packt ihn am Kragen und drängt ihn durch ihr Gewicht der Wand zu. Er prallt hart mit seinem Kopf dagegen. Ihre Wut wird zu grenzenloser Trauer. Sie kann ihre erneuten Tränen kaum zurück halten. Heyvo versucht beide irgendwie zu beruhigen und ich komme schon gleich darauf zu Hilfe. Wir können beide nicht wirklich viel ausrichten. „Verdammt, vergiss endlich deinen dämlichen Stolz!!! Sie ist meine kleine Schwester und hat es noch NIE gemacht! Lasst nicht zu, dass … dass sie …“ „ … Dass ich was?“, unterbreche ich abermals, ruhiger als zuvor. Séox hält inzwischen still. Er sagt nichts, sieht auch nicht sie an. Als ich auf schaue, verharren alle Blicke auf mir. Sally hat sich in Séox Arme fallen lassen und weint. Ich bin noch kein bisschen schlauer als zuvor. „Nun erzählt schon. Ich weiß, dass das scheiße von mir war aber … ich wusste nicht, was das hier ist oder wer ihr seit und auch nicht, dass Cat Doll meine Schwester sein soll. Ich wusste von nichts also … also redet endlich!“, fordere ich, als wäre ich wirklich einer der Oberen, doch nur, weil ich vor Verzweiflung keine anderen Mittel mehr finde. „Du hast es wirklich noch nie gemacht?“, hakt der wahrscheinlich ältere der Zwillinge nach. Er sieht zu Heyvo, dann zu mir und dann wieder zu Heyvo, als ich nochmal deutlich verneine irgendeine Ahnung zu haben. Mit einer einfachen Kopfbewegung deutet er in meine Richtung, „Sieh mal nach.“, befiehlt er seinem Bruder und nimmt gleichzeitig meine nervenlose Schwester an sich. Er hilft ihr auf 's Sofa, das gibt Heyvo ungewollt die Möglichkeit mir seine Meinung dazu preis zu geben. „D-Du? Ich … Ich bin nicht sauer deswegen. Wer hätte schon zugegeben, dass er nur ein Eindringlich wäre? Es … ist nur schade. Du bist nämlich echt nett.“ Wenn er so spricht, klingt er wirklich wie ein kleines Kind, was nur verstärkt wird, als sein Bruder ihn zusammen staucht und er zusammen zuckt. „Was genau sollst du nachschauen?“, komme auch ich wieder zur Sache. Er deutet mit einer Hand in Richtung der Krankenliege, „Setz dich bitte mal kurz. Es wird nicht weh tun.“ Verunsichert schmunzelnd blicke ich zu ihm auf, „Na … das scheint es hier ja nicht sehr oft zu geben, was?“ Seine Augenbrauen schieben sich unter der Fuchsmaske zusammen. Er sagt nichts. Also habe ich recht. Ich setze mich einfach schnell darauf. Der Junge hat keine scheu davor meine Beine zu greifen und sie auch noch auf die Liege zu packen. Er setzt sich viel zu vertraut vor mich. … Mein übliches Problem tritt wieder auf. Nervös beiße ich meine Zähne zusammen, zieh die Kapuze weiter über mich und versuche an Luft zu kommen. Sally springt hörbar auf, als wären ihre Schmerzen weg oder zumindest vergessen. „Hörst du wohl auf, kusch, kusch, kusch! Doch nicht bei meiner Schwester!“ Wie sie eben so ist, anstelle unserer Mutter, setzt sie sich dazwischen, holt aus ihrer Jackentasche an der Tür zuvor noch eine Dose und sieht mich eindringlich an. „Du hast sie seit 3 Tagen nicht mehr genommen.“ „I-Ich habe sie ja auch nicht mehr ge-gebraucht.“, versuche ich mich verkrampft zu rechtfertigen. „Braucht sie Medikamente?“ Die Frage wird beantwortet, als sie mir drei Tabletten einfach in den Mund schiebt und ich sie gezwungen schlucken muss. „Was für welche?“ Erst bei der zweiten Frage bekomme ich mit, dass es nicht Heyvo war. Ich dachte Séox wäre nach wie vor sauer aber jetzt spricht er, als wäre nichts gewesen. „Herzkrank. Es schlägt zu schnell, rast förmlich. Dadurch hatte sie früher nie Freunde, weil sie nicht mitmachen durfte, also fehlt ihr jeglicher Umgang mit …“ „Sally, hör schon auf!“, rede ich ihr laut dazwischen und wende meine Blicke schmollend von ihr ab. Das gibt dem Mädchen vor mir die Gelegenheit den beiden Jungs meine Knie zu zeigen. Ich weiß wirklich nicht, was daran interessant sein soll. „Deswegen will ich nicht, dass sie mitmacht.“ „Erkläre es ihr wenigstens. Verdient hat sie es ja wohl! Ich schätze, seit sie auf dieser Wiese aufgetaucht ist, hatte sie bestimmt … 3 dieser Anfälle wie eben. Ab wann hat man denn eine Wahrheit verdient deiner Meinung nach?“ Séox? So lieb und nett? Er … nein, oder? Doch! Aber warum? Die Fragen eben zuvor schon waren so … besorgt? Er ist wirklich kompliziert. Sally und er lächeln sich so komisch an. Ahh, verstehe. Er ist nicht meinetwegen so lieb. Egal, denn meine Große atmet tief durch und sieht mich dann an, ernster als zuvor. Ihre Tränen und ihre Wut sind verschwunden. Ab jetzt … wird hoffentlich alles klarer.
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