Harmony hat, er hat sich doch tatsächlich darauf eingelassen. Wir haben eben … wir haben es eben wirklich miteinander getrieben, ganz offen, irgendwo im nirgendwo. O man, dann war das eben wohl mein – mein erstes Mal. O Gott, wie kann ich nur solche Gedanken davon haben? Wie ein dummes, kleines Mädchen, die wie eine Prinzessin behandelt wurde. Ich sollte mir klar machen, dass wir es eher flüchtig und dreckig auf dem Boden getrieben haben und ich ihn ziemlich dazu betteln musste, fast schon dazu genötigt habe.
Harmony, sei jetzt bitte einfach nicht sauer deswegen. Bitte! Er hat sich nicht viel mehr Zeit genommen als die die nötig war, um zu kommen. Er steht sofort wieder auf, zieht sich etwas drüber und sieht mich kaum dabei an. Es ist also alles wie immer. Etwas von seinen Blicken, von seiner Aufmerksamkeit ab zu bekommen, ist nach wie vor ein Kampf und mit dem eben habe ich mir wohl etwas zu viel erlaubt. „'Tsch-Tschuldige.“, ist das einzige, was ich sagen kann. Mir tut es eigentlich nicht leid darum, dass wir es miteinander getrieben haben aber doch schon, dass er es erst gar nicht wollte. „Is' es dafür nicht n biss'l zu spät? Los, zieh dir was an!“, fordert er mich streng auf und wirft mir Boxershort und Hose zu. Mein Shirt konnte ich so halbwegs an behalten. Er hat es mir nur über den Kopf hinweg gezogen, so dass er machen konnte, was er wollte und ich mich kaum noch bewegen konnte. Er hat also … als Einziger etwas von dieser Nähe bekommen. Ich habe nicht viel mehr als sonst sehen oder an ihm fühlen können und trotzdem, das was ich von ihm zu spüren bekommen habe, lässt mich nur wieder geil werden. Je länger ich ihn mir betrachte, desto mehr schleicht sich mir der Gedanke ein, dass das eben vielleicht sogar nur einfach eine billige Nummer gewesen sein könnte. Tzz, natürlich war es das. Als ob Harmony so ein bisschen Sex und das in so einer Situation irgendetwas bedeuten würde. Mir – Mir tut es das dummerweise schon. Ich konnte mich nicht länger zusammen reißen, alles hat sich überschlagen aber verdammt … so habe ich das doch auch nicht gewollt! Nicht so! Ich wollte ihn, ja, da stimmt aber … Das in England, dieser Ausflug und als ich ihn sah … ich dachte wirklich so sehr, dass es nur eine Halluzination war, denn die Tage und Wochen zuvor habe ich mir so, so, so sehr gewünscht und immer wieder gehofft, dass er zurück kommt, dass mir das komplett den Verstand geraubt hat. Erst während seiner Abwesenheit habe ich gemerkt, wie sehr ich ihn eigentlich mag und wie ich immer weniger sagen konnte 'das ist nur so eine Phase'. Seine Stimme ist es am Ende aber auch wieder, die mich zurück holt und mich mein Selbstmitleid verdrängen lässt. „Chill Junge! Steh auf, bevor das noch irgendein Besucher sieht!“, fordert er mich hart dazu auf, spricht leise, damit es auch ja niemand hört. Also nun schon nur noch eine dreckige, schlampige und heimliche Nummer. Gott, wie dumm war ich eigentlich und doch folgen meine Worte, noch eh ich nachdenken konnte: „Seit wann hast du denn solche Angst?“ „Ich habe nicht vor von dem Friedhof hier zu fliegen, also mach endlich!“, wird er nur eindringlicher, doch an seinem gereizten Ton ändert sich nichts. Stimmt, an seinem Ton ändert sich nichts, doch ich merke erst jetzt, wie ernst ihm die Sache ist und frage mich, was genau er hier denn gemacht hat. Ein Friedhof. Wenn er auf einem Friedhof ist, hat das alles vielleicht eine wirkliche Bedeutung für ihn. Ich meine … „Liegt hier wer …“ „Ja verdammt! Also wenn du dich jetzt langsam mal zusammen reißen könntest und mich endlich mit denen alleine lässt!“, unterbricht er mich zähneknirschend und böse fauchend. Er will mich wohl wirklich einfach nur noch los werden … ich kann's langsam echt verstehen und doch sind meine Worte wieder schneller: „Ich – Ich will nicht.“ Ich kann mir selbst wirklich nicht glauben, dass ich so etwas sage. Ich reagiere genauso wie … wie sonst nur Alexy und das kotzt mich so dermaßen an! Das bin doch nicht ich verdammt! „Ist das dein Ernst Junge?! Wirklich?!“ Ich sage lieber nichts mehr, stehe nur langsam mal auf. Mein Blick liegt noch immer auf ihm. Auch wenn ich mir das eben nicht glauben konnte, was ich da sage, stehe ich voll und ganz dahinter. Ich will wirklich nicht gehen müssen. Ich will – Ich will mehr von ihm erfahren und ich glaube, dass ich das am besten hier kann. Er blickt mir genauso tief in die Augen wie ich ihm, böse und fest entschlossen. „Naaaaahhh, okay! Wenn's dich glücklich macht, dann bleib halt! Du kannst echt so nervig sein man!“ „Thehe, das sagt hier der Richtige. Ich hatte noch nie so einen Stress nach dem Sex.“, halte ich ihm entgegen. Ja, irgendwie erinnert mich sein Verhalten an das, was er sonst auch immer gemacht hat. Es ist relativ leicht sich in alte Verhaltensweisen fallen zu lassen und doch ist das heute etwas ganz anderes als vor einem halben Jahr. Ich sehe ihm an, dass er am liebsten kontern würde, dass ich es bestimmt auch noch nie mit einem Kerl auf einem Friedhof getrieben habe aber er tut es nicht. Er steht vor dem Grabstein auf dem er erst noch saß und Musik spielte. Seine Blicke halten auf den Stein und er vergisst so eben ganz offensichtlich alles andere um sich herum. Ich taste mich nach und nach auf selbige Höhe wie er, doch sehe nicht zur Seite. Ich denke, dass er kein Typ ist, der sofort anfängt zu heulen aber vor so einem Grab zu stehen, kann schon wieder eine ganz andere Situation darstellen, eine schwerere. Wenn ich mir den Stein dann auch mal genauer betrachte, fällt mir auf, dass er ziemlich groß ist und der Abstand zum nächsten ist auch immens. Es ist also … nicht nur ein Grab. Es sind mehrere Namen darin eingraviert und sie müssen hier alle nebeneinander darunter liegen. Ich traue mich irgendwie nicht nachzufragen wer die alle sind, was das alles hier zu bedeuten hat a-aber nach nur kurzer Zeit, als offensichtlich wird, dass er doch mit sich zu kämpfen hat, spricht er lieber anstatt auch nur eine Träne zu zeigen. Er atmet tief und hörbar durch, als eine Art Zeichen, dass er sich genug Kraft aufbaut, um sprechen zu können: „Das hier sind – Das sind meine Mutter, meine 3 Schwestern u-und mein großer Bruder.“ W-WAS?! Sie alle … Sie alle liegen hier? Aber warum?! Was ist passiert, dass sie alle tot sind und wo – wo ist sein Vater? Harmony, mit was alles hast du wirklich zu kämpfen? Man wird nicht so wie du nur weil einem gerade mal danach ist. Na toll, jetzt kommen zu der dreckigen Nummer von eben auch noch Schuldgefühle. Warum denke ich nicht nach, bevor ich so etwas tue?! Deswegen hat er sich wohl auch hinter die Weide verkrümelt. Seine Familie ist zwar tot und liegt hier aber es vor ihren Augen mit einem Kerl treiben muss nun wirklich nicht sein. Für ihn hätte ja das alles eben wirklich nicht sein müssen … für mich schon. Seine knappe Erklärung von eben ist jedoch noch nicht vorbei. Er muss nur überlegt haben, ob er mir wirklich noch mehr Dinge erzählt oder nicht. Am Ende aber … am Ende entscheidet er sich für ja: „Also die – die Kleinste von ihnen, sogesehen meine jüngste Schwester, sie hieß Mina.“ „M-Mina?“, rutscht es mir wiederholend über die Lippen. Mist, das hätte ich lieber nicht sagen sollen aber als er nicht reagiert, hoffe ich einfach, dass er es überhört hat, so leise wie es war. Hat er deswegen so lange überlegt? Ich meine, damals im Kaufhaus da … da … ach egal! Ich will nicht weiter darin stochern müssen und auf noch mehr Fragen kommen. Ich bin eigentlich einfach nur froh, wirklich extrem, extrem froh, dass er mir so etwas anvertraut hat. Obwohl es nicht viel ist, so weiß ich nun mehr als vorher und es ist etwas persönliches, was er sonst noch keinem erzählt zu haben scheint. Es gibt zum Schluss nur noch eins, was ich mir nicht verkneifen kann zu fragen, denn diese Frage schwebt mir schon zu lange im Kopf herum. Ruhig, irgendwie schon flüsternd und selten zurückhaltend frage ich: „Harmony wo – wo genau ist denn dann dein – dein Vater?“ „Was, der?!“, zischt er abwertend und sieht zur Seite zu mir. Seine trauernde Stimme ist verschwunden. Er klingt ernst, beinahe böse, als er genauer antwortet: „Der liegt nicht hier, ganz bestimmt nicht. Das würde ich nicht zulassen. Nicht er!“
0 Kommentare
|
Huuuch, ich hatte ganz vergessen, dass man doch recht schnell zu Anfang ein bisschen was über meinen Jungen erfährt °^°
aber sind ja auch nur Kleinigkeiten vom Tellerrand :3 Wörter: 1467
Zeichen: 8200 |