„Gut, dann habe ich wenigstens dann mal meine Ruhe! Jetzt komm!“, befielt er mir streng.
Ich jedoch rege mich nicht. Mir wird erst jetzt klar, dass er einen Grund hatte mich zu mustern. Der ganze Schmutz, all das Blut und alle Wunden sind noch da. Der Direktor hat mich lediglich hier hinein gelegt. Er hat es nicht gewagt mich anzurühren. Mir kommt das Gefühl auf, dass das schon einmal so war, an einem Ort, wo es viele tote Dinge gab. Warum will mir nicht einfallen, wo ich da war und wo er war? Es ist so anstrengend darüber nachzudenken. Ich stemme mich gleichzeitig noch immer gegen die Wand. Meine Füße drücken mich so eng dagegen wie es nur geht. Erneut mustert er etwas an mir, meinen einen Fuß. Auch er sieht nun, dass ich ihn nicht so bewegen kann, wie ich es will. Es sieht aus, als hätte ich ihn mir verdreht, doch genau kann er das nicht sagen, jedenfalls so lange nicht, bis sich das jemand angesehen hat. „Verdammt!“, flucht er erneut auf sich. Ich kann nicht verstehen was mit ihm ist. Obwohl er mir nicht so nahe ist, stört er dennoch meine 'Schwingungen'. Ich kann nicht klar handeln und erst recht nicht denken. Seine Gedanken bleiben mir verborgen, egal wie sehr ich es wissen will. „Willst du das alles nicht endlich los werden?“, ist er mit einem mal ganz ruhig. Er versucht mich irgendwie zu greifen, irgendwie wie es mich nicht stören würde. Es bringt nichts. Ihm fällt nichts ein, wie es klappen könnte. Diese Stimme dringt erst nach unzähligen malen zu mir vor. Er hat es zwar nur einmal ausgesprochen, doch in mir klingt es wie tausendmal. Als er bereits aufgibt, weil es ihm ja eigentlich egal sein sollte, sieht er nur nochmal kurz zu mir. Erneut kommt ihm der Gedanke zu gehen, als ich es doch irgendwie schaffe mich langsam anständig aufzurichten. Meine Verkrampfungen lassen allmählich nach. Vorsichtig ertaste ich den Stoff unter mir. Viel kann ich da leider nicht draus spüren. Er atmet tief und vor allem laut durch, „Na gut, wir … du musst ins Bad. Komm!“, fordert er mich erneut auf. Ich taste mich noch immer auf allen Vieren zur Kante. Es ist anstrengend und ich weiß nicht mal weswegen. Langsam taste ich mich mit meinen Händen vor. Es ist nicht leicht etwas darunter zu spüren, doch erst als wirklich nichts mehr unter meinen Flächen auftaucht weiß ich, dass ich mich endlich setzen kann. Achtsam nehme ich meine Beine nach vorn. Ich muss mit meinen Händen etwas nachhelfen. Ein Bein strecke ich bis ganz nach unten aus. Der Boden ist weit weg, so viel steht schon mal fest. Ich komme nicht mal im Ansatz bis nach unten. Meine Arme tragen mich nur noch und die Ellenbogen habe ich schon weit nach oben gestreckt. Ich kann mich kaum noch halten, als ich auch schon mit beiden Armen wegknicke. Erschrocken fange ich mich noch gerade so mit beiden Beinen ab. „Kommst du heute noch?“, fragt er mich genervt und schaut auch schon um die Ecke. Da falle ich gerade auf beide Beine. Der eh schon tote Fuß schmerzt nun umso mehr. Ich falle ein Stück zur Seite. Reglos bleibe ich sitzen wie ein eingeschnapptes Kind. Er jedoch sieht aus irgendeinem Grund sofort, dass dem nicht so ist. Mein Kopf ist wieder leer, ich habe abgeschalten als wäre ich in einer anderen Welt, in einer ganz anderen, die weit weg ist. Wortlos, zweifellos kommt er auf mich zu. Er hält keinen Abstand mehr so wie erst am Bett. Mit einer Hand umgreift er meinen Oberarm komplett. Er zerrt mich zurück auf beide Beine und sieht nun genau was mein Problem ist. „Ok, dafür braucht man wohl keinen Arzt mehr. Der ist mit Sicherheit gebrochen. Halte dich fest.“, weist er mich streng an und hält mir seinen Arm hin. Tragen kommt für ihn auf keinen Fall in Frage. Danach greifen muss er schon selber, behindert ist er ja wohl nicht! Wie zu erwarten, bleibe ich starr stehen, also halb stehen. Ich weiß, dass er Hilfe braucht aber warum unbedingt ich? Selbst jetzt, wo das Blut schon getrocknet ist, da … Ich sehe wie er versucht unbemerkt seinen Kopf zu schütteln. Er muss an irgendetwas nicht denken wollen. Obwohl ich gerade so gut wie abwesend bin, sehe ich ihn ziemlich klar vor mir. Was ist das nur? Ich weiß nicht aber … ich mag es nicht, jemanden so zu sehen. Ich soll nach seinem Arm greifen meint er, doch so groß bin ich kaum. Er will schon wieder einfach verschwinden, da reagiert mein stummes, ausdrucksloses Ich von ganz allein. Er hat sich schon längst abgewandt, als ich nur einen Schritt nach vorn fallen muss, um sein Hosenbein zu erreichen. „H-Hey! Musst du mir unbedingt an meiner Hose ziehen!“, beschwert der große Junge sich vor mir. Ich reagiere nicht. Er sieht sich so etwas nicht gern mit an, das ist es vielleicht auch, warum er mir Hilft. Nur … warum sieht er so etwas nicht gern? Während ich zwei oder drei Schritte mache, muss er nur einen machen, daher stolpert er halb über seine Füße, nur um mir zu helfen. Jedem normalem Kind würde das ein Lächeln auf die Lippen zaubern, nur mir nicht. Ich halte meine geschlossenen Augen stur geradeaus. Ich versuche nicht zu zucken, bei jedem mal wie ich auftrete. „Dann halte dich wenigstens richtig fest. Es macht es nicht besser jedes mal auf den Fuß aufzutreten. Na los!“, beschwert er sich böse. Ich tue nicht was er sagt. Augen rollend zaubert das nun bei ihm ein schmales Lächeln auf die Lippen. Die Tür zum Bad schiebt er so leise auf, dass ich es kaum mitbekomme. Er scheint genau zu wissen, wie man leise ist, doch was seine Stimme angeht, hält er sich nicht zurück. Das Bad ist klein, eben nur praktisch eingerichtet. In der Mitte steht ein Hocker. „Setz dich.“ Ich versuche zumindest diesmal zu tun was er sagt. Die paar Meter quäle ich mich noch. Allein würde ich da nur hoch kommen, wenn ich wach wäre. „Herr Gott! Wie kann man nur so klein sein!“, beschwert er sich, diesmal ganz kleinlaut, „Kannst du dich allein ausziehen … Nimm wenigstens die Decke ab.“ Ich sage nichts und tue nichts. Er zögert erst, doch hockt sich dann zu mir runter. Sogar auf Knien ist er noch ein Stückchen größer als ich. Der Grauschopf greift behutsam nach der ehemals grauen Decke. Er hebt sie mir sachte von den Schultern und legt sie einfach neben mich auf den Boden. Darunter erscheint mein fast komplett zerfetztes Hemd. Es sieht aus wie aufgerissen, wenn er genauer hinsieht wirkt es sogar, als wären es Bissspuren. Für den Moment bleibt ihm die Luft weg. Es liegt zum Teil daran, dass die offenen, blutigen Wunden vor ihm liegen, als auch daran, wie er mich als normaler Mensch betrachten würde. So viel Blut, es ergibt sich über meinen ganzen Leib. Tragisch. Er nimmt beide Hände wieder zu mir nach oben, als ihm der Gedanke kommt nachzufragen. „Darf ich denn … darf ich es dir ausziehen?“ Als keine Reaktion kommt, muss er fast über sich selber lachen. Wie kam er auf die Idee mich zu fragen. Er entscheidet einfach für mich, dass ich es nicht mehr brauchen würde. Es ist so kaputt, dass er die letzten Reste auch noch zerreißt. Er merkt, wie unangenehm es mir ist, dass er mich so sieht. „Die Hose?“ Zusammenzuckend, nimmt er sofort seine Hände davon. Lieber fragt er sich, wie er die Boxershorts mit einer Hose verwechseln konnte. Ruhig steht er auf. Er hebt mich zugleich an und setzt mich auf den Hocker. Ich wehre mich nicht. Irgendwie weiß ich, er will nichts tun, mir nichts tun. Skeptisch betrachtet sich mein inneres Ich, was er da anstellt. Er nimmt sich einen einfachen Lappen und wäscht mir nach und nach den Dreck aber vor allem das Blut vom Leib, zumindest hat er das vor. Er erinnert mich so sehr an mich, als ich damals hier her kam. Er hat so etwas an sich. Er sieht leer aus, genauso wie ich es war. Wo hat der Rektor ihn nur gefunden und warum ist er hier? … Jetzt fange ich mich schon an für ihn zu interessieren … Mist!, hält er sich selber davon ab sich weitere Gedanken zu machen, es klappt nicht. Das Blut, all das Blut. Ich sah damals so aus, nachdem ich gebissen wurde. Wurde er denn … „Wurdest du … gebissen?“ Versteht er überhaupt wonach ich frage? Ich weiß es nicht, nicht genau zumindest. Alles was ich am Körper trage ist das, was real ist. Er sieht es doch selber oder? Nein, sieht er nicht. Ich kann lediglich mit meinen Schultern zucken, um meine Ahnungslosigkeit darzustellen. Zugleich versuche ich mich umzudrehen. Er merk, wie ich meinen Rücken zu ihm drehen will und hält mich sofort auf. „Nein! Nicht … ich … Hast du eine Wunde auf deinem Rücken? … Blutet sie noch?“, fragt er immer weiter nach. Er braucht keine Antwort, um die Antworten darauf zu wissen. Ich muss … ich …all das Blut … Vor seinen Augen verschwimmt langsam wieder alles, alles bis auf diese eine Farbe. Rot. Automatisch strecke ich ihm meine Hände langsam, fließend, leicht entgegen. Er sieht mich perplex an. All das Rot vor seinen Augen ist mit einem mal verschwunden. Wie kann das sein? Was … Wieso … Seine Gedanken werden immer verworrener. So wie jetzt hat er sich noch nie gefühlt. Wenn man einen Spiegel vorgesetzt bekommt, bringt das viele Fragen auf und erst recht, wenn dieser Spiegel eine andere Person ist. Er weiß, wie es ihm ging und noch immer damit geht. Das wünscht man keinem anderen. Schon nur deswegen, hofft er keine Bisswunde zu finden. Das hofft er wirklich. „Nein, ich mach schon.“ Er hat sich eine Schüssel genommen und mit heißem Wasser befüllt. Als er nur einmal damit auf meine Haut kommt, ziehe ich meinen eh schon abgemagerten Bauch ein. „Zu heiß?“ Für eine Weile wartet er noch. Sobald es angenehmer wird, macht er weiter. Er tastet dabei meinen ganzen Oberkörper ab. Tupfend entfernt sich all das getrocknete Blut. Er dachte bisher, dass alles von mir stammen würde, doch ihm wird klar, dass der Geruch dafür zu schwach ist. Viel schlimmer als das all diese Massen von mir stammen wäre, wenn genau diese Massen von anderen wären. Das könnte bedeuten … nein, wenn er noch weiter denkt, dann kommt er an keinem guten Ende an. Das Wasser färbt sich allmählich und ich werde dagegen sauber. Wenn er mal zu doll drückt oder ich mich wieder und wieder daran erinnere, mich anrührten zu lassen, fahre ich scharf zusammen. In den Momenten lässt er von mir. Eine Bewegung zu viel und mein Herz bleibt mir vielleicht ganz stehen, glaubt er. Wenn ich mich schon nur anrühren lassen kann, indem ich mich selber einschließe, wie solle er da auf andere Gedanken kommen? Er hat so gut wie keine Schmerzen. Seine Finger sind tiefblau und auch seine Füße, nein, falsch … seine Beine. Kein Wunder, dass er sich kaum aufsetzten kann. Er hat doch die ganze Zeit über in meinem Bett gelegen, wie …Hör doch endlich auf, hör auf damit! Denk nicht so viel über ein Kind nach, was eh höchstens eins zwei Tage bleibt und …, reißt ihn das, was sich vor ihm ergibt aus seinen Gedanken. All seine Hoffnung, die er hatte, zerplatzt mit einem mal. Mein ganzer Körper ist zerbissen. Einige Wunden müssen schon älter sein. Sie sind komplett vernarbt. Eins steht dadurch zumindest fest: Wäre es einer wie Kaname gewesen, würden die Wunden sauber ausfallen. Er wagt es nicht zu fragen woher sie kommen, von wem oder seit wann. Sein Kopf ist das Gegenteil von meinem. Er stellt sich viele Fragen. Das wird ihm schon bald zu viel. So viele Gedanken hat er sich schon ewig nicht mehr gemacht und das wollte er auch nie mehr. Wie erst schon, schüttelt er sich auch diesmal kaum merkbar die Gedanken aus dem Kopf. Mein inneres Ich brüllt so laut wie noch nie. Es will, dass ich meinen Arm zu ihm ausstrecke, so wie erst schon und es will, dass ich mich umdrehe. Warum will es das? Das geht doch niemandem etwas an. Zwei Dinge, doch nur zu einem fähig. Die Entscheidung bleibt bei mir, da ist es mir lieber, erneut die Hand zu ihm zu reichen. „Was – Was ist denn? Jetzt hör schon auf. Ich habe doch gesagt ich mache das schon!“ Wow, sogar ihm ist diese herrische, auf besondere Weise bestimmende Einstellung neu. Bis eben hat er noch daran gedacht, dass er lieber gehen sollte wegen all dem Blut, doch was er da von sich gibt ist genau das Gegenteil. Er spürt, wie ich sofort wieder zittere. Er wurde so laut, fast laut genug um den altmodischen Mann zu wecken. Hastig versucht er seine eigene Aussage in ein anderes Licht zu rücken. „Sind ja nur noch Verbände und die Schiene für deinen Fuß. Erwarte keine Meisterleistung von mir, denn Lust habe ich nicht darauf! Zum Arzt musst du trotzdem und das machst du gefälligst allein!“ Sobald er das ausgesprochen hat, bin ich wieder vollkommen weg. Das erkennt er daran, dass mein Arm einfach fällt, fast so als wäre ich mit einem mal Tod. Er hat mich verloren und ich habe auch nicht vor noch einmal aufzuwachen. Zum Boden sehend, bemerke ich, wie immer noch irgendetwas nicht mit ihm, „Gut so, nerve mich ja nicht weiter!“, droht er mir. Er fängt an zu suche. Er weiß gar nicht wo sich die Verbände in diesem Haus befinden. Er hat nie welche gebraucht, nur das eine mal und das hat Yúki für ihn gemacht. Ich kann spüren, wie sein Blut anfängt schneller zu fließen. Er wird entweder nervös oder sauer. Ich tippe auf das zweite, was von seinem genervten Stöhnen unterstützt wird. Für einen kurzen, äußerst seltenen Moment, sind sich mein Innerstes und mein Äußeres einig. Es zaubert 'uns' ein schmales, ausgehungertes Lächeln auf die Lippen. Er ist so in seine Sache vertieft, dass er mindestens fünf mal an mir vorbei läuft, eh er es sieht und endlich inne hält. Gleich danach verschwindet es von mir. „Du willst keine Verbände … richtig?“ Außerdem müssen seine Gliedmaßen eh erst einmal auftauen, eh da verbände drum können., korrigiert er sich selber. Ihm ist die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. Er wollte ja erst schon ins Bett, doch da lag ich ja schon. Ich hasse es, wenn man sich Umstände macht, wegen nichts und wieder nichts. Ich weiß, dass ich das schon irgendwie aushalten aber woher weiß ich das? Ich fühle mich furchtbar, als wären da überall schwarze Löcher in meinem Kopf. Vielleicht kommt es auch daher, dass sich mein Kopf ab und an ausschaltet und ich in Leere versinke. Der Day Class Schüler ist inzwischen schon weg. Vielleicht hat er eingesehen, dass er das nicht tun muss. Vielleicht hat er sich eben schlafen gelegt aber nein, natürlich hat er das nicht. „Na komm, steh auf!“, kommt er mit einem mal um die Ecke und erhebt böser als bisher seine Stimme. Ich verkrampfe sofort. Meine Hände, meine kalten, eisigen, blauen Hände umschließen den Rand des Hockers. An der Unterseite drücke ich so fest mit den halbtoten Spitzen zu, dass sich Kratzer darin verewigen. Er ist so furchtbar empfindlich ... Selbst wenn ich nicht mit meinem Problem zu kämpfen hätte, könnte ich ihm niemals helfen, niemals … Und doch handelt er wieder, egal wie sehr sein Kopf es verweigert. Er packt meinen Arm. Ich schrecke nicht mal zurück. So tief war ich noch nie in meinen Gedanken. Er nimmt mich mit in sein Zimmer, in sein altes Zimmer. Da wo ich erst noch lag, zwingt er mich nun mich hinzusetzen. Nichtmal meinen Fuß bekomme ich mit, wie er pocht, als hätte er ein eigenes Herz. Er hat diesmal nicht mal versucht mich zu stützen, dadurch ist es nur schlimmer geworden. Er verschließt sich vor der Tatsache und macht weiter wie gewohnt. Am Bett steht eine Schale mit ein paar Tüchern. Das hat er bis eben also getan. „Na los, leg dich endlich. Ich fasse dich auch bestimmt nicht an, wirklich, ganz bestimmt nicht!“, wird sein Ton immer abwertender. Noch immer kommt nichts von mir. Man könnte meinen, dass es nur am Badezimmer lag, dass ich etwas mehr von mir gegeben habe. Widerspruchslos lässt sich mein Oberkörper nach hinten fallen, in das riesige Federkissen. Er packt nur schnell meine Beine und hebt sie von der Kante gerade auf sein Bett. Erneut muss er wütend runter schlucken – SEIN Bett! „Die warmen Umschläge sollten gegen deine eingefrorenen Körperteile helfen. Sie sorgen dafür, dass sie langsam auftauen.“ Warum erzähle ich ihm das überhaupt, da kann ich mich auch vor meine Wand stellen!, stöhnt er innerlich genervt auf. Unter mir liegen ein paar Handtücher, da die feuchten Tücher ja doch ihre Nässe abgeben könnten. Das ist es also, was sich so rau unter mir anfühlt. Er legt sie mir träge an, mit dem Ziel vor Augen jetzt wirklich ENDLICH schlaffen zu können. Ihm bleiben nur noch wenige Stunden. Nach und nach breitet sich die Wärme auf mir aus. Es kribbelt in meinen Fingerspitzen und an den Beinen. Es kitzelt und tut gleichzeitig weg. Ich merke zwar, dass es mir dadurch besser gehen wird aber der Schmerz bis dahin durchbohrt mich. An meinen Beinen lässt er sich viel Zeit. Ich hatte erst schon Probleme als es um die Boxershort ging, also dürfte das jetzt wohl genauso unangenehm sein. Obwohl sich äußerlich nichts weiter an mir ändert, gibt er sich schon fast Mühe mir nichts zu tun. Ich kann ganz ruhig liegen bleiben, so wie bei sonst noch keinem. Die Schale lässt er auf seinem Nachttisch stehen. Er legt sich direkt neben mich, mit dem Rücken zu mir. Sein Ziel für heute hat er nach langem erreicht, als es so still ist, dass es zum ersten mal möglich ist meinen Atem zu hören. Er geht gleichmäßig und doch bemerkt man, dass es lauter ist als gewohnt. Der Grauschopf begreift erst jetzt, welche Schmerzen die Umschläge bereiten können. Jetzt lass es endlich!, brüllt sein Innerstes endlich laut genug, um ihn zu erreichen. Er schließt seine Augen und schläft sofort ein. Der gleichmäßige Atem meinerseits hilft ihm auch noch dabei. Durch den einfachen Takt, kann er schnell Ruhe fassen. Ich frage mich unwillkürlich, ob seine Schlafenszeit mit dem Tagesanbruch beginnt. Ich verstehe diesen Jungen nicht und auch nicht, warum er mir versucht hat zu helfen. Erst lange nach ihm, kehrt auch in mir Ruhe ein. Eng an die Wand hinter mich gedrängt und von ihm abgewandt schlafe ich endlich, so wie er.
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