Mit kräftigen Schritten haste ich den Markt entlang. Ich kann hören wie die Erde unter meinen Füßen bebt. Meine Augen zeigen mir genau, wo ich hin muss. Ich kann sie spüren, ihre Aura, ihre Präsenz. Sie macht mir Angst, doch nicht, weil ich glaube, sie könnte mir etwas tun, sondern weil ich weiß, sie kann IHM etwas antun. Mir wird klar, was ich aufgebe, wenn ich genau jetzt auf den Plan trete, doch ich zögere nicht, keine Sekunde.
Ich lasse nicht zu, dass man meinen Freunden etwas antun, egal wem! Doch bevor ich an diesen Punkt angelangt bin, muss ich erst mal ein ganzes Stück zurück gehen und mich an all das erinnern, in was ich hier rein gerutscht bin. Kaum zu glauben, wie das alles mal angefangen hat. Ein neuer Beginn in einer neuen Stadt. Ich bin erst 16, zumindest steht das auf meinem Ausweis. Ich wollte unbedingt in diese Stadt. Sie strahlt so viel Leben aus und ist voller Grün. Genau hier beginne ich mein neues Leben und eine neue Ausbildung. Für die Zeit, kann ich mir sogar eine eigene Wohnung mieten. Der Erfolg lässt mich strahlen. Gleich am ersten Tag will ich keinen Fehler machen, angefangen bei meiner Kleidung. Für den Anfang sollte es schlicht sein, nicht zu viel und nicht zu wenig. Egal in welcher Hinsicht! Ein schwarzes Shirt mit aufgestickten roten und rasa Blumen sollte dafür reichen. Dazu nehme ich die schwarze, blickdichte Leggins und meine kurze, blaue Hotpant. Mein langes, blondes Haar stecke ich auf eine Seite zusammen. Nach einem Blick auf die Uhr wickle ich mir noch schnell den dunkelblauen Karo-Schal um, die Schuhe an und meine Sachen geschnappt. Beim verlassen der Wohnung, blicke ich noch schnell in den Spiegel und streiche meine Kleidung glatt. Die ersten Wochen vergehen wie im Flug und die Tage sind so abwechslungsreich. Ich lerne tausende neue Dinge. Gerade in der ersten Woche geht es nur um Blätter ausfüllen hier, Sachen anprobieren da und die einzelnen Bezirke ansehen dort. Immerhin lernen wir dabei eins, zwei Dinge. Schon gleich darauf geht es voll los, wie eben schon beschrieben. Es gibt nur ein Problem an der ganzen Sache, nach diesen ersten Wochen wird es monoton und damit komme ich nicht gut klar. Sobald ich handeln kann ohne zu denken, habe ich zu viel Zeit zum nachdenken über andere Dinge. Woran ich da denke? Dummerweise schon jetzt ans sterben. Jedes mal reißt es mich aus meiner Arbeit, meiner Bewegung. Verängstigt zucke ich zusammen und schüttle meinen Kopf. Es verfolgt mich überall mit hin, egal wo ich bin. Umso mehr kümmere ich mich darum am Wochenende unter Menschen zu kommen. Dieses Wochenende fahre ich Bahn für Bahn die ganze Stadt ab, bis ich irgendwo außerhalb lande. Neugierig blicke ich mich um. Meine Aufmerksamkeit fällt auf den Teich. Genau durch die Mitte verläuft ein Weg, welcher so tief liegt, dass ich mit meiner Nasenspitze gerade so in Höhe der Wasserlinie bin. Die riesige Fläche wird von drei großen Gebäuden umringt. Sie bestehen zu 80% aus Glas, wodurch ich überall hineinsehen kann. Kein einziger Mensch war da. Als ich mich umsehe, entdecke ich auf dem ganzen Platz nur drei Personen. Ein altes Pärchen von mindestens 90 Jahren und einen selbstverliebten Fotografen. Wieder bin ich allein! Auf der Suche nach mehr neuem und aufregendem, entdecke ich ein paar Stufen. Diese stürze ich förmlich hinauf vor lauter Aufregung. Mit einem mal stehe ich vor einer Schnellstraße. Mir wird klar, dass ich hier kurz vor der Autobahn bin. Kaum vorstellbar, dass ich so weit raus gefahren bin. Die Straße verliert schnell an Aufmerksamkeit. Viel mehr betrachte ich alles auf der anderen Seite davon. Als erstes fällt mir da die McDonalds-Filiale auf. Neugierig muss ich unbedingt da rüber. Erst beim zweiten mal hinsehen, fällt mir auf, dass direkt dahinter eine Geschäftsmeile ist. Genau nach so etwas habe ich gesucht! Mir fällt auf, dass ich schon auf der anderen Seite der Straße bin, dabei habe ich weder auf Verkehr noch auf Passanten geachtet. Ein Glück ist nichts passiert. Ich stöbere gerne in solchen kleinen Läden herum. Das einzige Problem, meistens sind genau diese zu teuer für mich. Allein ein einziges Teil schafft es in meinen Besitz überzugehen. Erst zum Schluss, ganz am Ende der Meile, entdecke ich ein großes Tiergeschäft. Ich bin begeistert von der Vielfalt dieses Ladens. In einem Wahn von Spiellaune, probiere ich beinahe alle Sachen aus, die eigentlich für die Tiere gedacht sind. Jeder Winkel wird von mir angeschaut. Ich merke kaum, wie schnell dabei die Zeit vergeht. Doch nach einer Weile beschweren sich Kunden über mich und Angestellte weisen mich zurecht. Also halte ich inne. Meine Hände halte ich krampfhaft an meinem Oberteil fest, damit ich ja nichts anders mehr anrühre. Nur noch ein einziges mal fasse ich etwas an – die Flyer über Nagetiere und andere Kleintiere. Ich lese sie mir zwar schon in der Handlung durch, packe aber von jedem einen ein. Recht schnell kommt mir ein Gedanke in den Sinn, welcher mich nicht mehr loslässt. Unter all den Mäusen, Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen und ähnlichem, finden sich auch Frettchen wieder. Von denen bin ich noch immer am meisten begeistert. Zufrieden richte ich mich auf und lächle vor Vorfreude ins Nichts. Damit war die Sache beschlossen: Ich will nicht länger allein sein!
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