WOW, wer hätte gedacht, dass nun doch alle so scharf darauf sind in diesen Park zu gehen. Naaa gut, ich kann ja nicht gerade sagen, dass ich weniger interessiert daran bin mal zu sehen, was die Jungs so in ihrer Freizeit machen. Ich hatte schon oft das Gefühl, dass sich die meisten Freundschaften nur rein auf die Schule konzentrieren würden. Ab und zu scheinen sich die Mädchen mal zum Einkaufen zu treffen aber ansonsten … irgendwie traurig, dass so wenig Aktivität außerhalb der Schulzeit stattfindet. Es ist glaube ich das erste Mal, dass sich so viele an einem Ort außerhalb der Schule treffen. Schön, dass Alexy die Jungs nun auch noch gefragt hat. Ich glaube von allein hätte ich mich da nicht mit eingemischt.
Apropos Alexy, was ist überhaupt mit ihm? Er hängt zwar mit den Mädchen zusammen aber hört ihnen nicht mal wirklich zu. Immer nur „hmm“ und „jaa“ als Antworten. Das ist glaube ich kein gutes Zeichen für Alexy. Na ja, ich will eigentlich auch nicht groß neugierig sein. „Hey Lexy, willst du nicht mal vorfahren?“, scheint auch Armin etwas bemerkt zu haben. Er mischt sich oft ein oder zwängt sich zwischen Situationen, die ihm so nicht gefallen. Ob das den anderen wohl schon mal aufgefallen ist? Aus meiner Perspektive scheint das wohl offensichtlicher zu sein. Die Mädchen sehen den Blauschopf fragend an. „Du – Du kannst schon fahren?“, wollen sie alle plötzlich wissen. War nicht auch das von vornherein abzusehen, bei so einem Freund? Alexy erzählt: „Wie man es nimmt. Ab und zu hat er mir etwas gezeigt aber Profi bin ich nicht. Armin ist da schon um einiges besser drin. Ich habe immer lieber zugesehen. Was ist eigentlich mit euch? Ihr habt euch keine Skateboards geholt.“ „Wir geben doch nicht extra Geld dafür aus, was wir vielleicht nur einmal machen werden.“ „Wie Rosa bereits sagte: VIELLEICHT!“, ergänzt Misami sogleich, damit es Alexy auch ja ganz genau weiß. Sie werden also mit Sicherheit nichts tun und nur daneben sitzen. Kopfschüttelnd kann ich nur darüber zischen. „Was ist los?“, hinterfragt der Rotschopf neben mir. „Nichts.“ „Hmmmhm, sicher doch. Ähm … warum genau kommst du eigentlich mit? Sage nur old Man ist mal neugierig?!“, zieht er mich auch noch damit auf. Mein Blick wandert zu ihm herüber: „Reicht es nicht, wenn mich einer so nennt?“ „Uuuuu, was ist, wenn ich einfach damit weiter machen?“ „Ich werd's ignorieren.“ „Und was genau soll das bringen?“, provoziert Cas weiter. „Fragst du das echt gerade? Überlege mal Castiel. Nicht nur du wirst dann ignoriert und seine Laune fällt dann wohl auf die Band oder sogar dich zurück. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege aber ich war der Meinung, ihr würdet euch ganz gut verstehen.“, argumentiere ich ihm gegenüber. Er sieht eingeschnappt zur nächstbesten Seite weg und zischt. „Hab's ja verstanden. Korrigiere du mich aber genauso, wenn ich falsch liegen sollte aber ihr zwei scheint euch ja noch um einiges besser zu verstehen!“ Was? Warum ist er denn jetzt so sauer? Ich habe ihn doch nur daran erinnert was passieren könnte. Niemand hat gesagt, dass das wirklich eintreten würde, wobei … es ist Harmony, es würde bestimmt so passieren. „Wir verstehen uns besser? Wie kommst du auf die Idee?“ „Habt ihr euch mal zugehört? Wie ihr miteinander redet, wie er sich ändert, wenn du etwas sagst und wie du dich änderst, wenn er etwas sagt.“ Ich schweige, als er mir das vorhält. Blicke auf den Boden unter meinen Füßen und frage mich unweigerlich, ob er vielleicht recht haben könnte. Mir ist das noch nie so wirklich aufgefallen a-aber verstehen wir uns wirklich besser? Nein, das glaube ich nicht. Nach der Sache damals kann das unmöglich sein. Wir kennen uns einfach länger, wobei auch das wohl kaum stimmen kann, rechnet man mal die Zeit, in der wir nichts miteinander zu tun hatten, vom Rest ab. Am besten müsste ihn also … Alexy, n-nein Armin kennen. Ich kenne ihn nur, als … ich weiß auch nicht. Das damals jedenfalls war nicht der Gleiche Harmony wie er es heute ist. Darüber nachdenken tut mir irgendwie weh, bis ins Herz zieht so ein dämliches stechen. Er war mal wie ich, ganz genauso, vielleicht sogar noch ein Stück mehr in sich gekehrt. Wir brauchten keine Worte um uns zu verständigen. Wir gingen auf verschiedene Schulen aber was machte das schon? Da stand immer dieser Baum, genau zwischen seiner und meiner Schule. Wir haben uns immer da getroffen. Er saß darauf und ich suchte einen Platz, wo ich allein sein konnte. Ich wollte Musik hören, nur für mich und singen können, ohne dass es jemand hört aber … mit der Zeit, wie er von seinem Baum herunter kam, wir immer zusammen die selbe Musik hörten und nicht miteinander sprachen, … wollte ich das nicht mehr … Es war so albern. Wie er mich angesehen hatte, als ich einfach anfing eines seiner Lieblingslieder nach zu singen. Er war so schockiert meine Stimme mal zu hören. Ich habe sofort wieder aufgehört, hochrot und von ihm weggesehen. Wie anders er damals doch war. Er – Er hatte Angst davor … kam drei Tage lang in den Pausen nicht mehr, in denen ich mich allein unter dem Baum verkrochen hatte. Ich hatte … keine Lust mehr auf Musik. Am darauffolgenden Tag wollte ich nicht wieder hingehen, habe es aber trotzdem getan, kam ein paar Minuten zu spät, weil ich mir Zeit gelassen hatte und da - da saß er plötzlich wieder da. Er lehnte wie immer gegen den Stamm, hat völlig eingeschüchtert über seine Schulter geschaut, doch diesmal war da etwas anders. Er hatte etwas bei sich, kein Handy, kein MP3-Player. Es war – Es war eine Gitarre und er lächelte zum ersten Mal, als ich es bemerkte, ganz schwach, kleinlich aber das reichte. Seitdem singe ich wohl schon und er spielt seitdem. Es war anstrengend, weil er keinen Ton so traf, wie er es sollte. Wir gingen das alles etwas zielstrebiger an. Er sah sich Videos an und ich übte fast Tag und Nacht und schrieb meine eigenen Texte. Die Noten, die ich dazu schrieb, brachten rein gar nichts. Also stellten wir es so weit um, dass Text und seine Riffs zusammen passten und uns BEIDEN das Endergebnis gefiel. Von Monat zu Monat veränderte er sich, er wurde offener, doch das störte mich absolut nicht. Es war amüsant, hat richtig Spaß gemacht. Lange Zeit, gab es nur ihn und mich und unsere Musik, die wir uns so mühsam aufgebaut hatten, doch dann … dann bekamen wir dieses Angebot und ich begriff schnell weshalb wir es bekamen. Ich erwischte Harmony und einen aus der anderen Band hinter der Bühne. Ich sagte nichts, doch er sah die ganze Zeit nur über die Schulter des zweiten Sängers hinweg, direkt zu mir. Sein Ausdruck war so … fest, sicher, beinahe schon böse. Ich hätte es da schon bemerken können, bemerken können, wie er eigentlich ist aber … ich wollte das wohl nicht wahr haben. Ich bin sofort wieder vor den Vorhang geflüchtet. Seitdem hielt er mir das immer wieder vor, hat gefragt, warum ich nichts gesagt und stattdessen nur gestarrt habe. Ich antwortete ihm, dass es mir egal sein könnte, was ihm immer den Anlass dazu gab mir seine Arme um den Hals zu legen und mich anzumachen. Er hat es immer wieder getan, wurde immer aufdringlicher. Erst bei den Auftritten, dann bei den Proben und am Ende sogar in der Schule. Das alles binnen weniger Monate – vielleicht ein halbes Jahr, vielleicht auch 9 Monate. Wir machten schnell Fortschritte, wurden bekannter, beliebter aber als es darum ging zum ersten Mal im Fernsehen aufzutreten, auf einer klitzekleinen Bühne und einem fast unbekanntem Sender … ist er nicht aufgetaucht. Es war seine Idee und die des Zweitsängers. Er wusste, dass ich es nicht wollte. Mir war der Ruhm nicht so wichtig wie der Spaß an der Sache. Auch das wusste er, besser als die anderen es wissen konnten. Und er konnte sich sicher auch denken, dass ich alles gern so gewollt hätte, wie wir damals anfingen. Trotzdem sagten sie zu und am Ende … sind wir nicht mal aufgetreten. Der Zweitsänger ist nicht aufgetaucht, ich habe schon vor dem Konzert keinen Ton mehr raus bekommen und Drummer und Zweitgitarrist waren genervt. Warum ich keinen Ton mehr raus brachte? Vielleicht … hat Castiel einfach recht. Wir waren schließlich irgendwo doch mal Freunde. Es … ja, es tat einfach zu weh aber auch nur aus diesem Grund weiß ich ja auch, dass man ihm nicht vertrauen kann. Ich glaube inzwischen, dass weder das jetzt noch das damals der echte Harmony waren … sind. Er war mein bester Freund. Wir hatten das gleiche Hobby, haben immer mehr Kontakt mit Menschen bekommen, uns mehr daran gewöhnt aber irgendwo … ist er wohl einfach davon gelaufen und hat mich allein zurück gelassen. Das … werde ich ihm niemals verzeihen und trotzdem – trotzdem … wenn wir wieder zusammen spielen ist alles so, als wäre nie etwas gewesen. Es macht einfach wieder – wieder Spaß. Ich fürchte schon jetzt den Auftritt der kommen wird und habe trotzdem meinen Spaß an den Proben und den Albernheiten, seinen Anmachsprüchen, die ich eigentlich immer nur abwimmle und dem Beobachten seiner fast schon dummen Eigenschaften, wie er die anderen damit nervt oder zum durchdrehen bringt. Ich vertraue ihm nicht und habe trotzdem so ein blödes Gefühl, dass wenn ich mich jetzt im Schulgarten verkriechen würde, er … Würde er davon wissen, würde er bestimmt … Kopfschüttelnd kann ich mich aus diesen Erinnerungen befreien. Es sind nur Erinnerungen und das sollten sie auch bleiben. Ich will keine Wiederholung der Geschichte. Wo ich gerade daran denke … Diese ganzen Anmachsprüche, die hat er nicht nur bei mir drauf gehabt. Er hat keinen Hehl daraus gemacht wie er ist und auf was und vor allem WEN er steht. Bei Nathaniel zeigt er schon genau die Gleiche Macke und Kentin ist ja wohl der beste Beweis dafür, dass Harmony einfach alles bekommt, was er will. Ob er hier wohl schon alle irgendwie angemacht hat? Wer wohl schon alles darauf reagiert hat? Mein Blick wendet sich an Castiel. Er wirkt eigentlich wie immer. Die Beiden scheinen nur ab und an mal zusammen zu rauchen. Seltsam. Es gibt wirklich Leute, die er absolut nicht anmacht. Dabei scheinen die Beiden sich doch recht gut zu verstehen. Wäre er nicht normalerweise eines seiner ersten Ziele? Wer weiß, vielleicht sieht er ihm auch einfach an, dass Castiel sich darauf nicht einlassen würde. Ich will auch lieber nicht wissen, an wie viel Erfahrung er in den letzten 5 Jahren gewonnen hat. So oder so, mich kriegt er niemals herum. Wer weiß, ob er es überhaupt nochmal so hartnäckig probieren wird wie damals. Es sind inzwischen wohl einfach zu viele auf einmal. Hhhnein, er wird es bestimmt nicht mehr probieren. So oder so bin ich Alexy lieber ein guter Freund. Da will ich echt nicht wie die anderen sein. Sollte er es also nochmal jemals bei mir versuchen, lautet die Antwort NEIN. Sie kennen sich schon ein Jahr. Er muss bemerkt haben, dass Harmony nicht der treuste sein kann und ständig mit anderen herum macht. Muss weh tun so etwas zu wissen aber wer weiß. So viel haben sie ja noch nicht über sich erzählt. Vielleicht darf Harm es ja sogar. Wüssten das die Mädchen … die würden komplett durchdrehen. Vielleicht drehen sie aber auch so oder so durch … egal was der Punker macht. „Alexy, nun sage schon, was hast du heute?“, bemüht sich Melody um ein ruhiges Gespräch. Er reagiert wie immer: „Hmmm.“ Ui, da scheint er wohl nicht aufgepasst zu haben. Kim macht sich die Mühe vor ihn zu springen und rückwärtsgehend mit den Fingern vor seinem Gesicht zu schnippen. Zwar wacht er nun aus seiner Trance auf, sieht sie aber nur verwirrt an. Kein Wunder, dass er von nichts weiß. „Hmm? Was ist denn?“ Da stellt sich mir doch auch langsam die Frage, warum er so abwesend und teilweise auch ausdruckslos ist. Das geht schon bald über schlechte Laune hinaus. Es kann doch wohl schlecht daran liegen, dass sein Freund heute nicht im Unterricht war oder? Na ja … wobei … Alexy's Laune wurde von Stunde zu Stunde schlechter. Wenn das echt der Grund ist … Tief ausatmend nehme ich eine Hand vor mein Gesicht. O je, diesmal habe ich wohl nicht ganz aufgepasst. Castiel bemerkt es sofort, sieht mich nur wieder fragend an. „Okay, ich weiß ja, dass du Neugierde nicht magst aber bei SOLCHEN Reaktionen kann man nur schlecht wegsehen Lys!“ „Es ist nur … Alexy eben.“ „Ach, sage nur das ist dir auch schon aufgefallen?“, zieht mich der Rotschopf auf. Leicht lächelnd sehe ich zu ihm: „Hey, du unterschätzt mich Castiel.“ Er grinst zurück und meint: „Du mich oft genug genauso!“ Zwischen den vielen Gesprächen hindurch, ist dann aber eine Stimme ganz deutlich heraus zu hören, eine laute, aufgebrachte Stimme. Bevor wir überhaupt am Skatepark ankommen, weiß jeder Bescheid, welche Person sich schon da befinden muss. Natürlich nimmt es Alexy wieder an sich als erster nachzusehen. Selbst davor stehend, blickt jeder auf den Jungen mit dem heute mal pinkem Haar. O Gott, da kann man ja wirklich nicht wegsehen. Alexy grinst zumindest einen Moment darüber, wie wir anderen auch, doch der Ernst der Situation kehrt schnell zurück. Harmony scheint sich, so selten das auch vorkommen mag, mal wieder mit jemandem zu streiten. Okay, Sarkasmus bei Seite. Ich glaube, es gibt kaum Situationen, in denen er nicht anfangen würde sich zu streiten. Heute hat er es auf einen anderen Kerl abgesehen. Der Kerl liegt vor Harmony auf dem Boden, beide befinden sich im Pool. Harm steht mit einem Fuß direkt auf seinem Brustkorb. Der Typ vor ihm kann kaum noch atmen. Der Punker meint es wohl echt ernst, rammt seine Ferse auch noch direkt in sein Brust-Dreieck und seine Augen blitzen, als wolle er ihn umbringen. Noch mehr nimmt der Typ unter ihm sich wohl zurück wegen Harmony's zweitem Fuß, welchen er direkt zwischen dessen Beinen postiert hat. Was ist diesmal wohl passiert, dass er so durchdrehen musste? Wurde der Typ etwa zu aufdringlich? Bei Harmony … ist das nur zu gut vorstellbar.
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